Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Der Pfingsttag

Lesedauer: 19 Minuten

„Und als der Pfingsttag erfüllt wurde, waren sie (Jesus Nachfolger) alle an einem Ort beisammen. Und plötzlich kam aus dem Himmel ein Brausen, wie von einem daher fahrenden, gewaltigen Wind, und erfüllte das ganze Haus, wo sie saßen. Und es erschienen ihnen zerteilte Zungen wie von Feuer, und sie setzten sich auf jeden Einzelnen von ihnen. Und sie wurden alle mit Heiligem Geist erfüllt und fingen an, in anderen Sprachen zu reden, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.“ (Apostelgeschichte 2:1-4)

Das Wort Pfingsten – oder Pfingsttag – kommt in der Bibel nur dreimal vor, und da es ein griechisches Wort ist, erscheint es nur im Neuen Testament. Die bekannteste Verwendung findet sich in den Worten unseres Thementextes. Das Wort wird später noch einmal in Apostelgeschichte 20:16 verwendet: „Paulus hatte sich entschlossen, an Ephesus vorbeizufahren, damit es ihm nicht widerfahre, in Asien Zeit zu verlieren; denn er eilte, um, wenn es ihm möglich wäre, am Pfingsttag in Jerusalem zu sein.“ Die letzte Verwendung des Wortes findet sich in 1. Korinther 16:8: „Ich werde aber bis Pfingsten in Ephesus bleiben“. Die beiden letztgenannten Verweise lassen uns verstehen, dass Pfingsten mehr war, als nur das bemerkenswerte Ereignis, das in Apostelgeschichte 2 über die Ausgießung des Heiligen Geistes beschrieben wird. Es handelte sich vielmehr um ein jährliches Fest – einen besonderen Feiertag der Juden.

Das vorbildliche Fest

Um die besondere Bedeutung des vorbildlichen Pfingsttages zu erschließen, muss man ins Alte Testament zurückgehen. Pfingsten war eines der drei jährlichen Feste Israels und wurde damals noch nicht Pfingsten genannt. Es trug zwei andere Namen – das „Fest der Ernte“ und das „Fest der Wochen“. In 2. Mose 23:14-16 lesen wir von diesem Fest unter dem Namen „Fest der Ernte“: „Dreimal im Jahr sollst du mir ein Fest feiern. Das Fest der ungesäuerten Brote sollst du halten: (…) und das Fest der Ernte (Pfingsten), der Erstlinge deiner Arbeit, dessen, was du auf dem Feld säen wirst; und das Fest der Einsammlung im Ausgang des Jahres, wenn du deine Arbeit vom Feld einsammelst.“

Ein weiterer Verweis auf dieses Fest findet sich in 5. Mose 16:9,10 und 16, wo es das Fest der Wochen genannt wird. „Sieben Wochen sollst du dir zählen; von da an, wo man beginnt, die Sichel an das Getreide zu legen, sollst du anfangen, sieben Wochen zu zählen. Und du sollst dem HERRN, deinem Gott, das Fest der Wochen (Pfingsten) feiern, je nach der freiwilligen Gabe deiner Hand, die du geben magst, so wie der HERR, dein Gott, dich segnen wird; (…) Dreimal im Jahr sollen alle deine Männlichen vor dem HERRN, deinem Gott, erscheinen an dem Ort, den er erwählen wird: am Fest der ungesäuerten Brote und am Fest der Wochen und am Fest der Laubhütten. Und man soll nicht leer vor dem HERRN erscheinen.“

Das Fest der Wochen wird auch an zwei anderen Stellen erwähnt. (2. Mose 34:22 und 4. Mose 28:26-31)

