„Indem wir nicht das anschauen, was man sieht, sondern das, was man nicht sieht; denn das, was man sieht, ist zeitlich, das aber, was man nicht sieht, ewig.” – 2. Korinther 4:18
Unser Leittext offenbart uns die wichtige Wahrheit, daß wir mit den Augen des Glaubens Dinge Gottes sehen können, die uns sonst verborgen bleiben würden. Wenn unser Glaube schwach ist, so werden wir bemerken, daß wir an der einen oder anderen Sache festhalten, weil es sichtbare Unterstützung für unseren Glauben gibt – das heißt, Dinge, die mit dem natürlichen Augen gesehen werden können.
Ein jeder, der von Gott gerufen wurde, muß ein bestimmtes Maß an Glauben haben, auf jenen Ruf mit einer völligen Weihung zu antworten, Seinen Willen zu tun. Sogar die Apostel erkannten, daß sie nicht ausreichend Glauben besaßen, denn sie baten: „Herr, vermehre unseren Glauben!” – Lukas 17:5 In gleicher Weise entdecken wir, daß unser Glaube wachsen muß, wenn wir imstande sein sollen, hinter die gegenwärtigen zeitlichen Dinge zu schauen und die Inspiration zu empfangen, die daher kommt, daß wir fähig sind, die unsichtbaren und ewigen Dinge Gottes zu schauen.
Abrahams Glaube entwickelte sich
Wir beginnen mit Abrahams Glauben, der ausreichend vorhanden war, ihn zu befähigen, auf Gottes Ruf zu antworten, sein eigenes Land zu verlassen und in ein Land zu gehen, daß ihm gezeigt werden sollte. In Verbindung damit verhieß ihm Gott ein Kind oder einen „Samen”. – 1. Mose 12:1 – 7 Abraham mußte eine lange Zeit auf das verheißene Kind warten, in welcher er zwei Mal den Versuch machte, dem Herrn bei der Erfüllung dieser Verheißung zu helfen. Der erste Versuch geschah, als er Elieser von Damaskus als seinen Erben bezeichnete, und der zweite Versuch, als er die Leibeigene Hagar benutzte, die Mutter jenes Samens zu werden. Gott anerkannte jedoch keine dieser Vereinbarungen. Es war Sein Plan, daß Abraham und Sara die Eltern des verheißenen Samens sein sollten. – 1. Mose 15:1 – 4; 16:1 – 4, 15 und 17:15 – 21
Zur von Gott bestimmten Zeit gebar Sara einen Sohn. – 1. Mose 21:2 Abrahams Glaube muß dadurch gestärkt worden sein. Später als ihn Gott aufforderte dieses wunderbare Kind als ein Opfer darzubringen, war Abrahams Glaube so stark, daß er sich die unsichtbare Macht Gottes vorstellen konnte, Isaak von den Toten aufzuerwecken. Tatsächlich bekam er Isaak „in einem Bild” aus den Toten zurück. – Hebräer 11:17 – 19
Glaube während des Jüdischen Zeitalters
Die Geschichte von Gottes vorbildlichem Volk Israel offenbart diese Entwicklung des Glaubens seitens jener, die dem Himmlischen Vater glaubten und des Fehlverhaltens jener, die nur wenig Glauben besaßen oder nicht die Fähigkeit besaßen, das Unsichtbare zu sehen. Zwei der Spione, die nach Kanaan gesandt wurden, bezeugten ihren Glauben, daß sie mit Hilfe des Gottes Israels in das Land eindringen und es in Besitz nehmen könnten. Andererseits rieten die meisten der Spione, die von der sichtbaren Stärke der Kanaaniter beeindruckt waren, davon ab, das Land zu erobern. – 4. Mose 13:17 – 31 und 14:6 – 8
Während Israels Wanderung durch die Wüste verlor das Volk den Glauben – sie behaupteten, daß Mose sie zu ihrem Verderben aus Ägypten herausgeführt hätte. Als eine Fülle von Manna aus dem Himmel kam, dazu Wachteln und Wasser, das auf wunderbare Weise aus dem Felsen hervorkam und andere sichtbare Beweise der Vorsehung Gottes und Seiner Fürsorge, stellten diese eine Zeit lang ihren Glauben wieder her. – 2. Mose 16:2 – 24 und 17:3 – 6 Doch war dies nicht ein Glaube, der ausreichend und stetig vorhanden war, und der ihnen die Versicherung geben konnte, in der Gunst Gottes zu stehen.
