Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Der Heilige Geist – Teil 1: Der Heilige Geist Gottes

Lesedauer: 16 Minuten

„Der Geist Gottes schwebte über den Wassern.“

1. Mose 1:2

Kein Thema ist von größerer Bedeutung als das Zeugnis der Bibel über den Geist Gottes und seine Beziehung zu allen seinen gewaltigen Werken. Der Geist Gottes wird mehrere hundertmal in der Bibel erwähnt. Im Neuen Testament wird er gewöhnlich der „Heilige Geist“ genannt. Im Alten Testament ist das Wort „Geist“ eine Übersetzung des hebräischen Wortes ruach, das Prof. Strong mit „Wind“ erklärt. Dasselbe Wort wird viele Male mit „Odem“ übersetzt. Im Neuen Testament ist das Wort „Geist“ eine Übersetzung des griechischen Wortes pneuma, das nach Prof. Strong „Atem oder Luftzug“ bedeutet.

Lasst uns jedoch nicht daraus schließen, dass der Heilige Geist Gottes nur Wind oder ein Windstoß ist. In den alten hebräischen und griechischen Sprachen gab es nicht für alles ein eigenes Wort, besonders, wenn es darum ging, Gedanken über Gott und seine mächtigen Taten auszudrücken. Im Laufe der Zeit haben jedoch viele Wörter mit spezifischen Bedeutungen eine angepasste Bedeutung angenommen. So wurden die Begriffe ruach im Hebräischen und pneuma im Griechischen, die ursprünglich die unsichtbare Macht des Windes bezeichneten, zu Begriffen für jede unsichtbare Kraft oder Macht und wurden zur Beschreibung der unsichtbaren Macht Gottes verwendet.

Der Heilige Geist

Im weitesten Sinne ist der Geist Gottes also die unsichtbare Kraft Gottes. Es ist die unsichtbare, undefinierbare Kraft des Schöpfers, durch welche er alle seine guten Vorhaben ausführt. Es ist jene mächtige Kraft, die nicht vereitelt werden kann, und durch die der Schöpfer das ganze Wohlgefallen seines Willens durchzuführen vermag. Der HERR sagt: „Ich habe geredet und werde es auch kommen lassen; ich habe entworfen und werde es auch ausführen.“ (Jesaja 46:11) Der Schöpfer sagt auch, „Mein Wort (…), das aus meinem Munde hervorgeht: es wird nicht leer zu mir zurückkehren, sondern es wird ausrichten, was mir gefällt, und durchführen, wozu ich es gesandt habe.“ (Jesaja 55:10,11)

Der Geist oder die Macht Gottes wird in der ganzen Schöpfung geoffenbart. Der Geist Gottes war es, der diesen Planeten aus einer leeren, formlosen Masse zu der schönen Erde bildete, die sie heute ist, und sie zur Unterhaltung unzähliger Arten von belebten und unbelebten Dingen tauglich machte. Es war der Geist Gottes, der bei diesem Gestaltungswerk den mächtigen Ozeanen eine Grenze setzte, sodass der Schöpfer sagen konnte: „Bis hierher sollst du kommen und nicht weiter, und hier sei eine Schranke gesetzt dem Trotz deiner Wellen.“ (Hiob 38:11)

Gottes Macht brachte auf der Erde das Gras und die Kräuter hervor. Es war sein Geist, der seinen Beschluss in die Tat umsetzte: „Es wimmeln die Wasser vom Gewimmel lebendiger Wesen.“ Wahrlich, sein „Geist schwebte über den Wassern.“ (1. Mose 1:2,20) Es war der Geist Gottes, der sein Wort erfüllte: „Die Erde bringe lebendige Wesen nach ihrer Art hervor.“ (1. Mose 1:24) Es war die Kraft Gottes, die bei der Erschaffung des Menschen am Werk war.

