Gott und Vernunft

Lesedauer: 106 Minuten

Kapitel I

DER AUSWEG

   Wenn es je in der Weltgeschichte eine Zeit gab, in der ruhiges und unvoreingenommenes Nachdenken von allen gefordert war, dann ist es jetzt. Aber bloßes Nachdenken, und sei es noch so intelligent, kann niemandem Hoffnung geben, wenn nicht eine verlässliche Grundlage gefunden wird, auf die sich die Vernunft stützen kann.

   Die Welt scheint heute auf dem brausenden Meer menschlicher Leidenschaften hoffnungslos dahinzutreiben. Jesus sagte voraus, dass eine solche Zeit kommen würde, in der die Menschen „Angst haben und ratlos sind … und verschmachten vor Furcht“ (Lukas 21:25,26), wenn sie die Dinge sehen, „die über den Erdkreis kommen.“ Gibt es einen Ausweg?

   Das ist eine Frage, die die Lippen und Herzen aller denkenden Menschen der ganzen Welt bewegt. Gibt es irgendetwas, worauf wir unsere Hoffnungen auf bessere Zeiten noch gründen können? In dieser Stunde der weltweiten Krisen empfehlen viele Kirchengänger die Religion als den sicheren Trost für die leidenden Menschen. Wenn die Religion uns den Weg aus dem wogenden Meer der Ungewissheit hin zum Hafen der Ruhe und Sicherheit zeigen kann, an welche der Religionen sollten wir uns dann wenden?

   Wir sind der Meinung, dass der Mensch den einzigen Ausweg aus den gegenwärtigen weltweiten Zuständen der Verwirrung und Bedrängnis nur durch die biblische Wahrheit finden wird. Von diesem Standpunkt aus nähern wir uns dem Thema in dieser Broschüre. In diesem Punkt sehen wir uns jedoch mit der Notwendigkeit konfrontiert, zwischen den reinen Lehren der Bibel und den verwirrenden Theorien der traditionellen Theologie zu unterscheiden, die sich allzu oft im Namen des Christentums tarnen.

   Wir können keine Fortschritte in unserer Suche nach einer vernünftigen Grundlage für Glauben und Hoffnung erwarten, wenn wir nicht den Aberglauben als solchen erkennen und ihn beiseiteschieben. Außerdem sollten wir hierfür versuchen, die reinen Grundsätze unverfälschter biblischer Wahrheit zu erkennen und auf die gegenwärtigen Probleme anzuwenden. Wenn es wahr ist, was alle Christen zu glauben vorgeben, dass die Bibel die einzige Grundlage der Wahrheit und Vernunft ist, dann lasst uns herausfinden, was sie wirklich lehrt!

   Wenn wir bei diesem Suchen nach Wahrheit den Anschein erwecken, als wollten wir möglicherweise  einige oder viele allgemein angenommene Überzeugungen infrage stellen, ja, als wollten wir versuchen, diese dem Leser zu entreißen, so möge man dies nicht so verstehen, als sollte dabei der Glaube an die ewigen Wahrheiten, wie die Bibel sie tatsächlich lehrt, beseitigt werden. Nein, das wird nicht geschehen!

Wahrheit und Vernunft

   In wieweit auch immer sinnloser Aberglaube durch verlässliche Wahrheit und Vernunft ersetzt wird, desto mehr gewinnt unser Glaube auch an tröstlicher Überzeugung und tritt an die Stelle von reiner Leichtgläubigkeit. In Folge dessen erhält die Bibel eine neue und vernünftigere Bedeutung. Und wie notwendig ist es heute, unseren Glauben auf der unerschütterlichen Grundlage der Vernunft und Wahrheit aufzubauen in Anbetracht der vielen verwirrenden und unlogischen Behauptungen.

   Evolutionswissenschaftler behaupten, dass wir seit den ersten einfachen Anfängen unserer Zivilisation auf diesem Planeten ständig Fortschritte gemacht haben. Heutzutage weisen viele prahlerisch auf die wunderbaren Errungenschaften des modernen Informationszeitalters hin. Im Gegensatz dazu sieht sich die hochzivilisierte Welt der unbestreitbaren Tatsache gegenüber, dass sich ihre vielgepriesene Zivilisation nun am Rande der Zerstörung befindet. Trotz all unseres Wissens sind wir nicht in der Lage, die Standards der vermeintlichen Kultur aufrechtzuerhalten, die wir erreicht zu haben glauben.

   Es lässt sich nicht mehr verhindern, dass die Erkenntnis dieser erschreckenden Tatsache in das Bewusstsein der Öffentlichkeit dringt. Ernste Staatsmänner weisen offen auf die Notwendigkeit hin, drastische Schritte zu unternehmen, wenn die Zivilisation gerettet werden soll. Prominente religiöse Führungspersonen aller Glaubensrichtungen verkünden ernsthaft, dass die ganze Welt in die größte, tödlichste und verheerendste Umwälzung der menschlichen Geschichte gestürzt werden wird, außer die Menschen kehren jetzt schnell zu Gott zurück.

Die wahrhaftige Lösung finden

   Es gibt berechtigte Zweifel daran, dass allein menschliche Diplomatie in der Lage sein wird, die von nahezu allen Menschen befürchtete Katastrophe zu verhindern. So erscheint die Notwendigkeit, eine andere Lösung zu finden, einleuchtend und unerlässlich, wenn wir für die nahe oder ferne Zukunft irgendeine Hoffnung haben wollen.

   Sollten wir unseren Glauben an die Bibel selbst nur auf Grund dessen aufgeben, weil es unter den bekennenden Nachfolgern Christi unterschiedliche Glaubensmeinungen gibt? Wir glauben nicht, da die Bibel selbst die Antworten auf die verwirrenden Fragen enthält, denen die Welt heute gegenübersteht. 

   Sollten wir zu der Schlussfolgerung gelangen, dass das große intelligente Wesen einen Fehlschlag in Seinem Vorsatz getan hat, diesen kleinen Planeten mit einem Geschlecht empfindungsfähiger Geschöpfe zu bevölkern, die in Frieden und Glück fortdauernd leben können? Er, welcher unzählige Milliarden von Himmelskörpern erschuf und sie mit absoluter Genauigkeit unaufhörlich ihre Bahnen ziehen lässt? Unsere Vernunft antwortet: Nein!

   Als Jesus auf der Erde war, gab er seinen Jüngern einen bedeutsamen Hinweis zur Verbesserung der Welt. Er sagte: „Betet ihr nun so: (…) dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf Erden!“ (Matthäus 6:9,10) Die ganzen Jahrhunderte hindurch haben ernste Christen dieses Gebet immer wieder gebetet und ausharrend auf seine Erfüllung gewartet. Wird es jemals erhört werden?

   Welcher Art werden die Gesetze sein, mit denen die Welt dann in Übereinstimmung kommen muss? Und wann wird das Gebet „Dein Königreich komme“ beantwortet werden? Das sind nur einige von vielen wichtigen Fragen. Die Vernunft erfordert, diese Fragen zu betrachten mit dem Ziel einer zufriedenstellenden Schlussfolgerung bei der Betrachtung dieses Themas. Für alle diejenigen, die nach einer wahrhaftigen Lösung für die gegenwärtige Ratlosigkeit der Welt suchen, ist die göttliche Lösung von entscheidender Bedeutung.

Kapitel II

DER SCHÖPFER UND SEINE MENSCHLICHE SCHÖPFUNG

   Es ist davon auszugehen, dass die große Mehrzahl unserer Leser bereits an die Existenz eines intelligenten Schöpfers glaubt oder zumindest sich diesen Glauben aneignen möchte, wenn er denn auf der Grundlage der Vernunft beruht. In diesem Zusammenhang ist es interessant festzustellen, dass bedeutende Wissenschaftler in unserer heutigen Zeit immer mehr von der Existenz eines intelligenten Schöpfers überzeugt sind. Einige von ihnen haben sich vor anderen Wissenschaftlern in diesem Sinne geäußert. Wir erinnern uns zum Beispiel an die Worte von Dr. Michael I. Pupin, der einst Präsident der amerikanischen Vereinigung zur Förderung der Wissenschaften war. Albert Wiggam, wissenschaftlicher Autor, zitierte folgende Aussage von Dr. Pupin in einem Interview:

   „Wo immer auch die Wissenschaft das Weltall erforscht hat, hat sie festgestellt, dass es eine Kundgebung eines koordinierenden Prinzips ist, und dieses koordinierende, lenkende Prinzip nenne ich göttliche Intelligenz. Wir können uns nicht der Schlussfolgerung entziehen, dass es hinter allem ein bestimmtes leitendes Prinzip gibt, das vom Chaos zum Kosmos führt. 

   Wir stehen vor zwei Möglichkeiten: Entweder können wir glauben, dass das Weltall mitsamt seiner herrlichen Gesetzmäßigkeit und seiner Ordnung einfach das Resultat zufälliger Ereignisse ist, oder dass es das Ergebnis eines bewussten intelligenten Schöpferwillens ist. Ich persönlich entscheide mich für den Glauben an das koordinierende Prinzip, die göttliche Intelligenz. Warum? Weil es einfacher ist. Es ist intelligent. Es stimmt mit meiner ganzen Erfahrung überein.

   Die Theorie, dass intelligente Geschöpfe wie wir selbst oder intelligente Vorgänge, wie die Bewegung der Sterne, das Resultat unintelligenter Zufälle sind, ist mir unverständlich. Und warum sollte ich eine solche Theorie akzeptieren, wenn ich jeden Tag den Beweis für eine lenkende Intelligenz beobachte? Wenn Sie die Sterne betrachten, wie jeder sich in seiner eigenen Bahn bewegt, oder ein Samenkorn, das nach einem bestimmten Plan zu einem Baum heranwächst, oder ein Kind, das sich zu einem erwachsenen, selbstbestimmten menschlichen Individuum entwickelt, können Sie sich dann vorstellen, dass alles dies das Resultat zufälliger Ereignisse ist? Nun, ich kann es nicht.

   Warum sollte ich eine Intelligenz leugnen, die alle kosmischen Wunderwerke lenkt? Für mich als Wissenschaftler ist das offensichtlich. Für die Propheten war es schon vor über dreitausend Jahren offensichtlich.  Vom Ungebildetsten bis hin zum höchsten Propheten ist es immer offensichtlich gewesen, dass hinter allen Dingen eine höhere Intelligenz steht. Nichts, was die Wissenschaft je gefunden hat, steht im Widerspruch hierzu …. In der Tat, je tiefer die Wissenschaft in die Gesetze des Universums eindringt, desto mehr werden wir zu dem Glauben an eine intelligente Gottheit geleitet.“Amen!

   Die wichtigste Frage ist nun für uns herauszufinden, wie und bis zu welchem Grad dieser intelligente Schöpfer Seine Vorsätze dem Menschen geoffenbart hat, insbesondere Seinen Plan für den Menschen selbst. Die Bibel nimmt für sich in Anspruch, eine solche Offenbarung zu sein, und auf dieser Grundlage werden wir unser Thema betrachten.

   Heutzutage ist eine wachsende Neigung festzustellen, die göttliche Eingebung der Bibel zu bezweifeln. Das Christentum ist jedoch so unzertrennlich mit der Bibel verbunden – sowohl mit dem Alten als auch mit dem Neuen Testament – dass wir das Christentum selbst aufgeben könnten, wenn wir die Bibel ablehnen oder den Standpunkt einnehmen, dass sie nicht zuverlässig sei. Wir halten jedoch daran fest, dass es sowohl innerhalb als auch außerhalb der Bibel Beweise dafür gibt, dass sie Gottes Wort ist.

   Selbst Skeptiker geben zu, dass wo und in welchem Umfang auch immer der Einfluss der Bibel spürbar gewesen ist, dieser durch seine moralische Kraft die Welt verbessert hat. Aus diesem Grund wurde die Bibel auch die Fackel der Zivilisation genannt. Es gäbe heute keine weltweite Krise, wenn die Gesetze der Bibel sowohl durch die herrschenden Klassen als auch durch die Bevölkerungsmassen der verschiedenen Nationen treu befolgt worden wären.

   Dies Buch war eine solche Kraft zum Guten, das den Lauf eines so großen Teils der Welt viele Jahrhunderte hindurch zum Guten beeinflusst hat. Aus diesem Grund ist die Bibel mehr als nur eine beiläufige Lektüre, die man oberflächlich liest, um sie anschließend beiseitezulegen.

   Auch wenn die Evolutionswissenschaftler das Gegenteil behaupten, so gibt es keine andere zufriedenstellende Erklärung für den Ursprung und die Bestimmung des Menschen als nur die in der Bibel vorgeschlagene. 

Der Schöpfungsbericht im 1. Buch Mose

   Der biblische Schöpfungsbericht und die Geschichte vom Sündenfall im Garten Eden sind von den Evolutionswissenschaftlern am meisten kritisiert worden. In den letzten Jahren zeigten viele Wissenschaftler eine Tendenz, ihren Standpunkt hinsichtlich dieser Fragen zu revidieren. Professor Rene Thevenin aus Frankreich sagte in einer Reihe von in Amerika herausgegebenen Artikeln über das Alter der Menschheit Folgendes: „Noch ehe die Wissenschaft mit dem Suchen in Höhlen und auf Meeresböden fertig ist, könnte es sich herausstellen, dass in der Überlieferung vom Sündenfall sehr viel Wahrheit verborgen ist.“

   Wir glauben, dass die Lehre der Bibel vom Sündenfall mehr als eine bloße Überlieferung ist. Sie beruht auf der Tatsache, dass der Mensch ursprünglich vollkommen erschaffen und ihm ein vollkommenes Zuhause gegeben wurde – „östlich von Eden“. (1. Mose 2:8) Von diesem Standpunkt aus wird unsere weitere Betrachtung fortgeführt.

   Gemäß der Bibel ging das menschliche Geschlecht von zwei in besonderer Weise erschaffenen Personen aus – von Adam und Eva. Ist es nun vernünftig anzunehmen, dass dies wahr ist? Ja, die derzeitige Bevölkerung der Erde legt dies nahe. Jeder weiß, dass die Zahl der Menschen während der ganzen bekannten Geschichte stetig zugenommen hat. Stellen Sie sich vor, wie groß die Bevölkerung Europas heute wäre, wenn Amerika nicht vor fünf Jahrhunderten entdeckt worden wäre! 

   Nun braucht man keine außergewöhnliche Intelligenz und auch keinen Glauben, um festzustellen, dass wir, wenn wir mit der gegenwärtigen Quote der Bevölkerungszunahme anfangen und in umgekehrter Weise durch die Jahrhunderte zurückrechnen, schließlich zu dem Punkt kommen, an dem nur noch ein einziges Paar übrigbleibt. Das ist genau der Zeitpunkt, an dem der Morgen menschlicher Geschichte anbricht und der Bibel zufolge der Mensch erschaffen wurde. Des Weiteren zeigen jüngste archäologische Entdeckungen, dass der Mensch am Anfang seiner Geschichte eine höhere Zivilisation hatte als in späteren Zeiten. Beides zusammen sind gute Anhaltspunkte, die für die Erzählung über den Garten Eden im 1. Buch Mose sprechen. 

   Der Platz reicht hier nicht aus für eine ausführliche wissenschaftliche Analyse des Themas. Wir vertrauen darauf, dass die Interessierten und insbesondere diejenigen, die Zweifel in dieser Richtung haben, sich die Mühe machen, die Fakten vom wissenschaftlichen Standpunkt aus zu erkunden und nicht einfach die Mutmaßungen der Evolutionswissenschaftler annehmen.

   Ist es so schwer zu glauben, dass dieselbe große Macht und Intelligenz, die das gewaltige Universum ins Leben gerufen hat, über welches Wissenschaftler uns heute so viel berichten, auch das erste menschliche Paar durch einen besonderen Schöpfungsakt ins Dasein gerufen haben könnte? Wenn der Mensch und alle anderen Lebensformen nicht das Ergebnis einer schöpferischen Kraft sind, die von einem höchsten intelligenten Wesen ausgeübt wird, dann sollen die Wissenschaftler das Phänomen des Lebens auf andere Weise erklären! Die Vernunft legt nahe, dass es weitaus besser ist, den Schöpfungsbericht der Bibel heranzuziehen und auf dieser Grundlage zu versuchen, des Schöpfers Plan für die Menschheit zu erforschen. 

Eine romantische Vorgehensweise

   Jene einfache Schöpfungs-Geschichte im 1. Buch Mose erzählt uns, dass der Mann zuerst erschaffen und noch keine Gefährtin für ihn gefunden wurde. Danach wurde Eva erschaffen. Ist diese Methode undenkbar? Hat der beste Romanschreiber der Welt jemals eine romantischere Geschichte ausgedacht, um eine Braut für seinen Helden zu finden, als die im Zusammenhang mit der Überlieferung von der Erschaffung von Mutter Eva? Wenn Gott die Macht hatte, Adam zu erschaffen (und woher kam der Mensch, wenn Gott ihn nicht erschaffen hat?), dann war es auch sicherlich ein Leichtes für diesen Schöpfer, eine Rippe Adams zu nehmen und aus ihr eine Frau zu erschaffen, wenn er sich für ein solches Verfahren entscheidet.

   Und dann hatte Gott auch einen wunderbaren Garten als ein Zuhause für Seine vollkommene menschliche Schöpfung bereitet! Sicherlich ist die Annahme nicht unvernünftig, dass Gott nach der Erschaffung des Menschen diesem ein geeignetes Zuhause geben würde. Warum sollte man eine solche Geschichte nicht ernstnehmen, die uns nur das berichtet, was, wie jeder zugeben muss, unter den gegebenen Umständen durchaus logisch sein würde? Das erste Buch Mose offenbart, dass Gott den Menschen geschaffen hat, um hier auf der Erde zu leben – nicht im Himmel, in einer Hölle oder im Fegefeuer. Ihre Aufgabe war es, das Gesetz des Schöpfers zu befolgen, und sich zu vermehren und die Erde zu füllen. Nichts war Adam und Eva von einer Zubereitung für den Himmel gesagt worden.

