Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Wer wird uns trennen?

Lesedauer: 6 Minuten

„Wer wird uns trennen von der Liebe Christi?”

Römer 8:35

Die Liebe Christi, von der jeder wahre Christ umgeben ist, wird beschrieben als „die Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.” – Römer 8:39 Viele, die verfehlt haben, dies zu bemerken, haben irrtümlich vermutet, daß Christus größere Liebe zeigt als Gott, und daß Gott hart und ohne Liebe ist, bereit, bei dem geringsten Anlaß zornig auf Seine Schöpfungen zu werden. Dies ist jedoch nicht die richtige Sicht. Die Schriften offenbaren, daß es Gottes Liebe war, die einen Weg der Errettung durch Christus vorsah, und daß Christus nach des Vaters Plan und somit als ein Ausdruck Dessen Liebe alles getan hat und auch weiterhin für uns und für das Menschengeschlecht als Ganzes tun wird. – Johannes 3:16

Dies bedeutet aber nicht, daß nicht auch Jesus liebevoll ist, noch daß ihm unsere Interessen nicht persönlich am Herzen liegen würden. Jesus sagte: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen.” – Johannes 14:9 Alle herrlichen Charaktereigenschaften des Schöpfers sind durch Christus offenbart, einschließlich Dessen Liebe. So finden wir in unserem Bibelstudium, daß auf die göttliche Liebe untereinander abwechselnd als auf die Liebe Gottes und die Liebe Christi hingewiesen wird. So sind die Schriftaussagen nicht unvereinbar, wenn sie „von der Liebe, die in Christus ist”, sprechen, weil alle Liebe, die in ihm ist, gleichermaßen in dem Vater verkörpert ist. – 1. Timotheus 1:14

Es wäre unpassend, sich die Frage nach einer Trennung zwischen uns und der Liebe Christi zu stellen, es sei denn, daß wir zuerst in den Kreis jener Liebe gebracht worden wären. So sind wir vor die Frage an uns selbst gestellt, ob wir tatsächlich durch seine Liebe entfaltet worden sind. In der Tat lieben sowohl Gott als auch Christus die ganze Menschheit. Paulus stellt fest: „Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, daß Christus, als wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist.” – Römer 5:8

Wenn der Apostel jedoch die Frage stellt: „Wer wird uns trennen von der Liebe Christi?”, deutet er an, daß göttliche Liebe uns in eine enge Verwandtschaft mit Gott gebracht hat. Wir sind als Kinder in Seiner Familie, und Seine Liebe wirkt wie ein starkes Tau, uns in dieser besonderen Stellung der Gunst zu halten. Gottes Liebe für uns in Christus Jesus ist so groß, daß nichts imstande ist, uns von ihr zu trennen, wenn wir fortwährend vertrauen und Seinem Willen gehorchen.

Wir fragen nun: Sind wir in diese Stellung besonderer Gunst bei dem Herrn gelangt, in welcher Er uns Sein Eigen nennt, was uns vor allen Mächten des Bösen beschützen wird, die danach trachten könnten, unser Verhältnis mit Ihm zu zertrennen? Diese Frage mag Anlaß zu vielen ängstlichen Gedanken bei jenen entstehen lassen, welche die notwendigen einzelnen Schritte nicht verstehen, durch die jemand in die Familie Gottes gezeugt wird. In einer solchen Angelegenheit ist es ziemlich unbefriedigend, von Gefühlen abhängig zu sein, ohne tieferes Verständnis zu besitzen.

Zu Beginn unserer christlichen Erfahrung mögen wir uns auf Grund dieser neuen Verwandtschaft sehr glücklich und dem Herrn nahe fühlen. Jesoch später, wenn Trübsale kommen und die Winde des Widerspruchs blasen, mögen wir uns fragen, was geschehen ist: „Wo ist die Glückseligkeit, die ich kannte, als ich zuerst den Herrn fand?” Wenn wir andererseits über diese Frage richtig informiert sind, ergibt sich eine feste Grundlage des Glaubens und eine Überzeugung, die unerschütterlich bleiben wird, wie hoch auch die Wogen des Widerstands sein mögen, die uns wild umbranden.

Gedrängt durch Liebe

Wie schon bemerkt, ist uns die göttliche Liebe bekundet geworden, „als wir noch Sünder waren”. Wir erfuhren davon und reagierten. Sind wir in den Kreis jener Liebe gebracht worden? Palus schrieb. „Denn die Liebe Christi drängt uns, da wir zu diesem Urteil gekommen sind, daß einer für alle gestorben ist (und) alle somit gestorben sind.” – 2. Korinther 5:14 Die Liebe Chrisi konnte uns nicht drängen, bis wir durch jene Liebe zu der Erkenntnis gelangten, daß es notwendig war, Botschafter und Lehrer zu senden, die uns darüber berichten sollten. „Wie aber sollen sie hören ohne einen Prediger? Wie aber sollen sie predigen, wenn sie nicht gesandt sind?” – Römer 14:15

