Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Sprich, daß diese Steine Brote werden

Lesedauer: 18 Minuten

Die Heilige Schrift berichtet darüber, daß Jesus nach seiner Taufe im Jordan vom Geist in die Wüste geführt wurde, um von dem Teufel versucht zu werden. Jesus hatte sich in allem dem Willen seines Vaters übergeben, und der Vater hatte seine Weihung mit den vom Himmel kommenden Worten bestätigt: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.” – Matthäus 3:17

Gott hatte in Eden zur Schlange gesagt: „Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe, zwischen deinem Samen und ihrem Samen; derselbe soll dir den Kopf zermalmen und du wirst ihn in die Ferse stechen.” – 1. Mose 3:15 (nach der Schlachter-Übersetzung)

Wir können davon ausgehen, daß der Widersacher in Jesus Christus diesen Samen erkannt hatte, der schließlich seinen Kopf zermalmen würde, und so handelte er mit Verschlagenheit, als hilfreicher „Engel des Lichts” kommend, um Jesus zu versuchen und zur Sünde zu verleiten. Satan wartete bis Jesus nach vierzigtägigem Fasten ermüdet und hungrig war, und trat dann mit den heuchlerischen Worten an ihn heran: „Wenn du Gottes Sohn bist, so sprich, daß diese Steine Brote werden.” – Matthäus 4:3

Jesus antwortete ihm mit den Worten der Schrift, die Mose während der Wüstenwanderung an sein Volk richtete, daß sich ständig beklagte und murrte, wenn sie für eine Zeit lang nichts zu essen hatten: „Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Wort, das durch den Mund Gottes ausgeht.”- Matthäus 4:1- 4 und 5. Mose 8:3

Wir sprechen bei diesen ersten Worten, die Satan nach Jesu Weihung mit einer bestimmten Absicht an den Herrn richtete, von einer „Versuchung”. Und wir fragen: Worin bestand diese Versuchung? Sie bestand zunächst einmal darin, daß Satan mit den raffinierten Worten: „Wenn du Gottes Sohn bist …” bewußt seine Zweifel an der Sohnschaft Jesu vortäuschte, und den Herrn dazu aufforderte, diese Zweifel dadurch zu beseitigen, daß er Steine durch den Befehl seines Wortes zu Brot mache.

Konnte Satan überhaupt daran zweifeln, daß Jesus Gottes Sohn war? Mit Sicherheit nicht! Denn auch er wußte davon, daß der Himmlische Vater selbst Jesus als „Seinen geliebten Sohn” bezeichnet hatte, an dem „Er Wohlgefallen gefunden” hatte. Satans raffinierte Worte zielten demnach darauf hin, Jesus zu veranlassen, die ihm gegebene Vollmacht Wunder zu tun, die ihm der Himmlische Vater verliehen hatte, auf diese Weise für sich selbst zu mißbrauchen. Wir wissen, daß Jesus später auf einer Hochzeit in Kana der gutgemeinten Bitte seiner Mutter nachkam und natürliches Wasser in Wein verwandelte. – Johannes 2:1 – 12

Jesus Christus tat viele Wunder während seines dreieinhalb Jahre währenden Wandels auf Erden. Er machte Blinde zu Sehenden, Lahme zu Wandelnden, Taube zu Hörenden, ließ Tote vom Todesschlaf aufwachen durch den Befehl seines Wortes. Das Vertrauen in die Kraft der Worte Jesu war so groß, daß der Hauptmann von Kapernaum, der Jesus um die Heilung seines kranken Knechtes bat, zum Herrn sagte: „Sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund werden!” – Matthäus 8:8

Alle diese Wunder, die der Vater ihn in Seinem Namen tun ließ, dienten einem bestimmten Zweck. Sie dienten zur Verherrlichung des Himmlischen Vaters und der Darstellung des Werkes der Wiederherstellung des Menschen, als Vorbild der „größeren Werke”, die die verherrlichten Glieder der Kirche in der Zeit der Wiederherstellung aller Dinge nach den Worten des Herrn verrichten sollen. – Johannes 14:12

Offenbar zweifelte der Widersacher nicht an der Tatsache, daß es unserem Herrn möglich gewesen wäre, aus dem leblosen und wertlosen Material eines Steines lebenerhaltendes Brot zu schaffen, oder anders gesagt aus toter Materie Brot, das dem Menschen zur Erhaltung seines Lebens dient. Seine verführerischen Worte dienten hier dazu, Jesus aufzufordern seine geweihten Talente und seine Vollmacht für seine eigenen persönlichen Bedürfnisse einzusetzen, und nicht zur Hinausführung des göttlichen Planes, zu dem sie ihm vom Vater gegeben worden waren.

