Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Hoffnung, die in das Innere des Vorhangs hineinreicht

Lesedauer: 17 Minuten

„Diese haben wir als einen sicheren und festen Anker der Seele, der in das Innere des Vorhangs hineinreicht.“

Hebräer 6:19

Wahre Hoffnung ist eine Verbindung zwischen Wunsch und Sicherheit. Jemand mag etwas sehr ernsthaft wünschen, aber wenn es keine Sicherheit gäbe, dies jemals zu erlangen, würde er für eine wahre Hoffnung keine Grundlage haben. Andererseits könnte jemand sicher sein, daß eine Tragödie in sein Haus kommen würde, aber weil er sich dies nicht wünscht, wäre es unpassend, im Zusammenhang damit das Wort Hoffnung zu benutzen. Wir wünschen das, was wir erhoffen, und wir hoffen darauf, weil wir durch zuverlässige Quellen davon überzeugt wurden, daß unser Wunsch Wirklichkeit werden kann.

So verhält es sich auch bei den Fußstapfennachfolgern Jesu. Ihre Hoffnung ist, mit dem Herrn zu sein, ihn zu sehen, wie er ist, an seiner Herrschaft als Miterben teilzunehmen und Teilhaber der göttlichen Natur zu sein. – Johannes 17:24, 1. Johannes 3:2,
Römer 8:17 und 2. Petrus 1:4 Als menschliche Wesen sind wir geschaffen worden, auf der Erde zu leben. Von Natur aus sind wir damit zufrieden und wünschen uns keine himmlischen Dinge. Daher müssen himmlische Wünsche in uns entwickelt werden, und Gott tut dies für uns mittels der Kraft des Einflusses des Heiligen Geistes mit den kostbaren Verheißungen Seines Wortes.

Ebenso besteht unser Wunsch nach himmlischen Dingen nicht auf der Grundlage aktueller Erkenntnis, und wie sie sind, denn sie sind jenseits des menschlichen Verständnisses. Der Apostel Johannes spricht darüber. Er sagt, „Es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden.” – Johannes 3:2 Es bedeutet, daß wir nicht völlig die Höhe der Herrlichkeit und Natur begreifen können, zu der wir berufen sind. Einer Sache sind wir jedoch sicher, wie Johannes weiter sagt, „daß wir, wenn es offenbar werden wird ihm gleich sein werden; denn wir werden ihn sehen, wie er ist”.

Über Jesus steht geschrieben, daß er seit seiner Auferstehung „der Abdruck” seines Vaters ist, und wir ihm gleich sein sollen. – Hebräer 1:3 Jesus sagte zu seinen Jüngern und zu uns, „Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin.” – Johannes 14:2 und 3 Später betete Jesus für die Erfüllung dieser Verheißung, „Vater, ich will, daß die, welche du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast.” – Johannes 17:24 Die Erklärung, daß wir Jesus sehen sollen, wie er ist, nicht wie er im Fleisch war, beweist, daß wir ihm gleich sein werden. Solche Verheißungen wie diese sind genau einige der unerschütterlichen Grundlagen unserer Hoffnung.

In seinem Gebet sagte Jesus, daß er die Herrlichkeit, die der Vater ihm gegeben hatte, er seinen Jüngern gegeben hatte. – Vers 22 Zu jener Zeit war die himmlische Herrlichkeit Jesus nur als Verheißung gegeben worden. Er bekam sie tatsächlich erst nach seiner Auferstehung; und er gab sie in der gleichen Weise seinen Jüngern und durch sie uns. Es war ein herrliches Erbteil vom Vater an ihn, und durch Verheißung sollte er jene Versicherung der Hoffnung mit seinen Nachfolgern teilen.

Der Apostel Paulus sagt, daß wir uns „in Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes” jubelnd freuen sollen. Er verwendet auch den Ausdruck „Erben Gottes”, weil, wie der Apostel Paulus fortfährt, wir „Miterben mit Christus” sind. – Römer 5:2 und 8:17 Wir lesen von diesen Verheißungen, und sie geben uns eine feste Grundlage für unsere Hoffnung, obwohl wir bis jetzt noch ein begrenztes Verständnis von dem haben, was sie tatsächlich bedeuten. Was ist in dem Gedanken eingeschlossen, sich „in der Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes” zu freuen? Tatsächlich hilft uns unser Verstand, einige der Dinge zu begreifen, die Seine Herrlichkeit betreffen, aber wie weit entfernt muß unser Verständnis von dem der göttlichen Herrlichkeit sein.

