Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Das Gebet, der lebendige Atem der Neuen Schöpfung

Lesedauer: 13 Minuten

„Er sagte ihnen aber auch ein Gleichnis dafür, daß sie allezeit beten und nicht ermatten sollten.” – Lukas 18:1

In einem Gleichnis machte Jesus, „daß der Mensch allezeit beten und nicht ermatten soll”, zum Kern seiner Aussage. In diesem Gleichnis wird gezeigt, wie selbst ein ungerechter Richter auf Grund der Aufdringlichkeit einer Frau ihrer Bitte schließlich entsprach, obwohl er sich selbst wenig um die Angelegenheit kümmerte. In diesem Gleichnis verhielt sich die Frau mit ihrer Bitte um Gerechtigkeit aufdringlich gegenüber jenen, die ihr Unrecht zugefügt hatten. Es scheint so, als ob der Herr uns ein beharrliches Bedrängen im Gebet einschärfen wollte, indem er diese Darstellung benutzte, die zeigt, wie Sein Volk in ihren Gebeten fortfahren sollte; nicht in dem Sinn, daß sie allezeit beten und sich niemals von ihren Knien erheben oder nie irgendetwas anderes tun sollten, als zu beten, sondern daß sie ihre Gebete fortsetzen und darin nicht schwach oder entmutigt werden sollten.

Um richtig zu beten, sollte ein Kind Gottes wissen, wofür es beten will. Sonst könnte es um die falschen Dinge bitten, die ihm Gott niemals zu geben geneigt sein würde. Wie können wir wissen, um welche Dinge zu beten richtig ist? Der Herr gibt uns eine Anregung, indem er darauf hinweist, welche Freude es selbst irdischen Eltern bereitet, ihren Kindern gute Dinge zu geben, und wie viel mehr es dem Himmlischen Vater Freude machen wird, Seinen Kindern gute Gaben zu geben. Die Gaben, die irdische Eltern ihren Kindern geben, bestehen in irdischen Dingen. Die Dinge, die der Himmlische Vater mit Freuden Seinen Kindern gibt, sind aber himmlische Dinge. Es ist der sündigen Menschheit nicht erlaubt, Gott ihren Vater zu nennen. Er will mit ihnen als Kinder nichts zu tun haben. Es gibt nur einen Weg, in die Gemeinschaft mit Gott zurückzukommen, und das ist der Weg, den Jesus mit seinem Tod eröffnete.

Waren aber nicht die Juden Kinder Gottes, bevor Jesus kam und starb? Wir antworten mit nein. Der höchste Ausdruck der Gunst Gottes gegenüber irgendeinem von ihnen wurde Abraham zuteil. Und er wurde nur ein Freund Gottes genannt. „Und Mose war zwar in seinem ganzen Hause als Diener treu” – Hebräer 3:5 Jene Juden, die nicht treu waren, waren noch nicht einmal Diener. Als aber Christus kam, machte er es einigen möglich, das Haus der Diener zu verlassen und in das Haus der Söhne hinüberzugehen. „Er kam in das Seine, und die Seinen nahmen ihn nicht an; so viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden.” – Johannes 1:11 und 12 Dieses Vorrecht wurde nicht sogleich gegeben, sondern nur in einer zugerechneten Weise, bis zur Zeit, als Jesus seinen Lauf vollendete und in den Himmel aufstieg und den Heiligen Geist auf seine Nachfolger ausgoß. Dann wurden sie bevorrechtigt, Söhne Gottes zu werden.

