Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Wessen Sohn ist er?

Lesedauer: 9 Minuten

„Als aber die Pharisäer versammelt waren, fragte Jesus sie und sagte: Was haltet ihr von dem Christus? Wessen Sohn ist er?” – Matthäus 22:41 und 42

Es ist faszinierend zu sehen, wie viele verschiedene Antworten es auf diese so einfache Frage gibt. Die Familie von Jesus Christus war dem Volk bekannt, was es für sie schwieriger machte, ihn zu akzeptieren, wenn er in der örtlichen Synagoge predigte. Ein Prophet wird überall geehrt, ausgenommen in seiner eigenen Stadt. – Matthäus 13:57

Als das Volk sich über seine Lehren wunderte, war ihre Antwort auf diese Frage: „Ist dieser nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und ein Bruder des Jakobus und Joses und Judas und Simon?” – Markus 6:3 Und in einem anderen Evangelienbericht sagen sie: „Ist dieser nicht Jesus, der Sohn Josefs, dessen Vater und Mutter wir kennen?” – Johannes 6:42 Josef war nicht der biologische Vater von Jesus, sondern sein gesetzlicher Vater. In der Tat führt das Geschlechtsregister von Matthäus direkt zu Josef: „Jakob aber zeugte Josef, den Mann Marias, von welcher Jesus geboren wurde, der Christus genannt wird.” – Matthäus 1:16

Ob wir nun das Geschlechtsregister von Matthäus oder Lukas benutzen, führen uns beide zurück zu David und Abraham, was für die nachfolgende Erläuterung von Wichtigkeit ist. Der erste Vers des Neuen Testaments sagt: „Buch des Ursprungs Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams.” – Matthäus 1:1

Christus – das griechische Wort bedeutet „gesalbt” und ist gleichbedeutend mit dem Wort Messias – zu einem Sohn von Abraham zu machen, ist kaum denkbar. Die Pharisäer machten dies so sehr für sich selbst geltend. Bei einer Gelegenheit, als Jesus im Tempel lehrte, sagten sie zu ihm: „Wir sind Abrahams Nachkommenschaft und sind nie jemandes Sklaven gewesen. Wie sagst du: Ihr sollt frei werden.” – Johannes 8:33

Davids Sohn

Als Jesus die Pharisäer fragte: „Wessen Sohn ist der Christus?” sagten sie zu ihm: „Der Sohn Davids.” – Matthäus 22:42 und Markus 12:35 König David verkörperte ihr „goldenes Zeitalter”. Bei der Verkündigung sagte der Engel Gabriel zu Maria: „… der Herr, Gott, wird ihm den Thron seines Vaters David geben.” – Lukas 1:32

Die Pharisäer ahnten nicht welche Frage Jesus danach stellen würde: „Wie nennt David ihn denn im Geist Herr, indem er sagt: ‚Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde lege unter deine Füße‘? Wenn nun David ihn Herr nennt, wie ist er sein Sohn?” – Matthäus 22:43 – 45, Markus 12:36 und Lukas 20:42 David hatte dies im ersten Vers von Psalm 110 gesagt, und die Pharisäer kannten die Schriften gut. Trotzdem konnten sie nicht antworten. Die Frage ist fast ein Rätsel, weil, um Davids Sohn zu sein, es notwendig war, aus seinen Lenden zu stammen. Es gibt aber keinen menschlichen Weg, daß ein Nachkomme hunderte von Jahren nach Davids Tod Davids Vorgesetzter, sein Herr, sein konnte. Und es ist Jahwe, der von Davids Herrn sagt, daß er zu seiner Rechten sitzen soll.

