Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Das Wort der Wahrheit recht teilen

Lesedauer: 19 Minuten

„Sei eifrig bemüht, dich Gott als bewährt zu erweisen, als ein Arbeiter, der sich seiner Arbeit nicht zu schämen braucht, weil er das Wort der Wahrheit recht teilt.” – 2. Timotheus 2:15

Die Eingangsworte unseres Leittextes sollten für ernsthafte Bibelforscher von großer Wichtigkeit sein. Entsprechend der amerikanischen Konkordanz von Strong bedeutet das griechische Wort, welches hier im deutschen Text als „streben” übersetzt wird, „Anstrengungen machen”, „pünktlich” oder „ernsthaft sein”. Der Gedanke, der in dieser Erklärung enthalten ist, ist der, daß ein solches „Streben” zu dem Zweck geschieht, uns Gott gegenüber bewährt zu erweisen, und daß dies nur dadurch geschehen kann, daß wir „die Wahrheit in rechter Weise teilen”. So bestätigt Paulus die Notwendigkeit, die Bibel mit Sorgfalt zu studieren.

In diesem Schrifttext zeigt Paulus die richtige Einstellung für ein Bibelstudium – daß wir den Willen Gottes erkennen mögen und uns selbst ihm gegenüber als Seine „Werkzeuge” bewährt und fleißig im Geist erweisen. Das Bibelstudium ist nicht das Ende an sich, sondern es bedeutet letztendlich, wie Gottes Wille zu erkennen und zu tun ist. Wie Paulus feststellt, zeigen wir uns Gott gegenüber als bewährt, in dem Verhältnis, in dem wir das Wort der Wahrheit in rechter Weise teilen und in Harmonie mit den Richtlinien sind, die uns offenbart worden sind.

Was ist damit gemeint, „das Wort der Wahrheit in rechter Weise zu teilen”? Paulus gebraucht diesen Begriff in einem sehr interessanten und aufschlußreichen Zusammenhang. Der vorangehende Vers lautet: „Dies bringe in Erinnerung, indem du eindringlich vor Gott bezeugst, man solle nicht Wortstreit führen, was zu nichts nütze, (sondern) zum Verderben der Zuhörer ist.” – 2. Timotheus 2:14 Die drei Verse, die der Ermahnung folgen, das Wort der Wahrheit in rechter Weise zu teilen, sind: „Die unheiligen, leeren Geschwätze aber vermeide! Denn sie werden zu weiterer Gottlosigkeit fortschreiten, und ihr Wort wird um sich fressen wie Krebs. Dazu gehören Hymenäus und Philetus, die von der Wahrheit abgeirrt sind, indem sie sagen, daß die Auferstehung schon geschehen sei, und den Glauben mancher zerstören.” – Verse 16 – 18

Wir lernen aus diesen Versen, daß Wetteifern über Worte und unnützes Geschwafel kein nutzbringendes Bibelstudium ausmachen. Zusätzlich ist festzustellen, daß jene, die lehrten, daß die Auferstehung der Toten schon stattgefunden habe, „das Wort der Wahrheit nicht in rechter Weise geteilt” haben. Es könnte gut die Lehre dieses Irrtums in der Urkirche gewesen sein, die Paulus dazu veranlaßte, die besondere Formulierung zu benutzen: „das Wort der Wahrheit in rechter Weise teilen”. Die Bibel lehrt die Auferstehung der Toten, aber der Irrtum zu jener Zeit war die Annahme, daß sie ein Bestandteil von Gottes Plan wäre, der eher der Vergangenheit angehörte, als der Zukunft.