Jesus zeigte in seiner Antwort, daß das Wort, das aus Gottes Mund hervorgeht, mit dem natürlichen Brot verglichen werden kann, welches den Menschen stärkt und sein Leben erhält. Und er, Jesus Christus, war nach Johannes 1:1 – 4 dieses lebengebende Wort, das Brot, das von dem Himmlischen Vater ausgeht. Er selbst bezeichnete sich in dem gleichen Evangelium als das „Brot”, daß vom Himmel zu den Menschen herabkam, und er ermahnte die Volksmenge, von der viele nur gekommen waren, um die natürliche Sättigung mit dem natürlichen Brot bei ihm zu suchen, mit den Worten: „Müht euch nicht um die Speise, die verdirbt, sondern um die Speise, die sich ins ewige Leben hinein hält, die der Menschensohn euch geben wird; … .” – Johannes 6:27 (nach der Zürcher-Übersetzung)

Und wenige Verse weiter lesen wir: „Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot aus dem Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahrhaftige Brot aus dem Himmel. Denn das Brot Gottes ist der, welcher aus dem Himmel herabkommt und der Welt das Leben gibt.” – Johannes 6:32 und 33

Der Meisterlehrer bevorzugte bei der Darstellung der Wahrheit von den natürlichen Dingen auszugehen, die jeder kannte, um diesen dann einen geistigen Sinn zu geben und sie in einem geistigen Sinn zu deuten. Wir erinnern uns an die Geschichte, die sich in Samaria am Jakobsbrunnen ereignete, als Jesus eine Samariterin bat für ihn Wasser aus dem Brunnen zu schöpfen, weil er durstig war, und wie er das Gespräch von dem natürlichen Wasser auf das „Wasser des Lebens” lenkte. Er sagte: „Jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird wieder dürsten; wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm geben werde, wird nicht dürsten in Ewigkeit; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das ins ewige Leben quillt.” – Johannes 4:13 und 14

Die Samariterin geht von dem natürlichen Wasser aus, von dem schon ihre Vorväter getrunken haben. Und ihr Verständnis endet hier. Auch Jesus geht von dem natürlichen Wasser aus, und er benutzt es zu einem vorbildlichen Vergleich, der ein größeres geistiges Bild zeigt. Das Wasser, das Jesus geben wird, ist „die Wahrheit”, es sind die Worte, die ihm der Vater gegeben hat, um den nach Wahrheit dürstenden Menschen durch sie das ewige Leben zu geben. „Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und Leben.” – Johannes 6:63

Es ist nicht ungewöhnlich, daß der Himmlische Vater Menschen als Mundstücke benutzte und sie Worte mit einer für sie buchstäblichen Bedeutung aussprechen ließ, die für uns eine geistige Botschaft enthalten. Als Beispiel führen wir den Ausspruch des Hohepriesters Kaiphas in Johannes 11:50 an: „Ihr wißt nichts und überlegt auch nicht, daß es euch nützlich ist, daß ein Mensch für das Volk sterbe und nicht die ganze Nation umkomme.”

Der Hohepriester sprach diese Worte als ein Gegner des Herrn aus, oder anders gesagt, Gott ließ den Hohepriester vordergründig seine eigenen Ansichten äußern, die sich gegen Jesus richteten und den Tod des Messias gut hießen. Aber die Wahl seiner Worte wurde so gelenkt und überwaltet, daß sie hinsichtlich der Absicht und des Planes Gottes eine große Wahrheit aussprachen.