In 3. Mose 23 werden die drei Feste erklärt, und wann das Pfingstfest stattfand, welchen Zweck es hatte und warum es in dem Vorbild unter beiden Namen – Fest der Ernte und Fest der Wochen – aufgeführt ist. In den Versen 5-7 heißt es: „Im ersten Monat, am Vierzehnten des Monats, zwischen den zwei Abenden, ist Passah dem HERRN. Und am fünfzehnten Tag dieses Monats ist das Fest der ungesäuerten Brote dem HERRN; sieben Tage sollt ihr Ungesäuertes essen. Am ersten Tag (d.h. am ersten Tag des Festes der ungesäuerten Brote – dem fünfzehnten Tag des ersten Monats) soll euch eine heilige Versammlung sein, keinerlei Dienstarbeit sollt ihr tun.“

Dieser erste Tag des Festes der ungesäuerten Brote sollte eine „heilige Versammlung“ sein, d.h. ein besonderer Sabbattag. Sabbattage waren Tage, an denen die Israeliten keine Dienstarbeit verrichteten. In diesem Fall handelte es sich nicht um den Siebenten-Tags-Sabbat, sondern um einen besonderen Sabbat – eine heilige Versammlung für den Herrn. Der letzte Tag des Festes der ungesäuerten Brote war ebenfalls ein besonderer Sabbattag.

Weiter geht es mit den Versen 10 und 11: „Rede zu den Kindern Israel und sprich zu ihnen: Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch gebe, und ihr seine Ernte erntet, so sollt ihr eine Garbe der Erstlinge eurer Ernte zum Priester bringen; und er soll die Garbe vor dem HERRN weben zum Wohlgefallen für euch; am nächsten Tag nach dem Sabbat soll sie der Priester weben.“ Dieses Schwenken der Handvoll oder Garbe mit den Erstlingsfrüchten ihrer Ernte geschah am Tag nach dem oben erwähnten besonderen „Sabbat“, dem sechzehnten Tag des ersten Monats.

Die Verse 15 und 16 lauten: „Und ihr sollt euch zählen vom nächsten Tag nach dem Sabbat, von dem Tag an, da ihr die Webe-Garbe gebracht habt (mit anderen Worten, ab dem sechzehnten Tag des ersten Monats): Es sollen sieben volle Wochen (49 Tage) sein. Bis zum nächsten Tag nach dem siebten Sabbat (der Morgen nach dem siebten Sabbat wäre der fünfzigste Tag) sollt ihr fünfzig Tage zählen; und ihr sollt dem HERRN ein neues Speisopfer darbringen.“ Dieser fünfzigste Tag war das Fest der Wochen – das Fest der Ernte. Es wird als Fest der Wochen bezeichnet, weil das Datum, an dem das Fest stattfand, durch die Zählung von sieben Wochen plus einem Tag ab dem Zeitpunkt, an dem die Garbe der Erstlingsfrüchte geopfert wurde, bestimmt wurde. Außerdem bedeutet das griechische Wort „pentecost“ „der fünfzigste Tag“. Basierend auf der Berechnung in 3. Mose 23 ist das entsprechende Datum für Pfingsten (das jüdische Pfingsten – schawuot) in diesem Jahr der 30. Mai 2024.

Zweck des Vorbildes

Dieses vorbildliche Fest sollte ein Fest der Danksagung an Gott für die Erstlingsfrüchte der jüdischen Ernte sein, daher auch der zweite Name: Fest der Ernte. Dies war eine besondere Ernte. Es handelte sich nicht um die Ernte von Gemüse oder Obst, sondern um die Ernte von Getreide, insbesondere von Gerste und Weizen. Die Erstlingsfrüchte dieser Ernte wurden Gott geweiht. Während dieses Festes, das im 23. Kapitel des 3. Buches Moses beschrieben wird, wurden viele Opfer dargebracht. Es gab Brandopfer, Speisopfer, Trankopfer, Sündopfer und Friedensopfer – alles, um Gott für die Getreideernte zu danken. Das besondere Opfer dieses Festes sollte ein „neues Speisopfer“ sein. In Vers 17 heißt es: „Aus euren Wohnungen sollt ihr Webe-Brote bringen, zwei von zwei Zehntel Feinmehl sollen es sein, gesäuert sollen sie gebacken werden, als Erstlinge dem HERRN.“ Sie brachten zwei Brote aus den Erstlingsfrüchten ihrer Getreideernte dar. Dann schwenkten sie sie vor dem Herrn als Dank und Widmung für die Gaben ihrer Ernte. Fünfzig Tage zuvor hatten sie Gott auch eine Opfergabe dargebracht, aber nur eine Handvoll der Erstlingsfrüchte. Jetzt hatten sie mit der eigentlichen Getreideernte begonnen und brachten dem Herrn zwei Brote dar, die sie aus dem gerade geernteten Getreide hergestellt hatten. Sie ernteten nun solange, bis sie die gesamte Gerste und den Weizen geerntet hatten.