Die Lektion macht hier deutlich, daß es wichtig ist, in Gottes Anordnungen das Element der Zeit zu beachten. Viele, die dies nicht richtig verstanden haben, sind zu der Schlußfolgerung gelangt, daß die Bibel voller Widersprüche und unglaubwürdig ist. Die Schriften zeigen in dem Plan Gottes drei Haupteinteilungen hinsichtlich der Zeit. In einer sehr allgemeinen Weise mögen wir diese als die „gestrige Welt”, die „Welt von heute” und die „Welt von morgen” bezeichnen. Die Bibel benutzt die Ausdrücke „die damalige Welt”, „diese gegenwärtige böse Welt” und „die zukünftige Welt”. – 2. Petrus 3:6, Galater 1:4 und Hebräer 2:5

Die ersten zwei dieser Welten sind vorwiegend böse. Die dritte wird von Petrus beschrieben als „neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt”. – 2. Petrus 3:13 Was die „gegenwärtige böse Welt” betrifft, so lesen wir: „Und nun, wir preisen die Frechen glücklich: Sie kamen sogar (noch) voran, als sie gottlos handelten; ja, sie versuchten Gott und kamen davon.” – Maleachi 3:15 Es war der Fehler, nicht zu verstehen, daß Gott dem Bösen jetzt zu blühen erlaubt, und daß Seine Zeit für die Aufrichtung der Gerechtigkeit auf Erden in der „zukünftigen Welt” ist. Dies hat zu verschiedenen irrtümlichen Konzepten der göttlichen Anordnung und des Willens Gottes für Sein Volk in der gegenwärtigen Zeit geführt.

Vier Zeitalter

Innerhalb dieser größeren Einteilung der Zeit gibt es kürzere Zeitperioden, auf die wir gewöhnlich als „Zeitalter” hinweisen. Es gab das Patriarchen-Zeitalter, welches zur Zeit der Flut begann und mit dem Tod Jakobs endete. Während jenes Zeitalters handelte Gott mit den Patriarchen Noah, Abraham, Isaak und Jakob. Seine Verheißungen waren für sie bestimmt, besonders beginnend mit Abraham. Gott versuchte zu jener Zeit nicht die Welt zu bekehren.

Dann, beginnend mit dem Tod Jakobs, kam das Jüdische Zeitalter, das so bezeichnet wurde, weil Gott während jener Zeiperiode ausschließlich mit der Nation Israel handelte. Durch den Propheten Amos sagte Gott zu Israel: „Nur euch habe ich von allen Geschlechtern der Erde erkannt.” – Amos 3:2 Er gab dieser Nation Sein Gesetz und sandte Seine Propheten zu ihm. Er verhieß Seinen Messias zu dieser Nation zu senden, den großen Befreier, der vom Stamm Juda und von dem königlichen Haus Davids sein sollte. Es war nicht Gottes Absicht, die Welt während dieser Zeit Seines ausschließlichen Handelns mit Israel zu bekehren. Auf Grund des Gesetzes und anderer Maßstäbe hielt Gott die Nation zusammen, bis der Messias kam. Sie verwarfen jedoch Christus ihren Messias und verloren das große Vorrecht, weiterhin Gottes ausschließliches Volk zu sein. Dann begann ein neues Zeitalter, in welchem die göttliche Absicht, das Evangelium auf der Erde zu predigen, ausgeführt wurde – daher bezeichnen wir es als das Evangelium-Zeitalter.

Auch das Evangelium-Zeitalter ist keine Zeit gewesen, die Welt im allgemeinen zu bekehren, sondern um eine besondere Gruppe von Menschen zu erreichen. Gott hat eine „kleine Herde” aus der Welt herausgerufen, in den Fußstapfen Jesu zu gehen, damit sie in der „zukünftigen Welt” mit ihm in seinem Königreich leben und herrschen mögen. Dies zu begreifen, was den Willen Gottes für Sein Volk während dieses gegenwärtigen Zeitalters darstellt, ist für unser Verständnis von ungemein wichtiger Bedeutung.

Wir bezeichnen die ersten tausend Jahre der „zukünftigen Welt” als das Messianische Zeitalter. Dies ist das Zeitalter des Königreichs Christi. Es ist die Zeitperiode, in der die Welt bekehrt werden wird, und in der alle Willigen und Gehorsamen zur Vollkommenheit des menschlichen Lebens wiederhergestellt werden und eine Gelegenheit haben werden, auf einer vollkommenen Erde für immer zu leben. Viele Verheißungen Gottes weisen auf diesen herrlichen Höhepunkt Seines Planes hin. Wenn wir den Willen Gottes für uns in dieser gegenwärtigen Zeit begreifen wollen, so ist es notwendig, zu erkennen, wann diese Verheißungen anwendbar sind und auf wen. Nur so können wir die Zeitmerkmale Seines herrlichen Planes „in rechter Weise teilen”.

