„Betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt worden seid auf den Tag der Erlösung hin!“ – Epheser 4:30
Da in unserem Text mit „versiegelt“ übersetzte griechische Wort bedeutet bewahrt und auch beglaubigt. In der Antike wurde ein Siegelring oder ein Stempel verwendet, um wichtige Dokumente zu versiegeln. Dies wird auch heute noch so gemacht. Ein Brief wird „versiegelt“, um seinen Inhalt geheim zu halten. Verträge werden „versiegelt“ oder beglaubigt, um die Erfüllung der Vereinbarungen zu garantieren.
In Epheser 1:13 und 14 spricht Paulus davon, dass die Gläubigen „versiegelt worden [sind] mit dem Heiligen Geist der Verheißung, welcher das Unterpfand unseres Erbes ist, zur Erlösung des erworbenen Besitzes.“ Die Gläubigen werden mit Heiligen Geist versiegelt als eine Art „Anzahlung“, die uns die endgültige Erlangung des vollen Erbteiles garantiert. Auch hier sind wir mit der Veranschaulichung vertraut, denn es ist immer noch üblich, im Geschäftsleben Anzahlungen zu leisten, um Vereinbarungen zu sichern und zu bestätigen, bis sie vollständig erfüllt sind. In Römer 8:23 wird diese „Anzahlung“, dieses „Unterpfand“, als die „Erstlinge des Geistes“ bezeichnet.
In Apostelgeschichte 20:28 spricht Paulus von der „Versammlung Gottes“, welche durch das Blut Christi „erworben“ worden ist. Die Versammlung also (diejenigen, welche aus der Welt herausgerufen worden und unter die Taufe des Heiligen Geistes gekommen sind) bildet den „erworbenen Besitz“, erwartend die Erlösung in der „Ersten Auferstehung“. Der Heilige Geist ist ihnen als eine Anzahlung, eine Sicherheit, gegeben, dass das vollständige Erbe schließlich empfangen werden wird. Es ist ein wunderbares Erbe, ein „unverwesliches und unbeflecktes und unverwelkliches Erbteil, welches in den Himmeln aufbewahrt ist für euch, die ihr durch Gottes Macht [Geist] durch Glauben bewahrt werdet zur Errettung, die bereit ist, in der letzten Zeit geoffenbart zu werden“. (1. Petrus 1:4,5)
Zu dem herrlichen Erbteil der „Neuen Schöpfung“ werden nur diejenigen eingehen, welche durch den Heiligen Geist „versiegelt“ worden sind, oder, wie Petrus es auf andere Weise erklärt, „durch Gottes Macht“ „bewahrt“ oder beschützt werden. Und, wie Petrus sagt, ist diese bewahrende Macht des Heiligen Geistes nur in dem Leben derer wirksam, welche „Glauben“ üben. Gott bewahrt seine Heiligen nicht willkürlich und führt sie triumphierend in das Königreich. Sie müssen Glauben üben an seine Verheißungen und ihr Leben nach den an diese Verheißungen geknüpften Bedingungen gestalten, wenn ihnen die versiegelnde Macht des Heiligen Geistes nützen soll.
Paulus sagt, dass wir „versiegelt“ sind durch den „Heiligen Geist der Verheißung“. Jesus verhieß, den Heiligen Geist auf seine Jünger zu senden, und zu Pfingsten wurde er auf die im Obersaal Versammelten „ausgegossen“. Diese stellten die ganze Herauswahl dar, die durch den Heiligen Geist „getauft und gesalbt“ worden ist. Einzeln hat der Heilige Geist der Wahrheit das geweihte Volk des Herrn auch zu einer neuen Hoffnung des Lebens gezeugt, und auf die angegebene Weise und durch das geschriebene Wort bezeugt er ihnen, dass sie Kinder Gottes sind. Sicherlich bildet also die Taufe, Salbung, Zeugung und das Zeugnis des Heiligen Geistes eine sehr beträchtliche „Anzahlung“ auf das Erbe, das verheißen worden ist.