Das ganze Evangelium-Zeitalter hindurch erlangen solche, die den Heiligen Geist empfangen, das Vorrecht, Söhne Gottes zu werden. Alle guten Verheißungen des Wortes Gottes gelten diesen. Diese Klasse schließt nicht nur Juden ein, sondern auch Menschen aller Nationen, denen die Tür der Gelegenheit geöffnet wurde, nachdem die besondere Gelegenheit, die ausschließlich den Juden gegeben worden war, zu Ende ging. So sind wir geistige Israeliten und Erben all der Dinge geworden, die Gott dieser Klasse von Söhnen Gottes verheißen hat. Wenn wir nun im Gebet zum Vater gehen, ist es das Vorrecht des Gebets als Neue Schöpfungen. Wer jedoch eine alte Schöpfung verblieben und keine Neue Schöpfung geworden ist, besitzt überhaupt kein Vorrecht zum Gebet. Die einzige Ausnahme besteht im Fall von Kindern von geweihten Eltern, weil Gottes Gunst für sie nur auf Grund der geistigen Interessen ihrer Eltern besteht.

Die größte Notwendigkeit der Neuen Schöpfung

Unser Leittext gibt zu verstehen, daß Neue Schöpfungen in ihren Bitten zu Gott ausdauernd sein sollten. Diese mögen durch das Studium der Worte Jesu, der Apostel und der Propheten, erkannt haben, um was zu beten richtig ist. Die Geistgezeugten können somit verstehen, was die Rechte und Vorrechte der Söhne Gottes sind. Diesen den Heiligen Geist zu geben, ist der Himmlische Vater noch mehr bereit, als irdische Eltern, die ihren Kindern gute Gaben geben. – Matthäus 7:11

Der Heilige Geist ist etwas, was die Neue Schöpfung benötigt. Die Neue Schöpfung befindet sich in der Prüfung zur Neuen Natur – zur Herrlichkeit, Ehre und Unsterblichkeit. Und nur derjenige kann sie bekommen, der sich ihrer als würdig erweist. Die Bedingungen, unter denen er in die geistige Verwandtschaft mit dem Vater aufgenommen wird, sind, daß er sich demütigt, unempfindlich macht gegenüber den irdischen Regungen und danach trachtet, die geistigen Regungen zu beleben. Was daher besonders notwendig ist, ihn zu stärken und als Neue Schöpfung aufrecht zu erhalten, ist der Heilige Geist Gottes. Gott ist daher insbesondere willens, uns diesen Heiligen Geist zu geben, und es gefällt Ihm besonders, wenn wir darum flehen. Dies bedeutet nicht, daß irdische Interessen ignoriert sein werden. Es bedeutet, daß unser Himmlischer Vater weiß, welche Dinge irdischer Art wir benötigen, so wie Er weiß, was wir zu unserem geistigen Wohlbefinden benötigen.

Die Schriften zeigen, daß Gott uns in Seinem inspirierten Wort, der Bibel, die Anweisungen gegeben hat, die wir benötigen. Dieses Wort will uns mehr und mehr weise machen, wenn wir in Gnade und Erkenntnis wachsen und in Seinem Geist, so daß wir rechtzeitig genaue Erkenntnis über die Dinge erlangen werden, für die wir beten sollen, und für die wir nicht beten sollen. Zu Beginn unserer Erfahrungen mögen wir dies nicht so genau wissen. Der Herr sagte, daß die von den Nationen, wenn sie beten, denken, daß sie um ihres vielen Redens erhört würden, wobei sie nur Wiederholungen benutzen. All ihre Gebete bestehen nur in unnützen Wiederholungen. Schon die erste Bitte war unnütz und alle Bitten, die folgten, waren unnütz, weil sie nicht auf der Grundlage der Bedingungen vorgetragen wurden, die für ein annehmbares Gebet notwendig sind.

Der Beweggrund für ein Gebet ist eine wichtige Überlegung

Alle, die in den Opferbund mit Christus eingetreten sind, können erkennen, daß sie das Vorrecht des Gebets besitzen. Wofür können sie beten? Sie sollten sicherlich nicht für irdische Dinge beten, weil der Himmlische Vater auf keine Bitten antworten würde, die nicht zum Guten Seiner Kinder beitragen würden. Jakobus spricht von einigen, die unpassende Bitten äußern. Er sagt: „Ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr übel bittet, um es in euren Lüsten zu vergeuden.” – Jakobus 4:3