Es ist die Kraft Gottes, die in geheimen, nur ihm bekannten Vorgängen alles Leben auf der Erde befähigt, seine Art hervorzubringen. Salomo schrieb: „Gleichwie du nicht weißt, welches der Weg des Windes ist, wie die Gebeine in dem Leib der Schwangeren sich bilden, ebenso weißt du das Werk Gottes nicht, der alles wirkt.“ (Prediger 11:5) Salomo war der weiseste aller Menschen seiner Tage. Er erkannte jedoch seine Unwissenheit darüber, wie der Geist Gottes wirkt, und unsere Wissenschaftler heutzutage können nichts Besseres tun, als zu Salomos Bekenntnis „Amen“ zu sagen.

Wir können das Wirken der göttlichen Macht nicht verstehen. Wir können nur bewundern, was sie bewirkt. Wie der Wind ist sie wahrlich eine unsichtbare Kraft. Die Schwerkraft ist eine ihrer Erscheinungsformen. Er „hängt die Erde auf über dem Nichts“. (Hiob 26:7) Aber die Erde ist nur ein winziger Punkt in Gottes großem Universum. Denken wir nur an die unzähligen Milliarden von Sonnen, Sternen und Planeten, die alle gleicherweise am „Nichts“ hängen und sich doch auf den für sie bestimmten Bahnen bewegen, gehalten durch das, was wir das „Gesetz der Schwerkraft“ nennen.

Denken wir an die Kraft des großen Schöpfers, die in unserer Sonne enthalten ist und in einem kontrollierten Vorgang freigesetzt wird, um unsere Erde mit Licht und Wärme zu versorgen! Es wird uns gesagt, dass die Sonne in einer Sekunde so viel Energie ausstrahlt, wie der Mensch mit all seinen Geräten seit seinem Dasein auf der Erde verbraucht hat. Und auch die Kraft und die Energie, die der Mensch nutzt, hat ihren Ursprung bei Gott. Der Mensch kann keine Energie erzeugen, es sei denn, er bedient sich der Dinge, die Gott erschaffen hat.

Der Mensch hat jetzt entdeckt, wie viel gewaltige Energie in einem einzigen Atom eingeschlossen ist. Versuchen wir einmal herauszufinden, wie viele Atome in der gesamten unermesslichen Schöpfung Gottes enthalten sind! Es ist für den menschlichen Verstand unmöglich, dies zu begreifen, aber ihre bloße Betrachtung kann uns helfen, die Allmacht Gottes ein wenig realistischer zu erfassen. Für einen Schöpfer, der über so unbegrenzte Machtquellen verfügt, war die Zubereitung der Erde als Wohnstätte für den Menschen eine einfache Angelegenheit.

Kraft des Lebens

Der Geist oder die Macht Gottes kann auch eine lebengebende Kraft sein. In 1. Mose 6:17 wird ruach mit „Hauch“ übersetzt in dem Ausdruck „Hauch des Lebens“. Wir könnten also sagen, dass der ruach oder Geist Gottes, der über der Fläche der Wasser schwebte, auch der Geist des Lebens ist. Zur Bestätigung dafür lesen wir über den Schöpfer in Hiob 12:10: „In dessen Hand die Seele [das Leben] alles Lebendigen ist und der Geist [ruach] alles menschlichen Fleisches.“ Diesen Gedanken drückte Paulus aus in seiner Predigt auf dem Marshügel, als er von Gott sagte: „In ihm leben und weben und sind wir.“ (Apostelgeschichte 17:28)

Der Geist Gottes ist die Kraft, die sowohl das unbelebte als auch das belebte Leben geschaffen hat. „Nur Gott kann einen Baum schaffen“, schrieb ein Dichter. Dies unterstreicht die Tatsache, dass es ohne den Geist Gottes keine Bäume, keine Blumen, kein Gras, keine Früchte und keine Pflanzen geben würde. Wissenschaftler können alle Elemente eines Grashalms zusammensetzen, aber sie können ihn nicht zum Leben erwecken. In seiner Predigt an die Athener sagte Paulus, dass Gott „nicht fern ist von einem jeden von uns“. (Apostelgeschichte 17:27) Sicherlich, der Geist Gottes wird überall um uns her offenbar – in der Schönheit und dem Duft der Blumen, in seiner liebevollen Bereitstellung der Nahrung und in den herrlichen Landschaften, die durch die Verschmelzung von Myriaden unbelebter Lebensformen entstanden sind und uns durch ihre Schönheit entzücken.