Wir wissen etwas über Gottes Weisheit und Macht, denn wir erkennen diese Eigenschaften, die um uns herum Tag und Nacht zu schauen sind. Alles Erschaffene erinnert uns an diese Eigenschaften. Durch Sein Wort haben wir noch mehr über Gottes Weisheit und Macht erfahren. Wir erkennen die unbegrenzte Weisheit Gottes, dargestellt in Seinem Erlösungsplan für ein verlorenes Menschengeschlecht. Wir finden Seine Allmacht in der Auferstehung von Jesus und in der „Ersten Auferstehung” seiner treuen Fußstapfennachfolger dargestellt. Wir wissen, daß sie noch weiter offenbart werden wird, wenn „alle, die in den Gräbern sind, hervorkommen werden” und während den „Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge”. – 1. Korinther 15 – 23, Offenbarung 20:6, Johannes 5:28 und 29 sowie Apostelgeschichte 3:20 und 21

Die Bibel offenbart auch Gottes Gerechtigkeit und Liebe. Er hat „die Welt so geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn dahingab”, der Erlöser des Menschen zu werden. Zur gleichen Zeit wurden die Erfordernisse der göttlichen Gerechtigkeit befriedigt. Durch einen vollkommenen Menschen, Adam, der aus seiner Vollkommenheit in Sünde fiel, kam der Tod in die Welt. Gleichfalls sah ein vollkommener Mensch, Jesus, der seine Vollkommenheit behielt, einen entsprechenden Preis oder ein Lösegeld vor, das Adams Übertretung auszugleichen vermochte und die Gelegenheit zum Leben für das sündenkranke und sterbende Geschlecht ermöglichte. –
Johannes 3:16, Römer 5:18 und 19 sowie 1. Timotheus 2:5 und 6 In dem Maß, in dem unsere begrenzten Sinne, – welche gefallen und unvollkommen sind, – die Wirksamkeit dieser Eigenschaften des Charakters Gottes im Zusammenhang mit Seinem Plan verstehen können, hilft es uns, die Vorstellung Seiner Herrlichkeit zu begreifen.

Es gibt jedoch noch ein anderes Element der Herrlichkeit Gottes, von dem wir nur sehr wenig wissen. Das ist die Herrlichkeit Seiner göttlichen Natur. Wenn wir treu sind, werden auch wir an Seiner Herrlichkeit teilhaben.
Petrus schrieb, daß er uns „die kostbaren und größten Verheißungen geschenkt hat, damit wir durch sie Teilhaber der göttlichen Natur werden.” – 2. Petrus 1:4 In Kürze gesagt, wenn wir jetzt treu in der Anwendung dieser Prinzipien der göttlichen Gerechtigkeit zu der Entwicklung eines heiligen Charakters sind, wie dies in Gottes Wort sich fortsetzt, dann wird uns eine Teilnahme an Seiner Macht und Seiner Weisheit in Aussicht gestellt. Wir werden auch imstande sein, göttliche Gerechtigkeit und Liebe zu verwalten; denn wir werden nicht nur zum völligen Verständnis dieser Eigenschaften Seines Charakters gelangen, sondern sie werden auch ein Teil von uns werden. So werden wir zu Teilhabern der göttlichen Natur – der Unsterblichkeit gemacht werden.

Innerhalb des Vorhangs

Wie wir bemerkt haben, ist es für unsere begrenzten Sinne unmöglich, auch nur annähernd die Fülle all dessen zu begreifen, was in unsere glorreiche Hoffnung mit eingebunden ist. Zusätzlich zu den vielen offenbarenden und den Glauben stärkenden Verheißungen über die in der Bibel berichtet wird, hat Gott auch Verbildlichungen gegeben, die uns helfen, in einem gewissen Grad die Größe des Gedankens zu verstehen. Eine von diesen ist in unserem Leittext enthalten. Hier erklärt der Apostel, daß unsere Hoffnung ein „Anker” ist, und daß dieser Anker „bis in das Innere des Vorhangs hineinreicht”.