Unterschiedliche Belohnungen

Die Art und Weise in der Paulus die Bezeichnung „das Wort der Wahrheit in rechter Weise teilen” anwendet, offenbart nicht nur die Zeitabschnitte in Gottes Plan, sondern kann zutreffend auch auf andere wichtige Umstände im Zusammenhang mit Seinen göttlichen Absichten angewandt werden. In der Bibel gibt es zum Beispiel irdische und himmlische Verheißungen. Es gibt Verheißungen irdischer Segnungen im Alten Testament, welche von dem Bauen von Häusern und dem Pflanzen von Weingärten berichten. – Jesaja 65:21 und 22 Einige, die den Plan Gottes nicht verstehen und daher nicht „das Wort der Wahrheit in rechter Weise teilen”, haben sich bemüht, Verheißungen wie diese zu vergeistigen und sich im Himmel gebaute Wohnstätten vorzustellen und geistigen Wein und Feigenbäume, die dort wachsen.

Andererseits sagte Jesus zu seinen Jüngern: „Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin.” – Johannes 14:2 und 3

Dies ist für alle wahren Nachfolger des Herrn eine höchst kostbare Verheißung, aber viele haben vermutet, daß sie auf alle anzuwenden ist, die in jedem Zeitalter gesegnet werden. Wer verfehlt, das Wort der Wahrheit in rechter Weise zu teilen, dem nimmt es die lebendige Bedeutung solcher Ermahnungen weg, wie: „Sinnt auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist”, und der wahre Ansporn für diese Anstrengungen wird mehr oder weniger zunichte gemacht. – Kolosser 3:2

Symbolische Sprache

Es ist auch wichtig zwischen der symbolischen und der buchstäblichen Sprache der Bibel unterscheiden zu können, um das Wort der Wahrheit in rechter Weise zu teilen. Eine Fehleinschätzung hat viele zu der Vermutung geführt, daß Gott beabsichtigt, die Erde durch buchstäbliches Feuer zu vernichten, und jene, die Christus nicht annehmen, bevor sie sterben, zu quälen. Eine solch irrige Annahme verfälscht die Weisheit, Gerechtigkeit, Liebe und Macht Gottes, und das Hauptmotiv, Ihm zu dienen, ist dann eher Furcht anstatt Liebe. Es ist wahr, daß viele von ihnen Gott trotz ihrer großen Fehldeutungen zu lieben versuchen.

Wie wundervoll ist die symbolische Sprache der Bibel, wie sie in Seinen Verheißungen für Sein Volk und auch im Zusammenhang bei der Umsetzung Seines Planes der Zeitalter benutzt wird. Der Psalmist schrieb: „Ich sage zum HERRN: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, ich vertraue auf ihn! Denn er errettet dich von der Schlinge des Vogelstellers, von der verderblichen Pest. Mit seinen Schwingen deckt er dich, und du findest Zuflucht unter seinen Flügeln. Schild und Schutzwehr ist seine Treue.” – Psalm 91:2 – 4

Wen betrifft dies

Um das Wort der Wahrheit in rechter Weise zu teilen, ist es auch wichtig, darauf zu achten, an wen sich irgendein besonderer Schrifttext richtet. In den Briefen des Neuen Testaments finden wir dafür besondere Beispiele. Menschen, die es gut meinen, zitieren oft aus diesen Briefen, indem sie auf die Dinge in der Welt hinweisen, wie Politik, gesellschaftliche Belange und andere weltliche Angelegenheiten. Diese Briefe richten sich jedoch ausschließlich an die ernsten Fußstapfennachfolger Jesu. Sie sind geschrieben worden, um sie zu leiten und zu stärken. Zum Beispiel richtet sich der Römerbrief an „alle Geliebten Gottes, berufene Heilige in Rom”. – Römer 1:7

Was für die Neutestamentlichen Briefe als wahr gilt, erweist sich auch für andere Teile der Schrift als wahr. Tatsächlich wurde die Bibel nicht geschrieben, um die politischen und sozialen Tätigkeiten der Nationen zu leiten, sondern als ein Licht zur Führung von denen, die sich völlig geweiht haben, den Willen Gottes zu tun. Dies zu erkennen, macht das ganze Wort Gottes noch kostbarer, indem es eine Zusicherung gibt, daß in ihm eine persönliche Botschaft unseres liebenden Himmlischen Vaters an uns gerichtet ist.