Das Worte „Lüste” bedeutet hier Wünsche. Wir sollen nicht darum bitten, fleischliche Wünsche zu befriedigen. Stellen wir uns zum Beispiel vor, wir würden zum Himmlischen Vater um eine Million Euro beten, indem wir Ihm versichern, daß wir wüßten, was wir mit dem Geld anfangen könnten, und wie wir es in Seinem Werk benutzen würden. Der Herr würde es uns wahrscheinlich nicht geben – weil wir verkehrt beten würden. Aber es könnte sein, daß wir denken, mit Weisheit um etwas zu bitten. Wenn wir irgendetwas vom Herrn erbitten, sollten wir unsere Beweggründe prüfen, um zu erkennen, ob irgendetwas persönliches mit der Sache verbunden ist. In unserem eigenen Interesse sollten wir uns selbst fragen, ob wir uns jene Million Euro vielleicht wünschen, um mit ihrem Gebrauch vor anderen gesehen zu werden. Wenn dies zutreffen sollte, würde ein solches Gebet ein höchst unpassendes sein. Es mag sein, daß wir zu Beginn unserer christlichen Erfahrung eine solche Bitte äußern könnten, und der Vater würde uns nicht tadeln. Wir würden das, was ein Kind tut, entschuldigen, während wir es bei einem Erwachsenen nicht entschuldigen können.

In Bezug auf diese Sache des Gebets gibt uns unser Herr einen entsprechenden Hinweis. „Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch geschehen.” – Johannes 15:7 Wie weitgehend diese Feststellung doch ist! Es mag zunächst so erscheinen, als ob wir um alles beten könnten. Aber sie enthält besondere Einschränkungen. Wer sind diejenigen, die so beten können? Es sind solche, die schon Glieder seines Leibes geworden sind – solche, die eine völlige Weihung ihrer selbst gemacht und die Zeugung des Heiligen Geistes erlangt haben. Ferner bedeutet das Wort „bleiben”nicht nur, daß sie in dieses Verwandtschaftsverhältnis schon eingetreten sind, sondern auch, daß sie darin verbleiben, dort wohnen, daß sie als Glieder des Leibes Christi bei ihm gut angesehen sind.

„Wenn meine Worte in euch bleiben.” Gottes Wort bleibend in uns zu haben, setzt voraus, daß wir eine Erkenntnis des Wortes Gottes besitzen. Dies macht das Studium des Wortes Gottes notwendig, damit wir wissen, wofür wir beten sollen. Wir sollten nicht übereilt Bitten äußern und dabei einen großen Fehler machen und danach sagen, ich habe einen Fehler gemacht und für die falschen Dinge gebetet. Vielmehr sollten wir zunächst erwägen, was das Wort Gottes über diese Sache lehrt. Und wenn jemand mit dem Wort Gottes gut vertraut ist, so sollte er erkennen, ob er die Bedingungen erfüllt oder nicht, die sein Gebet heiligen. Nur nachdem er zu dieser Einstellung gelangt ist, mag er sein Gebet, ohne daß Zweifel entstehen, fortsetzen. Er wird sehr schnell finden, daß nunmehr keine sehr lange Liste von Bitten mehr übrig bleibt, die er vorbringen kann. Um welche Dinge können wir bitten?

Einige Dinge, für die wir beten können

Etwas, wofür wir vor allem beten können, ist, daß Gottes Königreich kommen möge. Wir können dann fortwährend zum Thron der Gnade kommen, indem wir die Tatsache wertschätzen, daß Gott verheißen hat, daß Er ein Königreich hier auf Erden bezweckt. Und nichts bezweifelnd, sollen wir für jenes Königreich beten. Wenn wir beten, stärken wir unseren Glauben mehr und mehr. Wofür können wir sonst noch beten? Wir können auch beten: „Unser täglich Brot gib uns heute.” Aber ist dies nicht etwas, was das Fleisch betrifft? Dies ist eine Notwendigkeit, und der Herr hat uns berechtigt, für unsere notwendigen Dinge zu beten. Wir sollen unser Urteilsvermögen auf die beste Weise benutzen; aber dabei nicht unser Vertrauen allein in die eigenen Anstrengungen setzen, sondern in die überwaltende Vorsorge des Herrn. Wenn daher der zeitliche Vorrat gering sein sollte, so kann es sein, daß wir die Lektion der Sparsamkeit und Sorgfalt an dem, was wir besitzen, lernen sollen.