Entsprechung von Vorbild und Gegenbild

Der Grund für die ausführliche Betrachtung des vorbildlichen Erntefestes oder Festes der Wochen liegt darin, dass es wunderbar mit dem Gegenbild übereinstimmt. Zunächst ist die Übereinstimmung des Zeitpunkts dieses Festes zu sehen. Erinnern wir uns, dass der 14. Tag des ersten Monats das Passahfest war. Im Gegenbild entsprach dies dem Tod Jesu als Passahlamm – „das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt“ (Johannes 1:29) –, der genau an diesem Tag stattfand. Am 16. Tag des ersten Monats wurde die Garbe oder Handvoll der Erstlingsfrüchte vor dem Herrn gewebt. Dies entspricht im Gegenbild der Auferstehung Jesu, die ebenfalls am selben Tag, zwei Tage nach seinem Tod, stattfand. Der Apostel Paulus sagte in 1. Korinther 15:20, dass Jesus „der Erstling der Entschlafenen“ war. Er war die Garbe, die Handvoll Erstlingsfrüchte – der Allererste, der durch die mächtige Kraft Gottes von den Toten zum ewigen Leben auferweckt wurde. Zählt man schließlich sieben Sabbate plus einen Tag oder fünfzig Tage von der Auferstehung Jesu bis zum gegenbildlichen Weben der Erstlingsgarbe, kommt man zum Pfingsttag, wie er in Apostelgeschichte 2 beschrieben wird.

So, wie das vorbildliche Fest die Weihung der Gersten- und Weizenernte beinhaltete, so umfasste der Pfingsttag die Weihung der gegenbildlichen Erstlingsfrüchte – des „Weizens“ – Gott gegenüber, wobei die Herauswahl nun als Teil dieser Erstlingsklasse einbezogen wurde. Jesus war die Erstlingsfrucht, aber auch die Herauswahl ist, wie in Jakobus 1:18 gesagt wird, eine „gewisse Erstlingsfrucht“. Johannes der Offenbarer spricht in Offenbarung 14:4 von der Gemeinde als „Erstlingsfrüchten“, wo er sie als „aus den Menschen erkauft worden als Erstlinge für Gott und das Lamm“ beschreibt. Der Prozess der Weihung der Herauswahl begann an Pfingsten. Die Herauswahl wurde symbolisch vor dem Himmlischen Vater als geweiht, gewebt oder gezeigt.

Betrachtet man das gegenbildliche Pfingstfest, so war es der Höhepunkt von drei sehr wichtigen und entscheidenden Ereignissen in Gottes Plan. Das Erste war das Lösegeld, das Jesus für Adam durch seinen Tod am Kreuz bereitstellte. Das Zweite dieser wichtigen Ereignisse war die Auferstehung Jesu durch die mächtige Kraft Gottes. Das Dritte war der Pfingsttag – der Tag, als die zukünftige Herauswahl dem Himmlischen Vater geweiht wurde.

Der Pfingsttag

Die Ereignisse, die das Pfingstgeschehen im Vorbild begleiteten, sind zahlreich. Der Pfingsttag war nicht nur der Tag, an dem der Heilige Geist auf die Herauswahl kam. Dies geschah in der Tat, und der Nutzen kam nicht nur denen zugute, die damals anwesend waren, sondern erstreckte sich über das gesamte Evangeliumszeitalter auf alle, die sich angemessen Gott geweiht haben.