Hier wird auf Israels Stiftshütte in der Wüste hingewiesen. Wie der Apostel daran erinnert, wurde das Innere der Stiftshütte durch einen „Vorhang” in zwei Abteilungen unterteilt. Der Raum, der hinter diesem Vorhang war, wurde „das Allerheiligste” genannt. – Hebräer 9:2 und 3 Der Apostel erklärt weiter, daß das Allerheiligste ein Bild oder eine Illustration „des Himmels selbst” war. – Vers 24 Wenn er daher in unserem Leittext von unserer Hoffnung als einem Anker spricht, der in das Innere des Vorhangs hineinreicht, ist dies eine weitere Erinnerung daran, daß unsere Hoffnung eine himmlische Hoffnung ist.

Es ist jedoch gut, sich in diesem Zusammenhang daran zu erinnern, daß die Israeliten als ein Ganzes nicht das Vorrecht hatten, das Allerheiligste der Stiftshütte zu betreten. Tatsächlich sagt Paulus, daß nur „einmal im Jahr der Hohe Priester allein” in das Allerheiligste ging. Dies geschah im Zusammenhang mit den Opfern des Versöhnungstags, wenn er das Blut der Versöhnung auf den Gnadenstuhl sprengte. – Vers 7 Die Benutzung des Allerheiligsten wurde sehr begrenzt.

Der Apostel sagt, daß unsere Hoffnung „in das Innere des Vorhangs” hineinreicht, wo Jesus, unser Vorläufer, schon eingetreten ist, indem er „nach der Ordnung Melchisedeks Hoher Priester in Ewigkeit geworden ist.” – Hebräer 6:19 und 20 Dies offenbart an sich die Höhe der Herrlichkeit, zu der wir berufen sind. Es zeigt, daß diese Hoffnung nicht in dem Lager Israels gezeigt wird, sondern bei der Klasse der Priester. Tatsächlich ist unsere Hoffnung ein Teil der Melchisedek Priesterschaft und dem Anteil mit Jesus Christus an dem priesterlichen Werk der Segnung des Volkes, wenn die „besseren Opfer” des gegenwärtigen Evangelium-Zeitalters beendet sind. – Hebräer 9:23

Dies ist völlig im Einklang mit der Feststellung von Petrus, daß wir eine „heilige Priesterschaft” sind, und daß unsere gegenwärtige Verantwortung als Priester darin besteht, Opfer darzubringen. Fortsetzend informiert er uns, daß Treue in unserem gegenwärtigen Opferwerk uns zum Anteil an einer „königlichen Priesterschaft” geeignet macht. – 1. Petrus 2 und 5:9 Kein Wunder, daß Paulus Gottes Einladung zu solch einer Herrlichkeit als eine „himmlische Berufung” beschreibt und erklärt, daß „der Hohe Priester unseres Bekenntnisses” Christus Jesus ist. – Hebräer 3:1 Wir sollten beseelt sein von solch einer Aussicht! Wir wollen uns jedoch daran erinnern, daß eine der wichtigen Bedingungen, die zu dieser himmlischen Berufung gehören, darin besteht, daß wir zur gegenwärtigen Zeit opfern müssen. – Römer 12:1, Hebräer 13:15 und 16

Die Einrichtung im Allerheiligsten

Es gab nur einen Einrichtungsgegenstand in dem Allerheiligsten der Stiftshütte, der aber ein sehr wichtiger war. Paulus beschreibt ihn als die „Bundeslade”, die, wie er sagt, mit Gold bedeckt war, „in welcher der goldene Krug, der das Manna enthielt, und der Stab Aarons, der gesproßt hatte, und die Tafeln des Bundes waren. Oben über ihr aber die Cherubim der Herrlichkeit, die den Versöhnungsdeckel überschatteten.” – Hebräer 9:4 und 5 Weil unsere Hoffnung sich auf das „Allerheiligste” konzentriert, ist es offensichtlich, daß der Herr darin alles so vorsah, um verschiedene Ansichten von dem, was wir erhoffen, vorzuschatten.