Tatsächlich war es für das Volk Israel, das unter einem doppelten Fluch stand, besser, wenn der Mensch Jesus Christus am Kreuz den Opfertod sterben und sie von dieser doppelten Verfluchung befreien würde, als wenn er vom Volk zum König Israels gemacht würde, und die Römer, die keinen anderen selbsternannten König in ihrem Herrschaftsbereich dulden konnten, kommen würden und das ganze Volk Israel bestrafen und zertreten würden.

Die Schrift läßt uns dann den tieferen Zusammenhang in den Versen 51 und 52 erkennen, wo geschrieben steht: „Dies aber sagte er nicht aus sich selbst, sondern da er jenes Jahr Hoherpriester war, weissagte er, daß Jesus für die Nation sterben sollte; und nicht für die Nation allein, sondern, daß er auch die zerstreuten Kinder Gottes in eins versammelte.”

Lebendige Steine

In der Symbolsprache der Bibel werden die Glieder des Christus oft und in verschiedenem Zusammenhang mit „Steinen” verglichen. Jesus gab seinem Jünger Simon, den er vom einfachen Fischer zum Menschenfischer berufen hatte, den Beinamen „Kephas”, was dem griechischen Wort „Petros” entspricht und „Stein” oder Felsstück bedeutet. Sehr bekannt, jedoch falsch angewandt worden, sind die Worte Jesu in Matthäus 16:18: „Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen … .” Jesus bezeichnete Petrus als „einen Stein” – einen von mehreren „lebendigen Steinen“ -, die die Grundlage des geistigen Hauses oder des Tempels bilden sollten. Petrus spricht sowohl von Jesus Christus als auch von seinen Mitbrüdern als von „lebendigen Steinen”, wie wir auch dem Schriftwort in 1. Petrus 2:4 und 5 entnehmen können, wo es heißt: „Zu ihm kommend als zu einem lebendigen Stein, von Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt und kostbar, laßt auch euch selbst als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus, ein heiliges Priestertum, um geistliche* (* Anmerkung der Redaktion: die Formulierung „geistliche” ist in den ältesten Manuskripten nicht enthalten) Schlachtopfer darzubringen, Gott wohlannehmlich durch Jesus Christus.” Im Brief an die Brüderschaft in Ephesus stellt der Apostel Paulus fest: „Jesus Christus ist selbst Eckstein, in welchem der ganze Bau, wohl zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn, in welchem auch ihr mitaufgebaut werdet zu einer Behausung im Geiste.” – Epheser 2:20 – 22

Die natürlichen Steine, aus denen der Tempel in Jerusalem errichtet wurde, wurden zunächst im Steinbruch gebrochen. Sie waren in diesem Naturzustand weder geeignet noch passend, um ihren vorgesehenen Platz im Tempelbau zu finden. Es war notwendig, daß sie zunächst in eine passende Form gebracht wurden, was mittels Hammer und Meißel geschah. Nachdem sie durch viele kräftige Hammerschläge in eine grobe Form geschlagen worden waren, wurden sie geschliffen und poliert, bis sie den entsprechenden Platz im Mauerwerk des Tempels einnehmen konnten. Dieses Zubereitungswerk geschah im Steinbruch, der weit entfernt vom Tempel war, wie wir auch in einem bekannten Zionslied singen:

„Möchtest du ein Stein des Tempels, auserwählt und passend sein?
Widerstrebe nicht dem Meister, daß er dich poliere fein,
bis durch Hammer und durch Meißel Du geformt für jenen Tag,
denn in Zion an dem Tempel hört man keines Hammers Schlag.”

Was wir über die Zubereitung des natürlichen Tempels gesagt haben, läßt sich sinnbildlich auch von dem Bau des gegenbildlichen geistigen Hauses, dem Tempel Gottes, sagen. – 1. Korinther 3:16 und 2. Korinther 6:16

Wir können mit biblischer Begründung die Glieder der Kirche als wahrhaft „lebendige Steine” bezeichnen, die sich in der Zubereitung befinden, mit dem Ziel, passende Steine des geistigen Tempels zu werden. Am Anfang unseres Weges in der Nachfolge Christi gleichen wir den roh behauenen Steinen im Steinbruch, die in diesem Naturzustand noch unpassend sind einen entsprechenden Platz im geistigen Tempel Gottes einzunehmen. Sie müssen zuerst behauen, geschliffen und passend gemacht werden, um die Voraussetzungen zu diesem großen Vorrecht, einen Platz im Tempel Gottes zu finden, zu erfüllen.