Für die 120 Jünger Jesu, die sich im Obersaal versammelt hatten (Apostelgeschichte 1:15) und ihm ihr Leben geweiht hatten, bedeutete der Pfingsttag sehr viel. Es bedeutete, dass Gott ihre Weihung angenommen hatte. Es bedeutete, dass sie nun vor ihm gerechtfertigt waren. Es bedeutete, dass nun ihr Opferbund beginnen würde, dass die Zeugung des Heiligen Geistes stattgefunden hatte und dass sie dadurch nun Neue Schöpfungen in Christus Jesus sein würden.

Pfingsten war für die Anwesenden ein ereignisreicher Tag. Auch für die Herauswahl im gesamten Evangeliumszeitalter war er von großer Bedeutung. Er bedeutete den Beginn des Evangeliumszeitalters und seines Wirkens. Er bedeutete die Eröffnung der „Hohen Berufung Gottes in Christus Jesus“. (Philipper 3:14) Pfingsten bedeutete auch die Salbung oder Weihung der Herauswahl als Klasse, um Gottes königliche Priesterschaft zu sein. Es bedeutete, dass jedem einzelnen zukünftigen Mitglied dieses Priestertums nun die Möglichkeit offenstand, die Dinge zu empfangen, die jene im Obersaal empfingen – Gottes Annahme ihrer Weihung, Rechtfertigung, den Beginn ihrer Opferung und die Zeugung durch den Geist. Auf Grund der Ereignisse, die damals stattfanden, ist jedes zukünftige Glied des königlichen Priestertum in der Zeit dieses Evangeliumszeitalters in dieselbe Beziehung gekommen. Man kann sagen, dass der Pfingsttag den eigentlichen Prozess der Wiederherstellung zur Versöhnung des Menschen mit Gott einleitete, beginnend mit der Herauswahl. Der Pfingsttag war der erste äußere Beweis für die Menschheit, dass Gott das Verdienst des durch Jesus gezahlten Lösegelds zurechnete.

Der Heilige Geist

Das Verständnis der Zeugung aus dem Heiligen Geist ist der Schlüssel zum Verständnis der vollen Bedeutung des Pfingsttages. Was ist der Heilige Geist? Allgemein ausgedrückt, ist der Heilige Geist die Kraft und der Einfluss Gottes. Er hat schon immer existiert. Gott ist von Ewigkeit zu Ewigkeit, und so sind auch seine Kraft und sein Einfluss – sein Heiliger Geist – von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Es gibt eine tiefere Bedeutung und Definition des Heiligen Geistes, wenn es um die Glieder der Herauswahl geht. Für diese kann der Heilige Geist als der heilige und gerechte Einfluss und die Kraft Gottes definiert werden, die den Funken des Lebens in jedem der geweihten Menschen Gottes gibt, sie nährt und das Leben der Neuen Schöpfung leitet. Das Wort Geist kommt vom griechischen Wort „pneuma“ und bedeutet „Atem“. Um die Definition des Heiligen Geistes für die Neue Schöpfung zu vereinfachen, ist er, was der Lebensodem für den natürlichen Körper ist. Der Körper benötigt den Lebensodem. Wird dem natürlichen Körper der Lebensodem entzogen, stirbt er innerhalb von Minuten. In gleicher Weise kann die Neue Schöpfung ohne den Heiligen Geist – Gottes heiligem und gerechtem Einfluss – nicht leben.