Das goldene Gefäß mit Manna

Gott sah für die Israeliten das „Manna” vor, das sie während ihrer vierzigjährigen Wanderung in der Wüste essen sollten. Sie wurden von diesem Manna am Leben erhalten. Es war notwendig, daß die Israeliten es täglich einsammelten, ausgenommen am sechsten Tag jeder Woche, an dem sie eine doppelte Portion einsammeln sollten. Dies war so vorgesehen, weil sie am Sabbattag nicht arbeiten durften. In des Herrn Vorsehung sollte das Manna, das am sechsten Tag fiel, ihnen einen zusätzlichen Tag Speise geben. – 2. Mose 16:11 – 32

Jesus wies auf diese Anordnung hin und sprach von dem Manna als einer bildhaften Darstellung, die ihn selbst darstellte, indem er erklärte, daß er das wahre Brot war, das vom Himmel herab kam, und daß ein jeder, der für sich selbst diese himmlische Vorsehung in Anspruch nehmen würde, für immer leben würde. – Johannes 6:32 – 35 und 49 – 51 So wird es sein, daß während den „Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge” der ganzen Menschheit die Gelegenheit gegeben wird, Gottes Vorsehung zum Leben durch Christus anzunehmen. – Apostelgeschichte 3:20 und 21 Sie werden ewig leben; aber nur, wenn sie fortwährend an den Leben gebenden Vorsehungen, die für sie getroffen wurden, teilnehmen werden, so wie die Israeliten benötigten, das buchstäbliche Manna jeden Tag zu sammeln und zu essen.

Es wurde jedoch für die Israeliten ein kleiner Teil Manna vorgesehen, der nicht verdarb. Dieser wurde nach Gottes Anordnung gesammelt und in einen goldenes Gefäß getan, um in der Bundeslade, im Allerheiligsten der Stiftshütte, aufbewahrt zu werden. – 1. Mose 16:33 und 34 sowie Hebräer 9:4 Dieses Manna mußte nicht dauernd ersetzt werden, denn durch göttliche Macht wurde es vor dem Verderben bewahrt. Es gibt in der Verheißung einen Hinweis über die Bedeutung des goldenen mit Manna gefüllten Gefäßes, die der Herr über die Versammlung in Pergamon aussprach, „Wer überwindet, dem werde ich von dem verborgenen Manna geben.” – Offenbarung 2:17 Dies ist eine Verheißung, die alle treuen Nachfolger des Meisters auf sich anwenden können.

Über Jesus steht geschrieben, daß er „Leben und Unvergänglichkeit ans Licht gebracht hat durch das Evangelium.” – 1. Timotheus 1:10 Wenn, wie die Schriften zeigen, das Manna in der Wüste ein Bild für das „Leben” war, obgleich sterblich, das die Menschheit durch Christus wird erlangen können, dann ist es logisch, daraus zu schließen, daß das Manna, das in dem goldenen Gefäß war und nicht verdarb, auf „Unsterblichkeit” hindeutet. So sind die Hoffnungen auf ein vollkommenes, sterbliches Leben oder das der Unsterblichkeit „durch das Evangelium” zu unserem Verständnis gebracht worden.

Jesus erklärte, daß Sein Himmlischer Vater unsterblich war, daß Er Leben in sich selbst besaß, – das heißt, Leben das unabhängig von aller äußeren Herkunft oder Versorgung war – und daß Er diese gleiche Art des Lebens Seinem Sohn geben würde. – Johannes 5:26 Jesus, dem diese Unsterblichkeit bei seiner Auferstehung gegeben wurde, teilt diesen Lohn mit seinen Nachfolgern – solchen, die sich als „treu bis in den Tod” erwiesen haben, wenn sie auferstanden sind. – Römer 2:6 und 7 sowie Offenbarung 2:10 Wie wunderbar wurde diese höchste aller Ebenen des Lebens durch das Manna versinnbildet, das in einem goldenen Gefäß aufbewahrt wurde. Es mußte nicht erneuert werden, und sogar das Gefäß, in dem es aufbewahrt wurde, war von Gold und stellte auf diese Weise auch die göttliche Natur bildlich dar. Was für eine gesegnete Hoffnung ist diese, die in das hineingeht, was innerhalb des Vorhangs ist!