Es ist auch richtig, anzunehmen, so glauben wir, dass der Ausdruck „Heiliger Geist der Verheißung“, welcher die geistgezeugten Kinder Gottes versiegelt, auf das hindeutet, was uns als eine Tatsache bekannt ist, und zwar dass Gott durch seinen Geist in seinem geschriebenen Wort viele Verheißungen berichten ließ, durch welche er sich verbürgt, dass, wenn wir uns den gestaltenden Einflüssen seines Geistes hingeben und seiner Leitung gehorchen, uns für jede Zeit der Not Kraft gegeben und uns „reichlich dargereicht werden [wird] der Eingang in das ewige Reich unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus“. (2. Petrus 1:11) Was könnte der Herr mehr tun, um unseren Sieg in Christus zu bezeugen oder zu beglaubigen, als seine Verheißungen der genügenden Gnade und überwindenden Kraft mehrfach zu wiederholen! Wir wissen, dass seine Verheißungen wahr sind, deshalb können wir mit Paulus sagen: „Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus!“ (1. Korinther 15:57)
Unvollkommenheiten bedeckt
Wir wissen, dass in unserem Fleisch nichts Gutes wohnt, dass wir in dem Verdienst unserer eigenen Gerechtigkeit niemals hoffen könnten, jenes herrliche „Erbteil“ zu erlangen, das „unverweslich und unbefleckt und unverwelklich“ ist. Gott aber in seiner großen Liebe hat Vorkehrung getroffen, um unsere Unvollkommenheiten mit dem Kleid der Gerechtigkeit Christi zu bedecken. Deshalb haben wir seine Zusicherung, seine Verheißung, dass er mit uns nicht nach unseren Unvollkommenheiten handelt, sondern nach dem Verlangen unserer Herzen. Diese Zusicherung allein sollte viel dazu beitragen, unsere Hoffnung auf das himmlische Erbteil zu versiegeln oder zu verbürgen. „Wenn wir unsere Sünden bekennen“, schrieb Johannes, „so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“ (1. Johannes 1:9)
Dies bedeutet nicht, dass wir in irgendeinem Maß nachlässig werden können in unseren Bemühungen, das gefallene Fleisch unter Kontrolle zu halten. Dies zu tun, würde bedeuten, den Heiligen Geist zu „betrüben“, d. h. dem entgegenzuhandeln, was sein Einfluss in unserem Leben bewirken sollte. Der Zusammenhang, in welchem unser Text sich befindet, deutet dies an. Wir zitieren: „Kein faules Wort komme aus eurem Mund, sondern nur eins, das gut ist zur notwendigen Erbauung, damit es den Hörenden Gnade gibt! Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt worden seid auf den Tag der Erlösung hin! Alle Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung sei von euch weggetan, samt aller Bosheit! eid aber zueinander gütig, mitleidig, und vergebt einander, so wie auch Gott in Christus euch vergeben hat!“ (Epheser 4:29-32)
Dank sei Gott, dass er uns durch Christus vergeben hat, was bedeutet, dass unsere fleischlichen Unvollkommenheiten unserem Ererben des Königreiches nicht im Wege zu stehen brauchen. Ebenso bedeutet dies, dass wir auch anderen vergeben und keine Bitterkeit oder Bosheit gegen sie haben sollten. Wenn wir Bitterkeit in unseren Herzen gegen andere hegen, oder den Unvollkommenheiten des Fleisches gestatten, uns in irgendeiner Weise zu beeinflussen, „betrüben“ wir den Heiligen Geist, d. h. wir widerstehen seinem umgestaltenden Einfluss in unserem Leben. Gott ist es, der durch den „Heiligen Geist der Verheißung“ die Versiegelung vornimmt, aber wir können dem Versiegelungsprozess widerstehen, indem wir uns nicht völlig seinem Willen unterwerfen.