So muß schließlich Davids Sohn in den Himmel erhoben werden, um dort zur rechten Hand Gottes zu sitzen. Obwohl die Pharisäer sich selbst als in den Schriften gut bewandert zu sein betrachteten, wurde ihnen niemals eine ähnliche Frage zuvor gestellt. Es war eine Peinlichkeit für sie: „Und niemand konnte ihm ein Wort antworten, noch wagte jemand von diesem Tag an, ihn weiter zu befragen.” – Matthäus 22:46

Bei einer Gelegenheit, als Jesus und seine Jünger Jericho verließen, begegneten sie am Wegrand einem blinden Mann mit Namen Bartimäus: „Und als er hörte, daß es Jesus, der Nazarener, sei, fing er an zu schreien und zu sagen: Sohn Davids, Jesus, erbarme dich meiner! Und viele bedrohten ihn, daß er schweigen sollte; er aber schrie um so mehr: Sohn Davids, erbarme dich meiner!” – Markus 10:47 und 48 Jesus hielt an und vollbrachte ein Wunder um Bartimäus sehend zu machen.

Als Jesus ein paar Tage vor seiner Kreuzigung im Triumph in Jerusalem einzog, hieß ihn die Menge willkommen: „Die Volksmengen aber, die vor ihm hergingen und nachfolgten, riefen und sprachen: Hosanna dem Sohn Davids! Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn! Hosanna in der Höhe.” – Matthäus 21:9 Dies ist fast ein direktes Zitat vom Psalm 118: „Ach, Herr hilf doch! Ach, Herr, gib doch Gelingen! Gesegnet sei, der da kommt im Namen des HERRN.” – Psalm 118:25 und 26 Das hebräische Wort für „hilf doch” ist Hosanna. Diejenigen, die riefen, waren die Jünger und andere, die ihn als Messias Israels annahmen. Gegenüber diesen machte Jesus eine öffentliche Ankündigung seiner Messiasschaft, und immerhin dachten sie, daß er bald ihr König sein würde.

Gottes Sohn

Obwohl der erste Vers von Matthäus Jesus Christus zum Sohn von David und von Abraham erklärt, zeigt Markus den Vater des Christus unterschiedlich: „Anfang des Evangeliums Jesu Christi, des Sohnes Gottes.” – Markus 1:1 Durch das ganze Evangelium von Markus weist Jesus nirgendwo auf sich selbst als Sohn Gottes hin, obwohl andere dies tun, einschließlich unreine Geister – Markus 5:7 – und der römische Hauptmann am Fuß des Kreuzes – Markus 15:39. Man mag auch die Zeit hinzufügen, als der Hohepriester Jesus fragte: „Bist du der Christus, der Sohn des Hochgelobten?” – Markus 14:61 Entsprechend Matthäus sagte der Hohepriester: „Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, daß du uns sagst, ob du der Christus bist, der Sohn Gottes!” – Matthäus 26:63

Die Geburt von Jesus war wunderbar und allein auf die Macht Gottes, Seines Vaters, zurückzuführen. Zur Taufe bestätigte Gott Seine Verwandtschaft gegenüber anderen mit den hörbaren Worten: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.” – Matthäus 3:17 Aber solch eine Verwandtschaft zu beanspruchen war für viele gleichbedeutend mit Gotteslästerung. Als Jesus beanspruchte, daß er und sein Vater eins seien, war dies für viele zu viel: „Da hoben die Juden wieder Steine auf, daß sie ihn steinigten. Jesus antwortete ihnen: Viele gute Werke habe ich euch von meinem Vater gezeigt. Für welches Werk unter ihnen steinigt ihr mich? Die Juden antworteten ihm: Wegen eines guten Werkes steinigen wir dich nicht, sondern wegen Lästerung, und weil du, der du ein Mensch bist, dich selbst zu Gott machst.” – Johannes 10:31 – 33

Aber die Beschuldigung verblaßte, als Jesus ihre Aufmerksamkeit auf einen Vers der Psalmen lenkte, der dies aussagt: „Ihr seid Götter, Söhne des Höchsten seid ihr alle.” – Psalm 82:6 Er fährt im Evangelium nach Johannes fort: „Wenn er jene Götter nannte, an die das Wort Gottes erging – und die Schrift kann nicht aufgelöst werden – sagt ihr von dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat: Du lästerst, weil ich sagte: Ich bin Gottes Sohn?” – Johannes 10:35 und 36 Das war ein zwingendes Argument, aber die Juden waren nicht in der Stimmung über diesen Punkt zu sprechen. Sie wollten ihn noch immer töten.