Als Paulus nach einer Illustration für die Tätigkeit des Christen in dem Verkündigen des Evangeliums suchte, verglich er sie mit dem Säen und Begießen des Samens, erklärte aber, dass es Gott ist, welcher das „Wachstum“ gibt (1. Korinther 3:7). Wie vergeblich wäre die Arbeit des Landwirts, der im Frühling die Saat ausbringt, wenn Gott nicht für das Wachsen sorgen würde! Einige Landwirte erkennen vielleicht, wenn sie sehen, wie die winzigen Pflanzen aus der Erde sprießen und ihre Blätter ausbreiten, dass der Geist Gottes das Wachstum bewirkt, aber viele tun dies nicht. Wie viel mehr würde jede Kundgebung des Lebens, die uns umgibt, bedeuten, wenn wir uns nur vor Augen halten könnten, dass das, was wir sehen, nicht nur ein chemischer Vorgang, kein Zufall der „blinden Natur“ ist, sondern das Wirken des Geistes Gottes!

Gottes Geist im Menschen

So wunderbar die verschiedenen Manifestationen des Geistes Gottes auch sind, die wir jeden Tag in unserem Leben erleben, die Bibel offenbart, dass es eine individuellere Anwendung dieser Kraft im Leben seiner menschlichen Geschöpfe gibt, besonders bei denen, die ihm dienen. Dies zeigt sich im Umgang Gottes mit Joseph im Land Ägypten. Pharao erzählte Joseph von seinen Träumen, die sieben Jahre des Überflusses im Lande prophezeiten, gefolgt von sieben Jahren Hungersnot. „Und Joseph sprach zum Pharao: Der Traum des Pharaos ist einer; was Gott tun will, hat er dem Pharao kundgetan.“ (1. Mose 41:25) Durch seine von Joseph ausgelegten Träume hat Gott dem Pharao es „kundgetan“. Später sagte Pharao von Joseph: „Werden wir einen finden, wie diesen, einen Mann, in welchem der Geist Gottes ist?“ (Vers 38)

Ja, in Joseph war der „Geist“ Gottes. In diesem besonderen Fall gebrauchte Gott seine Macht, um zuerst dem Bewusstsein Pharaos die beiden Träume einzuprägen, und dann Joseph die prophetische Bedeutung der Träume zu offenbaren. Doch einige mögen sich fragen: Wie konnte das geschehen? Die einfache Antwort ist, dass wir es nicht wissen. Wie wir auch nicht wissen, wie Gott einen Baum erschafft. Die mächtige Kraft, welche die Erde und jeden anderen Himmelskörper im Universum über dem Nichts aufhängt, die jedem Lebewesen Leben gibt, hat sicherlich keine Schwierigkeit, einem ihrer Geschöpfe bestimmte Gedanken einzuprägen und einem anderen die Fähigkeit zu verleihen, diese Gedanken auszulegen.

Der Schöpfer war es, der das menschliche Gehirn entworfen hat, mit all seinen wunderbaren Nerven- und Blutverbindungen, durch die es normalerweise arbeitet. Es wäre ein Leichtes für ihn, Gedanken auf andere Weise als über die fünf Sinne in das Gehirn zu leiten. Alles Leben ist ein Wunder, soweit es unsere Fähigkeit betrifft, seine Funktionen zu verstehen. Sobald wir dies erkennen und dann die Tatsache der mächtigen Kraft Gottes akzeptieren, wie sie sich in allen seinen Schöpfungswerken kundtut, werden die in der Bibel berichteten Wunder keine Steine des Anstoßes für unseren Glauben sein. Wir werden sie als ganz normale Vorgänge bei der Verwirklichung der weisen Pläne des Schöpfers mit seinen menschlichen Geschöpfen betrachten.