Der Gott Israels war unsichtbar für Sein Volk. Einige konnten ohne irgendeine sichtbare Hilfe an Seinen Verheißungen festhalten. Als die Zeit kam, die Stiftshütte zu errichten, hatte Moses keine Schwierigkeit das notwendige Material zu beschaffen. Das Volk erkannte, daß es in ihrer Mitte irgendeinen Beweis der Gegenwart Gottes geben sollte, den sie sehen konnten, und so gaben sie gern etwas von ihrem Hab und Gut, das dafür benutzt werden konnte. Tatsächlich ging dies soweit, daß Mose die Anweisung geben mußte, ihre Gaben einzustellen. – 2. Mose 35:29 und 36:3 – 7
Die Stiftshütte stillte jedoch Israels Wunsch nach dem Sichtbaren nicht sehr lange. Das Jüdische Zeitalter hindurch war die Verlockung zur Anbetung der Götter, wie sie von den umgebenden Nationen ausgeübt wurde, in großem Maß für einen Mangel an Glauben verantwortlich. Sie konnten Gott nicht sehen, aber ihre heidnischen Nachbarn beteten Götter an, die sie sehen konnten – das heißt, sie konnten verschiedene Götzenbilder sehen, die ihre Götter darstellten. Von Zeit zu Zeit wurden diese Götterbilder sogar in den heiligen Tempel des Herrn gestellt.
Die Lehren Jesu
Während des Jüdischen Zeitalters benutzte Gott materielle Dinge, um Lehren zu erteilen, die das gegenwärtige Zeitalter des Unsichtbaren betrafen – das Zeitalter des Glaubens. Das jüdische Volk der Tage Jesu, das dies nicht verstehen konnte, legte weiterhin großen Wert auf die sichtbaren Dinge. Bei jeder Gelegenheit offenbarte Jesus das höhere Konzept jener vorbildlichen Wahrheiten, aber es gab nur wenige, die es verstanden. Gegenüber den Schriftgelehrten und Pharisäern sagte er: „Ihr habt die wichtigeren Dinge des Gesetzes beiseite gelassen: das Gericht und die Barmherzigkeit und den Glauben; diese hättet ihr tun sollen.” – Matthäus 23:23
Die Ausübung von Gericht, Barmherzigkeit und Glauben war eine unsichtbare Form der Anbetung und des Gehorsams, welche die Schriftgelehrten und Pharisäer nicht nachvollziehen konnten, so daß sie den wahren Geist der Lehren Jesu nicht wertschätzen konnten. Beachten wir die Punkte, die Jesus entlang dieser Richtlinie in seiner Bergpredigt erwähnte: „Glückselig, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden.” – „Sammelt euch nicht Schätze auf der Erde, wo Motte und Rost zerstört, und wo Diebe durchgraben und stehlen; sammelt euch aber Schätze im Himmel, … denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein.” – Matthäus 5:6 und 6:19 – 21
Im Geist und in der Wahrheit
Dieser Wechsel der Betonung vom Sichtbaren zum Unsichtbaren wird von Jesus in seinem Gespräch mit der samaritischen Frau am Jakobsbrunnen hervorgehoben. Der Ursprung der Samariter geht auf eine Zeit zurück, die lange vor der ersten Gegenwart Jesu war. Sie begannen als eine Gruppe von Leuten, die während der Zeit der Verödung und der Gefangenschaft des Zehn-Stämme-Reiches aus Assyrien nach Israel kamen. Sie, die entweder Assyrer durch Geburt oder durch Unterwerfung waren, wurden durch einen assyrischen König dorthin gesandt, wie in 2. Könige 17:24 berichtet wird. Diese waren zu jener Zeit Götzenanbeter, und später wurde einer der gefangenen Priester des Zehn-Stämme-Reiches gesandt, um sie zu lehren „wie sie den Herrn fürchten sollten”. – Verse 25 – 29 „Aber sie hörten nicht, sondern taten nach ihrer früheren Weise… und dienten zugleich ihren Götzenbildern. Auch ihre Kinder und ihre Kindeskinder tun bis auf diesen Tag, so wie ihre Väter getan haben.” – Verse 40 und 41
Jesus traf die Frau von Samaria am Jakobsbrunnen. Deren Verständnis gegenüber dem Sichtbaren war begrenzt. Sie war überrascht, als Jesus sagte: „Wer irgend aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm geben werde, den wird nicht dürsten in Ewigkeit; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.” Dies war für sie ein unverständlicher Gedanke, und mit ihrem begrenzten Glauben erwiderte sie: „Herr, gib mir dieses Wasser, damit mich nicht dürste, und ich nicht hierher komme, um zu schöpfen.” – Johannes 4:14 und 15
Sie verstand nicht die „unsichtbare” Natur der Feststellung Jesu und dachte, daß er über eine Art von buchstäblichem Wasser sprach, das jemand, der es trinken würde, für immer vom Durst befreien würde. Sie dachte, daß es sie von weiteren Reisen zur Jakobsquelle befreien würde, wenn sie ein solches Wasser bekommen könnte. Nur diejenigen, die vom Heiligen Geist erleuchtet wurden, können erkennen, daß Jesus hier Wasser als ein Symbol des Lebens gebrauchte, das geweihte Gläubige von ihm bekommen würden. Solch ein Leben wird für immer währen, wenn es durch die Auferstehung hindurch fortgesetzt wird.