Man sollte denken daß der Ausdruck „Gottes Sohn” öfter in den Schriften erscheint, und dies trifft auch zu, und zwar 28 mal. Aber man findet einen anderen Ausdruck noch öfter in den Evangelien: „Menschensohn” – 81 mal in den vier Evangelien. Manchmal geht Jesus fast von seinem Weg ab, jene Redewendung anstatt „Gottes Sohn” zu benutzen. Wir sollten den Wechsel bei dem Hohenpriester betrachten: „Wieder fragte ihn der Hohepriester und spricht zu ihm: Bist du der Christus, der Sohn des Hochgelobten? Jesus aber sprach: Ich bin es! Und ihr werdet den Sohn des Menschen sitzen sehen zur Rechten der Macht und kommen mit den Wolken des Himmels.” – Markus 14:61 und 62

Sohn des Menschen

Wir führen einige Beispiele aus dem Evangelium nach Markus an, in denen sich Jesus als Sohn des Menschen bezeichnet.

„Damit ihr aber wißt, daß der Sohn des Menschen Vollmacht hat, auf Erden Sünden zu vergeben … .” – Markus 2:10

„… somit ist der Sohn des Menschen Herr auch des Sabbats.” – Markus 2:28

„Und er fing an, sie zu lehren, daß der Sohn des Menschen vieles leiden und verworfen werden müsse von den Ältesten … .” – Markus 8:31

„Und als sie von dem Berg herabstiegen, gebot er ihnen, daß sie niemand erzählen sollten, was sie gesehen hatten, ehe nicht der Sohn des Menschen aus den Toten auferstanden sei.” – Markus 9:9

„Und wie steht über den Sohn des Menschen geschrieben?” – Markus 9:12

„Der Sohn des Menschen wird überliefert in der Menschen Hände, und sie werden ihn töten.” – Markus 9:31

„Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und der Sohn des Menschen wird den Hohenpriestern und Schriftgelehrten überliefert werden, und sie werden ihn zum Tod verurteilen.” – Markus 10:33

„Denn auch der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele.” – Markus 10:45

„Und dann werden sie den Sohn des Menschen kommen sehen in Wolken mit großer Macht und Herrlichkeit.” – Markus 13:26

„Der Sohn des Menschen geht zwar dahin, … wehe aber jenem Menschen, durch den der Sohn des Menschen überliefert wird.” – Markus 14:21

„Siehe, der Sohn des Menschen wird in die Hände der Sünder überliefert.” – Markus 14:41

Was erwartete Jesus von seinen Jüngern, daß sie von diesen Redewendungen verstehen würden? Der Ausdruck, „Sohn des Menschen”, war den Juden sicherlich bekannt, da er viele Male im Alten Testament vorkommt. Die Bezeichnung „Sohn des Menschen” erscheint mehr als achtzig mal im Buch von Hesekiel und wird auf den Propheten selbst angewendet. Auf jeden Fall bezeichnet der Ausdruck oberflächlich, daß die Person, die so beschrieben wird, Eigenschaften mit der Menschheit hat.

Der amerikanische Theologe Albert Barnes stellte die folgende These auf, warum Jesus diesen Ausdruck benutzt haben könnte: „Er betonte eine besondere Verbindung zu unserem Geschlecht, daß er in jeder Hinsicht ein Mensch war; daß er einer von uns war; daß er unsere Natur so angenommen hatte, daß es eine besondere Korrektheit gab, daß ein Begriff der unmittelbar bestimmt wurde, ihm gegeben werden sollte.”