„In jedem Werk“

Eine weitere und andere Kundgebung des Geistes Gottes wurde Bezaleel beim Bau der Stiftshütte in der Wüste gegeben. Die Notwendigkeit hierzu ist offensichtlich. Die Israeliten waren Generationen hindurch in Ägypten Sklaven gewesen und es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass irgendwelchen von ihnen gestattet worden war, die damals üblichen Kunstfertigkeiten im Gebrauch von Metallen usw. zu erlernen. Als es an der Zeit war, die Stiftshütte zu bauen und ihre Einrichtungen herzustellen, entstand diesbezüglich ein Bedarf daran und Gott hat sich dieser Situation angenommen.

Der Herr sagte zu Mose über Bezaleel: „Ich … habe ihn mit dem Geist Gottes erfüllt, in Weisheit und in Verstand und in Kenntnis und in jedem Werk; um Kunstreiches zu ersinnen, zu arbeiten in Gold und in Silber und in Kupfer, und im Schneiden von Steinen zum Einsetzen und im Holzschneiden, um zu arbeiten in jedem Werk. Und ich, siehe, ich habe ihm Oholiah, den Sohn Achisamaks, vom Stamme Dan, beigegeben; und in das Herz eines jeden, der weisen Herzens ist, habe ich Weisheit gelegt, dass sie alles machen, was ich dir geboten habe.“ (2. Mose 31:3–6)

Als Mose vom Herrn die Anweisungen für den Bau der Stiftshütte und die Anfertigung all ihrer feinen und komplizierten Ausstattungsgegenstände erhielt, wird er sich wahrscheinlich gewundert haben, wie dies möglich sein sollte. Er mag bezweifelt haben, dass irgendeiner der Israeliten zu einem solchen Verständnis fähig war. Für Gott aber war das kein Problem. Er, dessen Geist das Universum erschaffen und alle Grundmetalle in der Erde eingelagert hatte, hatte kein Problem damit, denen, die er auserwählt hatte, die notwendige Weisheit kundzutun, um diese Metalle zu bearbeiten, das Holz der Bäume zu schnitzen und in „jedem Werk“ Kunstreiches zu erschaffen. Er hätte die Engel beauftragen können, diese kunstfertigen Arbeiten zu tun, wenn er dies gewollt hätte, aber in seiner Weisheit hielt er es für das Beste, einige seiner menschlichen Diener dazu zu befähigen. Und hierin haben wir eine weitere Art und Weise, in welcher Gott seine Kraft, seinen Geist, gebraucht.

In Verbindung mit dem Bau der Stiftshütte wird unsere Aufmerksamkeit noch auf einen anderen Weg gelenkt, durch welchen Gottes Geist dieses Vorhaben möglich machte.

Es war wunderbar, dass Gott bestimmten Personen die notwendigen Fähigkeiten gab, doch all das wäre nutzlos gewesen, wenn sie nicht über das Material verfügt hätten, mit dem sie arbeiten konnten. Zu dieser Zeit befanden sich die Israeliten in der „Wüste“. Sie konnten keine Bergbauarbeiten durchführen, um die benötigten Metalle zu beschaffen. Aber auch das war für den Herrn kein Problem. Durch seine Vorsehung hatten die Israeliten verschiedene Arten von Schmuck erhalten, den sie mit sich nahmen, als sie Ägypten verließen. (2. Mose 12:35,36)