Durch die Jahrhunderte haben sogar noch weniger die weiterführende Bedeutung der Worte Jesu erkannt, welche die Tatsache betrifft, daß jene, die in diesem Zeitalter von ihm Leben bekommen, Kanäle für das Leben werden, das zu anderen fließt. Tatsächlich wird ein jeder Geweihter, der, wenn er treu ist, das Leben von Jesus empfängt, das Vorrecht besitzen, dieses Wasser des Lebens an andere weiterzugeben. Der Prophet weist auf diese Treuen des gegenwärtigen Zeitalters als „Quellen des Heils” hin. – Jesaja 12:3
Nachdem die Frau von Samaria erkannt hatte, daß Jesus ein Prophet Gottes war, verwickelte sie ihn in ein weiteres Gespräch, indem sie sagte: „Unsere Väter haben auf diesem Berg angebetet und ihr sagt, daß in Jerusalem der Ort sei, wo man anbeten müsse.” – Johannes 4:20 Dies war für Jesus die Gelegenheit, die große Wahrheit über die Anbetung Gottes fortzusetzen, aber nicht von dem Standpunkt der sichtbaren und berührbaren Dinge, sondern der unsichtbaren Dinge. Er erwiderte: „Frau, glaube mir, es kommt die Stunde, da ihr weder auf diesem Berg, noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. Ihr betet an, was ihr nicht kennt.” – Verse 21 und 22
Wie in 2. Könige 17:41 ausgedrückt wird, „fürchteten diese Nationen [die Samariter] den HERRN und dienten (zugleich) ihren Götterbildern”. Kein Wunder, daß sie verwirrt waren und wahrhaftig nicht wußten, was sie glaubten. Ein solches unvermeidbares Ergebnis entsteht bei dem Bemühen, einerseits Gott zu dienen, während man andererseits Kompromisse mit dem Irrtum eingeht. Wie unterschiedlich war die Aussage Jesu, der sagte: „Wir beten an, was wir kennen.” – Johannes 4:22 Was für eine Gewißheit ist hier ausgedrückt! Jesus wußte, was er glaubte, weil er des Vaters Wort annahm und völliges Vertrauen dazu hatte, welches durch heilige Propheten des Alten Testaments zur Verfügung gestellt worden war. Die samaritische Frau aber konnte nicht verstehen, wie Jesus in seiner Einstellung so sicher war.
Sie konnte nur diejenigen Dinge begreifen, die sie mit ihren natürlichen Augen sehen konnte, und sie muß verwundert gewesen sein, als Jesus sagte, daß die Zeit kommen würde, in der das Volk Gott weder auf einem Berg noch in Jerusalem anbeten würde. In ihrem begrenzten Verständnis muß sie in ihren Gedanken darüber gegrübelt haben, wie eine Person abgesehen von einem sichtbaren Ort oder Standbild Gott anbeten könnte. „Gott ist Geist”, sagte Jesus, „und die ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten”. – Verse 23 und 24 In der Tat ist Gott ein unsichtbares, allwissendes und mächtiges Geistwesen. – Kolosser 1:15, 1. Timotheus 1:17 und Hebräer 11:27 Unser Glaube muß dies begreifen, daß wir zu Ihm aufschauen und Ihn zu jeder Zeit und an jedem Ort und unter allen Umständen lobpreisen und ehren können ohne eine sichtbare Unterstützung. Derlei ist der Glaube, der uns befähigt, die Dinge zu schauen, die dem natürlichen Auge unsichtbar sind.