Dies besondere Prinzip im Bibelstudium ist für uns sogar noch von größerem Wert, wenn wir es völlig in unserem Leben anwenden. Zum Beispiel sprach der Prophet Jesaja von dem Brot und dem Wasser, das dem Volk des Herrn zugesagt ist. – Jesaja 33:15 und 16 Viele Nachfolger des Meisters haben angenommen, dies bedeute, daß der Herr niemals zulassen würde, daß sie hungern, wo es doch eine Tatsache ist, daß viele gehungert haben. Selbst der Apostel Paulus schrieb an die Geschwister in Philippi und sagte: „Sowohl erniedrigt zu sein, weiß ich, als auch Überfluß zu haben, weiß ich; in jedes und in alles bin ich eingeweiht, sowohl satt zu sein als auch zu hungern, sowohl Überfluß zu haben als auch Mangel zu leiden.” – Philipper 4:12

Es kann hinsichtlich der Treue des Paulus gegenüber dem Herrn keine Zweifel geben. Es war nicht als eine Strafe für Untreue zugelassen worden, daß er hungerte. Es war einfach, daß Gott sah, daß es als Neue Schöpfung in Christus Jesus für Paulus angemessen wäre, daß sein Fleisch die Schmerzen des Hungers erleiden sollte. Was meinte der Prophet Jesaja dann mit der Verheißung, daß Brot und Wasser dem Gerechten gegeben würden?

Diese besondere Verheißung bezieht sich auf Gottes treues Volk eines anderen Zeitalters, ein Volk, mit dem Gott unter den Bedingungen des Gesetzesbundes handelte. Unter jenem Bund hatte Gott verheißen „Korb und Backtrog” Seines treues Volkes zu segnen. – 5. Mose 28:5 Es war kein Opferbund, aber ein Bund, der irdische Segnungen der Gesundheit und des Lebens für jene verhieß, die treu waren. Trotzdem war das Volk Israel Gott gegenüber wiederholt ungehorsam, und folglich wurden sie entsprechend gezüchtigt.

Die Situation ist jedoch anders bei dem Volk des Herrn im Evangelium-Zeitalter. Wir haben einen Bund geschlossen, unser Leben im Opfer niederzulegen. – Psalm 50:5 Jesus unser Haupt und Beispielgeber hat sein Leben niedergelegt. Es gab für ihn keinen anderen Weg gegenüber Seinem Himmlischen Vater treu zu sein, und sein alles als ein Mensch zu opfern, wie er es tat. Wir sind eingeladen worden, mit ihm zu leiden und zu sterben. Die Fürsorge Gottes in unserem Leben muß von diesem Standpunkt aus gesehen werden, sonst ist es möglich, daß wir durch unseren Mißerfolg entmutigt werden, die Segnungen zu erlangen, die Gott, wie wir vermutet haben mögen, versprochen hatte.

Jesus sagte zu seinen treuen Nachfolgern dieses Evangelium-Zeitalters: „Werden nicht zwei Sperlinge für ein paar Pfennige verkauft? Und nicht einer von ihnen wird auf die Erde fallen ohne euren Vater. Bei euch aber sind selbst die Haare des Hauptes alle gezählt.” – Matthäus 10:29 und 30 Dies erfordert sicherlich von dem Himmlischen Vater eine sehr sorgsame und liebevolle Überwachung der Angelegenheiten Seiner Kinder. Beachten wir, daß Jesus nicht sagte, daß Sperlinge niemals auf die Erde fallen und niemals etwas mit den Haaren unseres Hauptes geschieht. Es ist einfach die Aussage, daß sogar unwichtige Dinge in unseren Erfahrungen dem Himmlischen Vater bekannt sind und bei Seinem Handeln mit uns berücksichtigt werden. „Mein Gott aber wird alles, wessen ihr bedürft, erfüllen nach seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus Jesus.” – Philipper 4:19 Wir können uns auf diese Verheißung verlassen, aber wir müssen willens sein, dem Herrn zu erlauben, zu entscheiden, was für uns nötig sein mag. Dies sind die Nöte der Neuen Schöpfung, nicht notwendigerweise die Nöte des Fleisches, obwohl das Fleisch mit der Neuen Schöpfung in einem nahen Bezug steht. In der Tat, während wir uns noch diesseits des Vorhangs befinden, ist das Fleisch der Wohnplatz der Neuen Natur – der einzige Leib, den die Neue Schöpfung besitzt.

