Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Sündige nicht mit deiner Zunge

Lesedauer: 8 Minuten

Ich will meine Wege bewahren, dass ich nicht sündige mit meiner Zunge; ich will meinen Mund mit einem Maulkorbe verwahren, so lange der Gesetzlose vor mir ist.

Psalm 39:1

Unsere alltäglichen Gedanken haben viel zu tun mit unserer Sprache, mit unseren alltäglichen Gesprächen. Jeder, der also seine Gedanken recht unter Kontrolle hat, wird sich in jedem Wortsinn im Zaum halten. Wenn deine Wege dem Herrn wohlgefallen, wenn deine Wege nach der Gerechtigkeit ausgerichtet sind, dann wird dein Mund aus der Fülle des Herzens zur Auferbauung deines Zuhörers beitragen. Da es der richtige Weg ist, werden auch die Äußerungen angemessen sein. Im Allgemeinen lieben die Leute sich selbst und vermeiden es, etwas Bitteres oder Unfreundliches über sich selbst zu sagen. Wenn aber jemand seine Mitmenschen hasst, wird er problemlos etwas Bitteres oder Unfreundliches über ihn sagen.

Auch wenn die Zunge eines der nützlichsten Glieder des Körpers ist, so muss man ihr doch einen Zaum anlegen, sie zügeln und kontrollieren. Mit der Zunge können wir unseren Gott ehren, oder wir können Ihn lästern. Wenn böse Menschen uns hören, müssen wir noch mehr auf der Hut sein als bei Aufrichtigen, denn bei ersteren ist die Denkrichtung nach Bösem orientiert. In ihrer Gegenwart sind wir erniedrigenden Einflüssen ausgesetzt. Bei diesen Gelegenheiten haben es Leute, die wohlwollend veranlagt sind, besonders schwer, ihre Zunge zu zügeln; es ist aber besser, es dennoch zu tun, anstatt zu üblen Leuten selbst vom Guten zu reden, wie wir es gerne bei Aufrichtigen machen können. So hat der Herr angemahnt: „… werft eure Perlen nicht vor die Säue, damit diese … sich nicht umwenden und euch zerreißen.” – Matthäus 7:6

Neben den Bösartigen in der Welt erwähnt die Schrift noch eine andere als niederträchtig bezeichnete Personengruppe, nämlich Leute, die ein bestimmtes Wissen über den Herrn haben, sich aber in Gegnerschaft zu Ihm befinden. Judas gehörte zu ihnen. – Also gibt es um uns Leute, die eine ablehnende Haltung einnehmen. Niemand scheint zynischer zu sein als derjenige, der den Heiligen Geist besaß, dem „Weg, der Wahrheit und dem Leben” aber den Rücken gekehrt hat. Solche Leute sind sicher noch gemeiner, denn sie sind verantwortlicher für ihre Haltung. Wie sorgfältig wir auch immer sind, sie werden unsere Worte verdrehen und werden darauf bestehen, dass wir etwas gesagt haben, was so nicht stimmt.

Die Schrift warnt nicht vor der Zunge selbst, sondern vor der Macht, die wir beim Gebrauch der Zunge auf andere ausüben. Sicher wird jeder Erwachsene voll der Aussage zustimmen, dass die Zunge mehr als jedes andere Glied des Körpers, sehr großen Einfluss ausübt, sei es zum Guten oder zum Bösen.

Häufiger Gebrauch der Zunge zum Bösen – in Gottes Volk

Wie das Gebiss im Maul des Pferdes seine Kraft kontrolliert, und wie das schmale Ruder eines Schiffes seinen Kurs lenkt, so kann die Zunge und auch das Schreibgerät, ihr ausführendes Organ, sehr viele Menschen zum Guten oder zum Schlechten bewegen. Wie mächtig ist doch die Zunge! Und wie viel öfter beobachten wir, dass sie als Instrument für Schlechtes, anstatt für Gutes gebraucht wird, dazu, niederzureißen, anstatt aufzubauen, und dazu, die Saat von Zwietracht und Unzufriedenheit zu säen, anstatt für Rechtschaffenheit und Frieden zu sorgen! Dies trifft ganz besonders auf die Menschen in der Welt zu, doch auch auf Gottes Volk. Dabei sollte sich jeder bewusst sein, dass er gewissermaßen ein Lehrmeister ist und Tag für Tag die Belange der Wahrheit, der Gerechtigkeit und des Friedens entweder befördert oder behindert.