Unser Charakter muß durch das Wort der Wahrheit und durch den Umgang mit den Brüdern umgestaltet werden. Wir haben dabei Jesus Christus, „den Stein”, den die Bauleute (in Unkenntnis) verworfen haben und der nach Gottes Willen zum „Eckstein” geworden ist als unser großes Vorbild vor Augen, dem wir nacheifern. Wir versuchen uns dabei nach den Grundlinien dieses „Ecksteins” auszurichten, der den liebevollen und gerechten Charakter unseres Himmlischen Vaters widerspiegelt.

Die Schrift spricht von den Fußstapfennachfolgern Jesu als von „kostbaren Steinen”, und wir denken dabei an kostbare Diamanten, die ihren Wert erst durch ihren besonderen Schliff erhalten. Ein Rohdiamant ist wenig wert, es sei denn, daß er geschliffen und in eine bestimmte Form gebracht wird. Man sagt, daß dazu Diamantenstaub Verwendung findet, so daß man sagen kann, daß ein Diamant durch einen anderen Diamanten geschliffen wird. Sinnbildlich könnte uns dies sagen, daß wir als Brüder in Christo uns auf dem gemeinsamen Weg der Nachfolge in der Berührung mit der Wahrheit und ihren Prinzipien gegenseitig schleifen und zum Besseren verändern.

Das steinerne Herz

Die Empfindungen des menschlichen Herzens werden oft mit den Eigenschaften eines Steines verglichen. Wir kennen Redewendungen wie: „hart wie Stein”, „unbeweglich wie Stein”, „gefühllos wie Stein”, die alle von einer Verhärtung des Herzens sprechen.

Unser Herr tadelte sein Volk, zu dem er als Messias gekommen war, wegen ihrer Herzenshärte und Trägheit ihrer Herzen, die sie daran hinderten, ihn als ihren Messias zu erkennen und anzunehmen. Es waren besonders die Lehrer des Volkes, die Schriftgelehrten und Pharisäer, die das Volk in Sicherheit wiegten, Gottes Wohlgefallen durch Gesetzeswerke zu erlangen und zu behalten, indem sie sich auf Abraham als ihren Vater beriefen.

Als Johannes der Täufer am Jordan zur Buße zur Vergebung der Sünde zu taufen begann, und viele Pharisäer und Sadduzäer mit der Volksmenge kamen, um getauft zu werden, warnte er sie mit den folgenden bedeutsamen Worten: „Otternbrut! Wer hat euch gewiesen, dem kommenden Zorn zu entfliehen? Bringt nun der Buße würdige Früchte; und beginnt nicht bei euch selbst zu sagen, wir haben Abraham zum Vater! Denn ich sage euch, daß Gott dem Abraham aus diesen Steinen Kinder zu erwecken vermag!” – Lukas 3:7 und 8, Matthäus 3:9

Was für ein inhaltsreiches prophetisches Wort! Johannes der Täufer, die „Stimme eines Rufenden in der Wüste”, prophezeit mit seinen Worten, was sich dreieinhalb Jahre nach dem Tode unseres Herrn ereignen sollte, daß Gott sich aus den unbeachteten, wertlosen und toten „Steinen” der von Israel verachteten Nationen „Kinder” erwecken würde. Paulus bezeichnet diese in einem anderen Bild, dem Bild vom Ölbaum, als die „wilden Zweige”, die in den edlen Ölbaum eingepfropft wurden, dessen Wurzel in Abraham ist, die Verheißung, die ihm von Gott gegeben wurde: „In dir und deinem Samen werden sich segnen alle Geschlechter der Erde.” – 1. Mose 12:3 und 22:18

Paulus spricht in seinem Brief an die Kolosser von „einem Geheimnis, das von den Zeitaltern und den Geschlechtern her verborgen war”. – Kolosser 1:26 Und wir denken, daß dieses Geheimnis in den Worten des Johannes vorhanden war, aber bis zur bestimmten Zeit nicht offenbar wurde. Jesus kündigte diese große Veränderung zu Gunsten der Nationen mit der Feststellung in Matthäus 21:43 an: „Deswegen sage ich euch: Das Reich Gottes wird von euch weggenommen und einer Nation gegeben werden, die seine Früchte bringen wird!”