Gott hat bestimmte Ziele in Seinem Volk und durch Sein Volk zu vollenden. Aus diesem Grund mag Er die Gesundheit unseres „irdischen Gefäßes” für eine Weile erhalten und sehen, daß wir die nötige Speise und Bedeckung bekommen. Er tut dies nicht um in die Ausführung unseres Opferbündnisses einzugreifen, sondern um uns „fit” zu halten, während wir unser Leben in Seinem Dienst niederlegen. Dies sind Dinge, die in des Vaters Händen liegen. Der Punkt, an den wir uns erinnern sollen, ist der, daß diese uns gegebenen Verheißungen geistig sind und nicht irdisch. Wir können sicher sein, daß die Segnungen, die wir von Ihm empfangen, solche sind, die unserer geistigen nicht unserer menschlichen Existenz gelten.

Wenn wir das Wort der Wahrheit in rechter Weise teilen, werden wir diesen Unterschied bemerken und bereit sein, mit Dankbarkeit und Lob die Erfahrungen anzunehmen, die der Herr in Seiner Weisheit und Liebe für uns als Neue Schöpfungen in Christus Jesus zu unserem Besten auch immer vorsehen mag. Er mag erlauben, daß wir reichlich Brot und Wasser haben, jedoch unsere Mägen sich nicht in einem hinreichenden Gesundheitszustand befinden um eine Auswahl an Speise zu vertragen, und daß unsere Leiber vor Hunger nach Nahrung schmachten mögen. Andererseits mag Er erlauben, daß wir gesunde Mägen haben aber uns nicht jede Speise geben, von der wir denken, daß wir sie benötigen. Das Ergebnis würde in beiden Fällen in vielem das gleiche sein. Unser Himmlischer Vater weiß es am besten. Wir legen unser Leben nieder, und wenn Gott wünscht, daß unser letztes Opfer auf einem Altar des Hungers sein soll, so sollten wir uns darüber freuen. Wir können jedoch sicher sein, daß dies nicht geschehen wird, bis der Herr sieht, daß es die bestimmte Zeit ist, sowohl vom Standpunkt Seines Planes als auch unserer eigenen Bereitschaft unseren irdischen Lauf zu beenden.

Wir haben den Punkt der Speise als eine bildliche Veranschaulichung betont. Dieses Prinzip läßt sich auf alle Handlungen Gottes uns betreffend anwenden. Als fleischliche Wesen möchten wir denken, daß Er unsere Angelegenheiten so überwaltet, daß nichts mit uns geschehen kann, was uns unangenehm wäre – daß jedes Detail in unserem Leben glatt verläuft und so, daß wir froh sind. Dies ist jedoch nicht der Wille Gottes für uns. Er mag es zulassen, daß wir entlang einiger Richtungen viel geprüft werden – durch Krankheit oder Not oder auf andere Art und Weise. Wenn es so ist, geschieht es, weil Er sieht, daß solche Erfahrungen zu unserem besten sind, um uns für einen Platz zuzubereiten, den Er für uns im Königreich bereithält. Wir wollen dies erkennen und dankbar Gottes Vorsehungen annehmen und uns so durch Ihn erprobt erweisen, indem wir das Wort der Wahrheit hinsichlich dieses Aspektes unseres christlichen Lebens in der rechten Weise teilen.