   In dem Bemühen, zu den grundlegenden Tatsachen zurückzukehren, nehmen wir einmal an, dass der göttliche Vorsatz, die Erde zu füllen und dem Menschen untertan zu machen, so ausgeführt worden wäre, wie Gott es befohlen hatte. Zu was hätte dies geführt? Einfach dahin, dass die menschliche Familie, die sich in Übereinstimmung mit dem göttlichen Gebot allmählich vermehrte, bald erkannt hätte, dass der ursprüngliche vorgesehene Garten als Zuhause zu klein sei und dass es notwendig werden würde, mit dem Werk der Erweiterung seiner Grenzen zu beginnen.

   Das göttliche Gebot lautete, die Erde zu füllen, nicht sie zu überfüllen. Göttliche Weisheit und Macht werden sicherlich in der Lage sein, der weiteren Fortpflanzung der Menschheit Einhalt zu gebieten, wenn eine genügende Anzahl Menschen geboren sein wird, um die Erde angemessen zu bevölkern. Wäre an einem solchen Programm irgendetwas unlogisch oder falsch gewesen? Ist es nicht vernünftig und gerade das, was wir von einem weisen und liebevollen Schöpfer erwarten würden? Aber um sich die Erhabenheit des Ganzen vor Augen zu führen, ist es notwendig, dass wir uns in unserem Verständnis nicht beeindrucken lassen von allen schrecklichen Eindrücken des Leidens, die wir jetzt noch um uns herum wahrnehmen. Die Selbstsucht des gefallenen Menschen ist verantwortlich für alles Leiden, das heute in der Welt ist. Solches Leid wäre unbekannt gewesen, wenn der Mensch in Harmonie mit seinem Schöpfer geblieben wäre.

   Selbst der Tod, auch er wäre eine Erfahrung, die der Menschheit unbekannt gewesen wäre. Die moderne Wissenschaft räumt ein, dass lebende Zellen in der Lage sein könnten, sich unbegrenzt zu reproduzieren, wenn sie eine perfekte Umgebung vorfinden. Der Tod kam als Folge der Sünde, und mit dem Tod kamen Leiden, Krankheit und Schmerz. Versuchen wir uns eine vollkommene Menschheit vorzustellen, frei von Selbstsucht, Krankheit und Tod. Würde das nicht gerade jedem und überall zusagen? Aber, so mag eingewandt werden, warum Zeit damit verschwenden, über etwas nachzudenken, das, falls es jemals eine Möglichkeit war, nun für immer verloren ist? Ist aber eine solche Möglichkeit für immer verloren? Die Heilige Schrift antwortet: Nein! Das göttliche Programm der Erlösung und Wiederherstellung durch Christus verbürgt, dass das, was hätte sein können, noch wahr werden wird. 

Kapitel III

DER BOGEN DER VERHEIßUNG

„Und in deinem Samen werden alle Nationen der Erde gesegnet werden dafür, dass du meiner Stimme gehorcht hast.“ – 1.  Mose 22 :18

   Wenn wir zu einer richtigen Erkenntnis kommen wollen, was Gott betrifft, dann ist die Notwendigkeit offensichtlich, zuerst den Nebel des Aberglaubens zu beseitigen, swelcher die Ursache dafür ist, dass so viele ihren Glauben an Gott verloren haben und an das Buch, das als Sein Wort der Wahrheit gilt. Das ist keine leichte Aufgabe, aber es ist zu hoffen, dass diese Broschüre einen wesentlichen Beitrag in diese Richtung leisten wird.

   Natürlich sind sich nicht alle sicher, ob sie die Bibel als authentische Aufzeichnung über die Herkunft und die Bestimmung des Menschen akzeptieren sollen. Aber jeder sollte wenigstens an der Logik dieser kurzgefassten Broschüre zu diesem Thema interessiert sein, wenn dasselbe kritisch analysiert wird, besonders nachdem der Nebel der Tradition aus der einfachen geradlinigen Geschichte verschwunden ist. Welches ist nun die biblische Geschichte des Menschen, nachdem sie vom Aberglauben und reiner menschlicher Mutmaßung befreit worden ist?

   Es wird gesagt, dass Gott, nachdem Er den Menschen erschaffen hatte, unseren ersten Eltern sagte, dass sie ganz bestimmt sterben werden, wenn sie Seinem Gesetz gegenüber ungehorsam sind. „An dem Tag, da du davon isst, musst du sterben.“ (1. Mose 2:17) Das scheint einfach und klar zu sein. Ist es aber auch wahr geworden? Ja, diese Aussage, die vor langer Zeit gegenüber den Eltern des menschlichen Geschlechts gemacht wurde, wird heutzutage durch Milliarden von Gräbern und eine fortwährende sterbende Welt um uns herum bestätigt, und sie bezeugt die schreckliche Wahrheit dieses deutlich gesprochenen Gesetzes. 

   Und so ist in dieser Hinsicht das 1. Buch Mose unbestreitbar in Übereinstimmung mit der Wirklichkeit. Die Tatsache, dass Adam nicht an demselben Tag, an dem er das göttliche Gesetz übertrat, ins Grab ging, ist kein Beweis dafür, dass die Androhung der Todesstrafe nicht buchstäblich aufzufassen war. Eine genaue Übersetzung des hebräischen Textes, der von dieser Strafe spricht, lautet: „Sterbend wirst du sterben“ (1. Mose 2:17, margin). Das heißt, dass der Sterbeprozess vom Augenblick der Verurteilung an beginnt und fortdauert, bis der letzte Lebensfunke ausgelöscht ist. Und gerade das ist es, was stattgefunden hat.

   Jedoch ereignete sich im Garten Eden auch noch etwas anderes. Von einer anderen Seite, nicht vom Schöpfer, kam eine verführende Einflüsterung, welche zu Mutter Eva sprach: „Keineswegs werdet ihr sterben.“ (1. Mose 3:1-4) Diese Einflüsterung, die behauptete, dass Gott gegenüber seinen Geschöpfen gelogen habe, kam dem Bericht nach von der Schlange.

   Viertausend Jahre später bezeichnete der Apostel Johannes „die alte Schlange“ als „den Teufel und Satan“ und deutete an, dass dieser der große Verführer aller Nationen gewesen ist. (siehe Offenbarung 20:1-3) So haben wir zwei sich widersprechende Aussagen. Die eine wird dem Herrn zugeschrieben, in der Er erklärt, dass der Mensch sterben wird. Die andere stammt von einem, den die Heilige Schrift als einen Verführer bezeichnet, indem er darauf besteht, dass der Mensch keineswegs sterben wird. Wir haben festgestellt, dass die erste dieser zwei Aussagen von den Tatsachen bestätigt worden ist. Der Tod ist in der Tat eine Realität, von welcher die Bibel sagt: „Die Toten wissen gar nichts“, und „es gibt weder Tun, noch Überlegung, noch Kenntnis, noch Weisheit im Scheol, wohin du gehst.“ (Prediger 9:5,10)

Die große Verführung

Wie steht es nun mit dem Ausspruch der Schlange in 1. Mose 3:4: „Keineswegs werdet ihr sterben“? Jesus erklärte in Bezug auf die Schlange, dass es sich dabei um den „Vater der Lüge“ handelt. (Johannes 8:44) Wenn also der Bericht im 1. Buch Mose wahr ist, dann sollten wir erwarten, auch durch die Zeitalter hindurch Beweise für derartige Betrugsbestrebungen Satans hinsichtlich des Todes zu finden. Die Offenbarung des Johannes weist zusätzlich darauf hin, dass die alte Schlange alle Nationen verführt hat. Aus diesem Grund sollten wir erwarten, dass diese Täuschungen allgemein bekannt geworden sind. Haben wir einen solchen Beweis? Die Antwort lautet: Ja!

   Obwohl der Satan eindeutig geäußert hatte, dass der Tod nicht die Folge des Zusichnehmens von der verbotenen Frucht sein würde, so sind doch sowohl Adam und Eva als auch alle ihre Nachkommen gestorben, oder sie befinden sich im Zustand des Sterbens. Aus diesem Grund wurde es für den Satan notwendig, einen weiteren Schritt zu tun. Selbstverständlich war er nicht bereit, umzukehren und sich für seine falsche Beschuldigung, dass Gott ein Lügner sei, zu entschuldigen. Stattdessen unternahm er den nächsten bösen Schritt. Die Menschen sollten glauben, dass das, was als Tod erscheint, in Wirklichkeit kein Tod sei, sondern der Eingang in eine andere Form des Lebens, entweder eine höhere oder eine niedrigere. Wegen der tief verankerten Furcht vor dem Tod, die im menschlichen Herzen schlummert, haben fast alle Menschen es vorgezogen, der Lüge zu glauben, dass es keinen Tod gibt. Durch diese große Verführung sind deshalb die meisten dazu gebracht worden zu glauben, dass der Tod tatsächlich ein Freund anstatt eines Feindes sei, wie ihn die Bibel als solchen bezeichnet. (1. Korinther 15:26) Es gibt jedoch eine herrliche Hoffnung auf ein zukünftiges Leben. Diese besteht nicht aus dem Grund, weil der Mensch nicht sterben kann, sondern aus dem Grund, weil er stirbt und von den Toten auferweckt wird. 

   Aber wie können wir vor unserem Schöpfer bestehen, dessen Gesetze wir übertreten haben? Welches ist die Grundlage für die Hoffnung, dass alle eine Gelegenheit haben werden, in Gottes Gunst zurückzukommen und aufs Neue das Vorrecht genießen werden, ewig unter Bedingungen vollkommener Glückseligkeit zu leben? Wird Gott sein Urteil gegen uns aufheben, nur weil wir versprochen haben, uns in Zukunft zu bessern?

   Die Bibel weist zweifelsfrei auf des Schöpfers Plan hin, wonach die verlorene Menschheit eine Gelegenheit haben wird, in Harmonie mit Ihm zurückzukommen. Aber wenn wir die Wahrheit über dieses Thema erfahren wollen, ist es erforderlich, aufmerksam in dieser Angelegenheit fortzuschreiten. Es ist offensichtlich, dass wir niemals zufriedenstellende Antworten auf unsere Fragen finden werden, wenn wir uns mit der traditionellen Theologie beschäftigen in der Erwartungshaltung, in derselben eine vernünftige Grundlage für Glauben und tröstliche Hoffnung zu finden. Daher lasst uns unsere Suche auf die Bibel selbst begrenzen. Soweit feststellbar ist, dass die Bibel im Einklang steht mit wohl bekannten und bestätigten Tatsachen und auch mit der Vernunft, dann schenkt uns dies Vertrauen ihr gegenüber. Ist die Erwartungshaltung unvernünftig, dass die Bibel auch eine zufriedenstellende Antwort enthält bezüglich der Bestimmung des Menschen?

   In 1. Mose 3:15 finden wir eine Andeutung, dass der Vorsatz des Schöpfers für das menschliche Geschlecht umfangreicher war, als sie nur zum Tode zu verurteilen. Die dort gegebene Verheißung lautet, dass der Same der Frau schließlich der Schlange den Kopf zertreten würde. Selbstverständlich ist dies eine eher dunkle und unbestimmte Aussage. Im Licht nachfolgender göttlicher Offenbarungen gesehen erscheint sie hingegen voll wunderbarer Bedeutung.

   Wenden wir unsere Aufmerksamkeit zum Beispiel dem letzten Kapitel der Bibel zu, und zwar Offenbarung 20:1-3. Dort finden wir, wie der Apostel Johannes erklärt, dass er in einem Gesicht einen mächtigen Engel vom Himmel herniederkommen sah. Dieser ergriff „die alte Schlange“ und band dieselbe für tausend Jahre, „damit er nicht mehr die Nationen verführte.“ Das ist ein prophetisches Bild, welches die Erfüllung jener dunklen Verheißung aus 1. Mose 3:15 schildert, dass der Same der Frau der Schlange den Kopf zertreten würde. Mit anderen Worten: Der Schöpfer sichert uns durch die hohe symbolische Sprache in der Offenbarung des Johannes zu, dass die Folge der Übertretung unserer ersten Eltern kein andauerndes Verderben für das menschliche Geschlecht bedeutet. Stattdessen wird zu Seiner eigenen Zeit und auf Seine eigene Weise eine sichere Heilung bewirkt, auch die Schlange selbst wird vernichtet werden.

   Auf diese Weise haben wir sozusagen die beiden äußersten Endpunkte dieses von Gott gegebenen Bogens der Verheißung gefunden: Die im l. Buch Mose gegebene Verheißung, dass der Kopf der Schlange zermalmt wird, und das dem Offenbarer gegebene Gesicht, dass diese Schlange gebunden und schließlich vernichtet wird. Aber lasst uns hier nicht aufhören, sondern unsere Suche in der Heiligen Schrift fortsetzen in der Hoffnung, dass wir einige der Details finden, wie das von Satan in Eden begonnene todbringende Werk zerstört und das menschliche Geschlecht in das verlorene Paradies zurückgebracht wird.

Gottes Verheißung an Abraham

   Die traurigen Szenen von Eden verlassend, lasst uns mehr als zweitausend Jahre weiter voranschreiten bis zur Zeit Abrahams. Von diesem Zeitabschnitt an ist es nicht mehr notwendig, so viele Dinge durch Glauben hinzunehmen. Archäologen haben vor einiger Zeit den Geburtsort Abrahams, Ur, ausgegraben, sowie verschiedene Ruinen des damaligen Kanaans, die fast jede Einzelheit der biblischen Geschichte aus dem gesamten Zeitabschnitt bestätigen. Angesichts dieser Entdeckungen wird heute selbst von Skeptikern zugegeben, dass die Bibel keineswegs eine Sammlung von Ammenmärchen ist, wie viele einst zu glauben verleitet wurden.

   Gott gab Abraham eine bemerkenswerte Verheißung, die bis jetzt noch nicht erfüllt worden ist. Er sagte: „In dir  und deinem Samen sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde.“ (1. Mose 12:1-3; 22:18) Nachdem Abrahams Sohn Isaak erwachsen geworden war, wiederholte Gott diese Verheißung und bestätigte dieselbe auch mit einem Eid. Aber Abraham starb, ohne die Erfüllung gesehen zu haben. Diese Verheißung wurde von Abraham auf Isaak weitergegeben und von Isaak auf dessen Sohn Jakob. Esau, Jakobs älterer Bruder, tauschte sein Erstgeburtsrecht für ein Linsengericht ein.

   Schließlich erreichte auch Jakob das Ende seiner unvollkommenen Lebensspanne, doch Gottes Verheißungen, alle Nationen zu segnen, hatten sich ihm gegenüber nicht erfüllt. Deshalb übergab er dieses Zepter auf seinem Sterbebett seinem Sohn Juda. Wir können hier nicht all die vielen damit zusammenhängenden Verheißungen im Alten Testament untersuchen, die diesen ursprünglichen, mit Abraham geschlossenen Bund erweitern. Es genügt zu sagen, dass die Juden in diesen Verheißungen eine große Persönlichkeit vorgeschattet sahen, und zwar den „Löwen aus dem Stamm Juda“. Sie hatten sich daran gewöhnt, von diesem als den kommenden Messias zu sprechen. (1. Mose 49:8-10; Offenbarung 5:5) Der beträchtliche Einfluss dieser alten Verheißungen ist einer jener Gründe, die dazu beigetragen haben, dass das bedrängte und verfolgte Volk Israel über mehr als viertausend Jahre bis in die Gegenwart von der übrigen Welt abgesondert gewesen ist. Die Juden sind ein lebendiges Zeugnis der Tatsache für Gottes Handeln mit ihnen in der Vergangenheit und für ihre hoffnungsvollen Verheißungen als sein auserwähltes Volk. Viele dieser Verheißungen sind bisher unerfüllt geblieben.

Der verheißene Messias

   Zur Zeit des Ersten Kommens Jesu waren viele Juden in Erwartung des langverheißenen Messias. Wir erfahren, dass eines Nachts auf den Hügeln von Judäa, wo die Hirten ihre Herden hüteten, plötzlich ein übernatürliches Licht erschien und der Klang von ungewöhnlichen Stimmen. Unglaublich fantastisch, oder? 

   Lasst uns in Betracht ziehen, dass die Bibel das hält, was sie verspricht zu sein, und zwar eine Offenbarung der Vorsätze des Schöpfers gegenüber den Menschenkindern. Wenn derselbe Schöpfer alle anderen mächtigen Werke der Schöpfung ins Leben gerufen hat, dann ist es nicht schwer zu glauben, dass ein solch höchst intelligentes Wesen auch verschiedene Ordnungen von Geistwesen auf höheren Ebenen der Existenz als der Mensch erschaffen hat. Und wenn Er den Wunsch hat, dass diese höheren Wesen, die Engel, bei einem so bedeutsamen Ereignis wie die Geburt des Heilands mit den Menschen kommunizieren, dann ist es sehr leicht für Ihn, dies zu veranlassen. Und genau das hat Er getan!  Gott verkündete den Hirten durch einen dieser mächtigen Engel vermittelt: „Fürchtet euch nicht! Denn siehe, ich verkündige euch große Freude, die für das ganze Volk sein wird. Denn euch ist heute ein Retter geboren, der ist Christus, <der> Herr, in Davids Stadt.“ (Lukas 2:10-11)

   Das griechische Wort Christus entspricht dem hebräischen Wort Messias. Deshalb bedeutet diese Verkündigung durch den Engel einfach ausgedrückt, dass der Messias der Welt, den Gott seit langem zu senden verheißen hatte, nun tatsächlich geboren worden war und dass er wahrhaftig der Retter der Welt sein wird. Aus diesem Grund war es eine gute Botschaft für alle Menschen. Alle Geschlechter der Erde sollen in Folge seiner Geburt gesegnet werden. Wie aber wird Jesus, der Messias, der Retter der Welt sein? Worin wird der Segen bestehen, den er allen zukommen lassen wird?

In dieser Betrachtung haben wir bisher erkannt, dass das menschliche Geschlecht durch Adams Übertretung das Recht, ewig auf der Erde zu leben, verloren hat. Wenn der Tod einfach nur den Tod meint, wie es offensichtlich der Fall ist, dann scheint es für jeden von uns keine andere Möglichkeit zur Errettung zu geben, außer durch die Befreiung von der Todesstrafe und die anschließende Wiederherstellung zum Leben.