Die Früchte, die die Kirche entwickeln soll – die Früchte des Geistes -, die im Gegensatz zu denen des Fleisches stehen, bestehen in der Umgestaltung der Nachfolger Christi von den toten Werken im Fleische zu den lebendigen Werten des Geistes.

Jesus zeigt durch sein Wort, daß er Sünder in seine Nachfolge berufen hat und nicht Menschen, die sich aufgrund ihrer charakterlichen Vorzüge für diese hohe Berufung empfohlen hätten. – Matthäus 9:13, Markus 2:17 und Lukas 5:32 Paulus spricht von der hohen Berufung und sagt zu uns, die wir diese Berufung aus Gnaden empfangen haben: „Denn seht eure Berufung, Brüder, daß es nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Edle sind; sondern das Törichte der Welt hat Gott auserwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und das Schwache der Welt, damit er das Starke zuschanden mache. Und das Unedle der Welt und das Verachtete hat Gott auserwählt, das, was nicht ist, damit er das, was ist, zunichte mache, daß sich vor Gott kein Fleisch rühme.” – 1. Korinther 1:26 – 29

Wir denken, daß wir aus diesen Worten deutlich entnehmen können, daß die hohe Berufung eine große Gnade Gottes ist, die nicht um persönlicher Verdienste oder menschlicher Vorteile willen gegeben wird. Das Unedle und Unbeachtete und Törichte hat Gott erwählt, einfache, unbehauene „Steine” hat Gott erwählt, um durch entsprechende und durch Ihn vorgesehene Bearbeitung aus ihnen „edle und kostbare Steine” zu machen. Doch hier endet nicht der Weg der hohen Berufung, denn die hohe Berufung wurde von Gott nicht, ohne eine bestimmte Absicht in Seinem Plan zu erfüllen, gegeben. Diese Absicht ist die Zurückführung des Menschen zur Harmonie mit Gott, in den Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge, von denen Gott von jeher geredet hat.

Wir erhalten in dem Schriftwort von Hesekiel 11:19 einen tieferen Einblick in die Dinge, die der Himmlische Vater mit der Menschheit vorgesehen hat, wo es heißt: „Und ich werde ihnen ein Herz geben und werde einen neuen Geist in ihr Inneres geben, und ich werde das steinerne Herz aus ihrem Fleisch entfernen und ihnen ein fleischernes Herz geben, damit sie in meinen Ordnungen leben und meine Rechtsbestimmungen bewahren und sie befolgen. Und sie werden mir zum Volk und ich werde ihnen zum Gott sein.”

Auch wenn diese Worte sich zunächst am Bundesvolk Israel erfüllen werden, sind sie doch im Prinzip auf die ganze Menschheit anzuwenden, die unter diesem Bund gesegnet werden soll.

Dies wird die Aufgabe der verherrlichten Leibesglieder sein, zusammen mit dem Haupt und unter seiner Aufsicht die Weisung dazu aus Zion zu geben, die verhärteten, steinernen Herzen zu entfernen und ihnen fleischerne Herzen zu geben, Herzen, die sich den gerechten und liebevollen Absichten Gottes öffnen – die in Seinen Wegen gehen wollen.

Steine, die zu Brot werden

Wir haben zu erklären versucht, wie sich die Worte Johannes des Täufers: „Ich sage euch, daß Gott dem Abraham aus diesen Steinen Kinder zu erwecken vermag”, auf eine bestimmte Art und Weise erfüllt haben in der Berufung der Gläubigen aus den Nationen, die, wie wir zuletzt gesehen haben, zusammen mit den Berufenen aus dem Volke Israel die Kirche ausmachen. Und wir haben erkannt, daß diese Kirche zu dem Zweck berufen wurde, ein Instrument zur Segnung der ganzen Menschheit zu sein.