Unterschiedliche Verheißungen
Die Verheißungen Gottes, welche unter der Inspiration des Heiligen Geistes berichtet werden, behandeln jede mögliche Situation in unserem geweihten Leben. Aus diesem Grund ist die Versiegelung durch den „Heiligen Geist der Verheißung“ so vollständig, so allumfassend. Zum Beispiel, das Volk des Herrn erkennt in der Regel in der Handhabung der täglichen Probleme des christlichen Lebens seinen Mangel an Weisheit. Doch durch den Apostel Jakobus hat der Herr verheißen: „Wenn aber jemand von euch Weisheit mangelt, so bitte er von Gott, der allen willig gibt und nichts vorwirft.“ (Jakobus 1:5) Wie verständnisvoll ist uns diese Zusicherung durch den Heiligen Geist gegeben, der „keine Vorwürfe macht“. Lasst uns niemals zögern, Gott um die Dinge zu bitten, welche er verheißen hat, denn er wird immer Verständnis haben. Gott wird uns niemals vorwerfen, ihn bei seinem Wort genommen zu haben.
Die Feinde der „Neuen Schöpfung“ sind zahlreich und mächtig. Wir könnten wohl vor Furcht zittern, wenn wir daran denken, wie schwach wir sind, und wie vollständig unfähig, siegreich gegen die Welt, das Fleisch und den Teufel zu kämpfen. Wären nicht die Verheißungen Gottes, wir würden keine Hoffnung haben, jemals das himmlische Erbteil zu erlangen. Aber Gott hat uns die Zusicherung seines Schutzes und seiner Fürsorge gegeben. In Psalm 91 hat der Heilige Geist der Verheißung des Herrn Fähigkeit, sein Volk zu beschützen und ihm seine „Rettung“ zu zeigen, klar bezeugt. Wir zitieren einige dieser versiegelnden Verheißungen:
„Wer im Schutz des Höchsten wohnt, bleibt im Schatten des Allmächtigen. Ich sage zum HERRN: Meine Zuflucht und meine Burg, mein Gott, ich vertraue auf ihn! Denn er rettet dich von der Schlinge des Vogelstellers, von der verderblichen Pest. Mit seinen Schwingen deckt er dich, und du birgst dich unter seinen Flügeln. Schild und Schutzwehr ist seine Treue.“ (Verse 1-4)
„Tausend werden fallen an deiner Seite und zehntausend an deiner Rechten, dich wird es nicht erreichen.“ (Vers 7)
„So wird dir kein Unglück widerfahren, und keine Plage deinem Zelt nahen.“ (Vers 10)
„Er wird mich anrufen, und ich werde ihm antworten, ich werde bei ihm sein in der Bedrängnis; ich werde ihn befreien und ihn verherrlichen. Ich werde ihn sättigen mit Länge des Lebens und ihn schauen lassen meine Rettung.“ (Vers 15,16)
Wie wunderbar garantieren diese kostbaren Verheißungen unter allen Umständen Hilfe und Schutz und eine sichere Errettung zu vor der „Schlinge des Vogelstellers“. Nur wenn wir wohnen, das heißt bleiben im „Verborgenen des Höchsten“, können wir im „Schatten des Allmächtigen“ seinen Schutz genießen. Keine der versiegelnden Verheißungen Gottes sind ohne Bedingung. In jedem Fall sind wir verpflichtet, den an sie geknüpften Bedingungen zu gehorchen, und sozusagen dem Aufdrücken des göttlichen „Stempels“ nachzugeben. Mit dem Heiligen Geist „versiegelt“ zu sein, schließt nicht die falsche Anschauung ein: „Einmal in Gnade, immer in Gnade.“