Die Häuser Israels

Zu beachten, auf wen die Verheißungen und Prophezeiungen der Bibel anzuwenden sind, ist auch eine große Hilfe für unser Verständnis des Planes Gottes als ein Ganzes. Während des Evangelium-Zeitalters schauen diejenigen, die beanspruchen, Nachfolger Jesu zu sein, auf ihn als ihr Haupt – ihren Herrn und Meister. Die Verheißungen Gottes sind für sie wundervoll und kostbar. Während dieser Leib von Gläubigen, die sich zu Christus bekennen, noch im Fleisch ist, besteht er sowohl aus „wahren Israeliten” als auch nominellen Gläubigen – das heißt, aus solchen, die nur dem Namen nach glauben. Über beide Gruppen wird in den Schriften gesprochen.

Ein gutes Beispiel von diesen finden wir in den an die sieben Versammlungen gerichteten Botschaften, von denen im Buch der Offenbarung in den Kapiteln 2 und 3 berichtet wird. Über die Versammlung von Pergamos sprechend, fügt der Herr hinzu: „Aber ich habe ein weniges gegen dich, daß du solche dort hast, welche die Lehre Bileams festhalten, der den Balak lehrte, eine Falle vor die Söhne Israels hinzustellen, so daß sie Götzenopfer aßen und Unzucht trieben. So hast auch du solche, die in gleicher Weise die Lehre der Nikolaiten festhalten. Tu nun Buße! Wenn aber nicht, so komme ich dir bald und werde Krieg mit ihnen führen mit dem Schwert meines Mundes.” – Offenbarung 2:14 – 16

Die Verheißungen, eine Krone des Lebens zu bekommen, mit Jesus auf dem Thron zu sitzen, einen weißen Stein zu erhalten und zu einer Säule im Tempel Gottes gemacht zu werden, wie in anderen Teilen dieser Botschaft an die Kirchen enthalten ist, wurden nicht für diejenigen gegeben, die dem Beispiel Balaams folgen. Dies waren Warnungen vor Strafen durch den Herrn, und doch werden sie alle als „der Kirche” zugehörig klassifiziert. Diese Botschaften an die sieben Versammlungen offenbaren, daß Gott den wahren Christen – wahrhaftige Israeliten – und den nominellen Christen – denjenigen, die es nur dem Namen nach sind, erlaubt hat, dieses Zeitalter hindurch nebeneinander zu bestehen. Die Welt hat nur wenig oder keinen Unterschied bemerkt. Nur der Herr, der die Herzen kennt, hat diesen Unterschied wahrgenommen, und Er belohnt und bestraft entsprechend Seiner Gerechtigkeit und Liebe. Es ist für uns wichtig, zu erkennen, daß es diese zwei Klassen gibt, und dem entsprechend das Wort der Wahrheit in der rechten Weise zu teilen.

Dasselbe ist in Bezug auf das natürliche Israel wahr. Wir lesen, daß „auch Mose in seinem ganzen Hause treu war”. – Hebräer 3:2 So verhält es sich auch im Haus der Söhne im Lauf seiner Entwicklung, daß einige treu gewesen sind und andere nicht. Ebenso verhielt es sich mit dem Haus der Knechte, über welches Mose das Haupt war. Auch hier sind die Verheißungen Gottes, die sich an die Treuen richten, höchst unterschiedlich gegenüber denen, die sich an die Untreuen richten, welche in vielen Fällen natürlich eher Warnungen als Verheißungen sind.

Mose schrieb: „Da sprach der HERR zu mir: Sie haben recht getan (mit dem), was sie geredet haben. Einen Propheten wie dich will ich ihnen aus der Mitte ihrer Brüder erstehen lassen. Ich will meine Worte in seinen Mund legen, und er wird zu ihnen alles reden, was ich ihm befehlen werde. Und es wird geschehen, der Mann, der nicht auf meine Worte hört, die er in meinem Namen reden wird, von dem werde ich Rechenschaft fordern.” – 5. Mose 18:17 – 19 Der Apostel Petrus zitierte diese Verheißung und zeigte, daß sie dem zweiten Kommen Christi folgend in dem Königreich erfüllt würde. – Apostelgeschichte 3:19 – 23