Dann erinnern wir uns an die Worte Satans, mit denen er unseren Herrn versuchen wollte: „Wenn du Gottes Sohn bist, so sprich, daß diese Steine Brot werden.”

Beide Aussagen der Schrift sprechen von einer Umgestaltung, und beide sprechen von „Steinen” als Gegenstand der Umgestaltung, die wir hier als ein Gegenbild der Glieder der Kirche angesehen haben, die aus den Nationen berufen wurden.

In der einen Aussage sollen „aus Steinen Kinder werden” und in der anderen Aussage sollen „aus Steinen Brot werden”.

Die Menschen des auserwählten Volkes der Israeliten waren schon durch die Segensverheißung, die Gott dem Abraham gab, „Kinder der Verheißung”. Und so können die Worte Johannes des Täufers, die er an Israel richtete, daß Gott sich aus Steinen „Kinder” erwecken könnte, nur in dem Sinn verstanden werden, daß der Ewige sich auch andere Kinder erwecken könnte, die bisher unbeachtet und außerhalb der Abrahamischen Verheißung und der besonderen Gunst Gottes standen, wie es auch bei der Berufung der Gläubigen aus den Nationen tatsächlich geschah.

Die Frage, die uns nun beschäftigen wird, ist diese: „Wie und in welcher Weise werden diese „Steine”, die Berufenen und Erwählten aus den Nationen, zu „Brot”? Und zu welchem Zweck und für wen werden sie zu „Brot” gemacht?”

Wie die Juden alljährlich das Passah feiern und dazu ein Lamm ohne Fehl schlachten und verzehren, so feiern wir das Gedächtnismahl und erinnern uns der Leiden und des Todes Jesu, bei welchem das Brot an die Stelle des Lammes tritt. Das ungesäuerte, gebrochene Brot soll uns dabei an unseren Herrn und seinen Opfertod erinnern. Jesus sagte: „Das Brot aber, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt.” – Johannes 6:57

Mit anderen Worten gesagt ist Jesus als „das Brot, das vom Himmel gekommen ist”, die Speise für die Welt, die ihnen ewiges Leben gibt. Als das „Wort Gottes”, das vom Himmel kam, ist er die geistige Speise, die der Welt das Leben gibt. „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.” – Johannes 14:6

Was uns als wahre Nachfolger Christi betrifft, so sehen wir uns in dem gebrochenen Brot mit eingeschlossen. Wenn wir das Brot brechen und essen, so sind wir sinnbildlich als ein Teil des Brotes in den Körnern des Brotes mitdargestellt, die mit ihm gebrochen werden. Wir sind in seinen Tod getauft und an dem Sündopfer für die Welt mitbeteiligt.

Haben die Worte Satans, mit denen dieser Jesus in Versuchung führen wollte, und die er in der Absicht ausgesprochen hat, um Jesus zu Fall zu bringen, nicht eine ganz andere Wendung genommen, als der Widersacher dies erwartet hatte? In der Tat haben die Worte Satans, die er letztlich zur Verhinderung des Planes Gottes aussprach: „Sprich, daß diese Steine Brot werden”, im vollen Umfang zur Erfüllung des Wortes Gottes und Seines Planes beigetragen.

Die Worte der Versuchung, die Satan mit der Absicht an den Herrn richtete, ihn zur Sünde zu verleiten und damit sein Opfer unmöglich zu machen, waren auf das Böse und auf Vernichtung gerichtet, die durch Gottes Überwaltung zu Worten des Segens gewendet wurden. Aus „wertlosen Steinen” ist durch Gottes Gnade „Brot” geworden – „lebendiges Brot”, das zur Erhaltung und Segnung der Menschheit bestimmt ist.