Der Wandel des Glaubens im Evangelium-Zeitalter
Beginnend mit dem Pfingsttag, als der erleuchtende Einfluß des Heiligen Geistes zur Kirche kam, erwartete Gott von Seinem Volk, daß es völlig durch den Glauben wandeln sollte. Ein großer Wechsel fand am Ende des Jüdischen Zeitalters und dem Beginn des Evangelium-Zeitalters statt. In dem früheren vorbildlichen Zeitalter hatte Gottes Volk die Stiftshütte und dann den Tempel. Sie hatten sichtbare Sündopfer und Brandopfer. Sie hatten Priester mit Kleidern der Herrlichkeit und Schönheit. Dazu besaßen sie die Verheißungen des Gesetzesbundes, daß Gott sie segnen würde, ihren „Korb und Backtrog”, und wenn sie treu waren, segnete Er sie in diesem und in vielfältiger anderer Weise. – 5. Mose 28:1 – 5
Unsere „Stiftshütte” jedoch, unser „Tempel” und unser „Hohepriester” sind alle unsichtbar. Anstatt ein sichtbares Tier als Opfer darzubringen, üben wir Selbstverleugnung aus und geben Gott unsere Herzen. Es ist nicht eine Angelegenheit von einem oder zwei Tieren oder einer anderen Zahl, die wir opfern müssen, sondern daß alle Wünsche unseres Herzens uns dazu führen, freiwillig zu geben. Der Lohn für Treue liegt auch weitgehend in dem Bereich des Unsichtbaren.
Gott hat nicht verheißen, uns in „Korb und Backtrog” zu segnen, hinsichtlich zeitlicher Güter. Er hat uns jedoch der geistigen Stärke versichert, um die Trübsale zu ertragen, die Seine liebevolle Vorsorge für uns zugelassen hat, indem Er einen Weg vorgesehen hat, auf dem wir entrinnen können, wenn sie zu schwer werden, um sie ertragen zu können. – 1. Korinther 10:13 Nur ein Glaube, der stark genug ist, die unsichtbaren Dinge Gottes zu erkennen, befähigt uns unter diesen Umständen als von leichten Bedrängnissen zu sprechen, die nur für „einen Augenblick” bestehen, und versichert zu sein, daß sie für uns ein „über die Maßen überschwengliches, ewiges Gewicht von Herrlichkeit bewirken”. – 2. Korinther 4:17
Kein „fleischlicher Arm”
Während des gegenwärtigen und während der vergangenen Zeitalter hat die Menschheit gedacht, sich selbst durch einen „Arm von Fleisch” zu regieren. – 2. Chronik 32:7 und 8 Menschliche Führung ist immer wieder etabliert worden. Diejenigen, die schwach im Glauben waren, haben ihr Vertrauen in die Lehren und Anweisungen ihrer bevorzugten Führer gesetzt. Viele haben ein Maß zeitlicher Sicherheit erlangt, aber welche reichlichen Segnungen haben sie eingebüßt, daß sie ihre Augen des Glaubens nicht ganz und gar auf die Verheißungen Gottes ausgerichtet haben. Sie haben zu sehr auf die Dinge geschaut, die gesehen werden, und nicht genug auf die Dinge, die nicht gesehen werden können. Die eine am ehesten sichtbare Sache, die uns der Herr gegeben hat, ist Sein inspiriertes Wort. Es ist jedoch nicht die Tinte und das Papier, aus der Sein Wort besteht. Es sind die durch Sein Wort ausgedrückten Gedanken, die wichtig sind. Diese Gedanken – in Gestalt von Anweisungen, Warnungen, Korrekturen, Versicherungen und Verheißungen – sind unsichtbar. Sie können nur durch einen starken Glauben gesehen und wertgeschätzt werden, der uns dazu befähigt, diese unsichtbaren Dinge zu erkennen.