„Frieden auf Erden“ — Wann?

   Aber wie kommt es, dass, obgleich zweitausend Jahre vergangen sind, seitdem dieser Retter, dieser Messias in die Welt kam, das Sterben doch noch in der Welt wie ehedem weitergeht? In welchem Sinn ist er denn der Retter der Welt? Wenn es keine ewige Qual gibt, vor der die Menschheit hätte gerettet werden muss, bleiben die Fragen:  Wovon wird der Messias sie dann erlösen? Und auf welche Weise wird das geschehen? Und wird es der  Menschheit nach dieser Errettung besser ergehen?

   Jeder erinnert sich gern der schönen Musik und der erhebenden Predigten, die zur Weihnachtszeit in allen Kirchen der gesamten Christenheit ertönen. Die Losung „Friede auf Erden und an den Menschen ein Wohlgefallen“ wird jedes Jahr allenthalben gehört. Und doch: Ist es nicht so, dass diese Verkündigung bisher überwiegend aus leeren Worten besteht? Welche Bedeutung soll wohl diese Verkündigung für einen sterbenden Soldaten haben? In Kriegszeiten sehen wir, wie angebliche Nachfolger Jesu auf der einen Seite die angeblichen Nachfolger Jesu auf der anderen Seite erschlagen und das ihre „christliche Pflicht“ nennen. Wenn sie dies treu tun, werden sie dann ihre erschlagenen ausländischen Brüder in einer himmlischen Seligkeit freudig begrüßen? Wird die Prophezeiung „Friede auf Erden“ in dieser Weise erfüllt werden? Unser Studium war bisher nicht weitreichend genug für eine Beantwortung dieser noch offenen Fragen. Doch wollen wir unsere Betrachtung fortsetzen, weitersehen, um aus der Bibel die zufriedenstellenden Antworten zu bekommen. 

   Wir haben nun die Verheißungen bezüglich des Messias vom Garten Eden an bis in Jesu Zeit verfolgt und festgestellt, dass diese Verheißungen in dem Meister ihre Erfüllung finden sollen. Paulus weist darauf in Galater 3:8, 16 hin, indem er deutlich Jesus als den verheißenen Samen Abrahams identifiziert. Johannes der Täufer kündigte Jesus an, indem er sprach: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt!“ Zu jener Zeit erkannte Johannes unmissverständlich Jesus als den verheißenen Messias. (Johannes 1:29) Später jedoch, als Johannes ins Gefängnis geworfen war, fragte er sich, ob er sich vielleicht doch geirrt habe. Er schickte dann Boten zu Jesus, um nachzufragen, ob er wirklich der Messias sei. Und Jesus sandte ihm eine sehr interessante Antwort zurück. Er beauftragte die Boten, Johannes daran zu erinnern, dass durch seine Hände Kranke geheilt wurden, Lahme gehen, Blinde sehen und Taube hören würden, und dass sogar Tote wieder auferweckt wurden. (Lukas 7:22)

Jesu Werke erfüllen Prophezeiung

   Warum beantwortete Jesus Johannes‘ Frage auf solch merkwürdige Art und Weise? Es geschah, weil die Propheten vorausgesagt hatten, dass der Messias eben genau diese Dinge vollbringen würde! So wurde Johannes wieder aufs Neue vergewissert. Und nicht nur Johannes der Täufer wurde durch die mächtigen Werke Jesu beeindruckt. Es war ganz natürlich, dass viele in Jesu Tagen zu der Überzeugung kamen, dass der Meister der Messias war und dass das langverheißene Messianische Königreich in naher Zukunft zur Segnung Israels und der ganzen Menschheit – aller Geschlechter der Erde – aufgerichtet werden würde. Das allgemeine Volk wurde in der Tat schließlich so enthusiastisch, dass sie den Versuch unternahmen, Jesus zum König zu machen. Sie begrüßten ihn freudig als solchen, als er auf einem Esel in Jerusalem einritt.

   Genau fünf Tage später geschah etwas, was die Jünger und andere, die Jesus als den Messias betrachteten, verwirrte. Die religiösen Anführer in Jesu Tagen wurden eifersüchtig auf seine Popularität, so dass sie eine Verschwörung gegen ihn anzettelten, ihn ergriffen, zum Schein eine Gerichtsverhandlung durchführten, ihn verurteilten und ihn schließlich wie einen Missetäter kreuzigten. Was hatte das zu bedeuten? Wie konnte es geschehen, dass er, der gekommen war, um der König der Erde zu sein, so behandelt und gekreuzigt wurde? Eine solche Wendung der Ereignisse passte nicht zu der Vorstellung der Jünger, was der Messias tun und sein sollte, und zwar ein Königreich aufrichten, darin als König regieren und sich als der Befreier des Volkes erweisen. Wie bitter muss ihre Enttäuschung gewesen sein, als ihre Hoffnungen und Erwartungen auf diese Weise zunichte gemacht wurden!

   Es geschah drei Tage nach der Kreuzigung, dass zwei der niedergeschlagenen Jünger des Meisters auf dem Weg nach Emmaus waren, als sich ihnen plötzlich ein „Fremder“ anschloss. Da er ihren Kummer bemerkte, erkundigte er sich nach der Ursache ihrer Betrübnis. Darauf berichteten die Jünger die Ereignisse der letzten Tage und bemerkten, wie sehr ihre Erwartungen hinsichtlich des Mannes von Nazareth, der Wunder vollbracht hatte, fehlgeschlagen waren.

Warum Jesus starb

   Dann nahm dieser „Fremde“, es war in Wirklichkeit der auferstandene Christus, die Gelegenheit wahr, ihnen zu erklären, warum er sterben musste. Er sagte den Jüngern, dass der Himmlische Vater von seinem Tod lange zuvor Kenntnis gehabt und ihn sogar schon vorausgesagt hatte und dass sein Tod die notwendige Voraussetzung sei für die verheißenen Segnungen in dem herrlichen Königreich des Messias.

   Später berichteten diese zwei Jünger den anderen von ihren Erlebnissen, und sie sagten: „Brannte nicht unser Herz in uns, wie er auf dem Weg zu uns redete und wie er uns die Schriften öffnete?“ (Lukas 24:32) Die Jünger hatten wahrhaftig guten Grund, hocherfreut zu sein. Nun konnten sie erkennen, dass des Meisters Tod kein tragischer Fehler war, wie sie angenommen hatten, und dass es keines weiteren Beweises bedurfte, dass er der Messias war. Nun wurde ihnen auch die absolute Notwendigkeit des Todes Jesu klar, der erfolgt war, um die von Gott verheißenen Segnungen des Lebens für alle Menschen möglich zu machen.

    Einer der Jünger erklärte später (in Johannes 1:1), dass Jesus in Seiner vormenschlichen Existenz als der Logos, übersetzt mit „Wort“, bekannt gewesen sei. Dieser Logos, dieses Wort Gottes, wurde Fleisch, um zu sterben, um sein Leben als einen entsprechenden Preis oder als „Lösegeld“ für Adam und die in ihm verurteilte Menschheit hinzugeben. (1. Timotheus 2:3-6; Römer 5:12) Indem die Übersetzer die genaue Bedeutung des griechischen Textes im 1. Kapitel Johannes verkannten oder absichtlich verbargen, erweckten sie den Eindruck, dass der Logos oder das Wort der göttliche Schöpfer selbst sei. Aber eine exakte Übersetzung dieser Stelle offenbart die Tatsache, dass der Logos nur ein Gott oder Mächtiger war, während von dem Schöpfer gesprochen wird als der Gott, der Allerhöchste, der Allmächtige.

   Der Apostel sagt uns, dass der Logos der Ausführende in Jehovas ganzem Schöpfungswerk war. „Alles wurde durch dasselbe, und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist.“ (Johannes 1:3) Zweifellos wird auch deshalb im Schöpfungsbericht von 1. Mose die Mehrzahl „uns“ und „unser“ gebraucht: „Lasst uns Menschen machen in unserem Bild, uns ähnlich!“ (1. Mose 1:26)

   Die Heilige Schrift spricht von der Einheit des Vaters und des Sohnes, und es versteht sich von selbst, dass dies eine Einheit der Absicht und des Willens ist, nicht aber des Wesens. Jesus betete für dieselbe Einheit zwischen ihm und seinen Nachfolgern. (Johannes 17:21-23) Dass Jesus sich selbst nicht als eins in Person und Gleichförmigkeit mit dem Schöpfer sah und sich nicht als seinen eigenen Vater betrachtete, wird klar gezeigt in seinen Worten in Johannes 14:28: „Der Vater ist größer als ich.“

   Die Jünger wussten, dass der Lohn der Sünde der Tod ist und nicht das Leben in ewiger Qual. Deshalb fiel es ihnen auch leicht zu verstehen, wie der Tod Jesu, den zu erleiden er „Fleisch wurde,“ die Strafe bezahlen und einen Weg öffnen konnte, auf welchem die Welt sch1ießlich in Einklang mit Gott und folglich auch zum Leben zurückkehren kann. Jedoch erschien den Jüngern die ganze Sache vor Pfingsten noch ziemlich geheimnisvoll. Obgleich sie wussten, dass Jesus, ihr Messias, von den Toten auferweckt worden war, sahen sie ihn doch selten, und schließlich verließ er sie ganz. Wie merkwürdig! Als sie ihn zum letzten Mal sahen, befahl er ihnen, in Jerusalem zu warten, bis sie durch den Heiligen Geist weitere Anweisungen erhalten würden. Sicherlich erschien all dieses den Jüngern als ein sonderbares Verhalten von Seiten dessen, an den sie noch immer als den verheißenen Messias glaubten.

   Nicht nur jene ersten Jünger waren durch diese weiteren unerwarteten Begebenheiten eine Zeit lang verwirrt worden, sondern auch viele andere haben seit jener Zeit die wahre Bedeutung all der Ereignisse missverstanden und infolgedessen falsche Theorien entwickelt. Da Jesus anscheinend nicht kam, um ein buchstäbliches Königreich auf dieser Erde aufzurichten, musste ein anderer Grund für sein Kommen gefunden werden. Deshalb erschien es vielen auch logisch, daraus zu folgern, dass sein Kommen, sein Tod und seine Auferstehung nur deshalb erfolgt seien, um das Volk von den Qualen der Hölle zu erretten und es beim Tode in den Himmel auffahren zu lassen. Aber der Messias wird zu der von Gott bestimmten Zeit ein irdisches Königreich aufrichten und alle Geschlechter der Erde segnen, wie wir noch sehen werden.

   Da denkende Menschen sich mehr und mehr von dem Gott der ewigen Qual des finsteren Mittelalters abwenden, so möchten sie vielleicht auch wissen, warum beinahe zweitausend Jahre vergangen sind, seit Jesus seine Jünger verließ, und warum die Welt heutzutage noch mehr unter der Herrschaft der Selbstsucht steht und weniger Glauben an den Messias hat als je zuvor. Denkende Menschen erheben die Frage: Wenn Jesus wirklich die Welt bekehren und vom Höllenfeuer erretten will, warum ist denn da so wenig Fortschritt in dieser Hinsicht zu bemerken? Ferner, wenn es wirklich das Ziel des Messias ist, ein irdisches Königreich aufzurichten und in diesem das Volk mit Leben und Wohlergehen zu segnen, warum ist das bisher noch nicht geschehen? 

   Wenn die Bibel Gottes Wort ist, wie wir behaupten, dann sollten wir erwarten, dass sie diese wie auch unsere anderen vernünftigen Fragen vollkommen beantwortet. Doch sollten wir uns daran erinnern, wie Gottes Wort es erklärt, dass Seine Wege und Gedanken höher als unsere Wege und unsere Gedanken sind. (Jesaja 55:8-11) Das bedeutet nicht, dass wir nicht nach einem Verständnis über die Gedanken Gottes verlangen sollen, denn Er fordert uns auf, Ihn zu fragen. (Jesaja 1:18) Wenn wir diese Einladung annehmen, uns durch des Schöpfers inspiriertes Wort überzeugen zu lassen, finden wir, was unseren Verstand und unsere Herzen befriedigt.

Kapitel IV

IST DAS CHRISTENTUM EIN FEHLSCHLAG?

   Die richtige Antwort auf die Frage, ob das Christentum ein Erfolg oder ein Fehlschlag sei, hängt von einem klaren Verständnis des Wesens und Zweckes des wahrhaftigen Christentums ab. Die Bibel stellt Christus als den Erlöser der Welt dar; und die logische Schlussfolgerung ist, dass Gott einen Plan machte, die Welt zu bekehren und auf diese Weise vom Tod zu erretten. Aber seitdem Jesus auf diese Erde kam, um für die Menschen zu sterben, sind etwa zweitausend Jahre vergangen, und dennoch ist die Welt keineswegs bekehrt. Sogar das sogenannte Christentum verliert ständig an Einfluss, und ganze Nationen haben sich offiziell von jeglicher Religion abgewendet. Sollten wir deshalb urteilen, dass Gottes Plan fehlgeschlagen sei?

   Zu Jesu Zeit gründeten die Jünger ihre Hoffnungen hinsichtlich des Messianischen Königreichs auf die Prophezeiungen des Alten Testaments, und ihre Hoffnungen waren deshalb, im Ganzen genommen, richtig. Jedoch sahen sie nicht, dass die Zeit für die Aufrichtung jenes Königreiches noch nicht gekommen war. Gerade so ist es mit den meisten bekennenden Christen seitdem gewesen. Deren Glaube, dass Gott einen Plan für die Bekehrung der Welt durch Christus und die Herauswahl gemacht habe, ist korrekt, aber sie verfehlten zu erkennen, dass gemäß der Bibel Gott nicht beabsichtigte, dieses Werk in diesem Zeitalter zu vollenden.

   So wie die Jünger, die zu Jesu Zeit lebten, aus den Prophezeiungen nicht erkannten, dass der Messias leiden und sterben müsse, ehe die Welt die verheißenen Königreichs-Segnungen erlangen kann, ebenso haben bekennende Christen verfehlt, aus der Heiligen Schrift zu erkennen, dass die wahre Herauswahl Christi mit ihm leiden und sterben muss, ehe sie das Vorrecht haben wird, mit ihm an den Werken des zukünftigen Königreiches teilzuhaben, und zwar an der Bekehrung und Segnung der ganzen Welt. Der Apostel Paulus erklärt das so: „Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, und zwar Erben Gottes und Miterben Christi, wenn wir nämlich mit ihm leiden, um (einst) auch an seiner Herrlichkeit teilzunehmen.“ (Römer 8:17 nach der Menge Übersetzung)

   Die hier erwähnte Herrlichkeit ist offensichtlich die Herrlichkeit der Miterbschaft Christi in seinem Messianischen Königreich. Wenn nun jene, welche diese Herrlichkeit erreichen, zuerst mit ihm leiden müssen, dann ist es klar, dass die gegenwärtige Aufgabe der Herauswahl nicht darin besteht, die Welt für Jesus zu erobern, sondern vielmehr darin, ihm getreulich bis in den Tod nachzufolgen.

Christen folgen Jesus nach

   Das ist es, was Jesus selbst seine Jünger lehrte. Zum Beispiel sagte er mehrmals, nicht nur bei einer Gelegenheit: „Wenn jemand mir nachkommen will, verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach!“ (Markus 8:34) Dass jene ihm sogar bis in den Tod nachfolgen sollten, wird eindeutig in den Worten Jesu ausgedrückt, in denen es heißt: „Sei treu bis zum Tod! Und ich werde dir den Siegeskranz des Lebens geben.“ (Offenbarung 2:10) Dass Mut notwendig sein würde, um treu zu sein trotz der zu erleidenden Verfolgungen, zeigt der Herr in seiner Verheißung in Offenbarung 3:21 an, wo er sagt: „Wer überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden und mich mit meinem Vater auf seinen Thron gesetzt habe.“

   Als der Herauswahl der göttliche Befehl, „in alle Welt zu gehen und das Evangelium zu predigen“, gegeben wurde, war der Zweck desselben unmissverständlich genannt, und zwar: Jünger zu sammeln und ein Zeugnis zu geben. Dass Gott nicht beabsichtigte, mit diesem Werk die Welt zu erobern, sondern die Christen selbst für das zukünftige Werk des Herrschens mit Jesus vorzubereiten, ist in Offenbarung 20:4 klargemacht, wo es heißt: „Und ich sah … die Seelen derer, die um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen enthauptet worden waren, … und sie wurden lebendig und herrschten mit dem Christus tausend Jahre.“

   Da es nun die Aufgabe aller wahren Christen war, der Welt nur ein Zeugnis der Wahrheit zu geben, um durch die in dieser Tätigkeit gewonnenen Erfahrungen selbst für das große zukünftige Werk der Bekehrung der Welt während des Millennium-Königreiches vorbereitet zu werden, so wird man leicht erkennen, dass der Behauptung, das Christentum sei ein Fehlschlag, auf Irrtum beruht. In der Tat sehen wir, dass wahres Christentum noch niemals fehl gegangen ist, sondern dass sich lediglich die falschen Hoffnungen angeblicher Gläubiger nicht erfüllt haben. Wenn wir die gegenwärtige wahre Aufgabe der Herauswahl im Opfern und Leiden erblicken und nicht in der Eroberung der Welt, dann beantworten sich viele rätselhafte Fragen auf einmal von selbst.

   Zum Beispiel: Haben viele Menschen sich nicht schon manches Mal darüber gewundert, dass treue Christen gewöhnlich mehr leiden als Ungläubige? Haben sie sich aber jemals Gedanken darüber gemacht, warum nach dem Kommen des Herrn „als dem Licht der Welt“ die Menschheit für eine lange Zeit in große Finsternis versetzt wurde, die wir jetzt das „Finstere Mittelalter“ nennen? Und warum gibt es heute mehr als zweimal so viele Heiden als vor einem Jahrhundert? Wer hat sich etwa noch nicht über diese Tatsachen gewundert? Infolge solcher Bedenken sind viele zu der Ansicht gelangt, dass die christliche Religion eine ungeheure Farce sei, und dass diese vermeintliche Grundfeste, dieses Bollwerk unserer Zivilisation ein außerordentlicher Fehlschlag sei.