Der Heilige Geist zu Pfingsten

In Apostelgeschichte 2 wird beschrieben, was am Pfingsttag im Zusammenhang mit der Ausgießung des Heiligen Geistes geschah. Die Verse 2 bis 4 lauten: „Und plötzlich kam aus dem Himmel ein Brausen, wie von einem daher fahrenden, gewaltigen Wind, und erfüllte das ganze Haus, wo sie saßen. Und es erschienen ihnen zerteilte Zungen wie von Feuer, und sie setzten sich auf jeden Einzelnen von ihnen. Und sie wurden alle mit Heiligem Geist erfüllt und fingen an, in anderen Sprachen zu reden, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.“

Warum gab Gott eine solche äußere Bekundung der Zeugung durch den Heiligen Geist in Form eines „Brausens aus dem Himmel“, eines „daher fahrenden gewaltigen Windes“, „zerteilter Zungen“ wie von Feuer und des Sprechens „in anderen Sprachen“? Es gab zwei Gründe, warum dies so geschah. Erstens war es ein Zeugnis für die Anwesenden. Dies war ein Fest Israels, wobei das Gegenbild jetzt erfüllt wurde. In Vers 5 heißt es: „Es wohnten aber in Jerusalem Juden, gottesfürchtige Männer, aus jeder Nation unter dem Himmel.“ Viele Juden waren nach Jerusalem gereist, weil dies einer ihrer Festtage war, und als dies „Geräusch entstand“ (Vers 6), war es ein Zeugnis für sie. Der Heilige Geist hatte eine unmittelbare Wirkung auf die Apostel. Sie begannen in anderen Sprachen zu sprechen (oder wurden verstanden), und einige, die es hörten, beschuldigten sie, betrunken zu sein. Das veranlasste Petrus, aufzustehen und die Anschuldigungen zu widerlegen. (Apostelgeschichte 2:4-15) Petrus zitierte aus dem Propheten Joel und aus den Psalmen und gab damit ein wunderbares Zeugnis von Gottes Plan. Das Ergebnis dieses Zeugnisses steht in Vers 41: „Und es wurden an jenem Tag etwa dreitausend Seelen hinzugetan“. Die Ausgießung des Heiligen Geistes zu Pfingsten war nicht nur ein großartiges Zeugnis, sondern auch eine Bekundung der Macht und des Einflusses Gottes, wie sie noch nie zuvor von einem Menschen erlebt wurde. Diese Macht ruhte in ganz besonderer Weise auf den Aposteln, da ihnen verschiedene „Gaben“ verliehen wurden. Der Apostel Paulus nennt einige dieser Gaben in 1. Korinther 12:28-30 als „Gnadengaben der Heilungen, Hilfeleistungen, Regierungen (o. Lenkungen), Arten von Sprachen. (…) Wunderkräfte“. Sie alle gehörten zu den äußeren Gaben des Heiligen Geistes, die gegeben wurden, um die Urgemeinde und die Autorität der Apostel zu festigen. Sie waren eine gewaltige Bekundung der Macht und des Einflusses Gottes auf sie, die seine Autorität zu ihren Gunsten zum Ausdruck brachte.

Die wahre Bedeutung von Pfingsten

So außergewöhnlich diese Bekundungen auch waren, so aufregend die Gaben auch waren und obwohl sie dem Leib Christi an einem Tag dreitausend neue Jünger hinzufügten, war nichts davon die wichtigste Bedeutung von Pfingsten. Die tiefere Bedeutung von Pfingsten betraf das Hauptwerk des Heiligen Geistes, das nach innen gerichtet sein sollte. Es sollte von den Menschen nicht gesehen werden. Es sollte in der Tat das Werk der Entwicklung der Neuen Schöpfung jedes einzelnen Gliedes des Leibes Christi sein.

Das wichtigste Ereignis von Pfingsten war die persönliche Zeugung der Jünger durch den Heiligen Geist. In 1. Korinther 12 geht Paulus genau auf dieses Thema ein. Nachdem er in den vorangegangenen Versen die verschiedenen Gaben des Geistes aufgezählt hat, sagt er in Vers 31: „Eifert aber nach den größeren Gnadengaben; und einen noch weit vorzüglicheren Weg zeige ich euch.“ Der „vorzüglichere Weg“ ist die Liebe, das Thema des nächsten Kapitels – 1. Korinther 13. Die Liebe ist die Gesamtsumme der Früchte des Geistes, in der die Entwicklung der Neuen Schöpfung beschrieben ist. Das war der vorzüglichere Weg, das vorzüglichere Werk des Heiligen Geistes, und die wichtigste Bedeutung von Pfingsten.

