Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Der Abrahamische Bund und der Neue Bund

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Der Abrahamische Bund ist nicht der Neue Bund, er ist auch nicht der Gesetzesbund. Als Neuer Bund wird der Vertrag bezeichnet, den Gott mit Israel und der Menschheit geschlossen hat, die in der Regierungszeit des Messias danach streben, „wahre Israeliten” zu werden. Dieser Neue Bund tritt als Mittel in Kraft, um die Segnungen des Abrahamischen Bundes eintreten zu lassen.

Der Abrahamische Bund bezieht sich ausdrücklich auf Abrahams Samen, der herrlich und mächtig werden soll mit der Vorausschau, daß die Menschheit Segen erhält. Der Neue Bund bezieht sich auf den Plan, dem zufolge Abrahams gegenbildlicher Same nach seiner Verherrlichung das ehrenvolle Werk ausführt, das der Abrahamische Bund für diesen Samen vorsieht.

Die Erfüllung des Abrahamischen Bundes begann mit der Person unseres Herrn Jesus, nicht als er seine Herrlichkeit im Himmel verließ, noch bei seiner Geburt in Bethlehem, sondern als Gott seine Weihung annahm und ihn dort zu einer Neuen Natur zeugte und ihn dann bei seiner Auferweckung als Neue Natur vollendete. Vor seiner Zeugung durch den Heiligen Geist war der Mensch Jesus nicht Abrahams Same nach der Verheißung, die die Menschheit segnen würde, denn so lange Jesus im Fleisch war, selbst als vollkommener Mensch, konnte er unmöglich die Menschheit segnen. Die Welt stand unter dem Todesurteil und konnte den Segen erst empfangen, wenn die Voraussetzung für die Aufhebung dieses Todesurteils geschaffen war.

Daher war die Bereitstellung des Lösegeldes für die Welt unabdingbar. Als Jesus als Erdenmensch das Lösegeld erbrachte, da besaß er kein eigenes Leben, um später der gesalbte König und Priester nach der Ordnung Melchisedeks zu sein – Psalm 110:4, Hebräer 5:10 -, wenn er nicht durch Gott die Zeugung erfahren hätte und wieder lebendig gemacht worden wäre. Obwohl Jesus durch seine Mutter im Fleisch Teil des Abrahamischen Samens war, war er doch nicht Erbe des Abrahamischen Bundes dem Fleisch nach, sondern als Neue Schöpfung.

Damit er nun diese höhere Wesensart erhalten konnte, um der geistige Same Abrahams zu werden und alle Geschlechter der Erde segnen zu können, mußte Jesus in einen besonderen Opferbund eintreten. Die Kirche, seine Leibesglieder, muß an seinen Erfahrungen teilhaben und auch ihr irdisches Leben niederlegen, denn für Juden und Nichtjuden gilt gleichermaßen, daß Fleisch und Blut das Königreich nicht ererben können. Daher besteht das Vorrecht der Kirche darin, in den Opferbund mit Jesus einzutreten. So lesen wir: „Versammelt mir meine Frommen, die meinen Bund geschlossen haben beim Opfer!” – Psalm 50:5

Das ganze Evangeliumszeitalter ist nötig, um diese Heiligen einzusammeln und sie ihre Opfer darbringen zu lassen. Diese Opfer müssen sie leisten, anders können sie die geistige Natur nicht bekommen und können auch nicht Glieder des geistigen Abrahamischen Samens werden und Erben nach der Verheißung. So sagt der Apostel: „Was Israel sucht, das hat es nicht erlangt [nämlich der geistige Same Abrahams zu sein]; aber die Auserwählten haben es erlangt, die übrigen aber sind verstockt worden.” – Römer 11:7

Die Herauswahl hat diese gesegnete Position durch den Opferbund erreicht, in den sich Jesus als ihr Fürsprecher eingebracht hat. Die ersten Glieder sind an Pfingsten aufgenommen worden, und die letzten Glieder werden wie wir meinen, bald ihren Lauf mit Freuden beenden. Dann wird Abrahams geistiger Same vollzählig sein und bereit, der Menschheit als der große Mittler des Neuen Bundes zu dienen.

Der Abrahamische Bund war Gottes eigener Bund oder Seine Verheißung. Er stand nicht unter Bedingungen, und deshalb gab es dabei keinen Mittler – Galater 3:18 – 20 -; er mußte auch nicht mit Blut versiegelt werden. Wir können eher sagen, daß Gott ihn durch Seinen Eid versiegelt hat. – Hebräer 6:16 – 18 Im Gesetzesbund wurde das Blut von Stieren und Böcken als Symbol des Ausgleichs für die Sünden des Volkes verwandt, das bildlich entsühnt werden sollte. Der Neue Bund braucht das Blut besserer Opfer zur Entschuldung für die Sünden des Volkes, das jetzt gesegnet werden soll. Die beiden letztgenannten Bündnisse konnten ohne das Vergießen von Blut und die Vergebung der Sünden nicht in Kraft treten.

Aber der Abrahamische Bund hat sein Zentrum in den Neuen Schöpfungen. In erster Linie meinte Gott damit den geistigen Samen Abrahams, die Neue Schöpfung, die Sünde nie gekannt hatte. Jesus war heilig, schuldlos, rein und abgesondert von den Sündern, und er brauchte keine Entsühnung, um in diese Bündnisbeziehung einzutreten und Abrahams geistiger Same und sein Erbe zu werden. Die Menschen, die als seine Glieder angenommen wurden, hätten diesen Status oder diese Wertigkeit nicht, außer er adoptiere sie als seine Leibesglieder, rechne ihnen sein Verdienst zu und gebe sie als Opfer hin als sein eigenes Fleisch.

Daher können wir streng genommen nicht sagen, daß der Abrahamische Bund irgendwann einmal mit Blut versiegelt wurde, oder daß dies jemals geschieht. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, daß Jesus nur durch Blut (den Tod) jener große gegenbildliche Prophet, Priester und König werden konnte; und nur durch Blut (den Tod) können wir, seine Leibesglieder, durch ihn angenommen werden. Nur auf diese indirekte Art kann man sagen, daß der Abrahamische Bund mit Blut versiegelt wurde. Der Apostel Paulus macht uns in Hebräer 6:13 – 18 damit vertraut, daß er durch den Schwur Jahwes versiegelt wurde.