Was ist ein Christ?

   Eine gewöhnlich von Christen gehegte Anschauung ist die, dass man so ungefähr in derselben Weise Christ werde, wie man einem Verein beitritt, und dass dies gleichsam eine Art Schutz gegen den göttlichen Zorn darstellt, der den Betreffenden sonst bei dessen Tod an einen schrecklichen Ort der Qual bringen würde. Man hat deshalb angenommen, es sei Gottes Wunsch, alle Menschen zu bekehren, damit sie diesem schrecklichen Schicksal entfliehen möchten. Nun aber, da wir im helleren Licht eines besseren Tages sehen, dass die Bibel nicht die Schrecken der ewigen Qual lehrt, wird uns auch der Weg zu einem besseren Verständnis dessen, was es bedeutet, Christ zu sein, geöffnet.

   Das Wort Christus, das die griechische Übersetzung des hebräischen Wortes Messias ist, wird im Neuen Testament gebraucht, um Jesus mit der herrlichen Reihe messianischer Verheißungen zu verbinden, die sich durch das gesamte Alte Testament hindurchziehen. Wie wir schon bemerkten, wurde die erste dieser Verheißungen im Garten Eden gegeben, als Gott sagte, dass der Same der Frau der Schlange den Kopf zertreten würde. Eine andere, genauere Verheißung wurde dem Abraham gegeben, als ihm gesagt wurde, dass durch seinen Samen alle Geschlechter der Erde gesegnet werden sollen.

   Jesus, der Christus, kam in die Welt als der Same der Verheißung, um derjenige zu sein, der die ganze Menschheit segnen würde. Und die Heilige Schrift zeigt, dass diejenigen, welche durch treue Nachfolge in des Meisters Fußstapfen, in der Selbstaufopferung sogar bis zum Tod, wahre Christen werden, zusammen mit ihm der Same der Verheißung sein werden.

   Als der Apostel Paulus an die Christen seinerzeit schrieb, sagte er: „Wenn ihr aber des Christus (Christen) seid, so seid ihr damit Abrahams Nachkommenschaft <und> nach Verheißung Erben.“ (Galaler 3:29) In seinem Brief an die Korinther sagt Paulus, dass der Christus nicht nur aus einem Glied, sondern aus vielen Gliedern bestehe. Diese zwei Feststellungen des Apostels lenken unsere Aufmerksamkeit auf einen sehr wichtigen Punkt. Sie weisen darauf hin, dass die Herauswahl und Entwicklung der Christen bloß eine Vorbereitung für das kommende Messianische Werk der „Segnung aller Nationen“ ist. Es bedeutet auch, dass Gott in der jetzigen Zeit nicht die Absicht hatte, alle Menschen zu Christen zu machen, sondern dass Er nur einige wenige aus den Nationen herausgewählt hat, damit sie mit Jesus in seinem zukünftigen Werk der Segnung aller Menschen, sowohl der Lebendigen als der Toten, vereint seien.

Ein eigentümliches Volk

   Aber wo sind nun diese Christen, die Gott jetzt auserwählt, um später mit dem Messias zu herrschen? In welcher Kirche werden wir sie finden? Gott ist der Richter darüber, wer und wo sie sind. Kurz gesagt: Konkret ist ein Christ jemand, der erkannt hat, dass er ein Sünder ist und sich von Gott entfremdet hat, der Buße getan und der durch den Glauben an das vergossene Blut Christi seine Zeit, seine Talente und alles, was er hat, vollständig dem Herrn geweiht hat und dann diese Weihung getreulich ausführt. Mitgliedschaft in einer konfessionellen Kirche hat damit absolut nichts zu tun. Siehe Römer 5:1-3.

   Im 15. Kapitel der Apostelgeschichte finden wir einen Bericht, der den göttlichen Vorsatz bei der Erwählung der getreuen Christen in diesem Zeitalter enthüllt. „Ein Volk für seinen Namen“ werden sie hier genannt. Der Apostel erklärt, dass Gott „zuerst darauf gesehen hat, aus den Nationen ein Volk zu nehmen“, nicht um sie alle zu Christen zu machen, sondern nur um „ein Volk zu nehmen für seinen Namen“, und zwar die wahren Christen. Danach, so erklärt der Apostel, wird die Gunst des Herrn zu den Juden zurückkehren, und die verfallene „Hütte Davids“ (die jüdische nationale Regierungsform) wird wiederhergestellt werden; und dann, so sagt er, werden „die übrigen der Menschen“ und „alle Nationen“ eine Gelegenheit haben, „den Herrn [zu] suchen.“ Jedoch muss zuerst das Werk der Herauswahl „eines Volkes für seinen Namen“, welches die „Braut Christi“ ist und sich aus allen völlig geweihten Christen zusammensetzt, abgeschlossen sein. (Apostelgeschichte 15:14-18)

   Wenn wir nun erkennen, dass Gott nicht beabsichtigt, dass die ganze Welt in diesem Zeitalter Christen werden, dann lässt uns das auch viele Bibelstellen besser verstehen, die zuvor unverständlich waren.  In Offenbarung 5:10 lesen wir zum Beispiel, dass die zukünftige Herrschaft des Christus und der Herauswahl hier auf der Erde ausgeübt werden wird. Wie könnte das wahr sein, wenn alle, außer der Herauswahl, von der Erde weggenommen und für alle Ewigkeit in einer brennenden Hölle gequält werden? Über wen würden die Heiligen dann auf dieser Erde noch herrschen? Aber all diese Schwierigkeiten verschwinden, wenn wir die Lehre der Bibel recht erfassen, dass die Welt nicht verflucht, sondern gesegnet werden soll, nachdem die wahre Herauswahl vollendet sein wird.

   Wenn wir die Sache in diesem Licht betrachten, dann können wir auch erkennen, dass Gottes Plan zur Errettung der Menschheit eine günstige Gelegenheit für alle, sowohl für die Herauswahl als auch für die Welt, vorsieht. Das heißt aber nicht, dass nun auch alle ohne eigene Mitwirkung bei der Umsetzung der göttlichen Vorkehrungen gerettet werden sollen. Oh, nein! Die Heilige Schrift sagt ganz klar, dass alle die, die eigenwillig sündigen, nachdem sie eine volle Erkenntnis der Wahrheit erhalten haben, mit ewiger Vernichtung bestraft werden sollen, jedoch nicht mit ewigem Lebenserhalt in Qualen, wie die Glaubensbekenntnisse des finsteren Mittelalters die Sache darzustellen pflegen.

Die Belohnung der wahren Kirche

   Ein weiterer interessanter Punkt im Zusammenhang mit Gottes Auswahl derer, die mit Christus in seinem Messianischen Königreich vereinigt werden sollen, ist der, dass diese treuen Christen eine höhere Belohnung empfangen als die Welt im Allgemeinen. Gottes Vorkehrung für die Welt ist die Wiederherstellung des Lebens auf dieser Erde, eine Wiederherstellung des Königsreiches, welches „von Grundlegung der Welt an“ vorbereitet worden ist, und zwar eine Herrschaft der Menschen über die niedrigere Schöpfung hier auf der Erde. Den Christen dagegen gab der Meister folgende Verheißung: „Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten, … damit auch ihr seid, wo ich bin.“ (Johannes 14:2,3) Ja, die Herauswahl wird einen himmlischen Lohn erhalten. Aber es ist nicht Gottes Vorsatz, alle Menschen in den Himmel aufzunehmen, wie wir später in dieser Broschüre noch sehen werden.

   Es ist daher eine gesegnete Hoffnung, durch das vergossene Blut des Erlösers wieder eine Aussicht auf ewiges Leben zu erhalten, wie die Bibel es sowohl für die Herauswahl als auch für die ganze Menschheit verheißt. Die biblische Darlegung geht nicht dahin aufzuzeigen, dass die Gerechten im Himmel sein und die Bösen ewige Qualen erfahren werden, sondern es wird Leben oder Tod empfangen werden. 

   Der erste Mensch, Adam, war ungehorsam und büßte sein Leben ein; aber schließlich kam Jesus als des Menschen Lösegeld, um durch seinen Tod am Kreuz den Preis für die Aufhebung der Todesstrafe zu bezahlen. Nun wird die Welt dadurch noch einmal die Gelegenheit für das Leben erhalten. Diese Gelegenheit wird zur bestimmten Zeit allen zuteilwerden. Während des Evangeliumszeitalters jedoch haben nur die völlig geweihten Christen eine wirkliche Gelegenheit, sich den Wert des Todes des Erlösers zu Nutze zu machen. Und weil sie Jesu nachfolgen, indem sie ihr Leben in aufopfernder Weise niederlegen, sollen sie nicht nur mit ewigem Leben belohnt werden, sondern sogar mit unsterblichem Leben. Diese sind es, welche „Herrlichkeit und Ehre und Unvergänglichkeit suchen.“ (Römer 2:7) Die Gehorsamen unter den übrigen Menschenkindern sollen während des kommenden Zeitalters des Königreiches auch eine Gelegenheit zum Leben erhalten. Aber das Leben, das diese erhalten werden, wird nur das wiederhergestellte menschliche Leben sein, jenes Leben, das sie durch Adam verloren hatten. Die Gehorsamen werden dann ewiglich leben, aber nicht etwa, weil sie unsterblich wären, sondern weil Gott sie ewiglich am Leben erhalten wird.

Warum die Welt nicht bekehrt worden ist

   Das Werk wahren Christentums hat bis jetzt nur in der Zubereitung der zukünftigen Miterben des Messias für das große Werk seines langverheißenen Königreiches bestanden. Im Hinblick darauf ist es kein Wunder, dass das unternommene Werk der Bekehrung der Welt während des christlichen Zeitalters so wenig Fortschritt gemacht hat. Der Herr wusste, dass das Christentum, vom menschlichen Standpunkt aus gesehen, ein Fehlschlag sein würde. Jesus selbst sagte mit Bezug auf das Ende dieses Zeitalters: „Doch wird wohl der Sohn des Menschen, wenn er kommt, den Glauben finden auf der Erde?“ (Lukas 18:8) Es ist daher keine Überraschung für Gott, wenn heutzutage wirklich nur sehr wenige Menschen an die Bibel glauben. Sein geliebter Sohn, der Erlöser der Welt, wusste zum Voraus, dass dieser Zustand bestehen würde, und hatte ihn auch vorausgesagt. Dieses ist ein weiterer guter Grund, warum wir den Aussagen der Bibel glauben sollten.

   In dem prophetischen Wort war auch vorhergesagt worden, dass die sogenannten christlichen Kirchen sich in hunderte von Abteilungen aufteilen würden. Paulus weissagte, dass ein großer Abfall vom wahren Glauben kommen würde, und dieser hat wirklich stattgefunden.

   Angenommen, dass Jesus und seine Apostel eine Gruppe betrügerischer Männer gewesen wären und selbstsüchtige Pläne ausgeheckt hätten mit der Absicht, die ganze Welt zu ihren Gunsten zu beeinflussen, würden sie dann wohl absichtlich vorhergesagt haben, dass das ganze Unternehmen binnen kurzem wie ein Kartenhaus zusammenfallen würde, und dass sie selbst zur Zielscheibe des Spotts für Millionen von Menschen werden würden? Solche pessimistischen Weissagungen würden für ihre Anhänger nicht sehr ermutigend gewesen sein, noch würden sie sehr viele veranlasst haben, sich ihnen anzuschließen. Die Weisheit der Welt würde ihnen geboten haben: „Malt die Zukunft so rosig wie nur möglich, wenn ihr möglichst viele gewinnen wollt.“

   Aber solche weltliche Weisheit hatte keinen Einfluss auf Jesus und seine Apostel. Diese waren sich darüber nicht im Zweifel, dass der Zweck aller Evangeliums-Verkündigung in diesem Zeitalter nicht der war, große imponierende Kirchengemeinschaften zu bilden. Sie verstanden sehr wohl, dass Gott nicht beabsichtigte, dass

die bloße Verkündigung des Evangeliums heute die Welt zu den Füßen Jesu führen würde. Sie sahen es voraus, dass, während eine kleine Herde wahrer Christen eingesammelt und für das zukünftige Werk der Segnung zubereitet werden würde, verblendete Männer und Frauen zur gleichen Zeit die herrlichen Wahrheiten, die der Meister gelehrt hatte, ganz entstellen würden, und dass es infolgedessen den Anschein haben würde, als ob die christliche Religion eine Niederlage erlitten hätte.

   Seien wir jedoch frohgemut, dass wahres Christentum nicht verfehlt hat, die göttliche Absicht für dieses Zeitalter erfolgreich zu verwirklichen, und dass nun auch das Vorbereitungswerk für das neue Königreich nahezu vollendet ist. Ja, es gibt viele biblische Beweise dafür, dass der Zeitabschnitt, der nach göttlichem Vorsatz zur Herauswahl und Zubereitung wahrer Christen zur Miterbschaft mit Christus in seinem Messianischen Königreich bestimmt war, beinahe abgelaufen ist. Es sollte darum unsere Herzen erfreuen, einige der Beweise näher betrachten zu dürfen, die uns ankündigen, dass wir das Ende dieses Zeitalters und den Anfang eines neuen erreicht haben, eines Zeitalters, in welchem die vorhergesagten Segnungen des Friedens und Lebens auf eine sterbende Menschheit ausgegossen werden sollen.

Kapitel V

DAS ENDE DER WELT

Biblische Aussagen in Bezug auf das Ende der Welt sind durch Aberglauben und satanische Betrügerei derart entstellt worden, dass viele denkende Menschen es vorgezogen haben, sich von ihnen abzuwenden. Wie viele Tausende aufrichtiger Leute wurden in Furcht versetzt, wenn sie an das traditionsgemäße schreckliche Unheil dachten, das übereifrige Evangelisten ihnen so phantasievoll ausgemalt hatten. Vor nicht so langer Zeit versuchte ein berühmter Geistlicher seine Mitmenschen wieder zu ermutigen, indem er verlauten ließ, dass das Ende der Welt während der nächsten 50 Millionen Jahre noch nicht kommen würde. Zweifellos waren viele edle Fromme sehr erleichtert, als sie diese Behauptung hörten, und froh, dass solch ein unheilvolles Ereignis nicht zu ihren Lebzeiten über die Erde hereinbrechen würde.

Aber wenn wir die biblischen Aussprüche über diesen Gegenstand einmal näher untersuchen, unabhängig von dem Einfluss mittelalterlicher Glaubensbekenntnisse, dann erhalten wir eine ganz andere Meinung darüber. Wir finden, dass das Ende der Welt in der Heiligen Schrift als eine Zeit dargestellt ist, auf die sich alle Menschen freuen sollten. Wenn wir tatsächlich den Sinn der Prophezeiungen der Bibel richtig erfassen, dann verstehen wir auch, dass Jesus, als er seine Jünger beten lehrte: „Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auch auf Erden“ (Matthäuse 6:10), er sie für das Ende der gegenwärtigen bösen Welt und für eine deren Stelle einnehmende bessere Welt beten lehrte.

Die Erde besteht ewiglich

Die vielen schrecklichen Vorstellungen in den Köpfen der Leute bezüglich des Endes der Welt sind in der Bibel gar nicht zu finden. Was die Bibel hinsichtlich dieser Geschehnisse sagt, hat ganz und gar nichts mit einer Verbrennung oder Vernichtung der buchstäblichen Erde zu tun.

 Diesen irdischen Planeten betreffend, auf dem wir leben, sagt der Prophet Jesaja: „Denn so spricht der HERR, der die Himmel geschaffen hat – er ist Gott -, der die Erde gebildet und sie gemacht hat – er hat sie gegründet, nicht als eine Öde hat er sie geschaffen, <sondern>zum Bewohnen hat er sie gebildet“. (Jesaja 45:18) Ein anderer Prophet versichert uns in Prediger 1:4: „Die Erde besteht in Ewigkeit.“ Und Jesus sagte in der Bergpredigt: „Glückselig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben.“ (Matthäus 5:5) Diese Schriftstellen beweisen, dass Gott nicht beabsichtigt, die buchstäbliche Erde jemals zu vernichten, sondern dass Er sie zu einer Wohnstätte für den Menschen bestimmt hat.

Das Wort „Welt“ wird in der Bibel in der gleichen Weise gebraucht, wie es oft heutzutage benutzt wird, wenn es in Bezug auf die Gemeinschaften der Menschen auf der Erde angewendet wird, auf die Gesellschaft im Allgemeinen und nicht auf die Erde selbst. Wenn wir z.B. lesen, dass die Welt durch einen Weltkrieg sehr erschüttert wurde, so dürfen wir das nicht so verstehen, als ob buchstäblich Berge umgefallen seien, oder als ob der Krieg die Erdkruste in irgendeiner Weise verändert hätte. Der Sprachgebrauch der Bibel ist auch der gleiche, wenn darin die erschreckenden Ereignisse vorhersagt werden, die am Ende des gegenwärtigen Zeitalters stattfinden sollen; Ereignisse, durch die die bestehende gesellschaftliche Ordnung vernichtet werden soll, um dem Königreich des Messias Platz zu machen.

Der Ausdruck „Welt“ wird in der Bibel auch zur Bezeichnung eines Zeitalters gebraucht. In der Bibel sind mehrere Welten oder Zeitalter erwähnt. Es wird uns da beispielsweise von einer Welt erzählt, die mit der Sintflut unterging, wobei die Erde selbst jedoch nicht vernichtet wurde. Die Bibel spricht auch noch von einer anderen Welt, die nach der Flut begann und die zur Zeit der Zweiten Gegenwart Christi vernichtet werden soll. Und dann wird es noch eine andere Welt geben, die mit dem Ende der gegenwärtigen beginnen wird. Diese letzte Welt wird sich unbegrenzt in die Zukunft hinein erstrecken. Es ist diese dritte Welt, die unter dem Einfluss des Messianischen Königreiches erstehen soll.