Aarons Stab, der gesproßt hatte

Ein anderer Gegenstand, der in der Bundeslade aufbewahrt wurde, war Aarons Stab, der gesproßt hatte. Die Geschichte dieses Stabes beginnt mit der Rebellion von Korah, Dathan und Abiram gegen die Führung von Moses und Aaron. Der Herr vernichtete diese Aufrührer mit ihren Familien und Sympathisanten. Danach entstand ein beträchtliches Murren unter den Israeliten. Sie waren nicht völlig zufrieden, daß der Stamm Levi, von dem Aaron das Haupt war, die ausschließlichen Diener in religiösen Angelegenheiten sein sollten. – 4. Mose 16:1 – 50

Gott beauftragte Mose, daß alle Häupter der zwölf Stämme jeder seinen Stab bringen und dann alle zwölf Stäbe in die Stiftshütte gelegt werden sollten. Der Herr erklärte, daß Er Seine Wahl damit anzeigen würde, daß einer der Stäbe Blüten hervorbringen würde. „Und es geschah am anderen Morgen, als Mose in das Zelt des Zeugnisses hineinging, sieh, da hatte der Stab Aarons vom Haus Levi gesproßt; er hatte Knospen hervorgebracht und Blüten getrieben und Mandeln reifen lassen.” – 4. Mose 17:23

Dann beauftragte der Herr Mose diesen Stab in die Stiftshütte zu bringen, wo er als ein Zeugnis gegen jene aufbewahrt werden sollte, die rebelliert hatten. – Vers 10 So stellte Aarons Stab, der gesproßt hatte, bildlich die Tatsache dar, daß die wahre Kirche mit Christus als ihrem Haupt Gottes Wahl ist, Seine auserwählte Gesellschaft, ein „auserwähltes Geschlecht”. – 1. Petrus 2:9 Alle jene, deren Hoffnung in das eintritt, was innerhalb des Vorhangs ist, sind von dem Himmlischen Vater berufen worden und „sind auserwählt nach Vorkenntnis Gottes”. – 1. Petrus 1:2

In der Anwendung Seiner Vorkenntnis hat Gott bestimmt, daß ein jeder, der die Bedingungen erfüllt, ein Teil dieser Auserwählten-Klasse zu sein, „dem Bild Seines Sohnes gleichförmig sein muß.” – Römer 8:29 Es ist nicht eine willkürliche Wahl, sondern eine, die sich aus dem Zusammentreffen von verschiedenen Bedingungen ergibt und deren Forderungen darin bestehen, daß wir Abbilder von Gottes geliebtem Sohn werden. Dieser Gedanke wurde anschaulich durch Aarons Stab dargestellt. Sein Stab wurde erwählt, weil er Knospen, Blüten und Früchte hervorbrachte.

Es könnte diese Illustration gewesen sein, die Jesus im Sinn hatte, als er den folgenden Ausspruch benutzte, „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.” – Matthäus 7:20 Christen, welche die Früchte der Gerechtigkeit tragen, werden Gott sicherlich bekannt sein und von Ihm gesegnet werden. Sie sind Seine Berufenen und Auserwählten; es verbleibt für einen jeden von uns jedoch „unsere Berufung und Erwählung fest zu machen.” – Römer 2:7 und 2. Petrus 1:10 Es ist eine Inspiration für uns, zu wissen, daß unsere Hoffnung, die in das Innere des Vorhangs hineinreicht, die gesegnete Versicherung einschließt, daß Gott uns zu dieser hohen Stellung erwählt hat, mit Christus an diesem priesterlichen Dienst zur Segnung der Menschheit in seinem kommenden Königreich beteiligt zu sein.

Die Gesetzestafeln

Die Gesetzestafeln, die Mose von Gott gegeben wurden, wurden gleichfalls in der Bundeslade aufbewahrt, was bedeutet, daß sie ebenso etwas wichtiges in Bezug auf die Entwicklung der geistigen Priesterschaft bedeuteten. – 5. Mose 10:2 – 5 Diese Tafeln enthielten die zehn Gesetze – den Inbegriff von Gottes Gesetz, das der Nation Israel gegeben wurde. Gott erklärte, daß diese Gesetzestafeln Mose gegeben wurden, damit er das Volk belehren konnte. – 2. Mose 24:12

In 2. Korinther 3:3 spricht Paulus von dem Werk des Heiligen Geistes, indem er erläutert, daß er den „Brief Christi” auf die „Tafeln unseres Herzens” schreibt. Er setzt dies in Kontrast zu dem, daß Israels Gesetz auf „steinerne Tafeln” geschrieben wurde. In Vers 6 zeigt der Apostel, daß wir zu „tüchtigen Dienern des Neuen Bundes” gemacht worden sind, wie auch Mose ein Diener des Gesetzesbundes war. Es scheint klar, daß der Apostel uns zu verstehen geben wünschte, daß diese „tüchtigen Diener” die gleiche Beziehung zu Christus im Zusammenhang mit dem Neuen Bund haben, wie es die steinernen Tafeln im Zusammenhang mit Mose unter dem Gesetzesbund hatten.