Werke des Heiligen Geistes

Das innere Wirken des Heiligen Geistes, das Paulus oben Liebe nennt, wird in vielen Schriften des Neuen Testaments erwähnt. Das 8. Kapitel des Römerbriefs enthält eine ausführliche Erörterung des Heiligen Geistes, die den Nachfolgern Christi viel Erhellung und Orientierung bietet. Der Ausdruck „Heiliger Geist“ oder „Geist“ wird allein in diesem Kapitel etwa zwanzigmal erwähnt. Das hier beschriebene Wirken des Heiligen Geistes kann in zehn Bereiche unterteilt werden:

In den Versen 1 und 2 heißt es, dass der Heilige Geist ein „Gesetz“ ist – ein Gesetz des Lebens – und mit dem Lebensatem im natürlichen Menschen verglichen werden kann. Auch wir müssen den Heiligen Geist haben – ein Gesetz des Lebens – sonst stirbt die Neue Schöpfung. In diesen Versen heißt es: „Also ist jetzt keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind. Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.“ Dieser Abschnitt besagt nicht nur, dass der Heilige Geist ein „Gesetz“ des Lebens ist, sondern auch, dass er die Nachfolger Jesu von dem anderen Gesetz befreit hat, unter dem sie vorher standen – dem „Gesetz der Sünde und des Todes“.

Der Heilige Geist ist ein „Einfluss“, durch welchen man wandelt und denkt. Die Verse 4 bis 6 machen dies deutlich: „Damit die Rechtsforderung des Gesetzes erfüllt würde in uns, die nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist wandeln. Denn die, die nach dem Fleisch sind, sinnen auf das, was des Fleisches ist; die aber, die nach dem Geist sind, auf das, was des Geistes ist. Denn die Gesinnung des Fleisches ist der Tod, die Gesinnung des Geistes aber Leben und Frieden.“

Die Zeugung des Heiligen Geistes verkörpert den Gedanken „Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.“ (Kolosser 1:27) Die Verse 9 und 10 spielen darauf an, indem sie sagen: „Ihr aber seid nicht im Fleisch, sondern im Geist, wenn nämlich Gottes Geist in euch wohnt. Wenn aber jemand Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein. Wenn aber Christus in euch ist, so ist der Leib zwar tot der Sünde wegen, der Geist aber Leben der Gerechtigkeit wegen.“ Dieser Heilige Geist Gottes oder, wie Paulus es nennt, der „Geist Christi“, muss in seinen Nachfolgern sein. Wenn er in ihnen ist, erfüllt er den Gedanken, der da lautet: „Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit“. Christus ist nicht buchstäblich in uns. Es ist sein Geist der Zeugung, sein Einfluss, der uns motiviert. (1. Johannes 2:27)

Das vierte Werk des Heiligen Geistes wird in Vers 11 beschrieben, wo es heißt: „Wenn aber der Geist dessen, der Jesus aus den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus aus den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen wegen seines in euch wohnenden Geistes.“ Der Heilige Geist „belebt“ – er gibt Leben. Er gibt die Möglichkeit, Gott zu dienen, seine Wahrheit zu verstehen, ein annehmbares Opfer zu sein, und er wird schließlich diejenigen beleben, die treu sind, sogar bis zum Tod.