Diese Welten, die, wie wir sehen, alle auf diesem buchstäblichen Planeten, der Erde, existieren, unterscheidet der Apostel Petrus in geistige und materielle Bereiche, wofür er die  Symbole „Himmel“ und „Erde“ verwendet. (Siehe 2. Petrus, Kapitel 3) Es ist klar erkennbar, dass der Sprachgebrauch des Apostels in diesem Kapitel sinnbildlich und nicht buchstäblich gemeint ist, denn sonst würden wir ja zu der sinnlosen Schlussfolgerung gezwungen sein, der Schöpfer beabsichtige, Sein ganzes Universum zu vernichten, wenn wir auf einer buchstäblichen Deutung jener Stelle des Apostel Petrus bestehen würden, wo er sagt, dass „die Himmel mit gewaltigem Geräusch vergehen“ werden.

In derselben Prophezeiung gebraucht der Apostel auch das Symbol des Feuers, um damit jene zerstörenden Einflüsse zu beschreiben, welche die gegenwärtige böse Ordnung der Dinge zu Ende bringen und den Weg zur neuen, vollen Aufrichtung des Reiches Gottes vorbereiten werden, die „neuen Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt.“

Petrus sagt uns außerdem, dass die Elemente im Brande aufgelöst werden. Dass dieses sich nicht auf die Elemente der buchstäblichen Erde bezieht, ist schon allein daraus ersichtlich, dass Paulus dasselbe Wort gebraucht, als er die Christen ermahnte, sich nicht wieder umzuwenden „zu den schwachen und armseligen Elementen zurück“. (Galater 4:9)

Nationale Symbole

Ein interessantes Beispiel für die Tatsache, dass das Wort Erde, wenn es in der Bibel gebraucht wird, sich nicht immer auf den buchstäblichen Planeten, auf dem wir leben, bezieht, kann man in Daniel 7:23 finden. Der Prophet spricht hier von einem großen und schrecklichen Tier, welches die ganze Erde verzehrt. Das müsste doch wahrlich eine unglaubliche Geschichte sein, wollten wir es so buchstäblich nehmen, wie es dort steht. Denn wo würde dieses riesenhafte Tier wohl stehen, während es diesen Planeten verzehrt? Symbolisch genommen ist diese Geschichte voll tiefer Bedeutung. Sowohl das Tier als auch die Erde sind sinnbildlich zu verstehen.

Es dürfte allgemein bekannt sein, dass sich eine ganze Anzahl von Nationen der Vergangenheit wie auch der Gegenwart zur symbolischen Darstellung ihrer Macht in ihren Wappen der Bilder der verschiedensten Tiere bedient. Die herrschenden Pharaonen des alten Ägypten hatten einen Löwen, um die Autorität ihrer Herrschaft anzuzeigen; und heutzutage führt England aus demselben Grund den Löwen in seinem Wappen. Dann gibt es noch den chinesischen Drachen, den russischen Bär und den amerikanischen Adler. Dies sind Illustrationen, um sinnbildlich dieCharaktereigenschaften lebender Geschöpfe zu zeigen und auf Nationen anzuwenden.

Die Bibel gebraucht eine ähnliche Methode der symbolischen Darstellung, um die verschiedenen historischen Weltmächte zu bezeichnen. Deshalb ist in der oben genannten Schriftstelle die symbolische Erde, die Gesellschaftsordnung, dargestellt, als ob sie von einem Tier verzehrt würde. Das ist eine treffende Darstellung der selbstsüchtigen Organisationen der vorherrschenden Klasse, die sich die Ressourcen der Gesellschaft für ihre eigenen egoistischen Zwecke aneignet. Viele Menschen in der Welt erkennen diese Zustände und wissen, dass solche Bilder trefflich die darin symbolisch dargestellten Nationen zeigen. Warum sollte es uns dann aber Schwierigkeiten bereiten, wenn wir einen ähnlichen Symbolismus in der Bibel finden? Es ist die Art und Weise, in welcher Gott uns belehrt.

Auch das Wort Berg wird in der Bibel oft im gleichen symbolischen Sinn angewendet; und wenn das geschieht, bezeichnet es ein Königreich, entweder eines oder mehrere der Königreiche dieser Welt oder auch das Messianische Königreich des kommenden Zeitalters.

Wenn das Wort Meer in der Bibel bildlich gebraucht wird, so bezeichnet es die Menschenmassen, und das Rauschen des Meeres ist eine sinnbildliche Darstellung des ruhelosen, unzufriedenen Zustandes dieser Massen. (Siehe Jesaja17:12,13) Eine der biblischen Prophezeiungen bezüglich der Entwicklung der Ereignisse, die jetzt auf Erden stattfinden, sagt uns, dass die „Berge“ „mitten ins Meer wanken“. (Psalm 46:3) Dies ist in der Tat eine passende Darstellung der Tatsache, dass viele der mächtigsten Königreiche der Erde schon in die Hände der ungestümen Volksmassen gefallen sind, und dass andere mächtige Berge der Zivilisation gleicherweise verschlungen werden, da die zunehmende Flut der Unzufriedenheit andauert und immer mehr gegen ihre Bollwerke aufwallt.

 Ein Beispiel für den schriftgemäßen Gebrauch dieser ausdrucksvollen Symbole ist Psalm 46:3-7, worin der diese gegenwärtige Welt zerstörende Auflösungsprozess beschrieben wird.  Hier sagt der Prophet des Herrn: „Darum fürchten wir uns nicht, wenn auch die Erde erbebte und die Berge mitten ins Meer wanken.“ (Vers 3) Augenscheinlich kann diese Stelle nicht buchstäblich genommen werden, da, wenn die buchstäbliche Erde wirklich erbeben und vernichtet werden würde, es keine Berge mehr gäbe, die mitten ins Meer noch wanken könnten, und auch kein Meer, worin die Berge versinken könnten. Nachfolgend erläutert der Prophet in dem Psalm zum Teil seine eigene Erklärung zu den Symbolen, indem er sagt: „Nationen tobten, Königreiche wankten“. (Vers 7) Und dann weiter, indem er sich wieder der symbolischen Sprache bedient: „Er (der Herr) ließ seine Stimme erschallen: die Erde zerschmolz.“ 

Dass dieses Zerschmelzen der Erde nicht die Vernichtung des buchstäblichen Planeten bedeutet, auf dem wir leben, wird weiter unten in den Schlussversen des Psalms bewiesen, wo der Prophet sagt, dass sich das Bewegen und das Zerschmelzen auf die Vernichtung der kriegstreibenden Regierungen vor der Errichtung des Reiches Gottes bezieht. Dass die buchstäbliche Erde nicht zerstört wird, lesen wir im elften Vers desselben Psalms: „Lasst ab und erkennt, dass ich Gott bin; ich werde erhöht sein unter den Nationen, erhöht auf der Erde.“

In dieser Prophezeiung des 46. Psalms wird uns ein höchst ungewöhnliches Beispiel für die vielfältige Art und Weise der Anwendung des Ausdrucks Erde in der Heiligen Schrift gegeben. Im dritten Vers wird von der Erde gesagt, dass sie erbebt. Im siebten Vers wird sie als zerschmelzend beschrieben. Doch haben wir auch im elften Vers gesehen, dass die Erde noch besteht und dass Gottes Name auf ihr erhöht wird. Unter dieser neuen Ordnung wird Gottes Name auf der gesamten Erde erhöht werden. Wahrlich sollten wir uns angesichts der heutigen unzähligen Beweise um uns herum über des Herannahens der Zeit freuen, in welcher Christus König sein wird und die Herrschaft der Sünde und des Todes endet. Im folgenden Kapitel werden wir viele dieser Zeichen einer näheren Betrachtung unterziehen.

Kapitel VI

ZEICHEN DES NAHENDEN ENDES

   Da die Heilige Schrift klar sagt, dass das Ende der Welt nicht die Zerstörung der buchstäblichen Erde bedeute, sondern nur das Ende der gegenwärtigen Ära der Sünde, der Selbstsucht und des Todes, so sollten wir alle Anzeichen dafür, prophetischer oder anderweitiger Art, die auf die bevorstehende neue Ordnung der Dinge hindeuten, auch als frohe Botschaft würdigen.

   Die Tatsache, dass in der Vergangenheit wohlmeinende, aber schlecht unterrichtete religiöse Eiferer das Kommen des Herrn voreilig angekündigt und die Art und Weise und den Zweck seines Kommens erheblich missverstanden haben, sollte uns nicht davon abhalten, die Prophezeiungen näher zu betrachten, die für dieses wichtige Thema von Bedeutung sind. Ja, wir sollten uns sehr sorgfältig mit den biblischen Prophezeiungen befassen, auf dass wir, wenn möglich, genau feststellen können, wo wir uns im Strom der Zeit befinden, und vor allem, was die Propheten bezüglich unserer Tage vorhergesagt haben. Sollten wir finden, dass die Bibel die vergangenen wie auch die gegenwärtigen Weltereignisse genau beschreibt, dann ist das ein weiterer guter Grund dafür sein, Vertrauen zu ihren Aussagen hinsichtlich der Zukunft zu haben.

   Als Jesus noch auf Erden wandelte, fragten ihn seine Jünger, welches denn die Zeichen seiner Zweiten Gegenwart und die des Endes der Welt oder Zeitalters sein würden. In Erwiderung auf diese Fragen gab er ihnen eine Reihe sehr eindeutiger Zeichen, an denen seine Nachfolger die letzten Tage dieser gegenwärtigen bösen Welt erkennen können. Eines dieser Zeichen hatte mit den natürlichen Nachkommen Abrahams, mit der jüdischen Nation, zu tun. Der Meister sagte: „Jerusalem wird zertreten werden von den Nationen, bis die Zeiten der Nationen erfüllt sein werden.” Offensichtlich gebrauchte er den Begriff „Jerusalem” symbolisch für die gesamte Nation Israel und meinte, dass die Regierungen der Nationen der Erde während eines bestimmten Zeitraums sowohl die Kontrolle über das Volk als auch über das Heilige Land ausüben würden. Diesen Zeitraum nennt er „die Zeiten der Nationen.” (Lukas 21:24)

   Die Unterwerfung der Juden unter die Herrschaft der Nationen hatte ihren Anfang mehr als sechs Jahrhunderte vor dem Ersten Advent Jesu, zu der Zeit, als Nebukadnezar die Nation in die Gefangenschaft nach Babylon führte. Im zweiten Kapitel der Prophezeiung Daniels finden wir einen Bericht über die näheren Umstände, die den Anfang dieses Zeitraumes der Vorherrschaft der Nationen einleitete. Zu dieser Zeit war Nebukadnezar auf dem Thron Babylons, und der Herr bediente sich einer geradezu dramatischen Methode, um darauf hinzuweisen, dass jener Zeitabschnitt, den Jesus als die „Zeiten der Nationen” bezeichnete, schon mit Nebukadnezar begann. 

Vier heidnische Weltmächte vorhergesagt

Nebukadnezar hatte einen Traum, an den er sich nach dem Erwachen nicht mehr erinnern konnte. Es wurde ihm empfohlen, Daniel, einen jüdischen Gefangenen, zu sich kommen zu lassen, der nicht nur des Königs Traum wiedergeben konnte, sondern ihn auch zu deuten vermochte. Daniel erklärte dem König, dass er in seinem Traum das Standbild eines Mannes gesehen habe. Dieses Standbild hatte ein Haupt von Gold, eine Brust von Silber, Bauch und Lenden von Bronze, die Schenkel von Eisen und die Füße teils von Eisen und teils von Ton. 

Im Verlauf dieses Traums sah der König, wie von dem Berg „ein Stein losbrach, <und zwar> nicht durch Hände, das Standbild an seinen Füßen aus Eisen und Ton traf“ und bewirkte, dass es umfiel. Infolge dieses Sturzes wurden Eisen und Ton, Silber und Gold zermalmt und „wie Spreu aus den Sommertennen“ vom Wind hinweggefegt. „Der Stein aber, der das Bild zerschlagen hatte“ wuchs und wuchs und „wurde zu einem großen Berg und erfüllte und die ganze Erde“. (Daniel 2:34-45)

   Daniels Auslegung dieses seltsamen Traumes ist eins der bemerkenswertesten Kapitel in der ganzen Bibel insofern, als es eine exakte Voraussage der Geschichte der Nationen enthält, angefangen bei der babylonischen Vorherrschaft und durch die Jahrhunderte hindurch bis auf den heutigen Tag. In dieser göttlichen Auslegung bezeichnete der Prophet das babylonische Weltreich als das Haupt von Gold. Daniel sagte zu dem König Babylons: „Du, o König, du König der Könige, dem der Herr des Himmels die Königsherrschaft, die Macht und die Stärke und die Ehre gegeben hat – und überall, wo Menschenkinder, Tiere des Feldes und Vögel des Himmels wohnen, hat er <sie> in deine Hand gegeben und dich zum Herrscher über sie alle gesetzt – du bist das Haupt aus Gold.” (Daniel 2:37,38)

   Vor dieser Zeit hatte Gott die jüdische Nation nur allein anerkannt und nur ihnen Gnade erwiesen. Nun aber waren die Juden zu Untertanen Babylons geworden, und der König von Babylon wurde von Gott als der Erste einer langen Linie heidnischen [Anmerkung: nichtjüdischen] Herrscher anerkannt, die mit göttlicher Zustimmung die Juden für eine lange Zeit als unterworfenes Volk unter ihrer Herrschaft haben sollten. Dies war der Anfang der Zeiten der Nationen.

   Daniel war aber noch nicht am Ende seiner Prophezeiung, als er Babylon als das Haupt von Gold bezeichnete. Er fuhr fort und teilte Nebukadnezar mit, dass sich mit dem Zerfall seines Königreiches ein anderes erheben würde, ein doppeltes Weltreich, dargestellt durch die Arme aus Silber. Die Geschichte beweist, dass damit das Reich der Meder und Perser gemeint ist, welches Babylon schon nach wenigen Jahren besiegte. Daniel spricht auch noch von einem dritten Weltreich, dargestellt durch den Bauch und die Lenden aus Bronze. Wie die Geschichte bekundet, war dieses Königreich Griechenland, das dem Reich der Meder und Perser als eine Weltmacht von sehr großer Bedeutung folgte. 

   Jedoch ist Daniels Prophezeiung hier noch nicht zu Ende. Er fährt fort und prophezeit das Emporkommen der großen militärischen (eisernen) Weltmacht Rom, indem er sogar aufmerksam macht auf dessen zwei Teile, das östliche und das westliche Weltreich, mit den Hauptstädten Rom und Konstantinopel, bildlich dargestellt durch die zwei Schenkel aus Eisen. Rom war in der Tat ein „eisernes“ Königreich!

   In seiner Vorhersage der aufeinanderfolgenden Weltmächte, die da kommen und gehen würden, ehe die alte Weltordnung zu Ende ginge, machte Daniel genau an der richtigen Stelle halt: Er erwähnt nur vier Reiche. Ein fünftes Weltreich heidnischer Macht beschrieb er nicht. Damit schilderte Daniel genau die Geschichte von mehr als zweitausend Jahren im Voraus! 

   Die Zuverlässigkeit eines Geschichtsschreibers hängt von seiner Genauigkeit ab; und Daniel war genau, obgleich er die Geschichte im Voraus schrieb. Deshalb können wir Vertrauen zu ihm haben, gleichwie es auch Jesus hatte, als er ihn in Matthäus 24:15 zitierte. Derselbe zuverlässige Daniel ist es auch, der die Ereignisse unserer Tage beschreibt, wie wir noch später feststellen werden. Wenn Daniel durch göttliche Vorkehrung in der Lage war, mehr als zweitausend Jahre der bedeutendsten Weltereignisse exakt vorauszusehen und vorherzusagen, dann sollten wir ihm doch auch in Bezug auf die wenigen Dinge vertrauen, die seiner Aussage nach noch in der Zukunft liegen.

Aber lasst uns zur Deutung des Standbildes zurückkehren. Als der Verfall des Römischen Reiches begann, gab es keine andere Macht mehr, die imstande gewesen wäre, einzugreifen und Roms Stelle als Diktator der Welt einzunehmen. Vielmehr fing Rom an, sich in kleinere Staaten oder Königreiche aufzuteilen. Damit ist durch das Bild der Füße und Zehen aus Eisen, die mit Ton vermischt waren, in treffender Weise dargestellt, was tatsächlich nach der Blütezeit der militärischen Vorherrschaft Roms geschah.

Dann setzt der Prophet seine Beschreibung fort und erzählt uns, dass der Stein, der nicht durch Hände losbrach und das Bild an seine Füße schlug, zu einem großen Berg wurde und die ganze Erde erfüllte, die Macht und Autorität Gottes darstellt. Erstens wird dadurch die zeitweilige Machtübergabe an die heidnischen Nationen, welche über Israel geherrscht hatten, beendet. Zweitens stellt dies die kurz bevorstehende Aufrichtung des neuen Königreiches dar, das „in den Tagen dieser Könige“ aufgerichtet werden soll, und bildlich durch die Füße und Zehen dargestellt ist. Fernerhin versichert er uns, dass dieses Königreich, das durch den Gott des Himmels errichtet werden soll, „all jene Königreiche zermalmen und vernichten wird, selbst aber wird es ewig bestehen“. (Daniel 2:44)

Nun haben wir die ganze prophetische Vision vor Augen. Wir sehen die aufeinanderfolgenden Weltmächte heidnischer Vorherrschaft über Israel, die mit Babylon begann, durch die Jahrhunderte hindurch bis zum Zusammenbruch Roms als Weltreich und schließlich bis zum Verfall aller Überreste der Herrschaft der Nationen durch die Aufrichtung des Königreiches Gottes auf Erden. 

Als der Herr an Israel die Warnung einer „siebenfachen Zeit“ der Strafe ergehen ließ, gab Er uns damit einen Schlüssel für die Länge der „Zeiten der Nationen“. (3. Mose 26:1,21,24,28) Die meisten Erforscher biblischer Zeitprophezeiungen stimmen darin überein, dass eine „Zeit“ oder ein Jahr in symbolischer Sprache 360 buchstäbliche Jahre bedeutet und dass die sieben Zeiten der Nationen 2.520 Jahre darstellen. Dieser Zeitabschnitt begann im Jahr 606 v. Chr. und würde demzufolge im Jahr 1914 n. Chr. enden.

Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass biblische Zeitprophezeiungen nur auf wichtige Marksteine oder Wendepunkte in den Angelegenheiten der Nationen hinweisen und dann auch nur insofern, als diese Angelegenheiten auf den Plan Gottes Bezug haben. Das Ende der Zeiten der Nationen im Jahre 1914 n. Chr. war der Wendepunkt zwischen der alten und der neuen Welt, der Zeitpunkt, an dem die alte Welt zu sterben begann, um der neuen Platz zu machen. Wir dürfen aber nicht zu viele Ereignisse auf einmal erwarten, wenn auch schon gewaltige Veränderungen in der Welt vor sich gegangen sind, sowohl in nationaler als auch in politischer Hinsicht.

Fortschreitende Umgestaltung der Welt

Wie wir schon gesehen haben, sagte Jesus, dass Jerusalem zertreten werden wird „von den Nationen, bis die Zeiten der Nationen erfüllt sein werden“. (Lukas 21:24) Demzufolge musste am Ende dieses Zeitabschnitts doch ein Anzeichen dafür erscheinen, dass sich Israels Stellung unter der Gewalt der Nationen verändert habe. Und das ist der Fall. Als unmittelbares Ergebnis des Ersten Weltkrieges, der 1914 begann, waren die Juden in der Welt offiziell anerkannt und erhielten daher die Erlaubnis, ihren Heimatstaat wieder aufzubauen und ins Heilige Land zurückzukehren. Und im Jahr 1948 wurde der Staat Israel offiziell anerkannt als eine eigene Nation.

Zugegeben, die Juden haben ein erhöhtes Maß an Verfolgung erfahren. Aber diese Erfahrungen standen auch im Einklang mit den Prophezeiungen über die Zeit, in der sich die göttliche Gnade ihnen wieder zuwenden sollte. Gottes Prophet sagte voraus, dass Jäger ausgesandt werden würden, um die Juden in ihr eigenes Land zurückzutreiben. (Jeremia 16:16) Außerdem, dass Gott schließlich zu ihren Gunsten eingreifen müsste, um sie vor ihren Feinden zu erretten, selbst nachdem sie sich im Heiligen Land niedergelassen hatten. (Jeremia 30:3,5,11)

So augenscheinlich sind die vielen Veränderungen, die in der Welt seit dem Ende der Zeiten der Nationen im Jahre 1914 stattgefunden haben, dass es selbst für bedeutende Staatsmänner und Schriftsteller nicht unüblich ist, sich immer wieder auf die Vorkriegszeit als die alte Ordnung zu beziehen und von der gegenwärtigen Zeit als einer Übergangsperiode zu sprechen, die zu einer neuen Ordnung führen wird.

Insofern als das Ende des Zeitalters keineswegs das Verbrennen der buchstäblichen Erde bedeutet, können wir nun auch leicht verstehen, warum die Zeichen bezüglich des Endes der Welt auch nicht so ausgelegt werden dürfen, als ob sie alle an einem einzigen Tage stattfinden würden. Wir können also sehen, dass diese alte Welt im Begriff ist zu enden und es gibt bereits Anzeichen dafür, dass das neue Zeitalter nahe herbeigekommen ist.

 Die hereinbrechende neue Ordnung ist, wie die Bibel aussagt, das Königreich Christi oder das Königreich Gottes, die göttliche Herrschaft, durch welche die gegenwärtigen, unvollkommenen Regierungen der Erde ihres Amtes enthoben werden sollen. Die Bibel gibt dem neuen König der Erde viele Titel, u.a. Michael, das heißt: „Der da ist wie Gott.“ Dieser Titel gibt zu verstehen, dass der neue König der Stellvertreter Gottes, des Schöpfers, sein wird. Tatsächlich erklärt der Prophet: „Und in den Tagen dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten.“ (Daniel 2:44) Wahrhaftig, dieses neue Königreich wird für die Menschen sein, aber es wird Gott, den Schöpfer, repräsentieren, und es wird durch göttliche Autorität und Macht regieren und die Gesetze von Ihm empfangen. Die Völker werden dann nicht mehr darüber abstimmen können, noch wird die Gesetzgebung und die Erfolge dieser Regierung von menschlicher Weisheit und Fähigkeit abhängen.

Dieser Michael, der Messias und Stellvertreter Jehovas, ist es, auf den sich die wunderbar genaue Prophezeiung im 12. Kapitel des Buches Daniel bezieht. Dort ist von einer Zeit die Rede, in der Michael aufstehen wird, um die Kontrolle über die Angelegenheiten der Welt zu übernehmen. Der Prophet weist darauf hin, dass dies zuerst „eine Zeit der Bedrängnis“ mit sich bringt, „wie sie <noch> nie gewesen ist, seitdem <irgend>eine Nation entstand bis zu jener Zeit.“ (Daniel 12:1; Matthäus 24:21)

Und wer könnte behaupten, dass wir nicht gerade jetzt durch einen Teil dieser Bedrängnis hindurchgehen? In Lukas 21:26 zitiert Jesus diese Prophezeiung von Daniel 12 und erklärt, dass wegen dieser vorhergesagten Zeit der Bedrängnis die „Menschen verschmachten vor Furcht und Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen.“

Der Apostel Paulus gibt uns weitere wertvolle Auskunft über die Entwicklung der gegenwärtigen Weltereignisse, besonders hinsichtlich dieser verheerenden Drangsal, welche schon die Welt betroffen hat. Zuerst erwähnt er „Zeiten und Zeitpunkte“ und die Tatsache, dass, während die Welt sich der wahren Bedeutung der Zeit, in der sie lebt, noch gar nicht bewusst sein würde, die Geschwister in Christus jedoch schon genau Erkenntnis darüber hätten. Dann weist er darauf hin, dass, wenn die Weisen dieser Welt sagen: „Friede und Sicherheit, dann kommt ein plötzliches Verderben über sie, wie Geburtswehen über die Schwangere.“ (1. Thessalonicher 5:1-4)

Die allgemeine Friedensbewegung unter den Nationen und Völkern der Erde, welche die Ächtung des Krieges zum Ziel hatte, begann in bemerkenswerter Weise zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Tatsächlich sind Friedensgesellschaften und Friedenskongresse moderne Bewegungen. Solche Bestrebungen waren in den vorangegangenen Generationen nahezu unbekannt. War es nun ein Zufall, dass zeitgleich mit allen diesen großen Bemühungen um den Frieden die zwei verheerendsten Kriege der Geschichte innerhalb eines Zeitraumes von weniger als vierzig Jahren ausgelöst wurden? Ist dies nicht eine deutliche Erfüllung jener Weissagung des Apostels Paulus, in der er sagte: „Dann kommt ein plötzliches Verderben über sie“, und zwar zu einer Zeit, in der die Nationen anfangen würden, sich für den Frieden einzusetzen?

Wehenartige Bedrängnis erfüllt die Prophetie

Man beachte aber nun, wie und in welcher Weise diese verwüstende Bedrängnis die alte Ordnung der Dinge heimsuchen sollte: „Wie die Geburtswehen über die Schwangere.“ Jede Mutter weiß, was das bedeutet. Die Geburtswehen kommen krampfartig, unterbrochen durch Erleichterungspausen. Diese werden der Regel nach kürzer und kürzer und die Wehen immer heftiger, bis das Kind geboren ist. Bis jetzt entwickelt sich diese große Zeit der Drangsal, die mit der Geburt der neuen Ordnung enden wird, noch genau gemäß diesem biblischen Bild.

Der Erste Weltkrieg

Zuerst und gerade am Ende der Zeiten der Nationen kam der Erste Weltkrieg mit seinen schrecklichen Leiden und schwächenden Auswirkungen auf die Zivilisation. Der Krieg ging zwar zu Ende, aber seine Nachwirkungen blieben. Angeblich war es ein Krieg, um alle Kriege zu beenden; aber schon bald, nachdem der Waffenstillstand unterschrieben war, begannen die Nationen von neuem zu rüsten, bis schließlich 1939 ein neuer Krieg ausbrach.

Der Krieg von 1914 sollte die Welt sicher machen für die Demokratie, aber als Folge des Krieges wurden Diktaturen eingesetzt, welche die Nationen bankrott und zur gleichen Zeit Tausende zu Millionären machten, die – gemäß der Erfüllung einer anderen Prophezeiung –  „Schätze gesammelt haben in den letzten Tagen“. Ja, es war eine richtige „Wehe“, die plötzlich anhob und ebenso plötzlich zu Ende ging, und sie war weltumspannend. Als sie endete, war die Welt glücklich, wahnsinnig glücklich, zumindest für einen Tag, und doch wusste sie nicht, dass der Krieg nur die erste Wehe war, dass noch eine ganze Anzahl solcher Wehen folgen sollten, um eine vollständig neue soziale Ordnung zur Geburt zu bringen.

Erleichterung und weitere Wehen

Dann begann die Erleichterung. Der Wohlstand zeichnete sich ab, und alle begannen davon zu sprechen, zur Normalität zurückzukehren. Ja, der Zeitabschnitt der Erleichterung war da; der Puls der armen Welt schien normal zu sein, wenigstens behaupteten das die wohlhabenden, politischen Ärzte; ja, sie ließen sogar in prahlerischer Weise verlauten, dass der Patient sich unter ihrer geschickten Behandlung völlig erholt habe. Ach, wie kurzsichtig ist doch menschliche Weisheit! Diese Ärzte erkannten nicht, dass es sich hier um eine Abfolge von Wehen handelte, wie sie einer neuen Geburt vorausgehen. Sie wussten nicht, dass die Zeiten der Nationen zu Ende abgelaufen waren, und dass die Zeit aller Könige der Erde vorüber sei. So sahen sie hoffnungsvoll einer Fortsetzung der alten Ordnung entgegen.

Dann kam plötzlich und ohne Warnung im Herbst 1929 der Anfang der zweiten „Wehe“, und auch diese war, gleich der ersten, weltumspannend. Die Börse fiel über Nacht und fuhr fort zu fallen. Banken versagten, und die Geschäftswelt machte Konkurs. Viele wandten sich vom riskanten Aktienmarkt ab und vertrauten ihr Geld den Banken zur sicheren Aufbewahrung an, doch letzten Endes nur, um einsehen zu müssen, dass auch diese schließlich gezwungen waren, ihre Türen zuzumachen. Einige, die den Banken nicht vertrauten, kauften Gold und bewahrten es in Tresoren oder anderswo auf, nur um es am Ende schließlich als Notmaßnahme wieder zu verlieren. Tausende von Fabriken wurden geschlossen, Millionen von Männern und Frauen verloren ihre Arbeit, und lange Menschenschlangen standen in fast jeder Stadt um Brot an. So fing die arme Welt an zu begreifen, dass sie in den Wehen einer schlimmen Zeit lag, die noch mehr Leiden mit sich brachte als die erste Wehe.

Andere Wehen

Diese Wehe der Depression griff auf die ganze Welt über, und die Ärzte der Gesellschaft bearbeiteten den Patienten aufs Neue. Viele Heilmittel wurden ausprobiert und Besserung wurde von fast allen Seiten berichtet. Ja, in Amerika behauptete man sogar, die schlimme Zeit sei nun vorbei, ohne jedoch zu beachten, dass zur selben Zeit, als das Verteidigungsprogramm eingeführt wurde, noch immer zehn Millionen Männer und Frauen, oder gar noch mehr, arbeitslos waren.

Getreu dem Vorbild der Natur scheinen die Phasen der Erleichterung immer kürzer zu werden, so dass, noch bevor sich die Gesellschaft richtig von der einen Wirtschaftskrise erholt hatte, ein weiterer, noch schrecklicherer Krieg über die Nationen hereinbracht, ein Kampf zwischen Diktatur und Demokratie, in dem beide Seiten den blutigen Kampf bis zum bitteren Ende führten. Die faschistischen und nationalsozialistischen Diktaturen wurden zerschlagen, doch nun wurde das menschliche Geschlecht durch Atomwaffen bedroht.

Jene, die den Prophezeiungen der Bibel wenig oder gar keinen Glauben schenken, erheben oft den Einwand, dass diese Ereignisse, auf die sich Bibelforscher so gern als die Zeichen des herannahenden Endes beziehen, in Wirklichkeit nur eine Wiederholung der Geschichte seien. Der Leser möge jedoch beachten, dass fast alle bisher betrachteten Punkte ungewöhnliche Ereignisse in den Angelegenheiten der Welt betreffen, wie sie bisher in allen Aufzeichnungen der Menschheitsgeschichte unbekannt waren. Dies gilt insbesondere für den nächsten zu betrachtenden prophetischen Beweis.

Die Zunahme der Erkenntnis

Im selben 12. Kapitel der Prophezeiung Daniels, in dem der Prophet von der gegenwärtigen Zeit der Drangsal spricht, die jeden Tag schlimmer wird, gibt er uns weitere, wertvolle und zutreffende Auskunft betreffs dieser letzten Tage, in denen wir leben. Daniel bezeichnet denselben Zeitabschnitt als die Zeit des Endes.

Es ist nun klar, dass Daniel hier nicht Bezug nimmt auf die herannahende Zerstörung der Erde, wenn er von der Zeit des Endes spricht, sondern auf das Ende der Herrschaft der Nationen über Israel. Was diesen Zeitabschnitt anbetrifft, sagt der Prophet: „Zur Zeit des Endes werden viele hin-und herrennen (auf der Erde), und die Erkenntnis wird sich mehren“ (engl. Übersetzung; die deutsche Revidierte Elberfelder Übersetzung sagt: „Viele werden <suchend> umherstreifen…“). Das sind einfache Worte, die aber eine tiefe Bedeutung haben!

 Erst seit zwei Generationen haben die Menschen wirklich damit begonnen, hin und her zu rennen. Wir sind heutzutage eine Welt von Reisenden! Und warum? Denn plötzlich ist es zu einem beispiellosen Wissenszuwachs gekommen, der die Erfindung neuer Fortbewegungsmittel ermöglicht hat, genau wie es der Prophet vorhergesagt hat.

Sir Isaak Newton, ein berühmter und an die Bibel glaubender Philosoph des 18. Jahrhunderts, hatte diese Prophezeiung Daniels eingehend betrachtet und daraus die in der die Leute 75 km pro Stunde zurücklegen könnten. Voltaire, der bekannte französische Skeptiker, verspottete den großen Newton wegen seiner Unklugheit, eine übereilte Vorhersage dieser Art gemacht zu haben und dann sogar noch die Bibel zum Beweis dafür anzuführen. Es wäre interessant zu erfahren, was Voltaire wohl heute sagen würde, wenn er jetzt aus dem Todesschlaf auferweckt würde!

Heutzutage sind gewöhnlich diejenigen, die nicht schneller als 75 km pro Stunde auf der Autobahn fahren, dem allgemeinem Straßenverkehr ein Hindernis, während 900 km pro Stunde noch als mäßige Geschwindigkeit für Flugzeuge betrachtet wird. Diejenigen unter den jetzt Lebenden, die heutzutage noch ähnliche Ansichten wie Voltaire über die vermeintliche Absurdität biblischer Prophezeiungen vertreten, obwohl sie ihre Erfüllung sehen, täten gut daran, innezuhalten und die Angelegenheit in aller Ruhe zu überdenken. Die Jüngeren der gegenwärtigen Generation sind geneigt zu vergessen, dass alle unsere wundervollen, gesegneten Erfindungen und alles Reisen ein Vorrecht unserer Generation sind. In den frühesten Tagen der Eisenbahn geschah es, dass viele sonst intelligente Leute behaupteten, die Eisenbahnen seien Erfindungen des Teufels, um unsterbliche Seelen zur Hölle hinunterzufahren.

Wenn selbst vor 150 Jahren ein Universitätsprofessor gesagt hätte, dass die Zeit kommen würde, in der wir zu Hause sitzen und mit Menschen auf der anderen Seite des Ozeans oder auf der ganzen Welt kommunizieren könnten,  ohne dass dazu Kabel oder andere sichtbare Verbindungen notwendig wären, dann hätten seine Freunde gesagt: „Ach der Arme, das hat er nun vom vielen Studieren!“ Aber wir nehmen heute diese Wunder als etwas ganz Selbstverständliches hin und bedenken nicht, dass diese in Erfüllung göttlicher Prophezeiung gekommen sind.

Vor ungefähr hundert und fünfzig Jahren war es in Großbritannien nichts Ungewöhnliches, wenn Mitglieder des Parlaments wichtige Dokumente noch nicht eigenhändig unterschreiben konnten. Was würde man heute wohl von einem zehnjährigen Kind sagen, das nicht lesen oder schreiben kann! Erinnern wir uns daran, dass diese ganze Zunahme der Erkenntnis für die Zeit des Endes vorhergesagt war. (Daniel 12:4)

Das Versammeln der Nationen

Betrachten wir noch eine weitere Prophezeiung, die einen sehr engen Bezug zu der Zeit hat, in der wir leben, und die darauf hindeutet, dass wir tatsächlich die letzten Szenen der Nacht der Trauer und des Todes der Welt erleben. DieseWeissagung lautet: „Darum wartet auf mich, spricht der HERR, auf den Tag, an dem ich mich aufmache zur Beute! Denn mein Rechtsspruch ist es, die Nationen zu versammeln, die Königreiche zusammenzubringen, um mein Strafgericht über sie auszugießen, die ganze Glut meines Zorns, denn durch das Feuer meines Eifers wird die ganze Erde verzehrt werden.“ (Zephanja 3:8)

Der wichtige Hinweis in dieser Prophezeiung, der die Zeit ihrer Erfüllung offenbart, ist die Bezugnahme auf das Versammeln der Nationen. Jeder weiß, dass es erst in den letzten Jahrzehnten Erfindungen und Fortschritte gab, die alle Nationen der Erde so zusammenbrachten, dass nun keine von ihnen mehr völlig isoliert von den anderen existieren kann. Zunächst kam der Völkerbund. Dann fand 1933 die Internationale Währungs- und Wirtschaftskonferenz von sechsundsechzig Nationen in London (England) statt. Obwohl sie in ihrer Zielsetzung scheiterte, diente sie dennoch als gutes Beispiel dafür, wie die gegenwärtig bestehenden Nationen während der Zeit des Endes tatsächlich zu einer kompakten, voneinander abhängigen Gruppe zusammengeschlossen wurden.