Dies ist von Albert Barnes ausführlichem Kommentar über Daniel 7:13 entnommen, dem einzigen Beispiel im Alten Testament, wo der Ausdruck nicht auf ein menschliches Wesen angewendet wird. Die Schriftstelle sagt: „Ich schaute in Gesichten der Nacht: und siehe, mit den Wolken des Himmels kam einer wie der Sohn eines Menschen, und er kam zu dem Alten an Tagen, und man brachte ihn vor ihn. Und ihm wurde Herrschaft und Ehre und Königtum gegeben, und alle Völker, Nationen und Sprache dienten ihm. Seine Herrschaft ist eine ewige Herrschaft, die nicht vergeht, und sein Königtum (so), daß es nicht zerstört wird.” – Daniel 7:13 und 14

In dieser Prophezeiung, die Jesus in die Erinnerung des Hohenpriesters brachte, erwiderte er in Beantwortung der Frage, ob er der Sohn des Gepriesenen sei: „Ihr werdet den Sohn des Menschen sitzen sehen zur Rechten der Macht und kommen mit den Wolken des Himmels.” – Markus 14:62

Ja, Jesus teilte die Merkmale des menschlichen Geschlechts. Obwohl vollkommen, fühlte er Müdigkeit, Enttäuschung, Hunger und ähnliches. Aber er würde eines Tages, nachdem er zu neuem Leben erweckt worden wäre, in den Himmel genommen, wo Sein Himmlischer Vater ihm eine beständige Herrschaft geben würde, und so würde er zu „Davids Herrn” werden.

Nachdem Jesus als ein göttliches Wesen auferstanden war, war er immerhin entsprechend Stephans Aussage noch „Sohn des Menschen”. Kurz bevor die Feinde Stephan zu Tode steinigten, hatte dieser eine Vision: „Da er aber voll heiligen Geistes war und fest zum Himmel schaute, sah er die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen; und er sprach: Siehe, ich sehe die Himmel geöffnet und den Sohn des Menschen zur Rechten Gottes stehen.” – Apostelgeschichte 7:55 und 56

In dem ersten Kapitel der Bibel lesen wir: „Und Gott sprach: Laßt uns Menschen machen in unserem Bild, uns ähnlich! Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde!” – 1. Mose 1:26 Der Mensch wurde erschaffen und ihm Herrschaft gegeben. Wegen der Sünde verlor er sie umgehend. Das Wort „Mensch” lautet in hebräisch „Adam”. – Strongs Konkordanz Nr. 120 In Strongs Konkordanz Nr. 121 ist es das gleiche Wort, nur in Großbuchstaben, um zu zeigen, daß es der Name einer Person ist.

Wie der „Sohn des Menschen”, Jesus, der „Sohn Adams” war, so war er ebenso der „Sohn Davids”. Er war der natürliche Erbe von Davids Thron und Herrschaft, und das Volk ehrte ihn als solchen während seines triumphalen Einzugs in Jerusalem. Aber er war ebenso der natürliche Erbe von Adams „Thron” und dessen Herrschaft, und, wie Daniels Prophezeiung deutlich macht, bekam er sie von dem „Alten an Tagen”.

Adam verlor das Leben. Jesus sagte: „Ich bin gekommen, damit sie Leben haben (Und es) in Überfluß haben.” – Johannes 10:10 Sogar die Erde wird wiederhergestellt werden zu der Vollkommenheit, die Gott für sie beabsichtigt hat: „… und er den euch vorausbestimmten Jesus Christus sende! Den muß freilich der Himmel aufnehmen bis zu den Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge, von denen Gott durch den Mund seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat.” – Apostelgeschichte 3:20 und 21

„An jenem Tag wird man sagen: Siehe da, unser Gott, auf den wir hofften, daß er uns rette! Da ist der HERR, auf den wir hofften! Wir wollen jauchzen und uns freuen in seiner Rettung!”