Und als die Zeit für den Bau der Stiftshütte gekommen war, sprach Mose „zu der ganzen Gemeinde der Kinder Israel und sagte: „Dies ist das Wort, das der HERR geboten hat, indem er sprach: Nehmet von euch ein Hebopfer für den HERRN; jeder, der willigen Herzens ist, soll es bringen, das Hebopfer des HERRN: Gold und Silber und Kupfer, und blauen und roten Purpur und Karmesin und Byssus und Ziegenhaar.“ (2. Mose 35:4-6) Mose zählte alle Dinge auf, die zum Bau der Stiftshütte und ihrer Einrichtung notwendig sein würden. Dann lesen wir in Vers 21: „Und sie kamen, jeder, den sein Herz trieb; und jeder, der willigen Geistes war [den der Geist Gottes willig machte], brachte das Hebopfer des HERRN für das Werk des Zeltes der Zusammenkunft und für all seine Arbeit und für die heiligen Kleider.“ (2. Mose 35:21) Hier sehen wir, dass die Kraft des Herrn in den Herzen seines Volkes wirkt und sie dazu bringt, die notwendigen Materialien für die Stiftshütte zu spenden, die er Mose zu bauen angewiesen hatte. Aber auch hier wissen wir nicht, wie es dazu kam.

Noch eine weitere und andere Kundgebung der Kraft Gottes wird in Verbindung mit seiner Handlungsweise mit Israel während des Zeitabschnittes der Richter erwähnt, in welcher die Nation keine zentrale Regierung hatte. Dieser Mangel an Organisation machte sie für ihre Feinde zu einer leichten Beute. Als sie unterdrückt wurden und die Vernichtung drohte, griff der Herr ein. Er tat dies, indem er einen Anführer oder einen „Richter“ einsetzte, den er segnete, um die Feinde Israels zu vertreiben. Der Bericht sagt, dass Gott seinen „Geist“ auf diese Personen legte, d.h. er befähigte sie, seine Absichten auszuführen. (Siehe Richter 3:9; 6:34; 11:29; 13:25 und 14:6)

Als Serubbabel den Tempel Gottes in Jerusalem wieder aufbaute, und er dabei auf viel Widerstand stieß, erging das Wort des Herrn an ihn: „Nicht durch Macht [durch eine Armee] und nicht durch Kraft, sondern durch meinen Geist, spricht der HERR der Heerscharen.“ (Sacharja 4:6) Das gilt für jeden Aspekt unseres Lebens, wenn wir uns bemühen, dem Herrn zu dienen und zu ihm um Leitung und Hilfe aufzublicken. Sein Geist, wenn er sich für sein Volk einsetzt, kann jedes Hindernis überwinden, um seinen Plan in ihrem Leben zu verwirklichen.

In Matthäus 12:28 weist Jesus darauf hin, dass seine mächtigen Wunder durch den Geist Gottes ausgeführt wurden. Er zeigt, dass dies für alle Segnungen gilt, die den Menschen zuteilwerden, nachdem das „Reich Gottes“ auf Erden in Wirksamkeit sein wird. So erhalten wir wieder die Zusicherung, dass die Verheißungen Gottes bezüglich der Heilung der Kranken und der Auferweckung der Toten mit Sicherheit in Erfüllung gehen werden. Sein Geist wird keine Vereitelung des göttlichen Planes zulassen. Wie dankbar sind wir, dass eine so unbegrenzte Macht unter der Kontrolle eines gerechten und liebevollen Gottes ist, eines Gottes, der auch unendlich weise ist. Deshalb wissen wir, dass sein Geist niemals angewandt werden wird, um sein Volk zu unterdrücken oder ihm zu schaden, sondern stets, um es aufzurichten und zu segnen.

Gottes Geist überall

Einige sprechen fälschlicherweise von der Allgegenwart Gottes, was bedeutet, dass er überall zu gleicher Zeit anwesend ist. Damit besteht die Tendenz, die Persönlichkeit des Schöpfers zu leugnen. Gottes Geist, seine Kraft, ist jedoch überall und zu jeder Zeit gegenwärtig. Es gibt im ganzen Universum keine Situation, die er nicht kontrollieren oder in der er seine Macht nicht ausüben könnte, die er nicht völlig beherrscht oder nicht augenblicklich beherrschen würde. David schrieb: „Kenntnis, zu wunderbar für mich, zu hoch; ich vermag sie nicht zu erfassen! Wohin sollte ich gehen vor deinem Geiste, und wohin fliehen vor deinem Angesicht? Führe ich auf zum Himmel, du bist da; und bettete ich mich im Scheol [der Zustand des Todes], siehe, du bist da. Nähme ich Flügel der Morgenröte, ließe ich mich nieder am äußersten Ende des Meeres, auch dort würde deine Hand mich leiten und deine Rechte mich fassen.“ (Psalm 139:6-10)