Diese Londoner Konferenz wurde deshalb einberufen, weil man klar erkannt hatte, dass die gesamte zivile Infrastruktur wahrscheinlich zusammenbrechen würde, wenn sich die Nationen nicht auf eine einheitliche Wirtschafts- und Währungspolitik einigen könnten. Leider wurde auf der Konferenz keine echte Einigung erzielt, was dazu führte, dass anschließend ein wahnsinniger Rüstungswettlauf zwischen den Nationen begann, der 1939 zu einem weiteren Weltkrieg führte. Dann kam das beeindruckendste Treffen der Nationen in der Geschichte, als sie sich in San Francisco versammelten, um eine neue Friedensordnung zu schaffen: die Vereinten Nationen.

Ja, Zephanja hat das Scheitern all dieser Bestrebungen, die Nationen in diesen letzten Tagen doch noch zusammenzubringen, bereits damals klar gesehen und als Grund dieses Fehlschlages nennt er, dass jetzt die Zeit herbeigekommen sei, in der Gott Seinem gerechten Zorn gegenüber dieser selbstsüchtigen und verdorbenen Gesellschaft zum Ausdruck bringen werde, einer Welt, die sich nur oberflächlich zu Seinen Namen bekannt hat, aber Seine Gebote bewusst übertreten habe. 

Der Prophet erklärt, dass Gottes Rache sich durch das Feuer Seines Eifers, das die ganze Erde verzehren wird, bemerkbar mache. Da, wie wir schon gesehen haben, die Erde von einem „wilden Tier“ verzehrt werden konnte, so kann sie doch auch ebenso durch das „Feuer des Eifers Gottes“ verzehrt werden, was in jedem Fall sinnbildlich aufzufassen ist und sich nicht auf eine buchstäbliche Erde, ein buchstäbliches Tier oder ein buchstäbliches Feuer bezieht.

Das Sinnbild des Feuers ist sehr einleuchtend. Es deutet hier die völlige Zerstörung der gegenwärtigen Ordnung der Selbstsucht an. Dieser Zerstörung folgt die Herrschaft des Königreiches Christi, damit alle Menschen die Gelegenheit erhalten werden, zu Gott und der Verherrlichung Seines Namens zurückzukehren.

Dass Zephanjas Prophezeiung nicht die Vernichtung der buchstäblichen Erde bedeutet, noch alle Menschen, die auf ihr leben, wird deutlich gezeigt: „Dann aber (nach dem Feuer) werde ich den Völkern andere, reine Lippen (die Wahrheit redend) geben, damit sie alle den Namen des HERRN anrufen und ihm einmütig dienen.“ (Zephanja 3:9) Hieraus geht klar hervor, dass die Menschen nicht verbrannt werden, sondern eine Gelegenheit haben sollen, zu Gott zurückzukehren, um Ihm zu dienen, nachdem die symbolische Erde durch das Feuer Seines Eifers in der großen Zeit der Drangsal verzehrt worden ist.

Kapitel VII

DIE EINZIGE HOFFNUNG DER WELT – DIE WIEDERHERSTELLUNG

Die vollständige Wiederherstellung der Menschheit zu einem Zustand der vollkommenen Gesundheit, Glückseligkeit und des ewigen Lebens in einer paradiesischen Heimat auf der ganzen Welt ist das erklärte Ziel des Schöpfers, wie es in der Bibel festgehalten ist. Die Vernunft sagt uns, dass es so sein sollte. Wenn Gott die Erde für den Menschen und den Menschen für die Erde geschaffen hat, wäre es unlogisch anzunehmen, dass er zulassen würde, dass widerstreitende Kräfte der Täuschung und Rebellion seine liebevollen Pläne für immer durchkreuzen. Ebenso wäre es unlogisch anzunehmen, dass er gezwungen wäre, eine alternative Regelung zu treffen, um einige seiner menschlichen Untertanen zu retten, indem er sie in eine andere Stufe des Lebens versetzt.

Als Gott den Menschen erschuf und ihm das wunderbare Heim in Eden gab, wurde diesem der Auftrag gegeben, sich zu mehren, die Erde zu füllen und sie sich untertan zu machen. Nichts wurde Adam und Eva davon gesagt, dass sie nach ihrem Tod in den Himmel kommen würden; tatsächlich drohte ihnen nicht der Tod, solange sie den Gesetzen des Schöpfers gegenüber gehorsam blieben.

Sie sollten leben, auf der Erde, und nicht sterben. Sie sollten die Erde, und nicht den Himmel, mit ihren Nachkommen füllen. Man stelle sich im Geist einmal die herrlichen, idealen Zustände vor, die auf diesem Planeten Erde geherrscht hätten, wenn Sünde und Tod nicht gekommen wären: Das ursprüngliche Paradies Eden würde sich schließlich bis zu den Enden der Welt ausgedehnt haben, wie Gott befohlen hatte. Mache dir einmal ein Bild in Gedanken von diesem weltweiten Paradies mit seinen vollkommenen und glücklichen Menschenkindern, welche das ewige Leben und die ewige Gunst des Schöpfers genießen. Das ist die wahre, gesegnete Gnadengabe, die die Menschheit noch empfangen wird, da solch eine Wiederherstellung durch den Tod Jesu ermöglicht und bereitgestellt worden ist.

Wiederherstellungs-Verheißungen

    Gleich am Anfang sagte Gott, dass der Same der Frau der Schlange den Kopf zertreten würde. Damit meinte Er in Wirklichkeit, dass die Ergebnisse des todbringenden Werkes der „Schlange“ zunichte gemacht werden sollen, und dass der Mensch jenen Zustand wiedererlangen würde, den er durch seinen Ungehorsam seinem Schöpfer gegenüber verwirkt hatte. Als Gott dem Abraham prophezeite, dass durch seinen Samen alle Geschlechter der Erde gesegnet werden sollen, war das tatsächlich eine Verheißung der Wiederherstellung aller Nachkommen Adams.

 Als der Engel bei der Ankündigung der Geburt Jesu die Worte sprach: „Denn euch ist heute ein Retter geboren, <der> ist Christus, der Herr, in Davids Stadt“, da bedeutete dies, dass die ganze Welt die Möglichkeit haben sollte, vom Tod errettet und auf der Erde wieder zum Leben wiederhergestellt zu werden. Als Jesus seine Jünger beten lehrte: „Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auch auf Erden“, da erinnerte er an den wahren und letztendlichen Zweck des Königreiches Gottes, die Wiederherstellung des verlorenen Zustandes des Menschen. Alle Christen, die jemals dieses Gebet sprachen, beteten bewusst oder unbewusst für die Wiederherstellung paradiesischer Zustände auf der Erde. (Matthäus 6:10)

Als unser Herr und seine Apostel allen getreuen Christen verhießen, dass sie Miterben Jesu werden und mit ihm herrschen würden, bedeutete dies, dass diese Getreuen schließlich mit ihm, als dem geistigen Same Abrahams, an dem herrlichen Werk der Austeilung der verheißenen Segnungen, der Wiederherstellung des Lebens, teilhaben werden. (Offenbarung 5:10) Wenn die Heilige Schrift sagt, dass Jesus durch die Gnade Gottes den Tod für jedermann schmeckte, so bedeutet das, dass diese Todesstrafe, die auf Grund der ursprünglichen Sünde ja auf jedermann lastet, zur rechten Zeit aufgehoben werden wird, damit auf diese Weise für jeden Menschen der Weg zum Leben auf einer vollkommen gemachten Erde wieder eröffnet wird. (Römer 6:23; Hebräer 2:9)

Um dieses Werk der Wiederherstellung zu vollbringen, wird die Herauswahl ebenso wie Jesus zu einer so hohen Stellung erhoben, sowohl was ihre Natur als auch ihre Herrlichkeit betrifft. Und um viel besser ist für die Herauswahl Christi diese Hoffnung der Herrlichkeit als die Lehre des finsteren Mittelalters, dass Gott versucht habe, die ganze Welt dazu zu bringen, sich der Kirche anzuschließen, damit sie vor dem Höllenfeuer gerettet werden möge!

Dieses wunderbare Wiederherstellungswerk folgt der Zweiten Wiederkunft Christi. Der Apostel Petrus kündet dies in Apostelgeschichte 3:19-23 an. Kurz zuvor, ehe er die nachfolgend niedergeschriebene Aussage machte, hatte Petruseinen Mann geheilt, der von Geburt an lahm gewesen war. Indem er diese Begebenheit gleichsam als Illustration und Grundlage für die wichtige Lehre benutzte, die er seinen Zuhörern vermitteln wollte, sagte er: „So tut nun Buße und bekehrt euch, dass eure Sünden ausgetilgt werden, damit Zeiten der Erquickung kommen vom Angesicht des Herrn, und er den euch vorausbestimmten Jesus Christus sende! Den muss freilich der Himmel aufnehmen bis zu den Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge, von denen Gott durch den Mund seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat.“ Welch eine alles umfassende Prophezeiung ist doch dieses Bibelwort, die Wiederherstellung aller Dinge. Welche völlig andere Darstellung des Zweiten Kommens Christi ist dies doch im Vergleich zu dem traditionellen „jüngsten Tag“, der seiner Wiederkunft auf die Erde folgen sollte.

Ja, Zeiten der Erquickung, nicht der Dunkelheit und der Qual, werden vom Angesicht des Herrn kommen. Dieser Ausdruck „vom Angesicht“ ist griechisch und bedeutet „aus dem Angesicht heraus.“ Es gründet sich auf die Vorstellung, dass es ein Zeichen der Ablehnung ist, jemandem den Rücken zuzukehren. Schaut man jemanden stattdessen an, zeigt man damit, dass man ihn als Freund betrachtet. Wie bedeutungsvoll ist dann dieser Ausdruck, wie ihn der Apostel in seiner Prophezeiung gebraucht! Im Garten Eden kehrte Gott Seiner menschlichen Schöpfung den Rücken zu, weil sie Sein Gesetz übertreten hatten. In Seiner Gunst ist Leben, sagt der Prophet. Aber die Welt verlor Gottes Gunst aufgrund der Sünde, und wie eine Blume, der Sonnenlicht und Regen vorenthalten werden, sind die Menschen verdorrt und gestorben. (Psalm 30:5)

Die Verheißungen werden erfüllt werden

Wenn auch, bildlich gesprochen, Gott während der letzten 6.000 Jahre den Menschen Seinen Rücken zugekehrt hat, so hat Er ihnen nichtsdestoweniger Seine Verheißungen bezüglich der zukünftigen Zeit der Segnungen dennoch gegeben und gleichzeitig auch Vorkehrungen für deren Erfüllung getroffen. Das Zweite Kommen Christi und die Aufrichtung seines Königreiches kennzeichnet die Zeit, in der diese Verheißungen anfangen erfüllt zu werden. Gerade das hat Petrus ja gemeint, wenn er sagt, dass dann Gott Sein Angesicht dem menschlichen Geschlecht wieder zuwenden werde, und dass dann als Folge dieser Gnade die Zeiten der Erquickung kommen werden.

Der Apostel erwähnt fernerhin, dass es die Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge, von denen Gott durch den Mund seiner heiligen Propheten von jeher gesprochen hat, geben wird. Der Mensch verlor sein vollkommenes Leben auf Erden. Nun soll das vollkommene Leben auf Erden wiederhergestellt werden. Wie könnte die Welt im Himmel wiederhergestellt werden, wenn sie niemals dort gewesen ist? Und man bedenke auch, dass alle heiligen Propheten Gottes der notleidenden und sterbenden Welt der Menschheit diese kommenden segensreichen Tage vorhergesagt haben!  Hast du dich jemals gefragt, wie es sein könnte, wenn Wüsten blühen und Feigenbäume im Himmel wachsen? Das sind irdische Dinge dieser Art, über welche die Propheten des Alten Testamentes geschrieben haben. Jetzt erkennen wir, dass sich ihre Botschaften in der Tat auf irdische Segnungen mit Leben und Glück in dem wiederhergestellten Paradies beziehen.

Die Wiederherstellung der Gesundheit des einen Gelähmten durch Petrus diente lediglich als Beispiel für die Tatsache, dass es, wenn das Messianische Königreich aufgerichtet sein wird, eine ähnliche Wiederherstellung für alle geben wird. Jesaja sagte zum Beispiel für die Zeit des Königreichs voraus: „Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet. Dann wird der Lahme springen wie ein Hirsch, und jauchzen wird die Zunge des Stummen.“ (Jesaja 35) Diese Wiederherstellungs-Segnungen werden nicht nur diejenigen Unglücklichen betreffen, die lahm und verkrüppelt sind, sondern auch alle anderen, die das Verlangen danach haben, werden davon einen Nutzen haben. Und dann gibt es auch noch eine geistige Blindheit, die beseitigt wird, wenn die Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes die Erde erfüllen wird, „wie von Wassern, die das Meer bedecken.“ (Jesaja 11:9; Jeremia 31:34)

Das Messianische Königreich wird in den Prophezeiungen als ein Berg dargestellt. Jener Stein, von dem der Prophet Daniel sagte, dass er zu einem großen Berg wurde und die ganze Erde füllte, ist dieses „Berg“ -Königreich. (Daniel 2:34,35,44) Derselbe Berg wird auch in Micha erwähnt, wo wir lesen: „Und am Ende der Tage wird es geschehen, da wird der Berg des Hauses des HERRN feststehen als Haupt der Berge, und erhaben wird er sein über die Hügel. Und Völker werden zu ihm strömen, und viele Nationen werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns hinaufziehen zum Berg des HERRN und zum Haus des Gottes Jakobs, dass er uns aufgrund seiner Wege belehre! Und wir wollen auf seinen Pfaden gehen. Denn von Zion wird Weisung ausgehen und das Wort des HERRN von Jerusalem. Und er wird richten zwischen vielen Völkern und Recht sprechen für mächtige Nationen bis in die Ferne. Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden und ihre Speere zu Winzermessern. Nie mehr wird Nation gegen Nation das Schwert erheben, und sie werden das Kriegführen nicht mehr lernen. Und sie werden sitzen, jeder unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum, und niemand wird sie aufschrecken. Denn der Mund des HERRN der Heerscharen hat geredet.“ (Micha 4:1-4)

Die letzten Tage

Der Ausdruck „letzte Tage“, wie er in der obigen Schriftstelle gebraucht wird, beschreibt die letzten Tage der Herrschaft von Sünde und Tod auf Erden und die Zeit, in der eine neue und bessere Ordnung unter der direkten Verwaltung des Messias errichtet wird. Die Traditionen des finsteren Mittelalters bezüglich der letzten Tage erweisen sich im Vergleich zu dieser und anderen hoffnungsvollen Schriftstellen als völlig falsch, wenn sie mit dieser undweiteren, Hoffnung erweckenden Schriftstellen verglichen werden. Anstatt dass die letzten Tage das Ende aller Hoffnung und aller Möglichkeiten zur Umkehr bedeuten, zeichnet der Prophet ein völlig gegenteiliges Bild. Er sagt, dass Gott dann den Menschen seine Wege lehren wird und dass sie auf seinen Pfaden wandeln werden; dass sie ihre egoistischen, kriegerischen Neigungen aufgeben und ihre Zeit der Förderung des Friedens und der Wohlfahrt widmen werden: „Nie mehr wird Nation gegen Nation das Schwert erheben, und sie werden das Kriegführen nicht mehr lernen.“

In der Bibel werden nicht alle einzelnen Anordnungen des Messianischen Königreiches offenbart, aber wir können zuversichtlich sein, dass dieselbe göttliche Macht und unfehlbare Weisheit, welche die Milliarden von Himmelskörpern erschuf und nun deren ordnungsgemäßen Lauf kontrolliert, auch den Erfolg desjenigen Verfahrens zur Errettung gewährleistet, durch das in diesem Königreich Gottes das Gesetz der Liebe in alle Winkel der Erde hineingetragen werden wird, und zwar gleich nach dem nun vor sich gehenden Zusammenbruch der Herrschaft von Sünde und Selbstsucht.

Der Symbolik in der Prophezeiung Michas befasst sich natürlicherweise mit Dingen, mit denen der Prophet selbst vertraut war. Speere und Schwerter sind heutzutage als kampffähige Instrumente der Kriegsführung nicht mehr gebräuchlich. Wenn diese Prophezeiung aber in modernen Zeiten geschrieben worden wäre, würde sie unzweifelhaft Unterseeboote, Flugzeuge, chemische und biologische Waffen, Bomben und Atomkriese erwähnt haben.

Auch das Bild vom Weinstock und Feigenbaum ist ein Symbol für Frieden und Zufriedenheit. Beide sind die sicheren Grundlagen für die Gewissheit, dass die Notwendigkeiten und Annehmlichkeiten des Lebens auch weiterhin für alle Menschen zur Verfügung stehen werden, nachdem das Königreich Christi vollkommen aufgerichtet worden ist. Ein komfortables hypothekenfreies Zuhause mit einer Garage für zwei Autos wäre wohl die moderne Vorstellung für dieselbe herrliche Aussicht.

Wir zitieren eine weitere interessante Weissagung über die Zeiten der Wiederherstellung: „Und der HERR der Heerscharen wird auf diesem Berg (Königreich) allen Völkern ein Mahl von fetten Speisen bereiten, ein Mahl von alten Weinen, von markigen fetten Speisen, geläuterten alten Weinen. Dann wird er auf diesem Berg die Hülle verschlingen, die das Gesicht aller Völker verhüllt, und die Decke, die über alle Nationen gedeckt ist. Den Tod verschlingt er auf ewig, und der Herr HERR wird die Tränen abwischen von jedem Gesicht, und die Schmach seines Volkes wird er von der ganzen Erde hinwegtun. Denn der HERR hat geredet.“ (Jesaja 25:6-8)

Was könnte man noch mehr verlangen, als was in dieser herzerfreuenden Prophezeiung von den kommenden Wiederherstellungs-Segnungen enthalten ist? Wahrlich, es wird in der Tat ein Festmahl sein, wenn das Ersehnte aller Nationen herbeigekommen sein wird. (Haggai 2:7) Das Mahl symbolisiert jene Vorkehrungen des Messianischen Königreiches, die das Leben wiederherstellen und aufrechterhalten werden.