In der heillosen Welt ist die Zunge ein „Feuer”, das nie erlischt und brennende Wut, Neid, Hass, Streit und alles, was den ganzen Körper verunreinigt, hervorruft und alle Leidenschaften und Süchte des gefallenen Menschen anregt. Da verwundert es nicht, dass, wie der Apostel sagt, die Zunge, bildlich gesprochen, „der Hölle des Feuers verfallen sein wird”, – Matthäus 5:22 -), das heißt dem zweiten Tod. Der Brand der Hölle kann nicht nur seinen Verursacher, sondern auch andere in den Untergang führen.

Als unvollkommene Wesen sind wir sicher nicht immer in Wort und Tat vollkommen. Obwohl wir uns sehr bemühen, irren wir manchmal im Wort und auch in der Tat; wir müssen jedoch für unsere Worte und auch unsere Handlungen die vollkommene Meisterschaft anstreben, indem wir wachsam sind und uns in Aufrichtigkeit anstrengen.

Wir sollen von jedem Tag Rechenschaft ablegen

Wenn wir bei der Erforschung unseres Tagesablaufs, die jeder Christ vornimmt, bemerken, dass unsere Worte den Herrn irgendwie in Misskredit gebracht haben, dann sollen wir daran denken, dass „wenn jemand gesündigt hat – wir haben einen Sachwalter bei dem Vater, Jesum Christum, den Gerechten.” – 1. Johannes 2:1 – wir im Namen unseres Fürsprechers zum Thron der Gnade kommen dürfen. Dort können wir unserem Himmlischen Vater vortragen, welchen Fehler wir gemacht haben, und dürfen Ihm unsere Beschämung über unser Fehlverhalten ausdrücken. Wir dürfen bekennen, dass wir nachlässig Seinen Namen und Seine Sache nicht gebührend respektiert haben durch heiligmäßigen Wandel und ebensolche Rede, und wir dürfen demütig darum bitten, Er möge uns diese Sünde nicht zurechnen, sondern Er möge sie tilgen durch Seine gnädige Vorkehrung für unsere Reinigung durch Christus. Dabei sind wir uns in Demut bewusst, dass sich all unsere Hoffnung und unsere Zuversicht auf sein kostbares Blut gründen.

So sollen wir Rechenschaft ablegen über jedes unnütze Wort, und durch unsere Reue, die ergänzt wird durch das uns zugerechnete Verdienst Christi, werden wir freigesprochen. Sonst wird jenes unnütze Wort zur Unehre des Herrn gegen uns stehen und uns verurteilen, und wir werden die Konsequenzen tragen müssen. Die erste Konsequenz wird sein, dass man sich selbst Schaden zufügt, denn jeder böse Gedanke oder jedes böse Wort, das man sich erlaubt, macht den Charakter hart und fördert seine Hinwendung zur Ungerechtigkeit. Als Zweites folgt, dass wir, wenn wir andern ein schlechtes Beispiel geben, Böses in ihnen befördern. „Eine gelinde Antwort wendet den Grimm ab, aber ein kränkendes Wort erregt den Zorn.” – Sprüche 15:1 So werden wir uns als Folge von törichten und unfreundlichen Worten Probleme zuziehen, die zu Vergeltungsmaßnahmen führen, um uns zu lehren, dass wir Selbstkontrolle üben und Rücksicht auf die Gefühle und Meinungen anderer nehmen.

Es kommt oft vor, dass der Herr (oder der Teufel) beschimpft wird, er habe Prüfungen geschickt – die einfach natürliche Folgen unserer eigenen Fehler sind. Wer nun die Wurzel des Übels nicht ausmacht (die in einem selbst liegt), bittet den Herrn vergeblich, auf wundersame Weise aufzuheben, was der Mensch selbst hätte vermeiden können, wenn er dem Wort gehorcht und energisch Selbstdisziplin geübt hätte. „Aber wenn wir uns selbst beurteilten, so würden wir nicht gerichtet. Wenn wir aber gerichtet werden, so werden wir vom Herrn gezüchtigt , auf dass wir nicht mit der Welt verurteilt werden.” – 1. Korinther 11:31 und 32