Wie wundervoll hat Gott Sein Wort für uns vorbereitet. Die Propheten des Alten Testaments trugen ihren Teil dazu bei und Jesus und die Apostel den ihren. Wir schauen genau auf den unsichtbaren, verherrlichten Jesus, als unser Haupt, Meister, Fürsprecher, guten Hirten und Bräutigam. Tatsächlich ehren wir ihn sogar so, wie wir den Vater ehren. Keiner der Propheten oder Apostel nimmt eine solch hervorragende Stellung in unseren Herzen und Sinnen ein. Hinsichtlich unserer geistigen Führung und Stärkung sind wir nicht von irgendeinem von ihnen allein abhängig. Sogar Jesus stellte demütig fest: „Die Worte, die ich zu euch rede, rede ich nicht von mir selbst; der Vater aber, der in mir bleibt, der tut die Werke.” – Johannes 14:10
Es ist die ganze Summe dieser unsichtbaren Gedanken Gottes, die die Glaubensvision darstellt, in welcher wir unsere Sicherheit finden, und deren wir uns erfreuen. Als die Apostel in der frühen Kirche sichtbar gegenwärtig waren, wählten sich einige der Geschwister in ihrer Schwachheit Favoriten unter ihnen aus. Einige in der Kirche von Korinth wollten „des Paulus sein” und einige „des Kephas oder Petrus”. – 1. Korinther 1:12 und 13, 3:4 – 7 Paulus zeigte den Irrtum dieses Standpunkts und hielt die Geschwister davon ab, sich an ihn anzulehnen anstatt an den Herrn.
Im Gegenteil beglückwünschte Paulus die Juden von Beröa „edler” zu sein, als die in Thessalonich, weil sie „die Schriften täglich untersuchten”, um sicher zu sein, ob er ihnen auch mit dem, was er lehrte, die Wahrheit darstellte. – Apostelgeschichte 17:10 und 11 Wenn einer der inspirierten Apostel diese Stellung im Hinblick auf die letzte Autorität des Wortes Gottes einnimmt, so sollten wir sicherlich zögern, darauf zu bestehen, daß die Geschwister unsere Auslegungen der Bibel einfach annehmen, weil wir so denken.
Helfer
Wie wir festgestellt haben, ist Gottes inspiriertes Wort durch Jesus, die Propheten und die Apostel bekannt gemacht worden. Wie Paulus im Brief an die Epheser zeigt – Epheser 4:11-, hatte er dabei auch vorgesehene Gehilfen – „Evangelisten, Hirten und Lehrer”. Dies sind keine inspirierten Diener, aber, weil sie von Gott vorgesehen sind, werden sie sicherlich von all Seinen geweihten Kindern benötigt. Diese nichtinspirierten Diener sind für die Kirche während des Zeitalters zur Verfügung gestellt worden. Ein besonders „treuer und kluger Knecht” wurde am Ende dieses Zeitalters erweckt, und wir freuen uns, in welcher Weise der Herr ihn dazu benutzt hat, „Speise zur rechte Zeit” aus dem großen Vorratshaus der Wahrheit, Gottes inspiriertem Wort, hervorzubringen. – Matthäus 24:45 und Lukas 12:42 Wie hat dieses geistige Festmahl uns gestärkt und auferbaut in unserem „allerheiligsten Glauben”. – Judas 20
Zu vermuten, daß wir die Hilfe nicht benötigen, die der Herr für uns vorgesehen hat, läßt mutmaßen, daß wir uns selbst als eigenständig betrachten, – klug genug, die Bibel unabhängig zu studieren und von ihr die herrlichen Wahrheiten zu bekommen, welche sie enthält. Diese Stellung einnehmend mögen wir zu dem Urteil gelangen, daß wir nicht wünschen die Darstellung eines Menschen anzunehmen. Wenn wir dies tun, erkennen wir vielleicht nicht, daß wir nach unseren eigenen Gedanken ausschauen, als die einzigen, denen wir vertrauen können. Wir könnten uns damit zu einem Götzen unserer selbst machen, der in einer Weise in die Glaubensvision des Ungesehenen einsteigt, die uns von der Anbetung Gottes „im Geist und in der Wahrheit” abhält.