Durch den Geist „versiegelt“ zu sein, bedeutet nicht eine Vollkommenheit der Charakterentwicklung oder die völlige Beherrschung der Schwachheiten des Fleisches. Paulus sagt, dass „nicht allein [aber sie], sondern auch wir selbst, die wir die Erstlingsgabe [die Anzahlung] des Geistes haben, auch wir selbst seufzen in uns selbst und erwarten die Sohnschaft, die Erlösung [Befreiung] unseres Leibes [des Leibes Christi]“. (Römer 8 :23) Doch trotz unserer Schwachheiten und Unvollkommenheiten haben wir die Zusicherung, dass es „Gott ist, welcher rechtfertigt“. (Römer 8:33) Satan wird sich bemühen, uns zu entmutigen, und andere mögen uns verurteilen. Gott aber hat uns zu Christus gezogen und uns die Hoffnung jenes herrlichen Erbteils gegeben, das in den Himmeln für uns aufbewahrt ist. Wir wissen, Christus starb für uns und ist wieder auferweckt und ist jetzt „zur Rechten Gottes, der sich auch für uns verwendet“. (Römer 8: 34) Angesichts dessen: „Wer wird uns scheiden von der Liebe Christi? Drangsal oder Angst oder Verfolgung oder Hungersnot oder Blöße oder Gefahr oder Schwert?“ (Römer 8:35)
Paulus Antwort auf seine eigene Frage, ob irgendeine dieser Schwierigkeiten, dieser Bedrängnisse, uns von der göttlichen Liebe scheiden und den Verlust unseres Erbes verursachen wird, ist sehr Vertrauens stärkend, in der Tat ein „Siegel“, um uns des endgültigen Sieges zu versichern. Er schrieb: „Aber in diesem allen sind wir mehr als Überwinder durch den, der uns geliebt hat. Denn ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Gewalten, weder Höhe noch Tiefe, noch irgendein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermögen wird von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“ (Römer 8:37-39)
Das Werk wird vollendet
Ein weiterer „Versiegelungs-“ Schrifttext ist Philipper 1:6. Unter der Inspiration des Heiligen Geistes schreibend, sagt hier der Apostel Paulus den Brüdern in Philippi und zu uns: „Indem ich eben dessen in guter Zuversicht bin, dass der, welcher ein gutes Werk in euch angefangen hat, es vollführen [vollenden] wird bis auf den Tag Jesu Christi.“ Die Kraft, dieses „Siegels“ liegt in der Unveränderlichkeit unseres Gottes. Es war Gott, welcher das gute Werk der Gnade in unseren Herzen begann. Er zog uns zu Christus, durch welchen wir gerechtfertigt sind. Er spornte uns an durch seine Verheißungen, ja sogar durch die Verheißung der „göttlichen Natur“. (2. Petrus 1:4) Er ermutigt uns, auf das zu sinnen, was droben ist. Er hat uns zu seinen „Erben“ und Miterben Christi gemacht. Und er wird sich nicht verändern. Wir wissen, dass er uns zu unserem Erbteil eingehen lassen möchte; deshalb können wir wie Paulus „guter Zuversicht“ sein, dass der Herr sein Werk der Gnade in unseren Herzen „vollenden“, und wir schließlich sein „Wohlgetan“ hören werden.
Aber auch hierbei besteht die Notwendigkeit, fortgesetzt mit unserem Himmlischen Vater mitzuarbeiten. Wir sollen unsere eigene Errettung bewirken, wenn auch Gott in uns wirkt „sowohl das Wollen als auch das Wirken, nach seinem Wohlgefallen“. (Philipper 2:12,13) Es ist Gottes Wohlgefallen“, dass wir ein Erbteil mit Jesus an der Herrschaft seines Königreiches haben sollen. So sagte es Jesus. (Lukas 12:32) Hierzu sind wir berufen worden. Hierzu sind wir, um die Sprache des Apostel Paulus zu gebrauchen, von „Christus Jesus ergriffen“ worden.