Wie wir gesehen haben, erklärte der Herr Mose, daß ihm jene Gesetzestafeln gegeben wurden, damit er das Volk belehren könnte. So soll die Kirche in Gemeinschaft mit Jesus Christus von Ihm dazu vorgesehen werden, das Volk in dem kommenden Messianischen Königreich zu belehren. Er spricht über ihn und die Gnade Gottes, die durch ihn verkündet wurde, und erklärt, daß diese allen bezeugen, daß das Leben durch die Annahme Christi und den Gehorsam gegenüber den Gesetzen des Neuen Bundes möglich ist – den Gesetzen des Königreichs.

Die Umstände, unter denen die buchstäblichen Gesetzestafeln mit dem Gesetz Gottes beschriftet wurden, sind höchst interessant und offenbarend. Mose war vierzig Tage und vierzig Nächte auf dem Berg. Als er herabstieg, sah er das goldene Kalb, das Aaron auf Veranlassung der Israeliten geschaffen hatte. In seinem Zorn darüber warf Mose die zwei Gesetzestafeln zu Boden, wo sie in Stücke zerbrachen. – 2. Mose 32:15 – 19 Später wurde Mose wiederum gerufen, mit zwei neuen Tafeln aus Stein auf dem Berg zu erscheinen, auf die der Herr ein weiteres Mal Sein Gesetz schrieb.

Über diese zweite Beschriftung mit dem Gesetz Gottes lesen wir, „Und Mose stand früh am Morgen auf und stieg auf den Berg Sinai, wie ihm der HERR geboten hatte, und nahm die zwei steinernen Tafeln in seine Hand. Da stieg der HERR in der Wolke herab, und er trat dort neben ihn und rief den Namen des HERRN aus. Und der HERR ging vor seinem Angesicht vorüber und rief: Jahwe, Jahwe, Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und reich an Gnade und Treue, der Gnade bewahrt an Tausenden [von Generationen], der Schuld, Vergehen und Sünde vergibt, aber keineswegs ungestraft läßt, [sondern] die Schuld der Väter heimsucht an den Kindern und Kindeskindern, an der dritten und vierten [Generation].” – 2. Mose 34:4 – 8

Jemand, der mit Gottes Plan vertraut ist, kann sogleich erkennen, daß all die verschiedenen Charaktereigenschaften Seiner Herrlichkeit in der vorhergehenden Schriftstelle durch Sein Wort der Wahrheit offenbart werden. Anders gesagt wird uns hier Gottes Herrlichkeit durch eine Erkenntnis und Wertschätzung Seines Planes und Seiner Absichten vor Augen geführt. Während Seine Herrlichkeit durch das auf steinerne Tafeln geschriebene Gesetz verkündet wurde, finden wir ein Gegenstück in den Erfahrungen wahrer Christen, denn es ist Gottes Gesetz, das in unsere Herzen geschrieben ist und wirkt, welches Gottes Barmherzigkeit und Gnade unter Beweis stellt und Seine Herrlichkeit zeigt.
In Übereinstimmung mit dieser Versinnbildlichung können wir sagen, daß durch das ganze Evangelium-Zeitalter hindurch die Kirche mit ihrem Herrn gewesen ist, symbolisch gesagt, auf dem „Berg”. Sie sind für die Welt unbedeutend und weitgehend unbekannt gewesen. Die ganze Zeit schon hat der Dienst am Gesetz Gottes sie auf ihre zukünftige herrliche Stellung vorbereitet, in der sie mit
Christus in Herrlichkeit herrschen und mit ihm an seinen Werken als Diener der Versöhnung und als „Mittler des Neuen Bundes” teilhaben werden. – Hebräer 12:24

Als Mose vom Berg herabkam, da war ein Wiederschein der Herrlichkeit auf seinem Antlitz. Der Apostel erklärt jedoch, daß jene Herrlichkeit weggenommen werden sollte. Unsere Hoffnung, die den „Dienst des Geistes” zur Grundlage hat, ist „das Bleiben in Herrlichkeit”. – 2. Korinther 3:7 – 11 Paulus erklärt auch, „Wenn der Christus, euer Leben, offenbart werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbart werden in Herrlichkeit.” – Kolosser 3:4 Was für eine herrliche Hoffnung ist es doch, daß „die Herrlichkeit, die bleibt” und in das Innere des Vorhangs hineinreicht, unser ist.