Andererseits sollte das ganze Volk des Herrn fortfahren, zwischen dem inspirierten Wort Gottes und den nichtinspirierten Lehren anderer Diener der Kirche zu unterscheiden. Der „Knecht”, von dem Jesus in Matthäus 24:45 sprach, war beauftragt „Speise” auszuteilen, die schon in Gottes Vorratshaus, der Bibel, vorhanden war. Wie wunderbar dies ausgeführt wurde! Die großen fundamentalen Lehren des Planes Gottes sind mit unübertroffener Klarheit hervorgebracht worden. Dies wurde bei jeder kostbaren Lehre der Wahrheit durch ein „so spricht der Herr” herbeigeführt.
Es liegt in unserer Verantwortung, uns selbst mit dem Schriftbeweis der verschiedenen Elemente der Wahrheit auseinanderzusetzen, so daß wir mit den Augen des Glaubens imstande sein werden, zu „sehen” und zu erkennen, was wir glauben und warum. Das „warum” sollte nicht darum sein, weil ein angesehener Bruder oder Versammlungsältester so gesagt hat, sondern weil Gott es in Seinem inspirierten Wort erklärt hat. Wenn wir dies zu tun verfehlen, können wir schnell in der Stellung gelangen, daß wir uns auf den „Arm des Fleisches” stützen, den wir durch unseren eigenen schwachen Glauben geschaffen haben. In solch einem Fall verfehlen wir die unsichtbaren Reichtümer der Wahrheit klar zu erkennen, die wir als eine Ermutigung zu fortgesetzter Treue benötigen.
Dieser „Berg”
Wir werden imstande sein, Gott nur durch die Vision des Glaubens ungesehener Dinge „im Geist und in der Wahrheit” anzubeten. Eine solche Vision zu haben, erfordert jedoch einen strengeren Glauben, als den, den die samaritische Frau am Jakobsbrunnen hatte. Sie war besorgt um einen Berg oder eine Stadt, in der Gott angebetet werden konnte. Sie benötigte etwas Sichtbares. Die Geschichte der Kirche während des Zeitalters ist mit „Bergen” und „Städten” übersät. Viele sichtbare Gebäude von menschengemachten Systemen sind im Namen der Sache Christi aufgerichtet worden, Christus zu bekennen, die auf der fehlerhaften Idee beruhen, daß dies die Methode ist, in der Gott angebetet werden soll.
Wir wollen uns daran erinnern, daß der wahre Anbeter und Diener Gottes nicht durch den Ort, wo er anbetet und dient, heilig gemacht werden wird. Vielmehr wird der Platz heilig gemacht durch die Tatsache, daß er von jenen benutzt wird, die dort Gott „im Geist und in der Wahrheit” anbeten. Dies ist gleichermaßen wahr von dem demütigsten Heim, in welchem ein paar unbequeme Stühle stehen, oder einem größeren, komfortableren Versammlungsplatz. Das gleiche Prinzip könnte angewandt werden, wenn wir an einen „Platz” vom Standpunkt einer Gelegenheit zum Dienst denken, bei dem wir zusammenarbeiten können zur Förderung der Wahrheit.
Unsichtbare Ergebnisse
Wie wir auch feststellten, waren die Belohnungen für Treue im Jüdischen Zeitalter sichtbar und greifbar. Es verhält sich aber nicht so während dieses Zeitalters des Glaubens. Wir können jeden Nerv anspannen, um Gott zu gefallen, und doch können schwere Trübsale über uns kommen. Wir können eifrig tätig sein, die Wahrheit zu verkünden, und keine Ergebnisse für unsere Anstrengungen sehen. Verwundern wir uns, warum der Herr für uns solch enttäuschende Erfahrungen zuläßt? Wenn wir es tun, so ist es, weil unser Glaube nicht ausreichend stark ist, die ewigen unsichtbaren Dinge Gottes zu erkennen.
Wenn wir die unsichtbaren Dinge Gottes erkennen, werden wir wissen, daß unser Leiden uns vorbereitet, um an der Herrlichkeit des Königreichs teilzuhaben, und daß unser scheinbar unbelohnter Dienst einen „Schatz im Himmel” bereithält. – Matthäus 19:21 Daher – ganz gleich, wie die Umstände unseres christlichen Lebens auch sein mögen, wollen wir fortfahren auf die ewigen und unsichtbaren Dinge Gottes zu schauen, die nur dem Auge des Glaubens sichtbar werden, denn nur so werden wir Gott „im Geist und in der Wahrheit” anbeten können.