Diese Warnung erging nicht an die Treuen Israels, sondern an die Treulosen und Ungläubigen. Die Israeliten waren in den Gesetzesbund eingetreten, aber viele hatten ihm gegenüber schon einen Mangel an Glauben gezeigt, und sie verhielten sich rebellisch gegenüber den Vorsehungen des Herrn. Durch das ganze Jüdische Zeitalter hindurch gab es diese Gruppe innerhalb Israels. Gott liebte sie und war barmherzig mit ihnen. Er wird ihnen schließlich Seine Barmherzigkeit zeigen durch die Sendung „jenes Propheten”, der sie im Messianischen Königreich mit der Wiederherstellung zu menschlicher Vollkommenheit reichlich segnen wird – daß heißt, so viele von ihnen dann hören und dem großen Propheten gehorchen werden. Diejenigen, die nicht hören und gehorchen, werden aus dem Volk ausgerottet werden. – Apostelgeschichte 3:23

Er gab in der gleichen Zeitperiode eine andere treue Klasse, wenn wir den Weg bis auf den gerechten Abel zurückverfolgen. Vielleicht konnte sie zeitweise kaum als ein Klasse bezeichnet werden, weil sie nur aus Einzelnen bestand, die ihren Glauben an Gott und an Seine Verheißungen unter Beweis stellten, trotz der Trübsale und Schwierigkeiten, die diese Treue nach sich zieht. Paulus spricht von diesen im 11. Kapitel des Hebräerbriefes. Er erklärt, daß sie ihre Leiden ertrugen, um eine „bessere Auferstehung” zu erlangen. – Vers 33 Sie verstanden offenbar, daß, wenn sie Gott gegenüber treu wären bis in den Tod, Er etwas besseres für sie in der Auferstehung bereithalten würde.

Dies wird in der Rede des Paulus mit dem römischen Statthalter Felix angezeigt, in welcher er sagte: „Aber dies bekenne ich dir, daß ich nach dem Weg, den sie eine Sekte nennen, so dem Gott meiner Väter diene, indem ich allem glaube, was in dem Gesetz und den Propheten geschrieben steht, und die Hoffnung zu Gott habe, die auch selbst diese hegen, daß eine Auferstehung der Gerechten wie der Ungerechten sein wird.” -Apostelgeschichte 24:14 und 15 Diese Klasse der „Alten Glaubenshelden” wußte offenbar von der Auferstehung der Gerechten. Es war dies, auf das sie schauten als die „bessere Auferstehung”, und es war ihr Wunsch, dem Herrn gegenüber treu zu sein, um würdig befunden zu werden, an dieser Auferstehung teilzuhaben.

Zweifellos wurden alle der „Alttestamentlichen Überwinder” Klasse, die nach der Gabe des Gesetzes für Israel lebten, durch die Verheißung, in welcher Gott den Treuen verhieß, daß sie ein „besonderer Schatz” und eine „heilige Nation” sein würden, außerordentlich inspiriert. – 2. Mose 19:5 und 6 Während sich die Nation als solche nicht unter den Bedingungen dieser Verheißung bewährte – wurde sie von den „nominellen Israeliten” weitgehend ignoriert – sie diente als ein Ansporn für solche, die ernsthaft suchten, Gottes Willen zu erkennen und zu tun. Die Tatsache, daß diese zwei Klassen vor der ersten Gegenwart Jesu bestanden, bedeutet, daß einige Teile der Schriften für die eine Klasse bestimmt sind und andere für die andere. Um die genauen Lektionen zu verstehen, welche uns der Herr durch die Schriften lehrt, ist es nötig, daß wir beachten, über welche Klasse in der Diskussion gesprochen wird oder für welche Klasse die Verheißungen oder Warnungen gegeben sind. So werden wir bei dem Unterscheiden der Stellung der Alten Glaubenshelden und Israels als Ganzes in dem Plan Gottes keine Schwierigkeit haben.