Hier bringt David sein Vertrauen zum Ausdruck, dass er selbst im Tode, d.h. im „Scheol“, nicht außerhalb der Reichweite göttlicher Macht sein wird. Wie seltsam würde der Ausspruch des Psalmisten sein, wenn Scheol [Luther: Hölle] ein Ort des Feuers und der Qual wäre! Wenn wir aber die schriftgemäße Tatsache annehmen, dass Scheol oder Hölle der Todeszustand ist, wird dieser Ausspruch reich an Bedeutung. Es ist einfach Davids poetische Weise, seinen Glauben an die Verheißungen Gottes, der die Toten zum Leben auferwecken wird, zu bekräftigen. Es bedeutet, dass Gottes Geist in den Todeszustand hineinreichen und die Toten auferwecken wird. Dies wurde durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten durch die allmächtige Kraft des Vaters bestätigt. Gott ließ die Seele Jesu, sein Wesen, nicht in der „Hölle“, im Scheol. (Psalm 16:10; Apostelgeschichte 2:27,28,32; Epheser 1:19,20)

In seiner ursprünglichen Vollkommenheit erfreute sich der Mensch der Gunst Gottes. Der Herr ließ sein Angesicht über ihm leuchten. In diesem Leuchten des Angesichtes Gottes erfreute sich der Mensch des Lebens. Wie David schrieb, befindet sich das Leben in Gottes Gunst. (Psalm 30:6) Gott bereitete für seine menschliche Schöpfung einen herrlichen Garten und wies sie an, sich zu vermehren, die Erde zu füllen und sie sich untertan zu machen, d.h. alles so zu gestalten, wie den Garten, den Gott zubereitet hatte. Diese Vorkehrung eines Heimes und des Lebens war jedoch von dem Gehorsam des Menschen dem Gesetz Gottes gegenüber abhängig, und der Mensch wurde ungehorsam. Da verbarg Gott sein Angesicht vor dem Menschen, und sein menschliches Geschöpf wurde von Furcht erfüllt und „beunruhigt“. Sie begannen zu sterben und zum Staube zurückzukehren. Mit der Verurteilung zum Tode wurde ihnen sozusagen der „Odem des Lebens“ genommen.

Das war jedoch nicht das Ende der menschlichen Erfahrung, nicht die endgültige Bestimmung, die Gott für den Menschen beschlossen hatte. Durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist, traf Gott Vorsorge, den Menschen aus dem Tode zurückzubringen. Dies soll durch göttliche Macht ausgeführt werden, die Kraft, welche dem Menschen zuerst Leben gab. Der Psalmist erklärt es wie folgt: „Du sendest deinen Odem aus: sie werden erschaffen und du erneuerst die Fläche des Erdbodens.“ (Psalm 104:30) Der Geist Gottes, der „über den Wassern“ schwebte, diese mächtige Kraft, die jedes Atom in dem ganzen weiten Universum hervorbrachte, die jedem Lebewesen, ob belebt oder unbelebt, Leben gab, (…) wird zu Gottes bestimmter Zeit in den Tod hinabreichen und die Toten zum Leben wiederherstellen.