Die Wirkung des Heiligen Geistes auf unseren Geist tötet die Taten des Leibes. In Vers 13 heißt es: „Wenn ihr nach dem Fleisch lebt, so werdet ihr sterben; wenn ihr aber durch den Geist die Handlungen des Leibes tötet, so werdet ihr leben.“

Ein weiteres Werk des Heiligen Geistes wird in Vers 14 beschrieben: „So viele durch den Geist Gottes geleitet werden, diese sind Söhne Gottes.“ Der Heilige Geist „leitet“. Das kann man sich als Gottes vorausschauende Fürsorge über seine Nachfolger vorstellen. Sein Heiliger Geist bewirkt diese Fürsorge, indem er bei jedem Schritt auf dem schmalen Weg bei seinen Nachfolgern ist. In einem Lied heißt es: „Ich wandle lieber mit Gott in der Finsternis, als dass ich alleine im Licht gehe“. Gottes Volk kann dies sagen, weil es der Heilige Geist ist – sein vorsorglicher Einfluss und seine Macht – der sein Leben leitet und lenkt.

Die Zeugung des Heiligen Geistes ist eine Zusicherung der Sohnschaft. In Vers 15 heißt es: „Ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, wiederum zur Furcht, sondern einen Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater!“ Welch eine Gewissheit gibt der Geist den Nachfolgern Christi, dass sie Söhne Gottes sind!

In Vers 16 heißt es: „Der Geist selbst bezeugt mit unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind.“ Dies ist eine Zusicherung, dass unser Geist, unser Herz, unsere Motive, die wir dem Herrn in der Weihung gegeben haben, auf der gleichen „Wellenlänge“ mit Gott sind – das heißt, sie „legen Zeugnis ab“ mit dem Heiligen Geist. Wenn diese zusammen Zeugnis ablegen, ist es für uns eine Gewissheit, dass „wir Kinder Gottes sind“, dass wir demselben Vorhaben nachgehen, das der Heilige Geist in uns verfolgt.

Der Heilige Geist bewahrt uns nicht davor, an den Prüfungen und dem „Seufzen“ des gegenwärtigen Lebens teilzuhaben, solange wir im Fleisch sind. Es ist wahr, dass Gottes Macht alles erreichen kann, und er könnte vielleicht seinen Heiligen Geist benutzen, um uns davor zu bewahren, durch die Prüfungen und das Seufzen des Fleisches zu gehen. Dies ist jedoch nicht in unserem besten Interesse. Dieser Aspekt des Heiligen Geistes wird in Vers 23 aufgezeigt: „Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst, die wir die Erstlinge des Geistes haben, auch wir selbst seufzen in uns selbst, erwartend die Sohnschaft: die Erlösung unseres Leibes.“

In den Versen 26 und 27 heißt es: „Ebenso aber nimmt auch der Geist sich unserer Schwachheit an; denn wir wissen nicht, was wir bitten sollen, wie es sich gebührt, aber der Geist selbst verwendet sich für uns in unaussprechlichen Seufzern. Der aber die Herzen erforscht, weiß, was der Sinn des Geistes ist, denn er verwendet sich für Heilige Gott gemäß.“ Der Heilige Geist, der mit unserem Geist Zeugnis ablegt, hilft uns in den Zeiten, in denen wir Schwierigkeiten haben, so zum Vater zu beten, wie wir es uns wünschen würden, oder wenn wir nicht wissen, wofür wir beten sollen. Wie der Vers sagt, legt der Geist Fürsprache ein „nach dem Willen Gottes“.

Erfüllt vom Geist

Schließlich werden wir vom Apostel Paulus gewarnt, dass wir den Geist nicht „auslöschen“ sollen – also nicht willentlich auf die lebensspendende Kraft der Neuen Schöpfung verzichten sollen. (1. Thessalonicher 5:19) Wir müssen auf der Hut sein, dass wir in dieser Hinsicht nicht einmal teilweise vorsätzlich handeln. „Betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes“, sagt Paulus in Epheser 4:30. Vielmehr sollten wir danach streben, das größtmögliche Maß an Gottes Einfluss und Kraft zu erlangen – „werdet mit dem Geist erfüllt“. (Epheser 5:18) Wenn wir also treu sind „bis zum Tod“ (Offenbarung 2:10), können wir die Bedeutung von Pfingsten und den daraus resultierenden Segen für die Nachfolger des Herrn im gegenwärtigen Evangeliumszeitalter wirklich schätzen.