Der Schleier, der symbolisch die verblendenden Einflüsse der „alten Schlange“ darstellt, wird dann hinweggetan werden. Das wird aber erst möglich sein, wie der Offenbarer betont, wenn der Satan gebunden sein wird, damit er die Nationen nicht mehr verführe. (Offenbarung 20:1-3)

Und der Tod wird dann vom Sieg verschlungen werden. (1. Korinther 15:54; Jesaja 25:8) Oh ja, es war der Tod, der in die Welt kam und alles Glück zerstörte; aber „das, was verloren war“, wird wiederhergestellt werden, und deshalb muss der Tod vernichtet werden. (Matthäus 18:11)

In Offenbarung 21:4 wird uns gesagt, dass „der Tod nicht mehr sein wird.“ Die Schwierigkeit in der Vergangenheit bestand darin, dass wir versuchten, alle diese herrlichen irdischen Verheißungen auf den Himmel anzuwenden, und dabei übersahen, dass nur wenige, die wahren Fußstapfen-Nachfolger des Meisters in diesem Zeitalter, eine himmlische Belohnung erhalten werden. Hier auf Erden hat der Tod geherrscht, und demzufolge wird es hier auch keinen Tod mehr geben.

Wie glücklich werden die Menschen dann sein, wenn sie die Königreichs-Segnungen des Lebens und der Errettung annehmen! Man beachte, was der Prophet hinsichtlich dessen sagt: „An jenem Tag wird man sagen: Siehe da, unser Gott, auf den wir hofften, dass er uns rette! Da ist der HERR, auf den wir hofften! Wir wollen jauchzen und uns freuen in seiner Rettung!“ (Jesaja 25:9)

Wie viele Millionen von Menschen haben wahrhaftig mit Sehnsucht auf die Zeit einer besseren Erkenntnis des wahren Gottes gewartet! Und wie viele haben auch auf die Errettung gehofft und dafür gebetet, die nur er allein schenken kann! Ja, die Welt hat tatsächlich auf den Sonnenaufgang der wiederkehrenden Gnade Gottes gewartet, vielleicht unbewusst, ohne eine klare Vorstellung, wie oder wann dies geschehen würde.  Aber wenn die verblendenden Einflüsse des Erzbetrügers beseitigt sein werden und die Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes die Erde erfüllt, dann wird die Welt ihren Gott erkennen und tatsächlich und voller Begeisterung mit ihrem ganzen Herzen zu Ihm zurückkehren.

Gottes gewaltige Macht

Möge niemandes Glaube angesichts der ungeheuren Größe all dessen, was Gott den Menschen zu tun verheißen hat, ins Wanken geraten. Erinnern wir uns daran, dass wir nur in Betracht ziehen, was der allmächtige, ewige Schöpfer des Universums zu tun versprochen hat. Gott, der die Ursache allen Lebens ist, ist sehr wohl auch imstande, dasselbe wiederherzustellen, um Seine Verheißungen zu erfüllen.

Und diese Wiederherstellung wird sich sowohl auf die Toten als auch auf die Sterbenden erstrecken. Dies ist es, was die Bibellehre von der Auferstehung in sich schließt. Diese herrliche Lehre von der Auferstehung der Toten ist durch die überlieferte Behauptung, dass es gar keinen Tod gebe, sinnlos gemacht worden. Wie kann auch jemand von den Toten auferweckt werden, wenn er nicht tot ist! Wie unmöglich war es doch für eine verwirrte Welt, die einfacher, aber das Herz befriedigende Hoffnung der Wiederherstellung zu begreifen, während ihr Verstand durch die unselige traditionelle Lehre von der Unsterblichkeit der Seele verblendet war! Nun können wir jedoch, dem Herrn sei Dank, erkennen, was die Erlösung ausmacht, dass sie eine Auferweckung von den Toten und eine Wiederherstellung des Lebens auf der Erde bedeutet. Die Bibel beschreibt den Tod als einen Schlaf, aus dem alle am Morgen des nun anbrechenden Tages erquickt auferweckt werden sollen. Die göttliche Uhr der Zeitalter zeigt schon die frühen Morgenstunden an; und obwohl die Dunkelheit noch dicht ist, nähert sich der Tag eilends, ja, er ist schon sehr nahe.

Ja, das Bemerkenswerteste daran ist jedoch die Tatsache, dass diese Leben verheißenden Segnungen der Wiederherstellung heute vor der Tür sind. Und es erfordert auch keine übermäßige Glaubensstärke, daran zu glauben. Die Propheten der Bibel haben die gegenwärtigen Verhältnisse in der Welt so genau vorhergesagt, die der Aufrichtung des Königreiches Gottes unmittelbar vorausgehen sollten, sowie die vielen Segnungen, die bereits eingetreten sind und von denen viele vor einigen Jahren noch als unmöglich gegolten hätten, so dass es uns nicht schwer fällt zu glauben, dass dieselbe göttliche Macht und Weisheit, die sie bei der prophetischen Verkündigung der Dinge geleitet haben muss, die wir heute als Realität akzeptieren, sie auch bei der Vorhersage der noch wunderbareren Dinge geleitet haben muss, die unmittelbar bevorstehen.

Lasst uns deshalb angesichts der begeisternden Aussicht, die noch vor uns liegt, Freude empfinden. Für jeden einzelnen fliegt die Zeit schnell dahin, und während sie vergeht, hat jeder den Grund gelegt für eine sehr wertvolle Belehrung. Wenn wir nun erkennen, dass der weise und liebende Schöpfer zu dem Zweck die Herrschaft des Bösen zugelassen hat, damit wir Ihm und Seinen Gesetzen dadurch vermehrte Wertschätzung entgegenzubringen vermögen, dann können wir geduldig auf das Herbeikommen des neuen Tages warten und fortfahren, dafür zu beten.

   Und da ist noch eine segensreiche Tatsache, an die wir uns auch erinnern wollen, und zwar dass diejenigen, die im Tod entschlafen, während sie auf das kommende Reich Gottes warten, sei es in Unwissenheit oder in freudiger Erwartung und im Gebet für dasselbe, die Segnungen des neuen Tages genauso wenig verpassen werden als diejenigen, die die gegenwärtige Drangsal vollständig durchleben. Denn die Verheißung lautet, dass alle vom Todesschlaf erweckt werden sollen: „Wundert euch darüber nicht, denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören und hervorkommen werden.“ (Johannes 5:28)

Allen wird während des nahenden neuen Tages eine vollständige Gelegenheit gegeben werden, zu Gott zurückzukehren und die Segnungen ewigen Lebens zu empfangen, die dann zugänglich sein werden, gleichwohl wird dieser Segen niemandem aufgezwungen werden. Der Gehorsam wird gegenüber den Gesetzen des Messianischen Königreiches verlangt werden, und diejenigen, welche nicht gehorchen, werden im „Zweiten Tod“ vernichtet werden, wie die Heilige Schrift es nennt. (Apostelgeschichte 3:23; Offenbarung 20:13-15)

Kapitel VIII

GOTTES NEUE ORDNUNG

„Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein: denn das Erste ist vergangen. Und der, welcher auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu!“- Offenbarung 21:4,5

Wenn wir uns vorstellen könnten, dass unsere Erde oder irgendein anderer Planet in den unendlichen Weiten des Universums gegenüber dem göttlichen Gesetz, das die Himmelskörper lenkt, ungehorsam werden würde, dann wissen wir, dass eine solche Anarchie zur vollständigen Zerstörung dieses Planeten führen würde. Der Grund für die Tatsache, dass Wissenschaftler fähig sind, den genauen Zeitpunkt einer Sonnenfinsternis Jahre im Voraus auf die Sekunde genau zu berechnen, liegt darin, dass die Himmelskörper mit einer absoluten Verlässlichkeit dieser unfehlbaren Gesetze unterliegen, auf die man sich verlassen kann, um gleichbleibend genaue Ergebnisse zu erzielen. 

 Ist es da nicht vernünftig anzunehmen, dass auch der Mensch, der das höchste von Gottes Geschöpfen auf Erden ist und auch das einzige ist, welches ein Gewissen hat, welches sich mehr oder weniger im Einklang mit den Grundsätzen von Recht und Unrecht befindet, ebenfalls dem göttlichen Gesetz unterworfen ist? Genau das ist der Fall. Und es war der Ungehorsam des Menschen gegenüber Gottes Gesetz, der ihn in einen Sumpf aus Leid, Schmerz und Todes stürzte. Und nur durch Gehorsam gegenüber dem göttlichen Gesetz wird die Menschheit in der Lage sein, zu Gott und zu den Segnungen des Lebens und der Glückseligkeit zurückzukehren, die durch die Sünde verwirkt worden sind.

Aber niemand möge annehmen, dass irgendeine gegenwärtige Anstrengung, Gottes Gesetz einzuhalten, die Rückkehr in die Gnade Gottes bewirken könnte. Nein, der vollkommene Mensch Adam, der sowohl die Erkenntnis als auch die Fähigkeit hatte, vollkommen zu handeln, übertrat Gottes Gesetz, und diese Übertretung brachte ihm seine Verurteilung zum Tode. Demzufolge sind auch alle Nachkommen Adams, die aus ihm als einem verurteilten und sterbenden Menschen hervorgegangen sind, unvollkommen geboren und stehen unter der Verurteilung zum Tode. Daher ist es dem Menschen in seinem geschwächten, sterbenden Zustand auch nicht möglich, Gottes Gesetz vollkommen zu halten. Er wäre daher hoffnungslos verloren, wenn er sich selbst erretten müsste.

Die Heilige Schrift sagt: „Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“ (Johannes 3:16) Hieraus wird ersichtlich, dass alle Hoffnung auf Errettung auf Jesus allein beruht. Er bezahlte die Todesstrafe mit seinem eigenen Tod am Kreuz auf Golgatha. Das ist der Grund dafür, warum Jesus Fleisch wurde. (Johannes 1:14) Ein Mensch war es (Adam), der gesündigt hatte. Aus diesem Grund war es auch notwendig, dass ein anderer Mensch, ein vollkommener und nicht verurteilter Mensch, der Erlöser wurde. Das geschah durch Jesus. Während nun Gott in Seiner  Liebe Jesus sandte, um für das menschliche Geschlecht zu sterben, und damit den Weg für ihr Entkommen aus dem Tode bereitete, so kann eine bloße gedankliche Zustimmung zu dieser lebenswichtigen Wahrheit, weder jetzt oder später, wenn das Königreich aufgerichtet ist, eine Erlösung herbeiführen. Was fordert Gott von uns?

Gott legte Israel Sein Gesetz in den bekannten Zehn Geboten vor. Diese sind auch die Grundlage der meisten unserer modernen Verfassungen geworden. Jesus fasste diese Gebote in zwei Hauptgebote zusammen: Höchstmögliche Liebe zu dem Schöpfer und unseren Nächsten zu lieben, wie uns selbst. Die letzte dieser beiden Forderungen ist gemeinhin bekannt als die Goldene Regel. Diese zwei Hauptgebote nun sind es, welche die Grundlage aller wahrhaftigenGerechtigkeit bilden, und niemand, sei es in der Gegenwart oder in dem zukünftigen Zeitalter, kann in Harmonie mit dem allmächtigen Gott kommen, wenn er dieses Gesetz ignoriert oder sich weigert, sich von ihm regieren zu lassen.

Bis jetzt war die Selbstsucht immer vorherrschend. Vom materiellen und äußerlichen Standpunkt aus betrachtet, war Selbstsucht nützlich und notwendig gewesen. Allzu häufig schien es auch wahr gewesen zu sein, dass diejenigen, welche nicht dem Strom des Eigeninteresses folgten, in ihrem Streben nach Glück hoffnungslos auf der Strecke blieben. „Und nun, wir preisen die Frechen glücklich: Sie kamen sogar <noch> voran, als sie gottlos handelten; ja, sie versuchten Gott und kamen davon.“ (Maleachi 3:15)

Liebe anstelle von Selbstsucht

Während der vergangenen sechstausend Jahre ist Satan der strenge Zuchtmeister des menschlichen Geschlechts gewesen, und er hat nach dem bösen Prinzip der Selbstsucht geherrscht. Mit der Aufrichtung des neuen Königreiches wird die gesamte Ordnung der Dinge umgestürzt werden. Dann wird Jesus der Herrscher sein, und Liebe wird anstelle von Selbstsucht gelehrt, ermutigt und belohnt werden.

Dann wird jene wunderbare Prophezeiung der Engel wirklich erfüllt werden, die da heißt: „Friede auf Erden in den Menschen <des> Wohlgefallens!“ (Lukas 2:14) Dieser Wechsel von Selbstsucht zu Liebe wird nicht plötzlich eintreten. Der Prophet sagt, dass die Welt allmählich im Gesetz der Liebe unterwiesen werden wird. „Denn wenn deine Gerichte die Erde <treffen>, lernen die Bewohner des Erdkreises Gerechtigkeit.“ (Jesaja 26:9)

Das Gericht, von dem Jesaja spricht, wird also zeitlich mit der Ausgießung der Segnungen des Königreiches zusammenfallen. Aber in keiner Weise werden sie so sein, wie die traditionelle Theologie den „jüngsten Tag“ darstellt und dazu benutzt, sehr vielen Leuten Furcht einzuflößen, um sie zu veranlassen, sich einer konfessionellen Kirche anzuschließen. Die Vorgehensweise, die Menschen im Königreich zur Gerechtigkeit anzuleiten, wird so gründlich sein, wie der Prophet es uns sagt, und zwar dass das Gottes Gesetz in die Herzen der Menschen geschrieben wird. (Jeremia 31:33)

 Segnungen bis in den letzten Winkel

Niemand braucht jedoch erst zu warten, bis das Königreich tatsächlich aufgerichtet ist, um das Gesetz Gottes kennenzulernen und anzufangen, danach zu handeln. Was könnte irgendeinen von uns denn beispielsweise daran hindern, einen aufrichtigen Versuch zu machen, seinen Nächsten ebenso herzlich zu lieben wie sich selbst? Und es gibt viele solcher Gelegenheiten, anderen Gutes zu tun, Gelegenheiten, die in unser aller Bereich liegen. Es kostet kein Geld, jemandem ein Lächeln oder ein freundliches Wort zu schenken oder auf eine andere Weise die Freude mit ihm zu teilen, die in unseren eigenen Herzen sein sollte. Was wir von der Liebe Gottes wissen, wie sie in Seinem Wort geoffenbart ist, sollten wir mit Freuden auch anderen kundtun. Es gibt keine bessere Art, betrübte Herzen zu trösten, als ihnen die frohe Botschaft vom Messianischen Königreich zu bringen, das nun bald aufgerichtet sein wird.

Selbst diejenigen vergleichsweise wenigen der Milliarden Menschen auf der Erde, die im Augenblick nicht unter einer der unzähligen Krankheiten leiden, mit denen der gefalle Mensch geplagt wird, lebend jedoch in fast ständiger Angst vor der Zeit, in der sie zu den Leidenden gehören werden. Die Herzen der Menschen sind ständig von Angst erfüllt auf Grund der Schreckgespenster der Armut, Krankheit, Krieg und Atomwaffen, die in dieser selbstsüchtigen, von Sünde geplagten Welt immer vorhanden sind. Dadurch wird selbst das bescheidene Glück, dessen sich einige wenige sonst vorübergehend zeitlich erfreuen könnten, getrübt. Wenn jedoch mit der neuen Weltordnung die Herrschaft des Königreiches Christi erst einmal aufgerichtet ist, dann wird auch die Angst vor dem Bösen hinweggenommen werden. Denn es wurde verheißen, dass in diesem ganzen Königreich nichts zugelassen werden wird, was verletzend oder zerstörend sein würde. (Jesaja 11:9) Oh ja, wie wundervoll wahr wird es dann sein, dass die Tränen aller weinenden Trauernden und die Ursachen für diese Tränen weggewischt werden, wenn sie auf diese Weise erkennen, dass das Werk des Königreichs aufgerichtet ist. (Jesaja 25:6-9)

Was für ein herrliches Vorrecht haben wir doch, der ganzen Welt diese segensreiche Botschaft zu verkünden, je nach den Gelegenheiten, die wir bereits ergriffen haben oder uns noch zunutze machen können! Wenn wir die Furchtsamkeit unserer Freunde und Nachbarn bemerken, mit der sie den Ereignissen, die über die Erde kommen, entgegenblicken, dann lasst uns schnell der Aufforderung des Herrn nachkommen: „Sagt zu denen, die ein ängstliches Herz haben: Seid stark, fürchtet euch nicht! Siehe, <da ist> euer Gott, Rache kommt, die Vergeltung Gottes! Er selbst kommt und wird euch retten.“ (Jesaja 35:4)

Gegenwärtig gibt es nichts Besseres, was wir tun können, um Gott unsere Dankbarkeit für die Hoffnung auf das Königreich, das er uns durch sein Wort gegeben hat, zu zeigen, als es anderen bekannt zu machen. Wir können den wahnsinnigen Ansturm einer selbstsüchtigen Welt auf den Abgrund der sicheren Zerstörung nicht aufhalten, aber wir können all denen, die hören wollen, sagen, dass Gott bald eine neue Welt aufrichten wird, nachdem menschliche Selbstsucht diese „gegenwärtige böse Welt“ völlig zerstört haben wird. (Galater 1:4) Freuen wir uns also, Botschafter des neuen Königreiches zu sein und im Glauben an die sichere Erfüllung der Verheißungen Gottes unseren Platz neben denen einzunehmen, von denen der Prophet sagt: „Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße dessen, der <frohe> Botschaft bringt, der Frieden verkündet, der gute Botschaft bringt, der Heil verkündet, der zu Zion spricht: Dein Gott herrscht als König!“ (Jesaja 52:7; 61:1-3)