Die Königreichsverheißungen recht teilen

Das Wort „Königreich” ist eines der auffälligen Worte in der Bibel. Natürlich gab es das Königreich Israel, und es gibt die Königreiche dieser Welt. Wir haben jedoch das Königreich des Herrn besonders im Sinn. In vielen Prophezeiungen des Alten Testaments wird auf das Königreich des Herrn hingewiesen, aber das Wort selbst nicht benutzt. In Jesaja 25:6 – 9 ist das Königreich als ein „Berg” dargestellt, in welchem der Herr allem Volk ein „Mahl von fetten Speisen” bereiten wird, und in welchem Er „den Tod verschlingen wird auf ewig”. In Jesaja 9:6 und 7 wird das Königreich als eine „Herrschaft” beschrieben.

Während in einer allgemeinen Weise all diese und viele andere Bezugnahmen der Bibel sich auf das gleiche Königreich beziehen, beziehen sie sich nicht immer auf den gleichen Aspekt des Königreiches. Wenn Jesus seine Jünger zum Beispiel ermahnte, zuerst nach dem Königreich der Himmel zu trachten, so galt sein Hinweis der Stellung der Herrschaft in des Herrn Königreich. Wenn wir in Lukas 12:32 Jesu Worte lesen: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben”, so ist das gleiche wahr.

Im Gegensatz dazu beschreiben die meisten der Königreichsverheißungen des Alten Testaments Segnungen, welche von den Untertanen des Königreichs des Herrn empfangen werden. Es ist wichtig, das Wort der Wahrheit hinsichtlich des Königreichs in rechter Weise zu teilen, diese Unterscheidung zu beachten, wenn wir die volle Kraft von dem erfahren wollen, was gemeint ist. Es ist auch wichtig, zu beachten, daß sich einige der Betrachtungen der Bibel, in denen das Wort „Königreich” benutzt wird, auf die zukünftigen Herrscher in jenem Königreich beziehen, während sie sich in der Vorbereitung auf diese hohe Stellung befinden. Nur dann, wenn wir diese Unterschiede beachten, werden wir imstande sein, die völlige Harmonie des Wortes Gottes in Bezug auf seine Lehren über das Thema des Königreichs des Herrn zu erkennen und wertzuschätzen.

Uns als bewährt erweisen

Wir sollten uns immer daran erinnern, daß der Hauptzweck des Bibelstudiums der ist, daß wir den für uns bestimmten Willen Gottes erkennen und Ansporn zur Treue in der Ausführung Seines Willens erlangen. Während des gegenwärtigen Zeitalters ist ein wichtiger Aspekt des göttlichen Willens für Sein Volk, daß sie Mitarbeiter mit Ihm sein mögen, indem sie das Evangelium Christi bezeugen – die großen und kostbaren Wahrheiten des Planes Gottes. Tatsächlich sagt unser Leittext, daß wir Arbeiter sein sollen, die sich nicht zu schämen haben, weil wir das Wort der Wahrheit in rechter Weise teilen.

Um Zeugnis über die Wahrheiten über Gottes herrlichen Plan abzulegen, sollten wir jene Wahrheiten kennen, und wie sie in dem Wort Gottes dargelegt werden. So nimmt jede Wahrheit in der Bibel auf unsere Erkenntnis und das Tun des Willen Gottes bezug. Es ist dann wichtig, daß wir das Wort der Wahrheit vom Standpunkt der Zeit in rechter Weise teilen, indem wir seine irdischen und himmlischen Verheißungen beachten und ihre Anwendung in der buchstäblichen und symbolischen Sprache.

Wir wollen auch beachten, für wen die verschiedenen Verheißungen Gottes bestimmt sind, und was jene Verheißungen bedeuten, die sich direkt an die treue „kleine Herde” des Evangelium-Zeitalters richten. Wir wollen uns daran erinnern, daß wir einen Platz als Könige und Priester mit Jesus in seinem Königreich erstreben und uns freuen, daß es des Vaters Wohlgefallen ist, daß wir eine solche Stellung erlangen. Wir wollen auch unsere Freude über die Segnungen zeigen, die für die Menschheit im allgemeinen bestimmt sind als Auswirkungen des Königreichs. Mögen wir darin treu sein, diese herrlichen Wahrheiten weit und breit zu verkündigen, für alle die ein hörende Ohren haben.