Paulus erklärt, dass er es für sich selbst so nicht betrachtete, als ob er das Werk seiner eigenen Errettung bereits ergriffen oder vollendet hätte. (Philipper 3:12,13) „Nicht, dass ich es schon ergriffen habe oder schon vollendet sei“, sagt er, „ich jage ihm aber nach“, d. h. ich fahre fort, mit Gott zusammenzuwirken, der in mir das Wollen und das Wirken nach seinem Wohlgefallen wirkt. „Eines aber tue ich“, sagt Paulus, „vergessend, was dahinten, und mich ausstreckend nach dem, was vorn ist, jage ich, das Ziel anschauend, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus.“ Unser Teil hierbei muss das „Eine“, das Allerwichtigste, das Allesverzehrende in unserem Leben sein. Wenn es so ist und es so bleibt, können wir volle Gewissheit des Glaubens haben, dass Gott sein Werk in uns „vollenden“ wird, dass wir „fähig gemacht [werden] zu dem Anteil am Erbe der Heiligen in dem Licht“. (Kolosser 1:2)
Ein Voranschreiten erforderlich
Die „Versiegelungsverheißungen“ Gottes beziehen sich auf seine durch den Geist gezeugten Kinder vom Anbeginn ihres Wandels auf dem „schmalen Pfad“. Er zog sie, berief sie und zeugte sie durch den Heiligen Geist der Wahrheit, um seine Kinder zu werden. Selbst für „Unmündige in Christus“ ist es Gottes Wohlgefallen, dass sie das von ihm verheißene Erbe in Empfang nehmen, dass sie durch seine Kraft ergreifen mögen, wozu sie von ihm ergriffen worden sind. (Philipper 3:12) Doch seine wunderbaren Zusicherungen siegreicher Gnade und Kraft werden in vermehrtem Maß vertrauensstärkend, wenn wir geduldig die Erfahrungen ertragen, welche seine Weisheit zulässt, um uns mehr und mehr in das Bild seines geliebten Sohnes umzugestalten.
Dieser Gedanke wird in Römer 5:1-5 von Apostel Paulus wunderbar zum Ausdruck gebracht. „Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben“, sagt Paulus, „so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.“ Durch Christus haben wir „mittelst des Glaubens auch Zugang zu dieser [weiteren] Gnade, in welcher wir stehen“, eine Gnade, so grenzenlos, so wunderbar, dass wir jetzt „uns rühmen in der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes“. Was für ein reiches Erbteil, die „Herrlichkeit Gottes“. Es ist die göttliche Natur und die göttliche Herrlichkeit. Jesus sagte:
„Wer überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden und mich mit meinem Vater gesetzt habe auf seinen Thron.“ (Offenbarung 3:21)
Es gibt jedoch Bedingungen. Wir müssen erprobt und für würdig befunden werden. Paulus erklärt dies, indem er sagt: „Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch der Trübsale, da wir wissen, dass die Trübsal Ausharren bewirkt, das Ausharren aber Erfahrung [griech.: „Erprobung“ oder „Bewährung“], die Erfahrung aber Hoffnung; die Hoffnung aber beschämt nicht, denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, welcher uns gegeben worden ist.“ Der „Schlüssel“ zu dieser Schriftstelle liegt in der Bedeutung des mit „Erfahrung“ falsch übersetzten griechischen Wortes. Seine buchstäbliche Bedeutung ist „Erprobung“ oder „Bewährung“. Paulus gebraucht dieses Wort auch in 2. Korinther 2:9, wo es heißt: „Denn dazu habe ich auch geschrieben, auf dass ich eure Bewährung kennen lerne, ob ihr in allem gehorsam seid.“
Nachdem uns also Gott durch den Heiligen Geist der Wahrheit gezeugt und in unseren Herzen die Hoffnung auf die Teilhaberschaft an seiner Herrlichkeit erzeugt hat, lässt er Trübsal zu. Wenn wir die Prüfungen geduldig ertragen, die seine Liebe und Weisheit als Erprobung für unseren Gehorsam zulassen, beweist dies unsere Stellung vor ihm und stärkt unsere Hoffnung. Wahrlich, dann haben wir, wie Paulus sagt, eine Hoffnung, die „nicht beschämt, denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, welcher uns gegeben worden ist“.