Die „Zeugen” Jesu wurden in alle Welt gesandt, das Evangelium der göttlichen Liebe zu verkündigen, die durch das Erlösungswerk Christi offenbart wurde. – Apostelgeschichte 1:8

Alle seine treuen Jünger haben im Gehorsam gegenüber diesem Auftrag, wie sich die Gelegenheiten dazu bei einem jeden ergeben haben, alles willig geopfert, sogar das Leben selbst. In dieser Weise ist das Evangelium von einem Teil der Welt zu einem anderen getragen worden, mündlich, schriftlich und in diesen abschließenden Jahren des Zeitalters durch das Radio und durch das Fernsehen und durch viele andere Formen elektronischer Medien.

Dies bedeutet nicht, daß irgendetwas planlos geschehen wäre, daß jemand erreicht und durch die Kraft des Evangeliums erfrischt worden wäre. Gottes Vorsorge hat dieses Werk der Verkündigung des Evangeliums insoweit überwaltet, als es die einzelnen Antworten zu den Botschaften betrifft. Jesus sagte: „Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zieht.” – Johannes 6:44 Dies bedeutet, daß wenn wir von dem Evangelium der Liebe Gottes gehört haben und von demselben zu Christus gezogen wurden, dies durch Gottes Anordnung geschehen ist, unabhängig von der Ursache. Dies ist nicht das Werk von Menschen, sondern von Gott.

Paulus schreibt in der zuvor zitierten Schriftstelle, daß wir „urteilen” – das bedeutet, daß wir folgern, daß wenn „einer für alle stirbt, alle sterben”. Wenn dies wahr ist, und es ist wahr, dann bedeutet es, daß auch wir „tot” waren unter der Verdammnis des Todes aufgrund der Adamischen Sünde. – Römer 5:12 und 1. Korinther 15:22 Wenn wir wirklich durch die Kraft des Evangeliums Christi zu Gott gezogen worden sind, ist dies eine der ersten wichtigen Tatsachen, die wir erkennen werden. Es ist ein Prüfstein, durch den wir eindeutig bestimmen können, ob wir durch den Herrn geführt worden sind oder nicht, oder ob unser Wunsch, Ihm zu dienen, nur in Emotionen besteht. Hat uns der Herr nicht durch die Wahrheit des Evangeliums unseren wahren Zustand als Sünder offenbart, Glieder eines verurteilten und sterbenden Geschlechts zu sein?

In der Wahrnehmung unseres rückgängig gemachten Zustandes und daß Christus starb, damit wir mit Gott versöhnt werden könnten, ergibt sich eine weitere Wahrnehmung göttlicher Liebe. Zuerst erkennen wir uns als Sünder, die Gottes Gnade durch Christus benötigen; wir bereuen unsere Sünden und dann, im Namen Christi, stellen wir uns in völliger Hingabe Gott dar, das zu tun und zu sein, was auch immer Er als Seinen Willen für uns zeigt. In Römer 12:1 beschreibt Paulus dies als eine Darstellung unserer selbst als ein „lebendiges Opfer”, und er versichert uns, daß, wenn wir so handeln, unser Opfer „heilig und annehmbar für Gott” sein wird. Der Apostel erklärt, daß eine solche Weihung von uns selbst unser „vernünftiger Dienst” ist.

Diese völlige Weihung zu machen und danach unser Leben Ihm Tag für Tag treu zu widmen bis unser Opfer gänzlich verzehrt ist, nachdem wir treu bis in den Tod geblieben sind, ist unser Teil einer wunderbaren Abmachung, durch die wir Söhne Gottes werden, damit wir mit Christus tausend Jahre leben und herrschen können. – Offenbarung 20:4 Wir können so sicher sein, daß uns nichts von der Liebe Christi trennen kann – nichts, es sei denn Untreue gegenüber den Bedingungen unserer Weihung.Der Grund, daß nichts uns von der Liebe Christi trennen kann, besteht darin, daß er und der Himmlische Vater weit größer als alles sind, das gegen uns ist. Die Welt, das Fleisch und der Teufel werden alles in ihrer Macht stehende tun, uns zu entmutigen, damit wir den Kampf aufgeben. Wir wollen für uns jedoch zu jeder Zeit des Angriffs die Verheißungen der Schrift in Anspruch nehmen und unsere Anstrengungen erneuern, den schmalen Weg fortzusetzen. Wir wissen, daß jene, die Gott mit Seiner Wahrheit geehrt hat, im Geist der vollen Weihung Seinen Willen zu tun, kostbar sind. Der Vater wird sie in Seiner eigenen rechten Hand halten und sie schützen gegen alle Angriffe des Widersachers. Dies wissend können wir mit dem Apostel sagen: „Denn ich bin überzeugt, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Mächte, weder Höhe noch Tiefe, noch irgendein anderes Geschöpf uns wird scheiden können von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.” – Römer 8:38 und 39