Viele haben angenommen, dass es kein Aufhören des Lebens geben müsse, wenn ein Leben über das Grab hinaus erlebt werden soll. Dies ist jedoch eine falsche Schlussfolgerung, die den Geist oder die Kraft Gottes außer Acht lässt. Der Psalmist gebraucht ein gutes Wort, um uns über die Schwachheit unseres Glaubens an die Macht Gottes hinwegzuhelfen. Er sagte: „Du sendest deinen Odem aus, sie werden erschaffen.“ Wenn der Odem des Lebens zu Gott zurückkehrt, der ihn gegeben hat, und der Körper zu Staub wird, hat die Person tatsächlich vorübergehend aufgehört zu existieren. Es ist, als wäre sie „nicht gewesen“. (Prediger 12:7; Hiob 10:18,19) Deshalb ist das, was der Geist Gottes in der Auferstehung tatsächlich bewirkt, eine Wieder-Erschaffung des Einzelwesens.

Bei der ursprünglichen Erschaffung Adams wurde ihm zwar ein vollkommenes Gehirn gegeben, mit der vollkommenen Fähigkeit zu denken und innerhalb der Grenzen des menschlichen Verstandes zu überlegen, aber es wurden ihm keine Gedanken in das Gehirn eingepflanzt. Diese empfing er erst später, als seinem Verstand die fünf Sinne eingeprägt wurden. Doch in der Wieder-Erschaffung der Toten, die das Neue Testament mit dem Wort „Auferstehung“ beschreibt, wird das ursprüngliche Gedankengut, welches das Einzelwesen während seiner früheren Lebenszeit aufgebaut hat, in das neue Gehirn eingepflanzt werden, und so wird er wieder David oder Jesaja oder Johannes Schmidt sein.

Der Psalmist erklärt ferner, dass, wenn der Geist Gottes zur Wieder-Erschaffung des Menschengeschlechts ausgesandt wird, auch die „Fläche des Erdbodens“ erneuert werden wird. Als Gott unsere ersten Eltern zum Tode verurteilte, sagte er: „So sei der Erdboden verflucht um deinetwillen.“ (1. Mose 3:17) Während der tausend Jahre der Herrschaft Christi, wenn der Geist Gottes die Toten zum Leben zurückbringen wird, wird auch dieser Fluch von der Erde genommen werden. Der Offenbarer erklärt, dass dann „keinerlei Fluch mehr sein wird“. (Offenbarung 22:1-3) Dann wird die ganze Erde eine einzige weite Paradies-Heimstätte sein, in welcher das wiederhergestellte Menschengeschlecht das herrliche Vorrecht haben wird, sich der Gunst Gottes ewig zu erfreuen.

Wie wunderbar ist es, zu erkennen, dass der Geist Gottes, welcher sich über den Wassern bewegte und die Erde als menschliche Wohnstätte zubereitete, sich erneut offenbaren wird, indem die Toten zum Leben und das Paradies wiederhergestellt werden! Ja, Gottes Geist wird wirksam sein, um die ganze Menschheit mit Gesundheit und Leben zu segnen. Dann werden Gottes menschliche Geschöpfe in den zuerst von David gesungenen Lobgesang einstimmen: „Wie viele sind deiner Werke, HERR! du hast sie alle mit Weisheit gemacht, voll ist die Erde deiner Reichtümer.“ (Psalm 104:24)

Bevor jedoch der Geist oder die Macht Gottes in das Grab hinabsteigt, um die Toten zum Leben wiederherzustellen, bevor der „Fluch“ auf der Erde hinweggenommen wird und bevor Gottes Geist die Erde mit seiner Herrlichkeit und mit Reichtum an Gesundheit und Leben zur Freude seiner menschlichen Schöpfung erfüllt, gibt es noch eine andere und weitere Art und Weise, in der sein Geist wirkt, um seine Absichten durchzuführen. Es ist die Wirksamkeit des Heiligen Geistes, von der im Neuen Testament auf so viele Weise und so häufig gesprochen wird. Sie bezieht sich auf Gottes Handlungsweise mit Jesu und seinen Fußstapfennachfolgern.

In der nächsten Ausgabe des Tagesanbruches werden wir als Fortsetzung mit einer Untersuchung des biblischen Zeugnisses hierüber beginnen unter der Bezeichnung „Der Heilige Geist der Wahrheit“.