Es kommt uns hier die Feststellung Josephs in den Sinn, als er zu seinen Brüdern spricht, die teuflisch an ihm gehandelt hatten: „Ihr zwar, ihr hattet Böses gegen mich beabsichtigt; Gott (aber) hatte beabsichtigt, es zum Guten (zu wenden), damit er tue, wie es an diesem Tag ist, ein große Volk am Leben zu erhalten.” – 1. Mose 50:20

Als Jesus am See Genezareth das Wunder der Brotvermehrung bewirkte, kamen die Jünger bestürzt zum Herrn, als sie bemerkten, daß nicht genügend Brot vorhanden war um 5.000 Menschen, die den Worten Jesu lauschten, zu speisen. Und Jesus überraschte sie mit den Worten. „Gebt ihr ihnen zu essen!” – Lukas 9:13 Wie konnten sie Jesu Worte ausführen, und 5.000 Menschen mit nur 5 Broten und zwei Fischen speisen? Erst als Jesus die Brote auf wunderbare Art und Weise vermehrt hatte, wurde ihnen dies möglich.

Auch wir, wenn wir das hohe Ziel erreichen, können nur mit und durch Jesus ernährendes „Brot” für die Welt sein, Speise, geistige Speise, die dazu bestimmt ist der Welt ewiges Leben zu geben.

Sprich zu diesen Steinen …

Es paßt zu diesem Bild, daß Satan unseren Herrn aufforderte „Sprich zu diesen Steinen, … Sprich zu diesen Steinen, daß sie Brot werden.” Jesus konnte durch sein Wort Dinge verändern, wie alle seine Wunderheilungen bezeugen. Er sprach und es geschah. Seine Worte dienten dazu, verlorenes Leben zurückzubringen, die verlorengegangene Kraft der Augen, um zu sehen, die verlorengegangene Kraft der Ohren, um zu hören und als größtes, die verlorengegangene Kraft zu leben. So waren Jesu Worte wahrhaftig „Worte des Lebens”. Petrus, der seine Worte gehört und seine Wunder mit eigenen Augen geschaut hatte, bestätigt dies mit der Feststellung: „… du hast Worte ewigen Lebens.” – Johannes 6:68

Wir erinnern uns an die ersten Worte, die der Herr an seine Jünger richtete: „Folge mir nach!” – Vergiß deines Vaters Haus und folge mir nach bis in den Tod. Nimm mein Kreuz auf und folge mir nach. Folge mir nach um den Preis der Selbstverleugnung. – Matthäus 16:24

Satan ist zum Widersacher Gottes und des Menschen geworden, er ist wider die Sache Gottes, wider Gottes Plan eingestellt. Er versuchte die Erlösung des Menschen, die durch das vollkommene Opfer Jesu geschehen würde, zu verhindern. Und nachdem er hierin erfolglos war, versucht er die Fußstapfennachfolger Christi zur Sünde zu verleiten und vom Weg der Nachfolge wegzuführen.

Es ist dem Satan erlaubt, seine Versuchungen über die Glieder des Christus zu bringen. Gott läßt dies zu, um unsere Treue zu Ihm und Seinem Wort zu prüfen. Es ist dem Widersacher aber nicht erlaubt unser geistiges Leben anzutasten, wenn wir treu sind.

So sehen wir, daß auch Satan nur das tun kann, was Gott ihm erlaubt, und dies in dem Rahmen, daß er dabei, ohne es wahrzunehmen, den unveränderlichen Plan des ewigen Gottes mitausführt, den der Ewige von Anbeginn an festgelegt hat – der die Wiederherstellung und Segnung des Menschen herbeiführen wird. – Hiob 2:6

Wir wollen niemals vergessen, daß wir in Gottes Augen als „Juwelen und kostbare Steine” angesehen werden, die in Seiner Hand sind, aus der sie niemand zu rauben vermag.

„Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben. Mein Vater, der (sie) mir gegeben hat, ist größer als alle, und niemand kann (sie) aus der Hand (meines) Vaters rauben.” – Johannes 10:28

Wir wollen diese Betrachtung mit den Worten aus Jesaja 55:8 – 11 beenden: „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege nicht meine Wege, spricht der HERR. Denn (so viel) der Himmel höher ist als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken … so wird mein Wort sein, das aus meinem Mund hervorgeht. Es wird nicht leer zu mir zurückkehren, sondern es wird bewirken, was mir gefällt, und ausführen, wozu ich es gesandt habe.”

Gelobt sei Gott für Seine Errettung in Jesus Christus!