Vom ersten Beginn unseres durch den Geist gezeugten Lebens an haben wir eine herrliche Hoffnung, die „Hoffnung der Herrlichkeit Gottes“. Durch Gottes Gnade wird während unseres ganzen christlichen Weges diese Hoffnung beibehalten. Und wenn wir mit des Herrn Hilfe geduldig die Prüfungen ertragen, welche er zulässt, wird diese Hoffnung eine solche, über die wir nicht beschämt sein werden. Im griechischen Text ist der Gedanke der, dass wir nicht „blamiert“ sein werden. Wenn jemand damit beginnt, ein bestimmtes Unternehmen auszuführen, das durch seine eigene Nachlässigkeit fehlschlägt, so ist er in den Augen anderer blamiert. Wir können sicher sein, dass Gott stets seinen Teil für uns tun wird, indem er in uns wirkt, das Wollen und das Wirken nach seinem Wohlgefallen. Die Frage ist: Werden wir unseren Teil tun? In diesem Text spricht Paulus von solchen, die wenigstens bis zu einem gewissen Punkt geduldig ertragen und dadurch bekundet haben, dass sie fortfahren werden, treu zu sein. Seine Versicherung ist, dass diese nun eine bleibende Hoffnung haben, da sie, weil sie nicht versagen, nicht beschämt werden.
Dann führt uns Paulus einen Schritt weiter in dieser erprobten Beziehung zu Gott. Wir werden über unsere Hoffnung nicht „beschämt“ sein, sagt er, weil „die Liebe Gottes ausgegossen ist in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, welcher uns gegeben worden ist“. Durch das geschriebene Wort begann der Heilige Geist, die Liebe Gottes in unsere Herzen auszugießen von der Zeit an, da wir anfangs Neue Schöpfungen in Christo Jesus wurden. Ja, sogar bevor uns das Wort die Liebe Gottes offenbarte, war es seine Liebe, die uns zu ihm zog und uns veranlasste, unseren Willen ihm zu unterwerfen, und alles, was wir sind und haben, seinem Dienst zu weihen.
Johannes schrieb: „Sehet, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat, dass wir Kinder Gottes heißen sollen.“ (1. Johannes 3:1) Diese Fülle der Liebe des Vaters ist weiterhin in unserem Leben eine zunehmende Kraft, die uns zu opferndem Gehorsam veranlasst und uns hilft, geduldig die „Trübsale“ zu ertragen, durch welche wir erprobt werden. Selbst diese Trübsale sind Beweise der Liebe Gottes, denn „wen der Herr liebt, den züchtigt er“. (Hebräer 12:6) So wird täglich durch Gottes Heiligen Geist fortgesetzt, durch sein Wort und seine Vorsehung, göttliche Liebe in unsere Herzen ausgegossen. Sie wird eine zunehmende Kraft, um uns zu stützen und zu helfen, und wir werden überwältigt von dem Entschluss, unsere „Berufung und Erwählung fest zu machen“. Auf diese wunderbare Weise also wirkt die versiegelnde Kraft des Heiligen Geistes weiter und bewirkt, dass das Aufdrücken ihres Siegels tiefer und tiefer in die Herzen derer eindringt, die in das Bild Christi umgestaltet werden.
Diese zunehmende Fähigkeit des Gläubigen, das Aufdrücken des Siegels des Heiligen Geistes zu empfangen, sehen wir in den Erfahrungen des Apostels Paulus. Wie wir bemerkt haben, anerkannte er, als er an die Brüder zu Philippi schrieb, dass er noch nicht „ergriffen“ habe das, wozu er „von Christus ergriffen“ worden war. (Philipper 3:12,13) Paulus hatte bis dahin viel ertragen und unter sehr schwierigen Umständen seine Treue zu Gott und der messianischen Sache bewiesen. Er war in keiner Weise untreu gewesen, und er erfreute sich des Lächelns der Zustimmung seines Himmlischen Vaters. Doch würde dies weiterhin der Fall sein?