Die gefallene Natur neigt dazu, eher anderen als sich selbst die Schuld zu geben

Selbst wenn man einräumt, dass die Probleme nicht direkt von Gott oder dem Teufel herrühren – „Ein jeder aber wird versucht, wenn er von seiner eigenen Lust fortgezogen und gelockt wird” – Jakobus 1:14 -, besteht doch die natürliche Neigung, andere zu beschuldigen und zu meinen, dass unser Mangel an Geduld, unser hastiges Wort oder die übereilte Tat der Fehler eines anderen sind. Ganz viele täuschen und bestärken sich in dem Gedanken: ‚Wenn jeder so vernünftig und großmütig wäre wie ich, dann wäre unsere Zusammenkunft in der Familie oder der Versammlung ein wahrer Himmel auf Erden.’ Wir sollten sehr aufmerksam und demütig sein! Gedanken von Selbstlob und Zufriedenheit mit sich selbst, die wir vielleicht hegen, auch wenn wir sie nicht äußern, werden Verderben mit sich bringen. „Und wenn ihr liebet, die euch lieben, was für Dank ist es euch? Denn auch die Sünder lieben, die sie lieben. Und wenn ihr denen Gutes tut, die euch Gutes tun, was für Dank ist es euch ?” – Lukas 6:32 und 33 Nur wenn wir Mühsal ertragen und so ungerecht leiden, dann ist unser Leiden Gott wohlgefällig als Opfer süßen Wohlgeruchs. „Denn was für ein Ruhm ist es, wenn ihr ausharrt, indem ihr sündigt und geschlagen werdet? Wenn ihr aber ausharrt, indem ihr Gutes tut und leidet, das ist wohlgefällig bei Gott. Denn hierzu seid ihr berufen worden … .” – 1. Petrus 2:19 – 21 Wir wollen die Dinge so betrachten, dass wir leiden nur um der Gerechtigkeit willen, und wir wollen nicht Gott oder unseren Mitmenschen die Schuld geben für Sorgen, die aus der Nachgiebigkeit unseren ererbten oder überkommenen Mängeln gegenüber herrühren.

Wenn wir uns vor Augen halten, dass wir jetzt vor den Gerichtsschranken stehen und wenn wir wahrhaftig das Volk des Herrn sind, werden wir uns mehr und mehr anstrengen und begreifen „… welche solltet ihr dann sein in heiligem Wandel und Gottseligkeit!” – 2. Petrus 3:11 Gottähnlichkeit schließt verletzende Rede aus, und auch zweideutiges oder ordinäres Gerede und abfällige oder aufrührerische Worte. Wir wollen täglich daran denken, täglich unsere ‚Bilanz’ mit dem Herrn ins Reine bringen und so sicherzustellen, dass keine unnützen Worte unbereut, und folglich unvergeben gegen uns stehen bleiben. „Wandelt nur würdig des Evangeliums des Christus … .” – Philipper 1:27

Heilige Gedanken bringen heilige Worte hervor

„Übrigens, Brüder, alles was wahr, alles was würdig, alles was gerecht, alles was rein, alles was lieblich ist, alles was wohllautet, wenn es irgend eine Tugend, und wenn es irgend ein Lob gibt, dieses erwäget.” – Philipper 4:8 Dem entsprechend werden wir aus dem kostbaren Schatz in unserem Innern Worte der Wahrheit und Nüchternheit reden und unseren Herrn ehren durch einen gottgefälligen Lauf und ebensolche Rede, wir halten die Neigungen unserer gefallenen Natur nieder, „indem ihr euren Wandel unter den Nationen ehrbar führet, auf dass sie, worin sie wider euch als Übeltäter reden, aus den guten Werken, die sie anschauen, Gott verherrlichen am Tage der Heimsuchung.” – 1. Petrus 2:12

Wenn wir jeden Tag vor Gott Rechenschaft ablegen und Seine Gnade suchen für mehr Kraft zur Überwindung für jeden neuen Tag, werden wir freigesprochen und durch Christus als angenommen vor Gott dastehen, wobei wir durch den Heiligen Geist das Zeugnis mit unserem Geist haben, dass wir Annahme und Wohlgefallen erfahren. Daher sprechen wir: „Ich will meine Wege bewahren, dass ich nicht sündige mit meiner Zunge.” – Psalm 39:1 Nichts hat so gewaltigen Einfluss wie die Zunge. Die Wirkung eines guten Wortes, eines guten Gedankens kann sich auf der ganzen Welt auswirken und auch ein böser Gedanke, ein böses Wort kann sich weltweit bemerkbar machen.