Der Gnadenstuhl und die Cherubim

Der Deckel der Bundeslade wurde der Gnadenstuhl genannt. Er bestand in einer massiven Platte aus Gold, von der sich zwei Cherubim erhoben. Diese standen sich gegenüber, und ihr Blick war auf den Gnadenstuhl gerichtet. Zwischen diesen Cherubim hervor und mit Blick auf den Gnadenstuhl richtete Gott Seine Anordnungen an die Kinder Israel, indem Er in Gestalt einer Wolke der Herrlichkeit erschien. – 2. Mose 25:17 – 22, 40:35 und Hebräer 9:5

Es gibt vier Haupteigenschaften, die Gottes herrlichen Charakter ausmachen – Weisheit, Gerechtigkeit, Liebe und Macht. Seitdem die Verheißung besteht, daß wir an der Herrlichkeit Gottes teilnehmen sollen, und weil unsere Hoffnung bis in das Innere des Vorhangs hineinreicht, ist es nicht unvernünftig, zu vermuten, daß wir in dieser Wolke der Herrlichkeit über der Bundeslade eine Darstellung von Gottes Weisheit haben. Es ist die göttliche Weisheit, welche jede der Handlungen Gottes durchdringt und lenkt wie auch Seine anderen Charaktereigenschaften. Seine Eigenschaft der Gerechtigkeit scheint passend durch den Gnadenstuhl dargestellt zu werden. Hier wurde am Versöhnungstag das Blut des Stieres gesprengt. Die Handlung stellte die Befriedigung der göttlichen Gerechtigkeit dar, damit Gottes Gunst auf solche erweitert werden konnte, für die Versöhnung gemacht wurde. – 3. Mose 16:11 – 14

Die zwei Cherubim illustrieren passend Gottes Eigenschaften der Liebe und Macht. Wie sie herabschauten auf den Gnadenstuhl, scheinen sie den Eindruck zu vermitteln, daß sie darauf warten, bis das Blut gesprengt worden war, bevor die Segnungen der Versöhnung für das Volk beginnen konnten.
Gottes Macht und Liebe werden tatsächlich die Vermittler sein, welche die Versöhnung durch das Blut Christi vollbringen, das zur von Gott bestimmten Zeit für eine durch die Sünde verfluchte und sterbende Welt schnell angewandt werden wird. – Judas 1:25 und Johannes 4:7 – 10

Es ist Gottes unendliche Weisheit, durch die all die herrlichen Eigenschaften Seines Charakters zusammenwirken zur schließlichen Segnung des Volkes. In ähnlicher Weise geschah es bei der Erscheinung der Wolke der Herrlichkeit, daß die Cherubim, symbolisch sprechend, sehen konnten, wann das Blut auf den Gnadenstuhl gesprengt wurde und daher wissen konnten, wann die Zeit gekommen wäre, ihre Mission der Segnung zu beginnen. So wird die Harmonie von Gottes herrlichem Charakter in der Ausführung Seines Planes und Seiner Absichten für die Menschheit in jeder Einzelheit offenbar.

Der Apostel sagt, daß die treue Kirche an dieser wundervollen Herrlichkeit teilhaben wird, wenn er feststellt, „und wir rühmen uns aufgrund der Hoffnung der Herrlichkeit
Gottes.” – Römer 5:2 Wenn wir uns jetzt dem Herrn nahen und dem Einfluß Seines Geistes erlauben uns zunehmend umzugestalten und nach Seiner Ähnlichkeit hin umzuformen, und wenn wir nicht müde werden, Gutes zu tun, sondern fortwährend treu bis in den Tod sind, dann werden wir in der „Ersten Auferstehung” nach Seinem Bild auferstehen. Tatsächlich tritt unsere Hoffnung der Herrlichkeit in das Innere des Vorhangs ein, „wohin Jesus als Vorläufer für uns hineingegangen ist”. – Hebräer 6:19 und 20