Paulus deutet an, dass er vernünftigerweise erwartete, aus dem römischen Gefängnis, in welchem er den Brief schrieb, freigelassen zu werden. Wenn dies geschehen würde, wusste er, dass viele Prüfungen und Erprobungen vor ihm lagen. Er wusste, dass er sich auf Gottes Hilfe verlassen konnte, doch in seiner Demut empfand er, dass es zu früh war, zu behaupten, dass er sich treu erwiesen hatte. Später, während seiner zweiten Gefangenschaft, als er wusste, dass er bald hingerichtet werden würde, war er in der Lage, einen anderen Standpunkt einzunehmen. Zweifellos hätte der Apostel selbst zu diesem späten Zeitpunkt seinen Herrn verleugnen, sein Leben retten und frei ausgehen können. Er tat dies jedoch nicht; er hatte diese Schlussprüfung bestanden. Noch war er tief in seinem eigenen Herzen gewillt, im Dienst des Meisters zu sterben. Seine tatsächliche Hinrichtung würde jetzt nur eine Darstellung, eine Formalität, sein.
In seinem Sinn und Herzen war Paulus bereits bis zum Tode treu gewesen, und durch Glauben wusste er jetzt, dass er die Krone des Lebens empfangen würde. Deshalb sagte er nicht mehr: „Ich halte mich selbst nicht dafür, es ergriffen zu haben“, sondern: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt; fortan liegt mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, welche der Herr, der gerechte Richter, mir zur Vergeltung geben wird an jenem Tag; nicht allein aber mir, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieben.“ (2. Timotheus 4:7,8)
„Nicht allein aber mir.“ Diese vom Geist inspirierten Worte des Apostels Paulus sind eine weitere versiegelnde Verheißung. Weil Paulus einen guten Kampf gekämpft hatte, weil er seinen Lauf treu vollendet und den Glauben bewahrt hatte, wusste er, dass er die verheißene Krone des Lebens empfangen würde. Er wusste dies, weil der Heilige Geist der Wahrheit es ihm geoffenbart und ihm versichert hatte, dass der Herr ein „gerechter Richter“ ist, der alle seine guten Verheißungen erfüllen würde. Und diese vertrauensstärkenden Tatsachen, welche Paulus darlegt, beziehen sich nicht nur auf ihn, sondern auf alle, welche weiter ihr Vertrauen auf den Herrn setzen.
Gottes Treue betreffend kann kein Zweifel bestehen. Paulus schrieb von ihm als dem Einen, „welcher euch auch befestigen wird bis ans Ende, dass ihr untadelig seid an dem Tag unseres Herrn Jesus Christus.“ Gott ist treu, durch welchen ihr berufen worden seid in die Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus, unseres Herrn.“ (1. Korinther 1:8,9) Und wiederum: „Treu ist, der euch ruft; der wird es auch tun.“ (1. Thessalonicher 5:24)
Werden wir treu sein? Jede Prüfung, durch welche wir durch Gottes Gnade erfolgreich hindurchgehen, vermehrt unsere Zuversicht auf den endgültigen Sieg; denn wir sind gewiss, dass Er, welcher uns liebte und in der Vergangenheit geholfen hat, dies auch ferner tun wird. Wir erwarten, dass die Prüfungen bis zum Ende des Weges andauern werden. Aber wir wissen, dass, weil Gott treu ist, er es nicht zulassen wird, dass wir „über unser Vermögen“ erprobt oder versucht werden. Falls oder wenn doch die Schwierigkeiten zu schwer werden, die feurigen Prüfungen zu heiß, wird er einen Ausweg vorsehen. (1. Korinther 10:13) Was könnte der Herr mehr sagen, um unser Erbteil für uns zu versiegeln, zu sichern. Lasst uns in seinen Zusicherungen des Sieges freudig und weiter treu sein bis zum Ende!