Wir sollten sehr früh in unserem Leben lernen, nichts zu verschwenden. Als Jesus die Volksmenge mit Broten und Fischen speiste und dann die Jünger aufforderte, die Reste davon in ihren Körben zu sammeln, lebte er uns diese Sparsamkeit vor. Wir sollen mit Dankbarkeit essen, was wir haben, wenn es auch nur Brot und Wasser sein sollte oder Kartoffeln und Salz. Es steht nirgendwo geschrieben, daß wir um Pasteten oder Kuchen oder Eiskrem beten sollten, sondern für das notwendige Brot. Wenn Gott uns nach Seinem Vorherwissen die notwendigen Dinge gibt und den Luxus von uns fernhält, dann sollten wir zufrieden und dankbar sein. Wir sollten aber beten und nicht furchtsam sein.

Was ist, wenn wir irgendetwas, um das wir beten, nicht schon morgen bekommen? Haben wir heute etwas vergeudet? Haben wir heute zu viel gegessen – doppelt so viel, als wir benötigen? Wenn dies zutrifft, will der Herr uns wahrscheinlich eine Lehre erteilen, und es wird für uns, als Neue Schöpfung, zum Guten sein. Wenn wir aber weise und sparsam gehandelt haben, wird Er die notwendigen Dinge vorsehen. Wie der Prophet sagt: „Sein Brot wird ihm gegeben, sein Wasser versiegt nie.”

Wir können um die Befreiung vom Bösen beten. Dies sollte uns dahin führen, zu erkennen, daß es einen Bösen gibt, und daß wir nicht selbst seinen Angriffen hinreichend erfolgreich widerstehen können. Wir benötigen die Hilfe des Herrn zu aller Zeit, und es ist nötig, daß wir ständig darum beten und nicht schwach werden.

Wir können um die Vergebung unserer Übertretungen beten. Worauf der Herr uns in seinem Gebet aufmerksam macht, ist, daß wir um die Vergebung unserer täglichen Übertretungen nachsuchen, die uns Tag für Tag unterlaufen. Diese Übertretungen sind das Ergebnis unserer fleischlichen Unvollkommenheit. Die Übertretungen unseres Fleisches, die heute geschehen, sollten aber viel geringer und weniger sein, als dies bei uns vor zehn, vor fünf oder vor einem Jahr der Fall war.

Es ist das Beste, wenn wir keine festgelegte Formulierung von Worten im Gebet benutzen, sondern nur im Voraus an das denken, was wir uns nach dem Geist wünschen, – mehr Glauben, mehr Geduld, mehr Sanftmut, mehr Liebe. Natürlich werden wir wünschen, unseren Dank auszusprechen für die göttliche Vorsorge und einen Fortbestand derselben erbitten. Solche Gebete, auch wenn sie einfach sind, werden dem Himmlischen Vater angenehm sein. Die Gebete, über die in der Bibel berichtet wird, sind im allgemeinen nicht lang. Gott nimmt all die guten Gedanken und Empfindungen unserer Sinne als unsere Gebete ebenso wie jene an, die durch unsere Zunge zum Ausdruck gebracht werden.

Andere Feststellungen unseres Herrn und auch der Apostel scheinen zu verstehen zu geben, daß wir nicht mutlos werden sollen. Nachdem wir für bestimmte Dinge gebetet haben, sollten wir diese ständig im Sinn behalten und nicht denken, daß dieses Gebet, weil es nicht sofort von Gott beantwortet wurde, niemals beantwortet würde. Dies würde den Anschein haben, besondere persönliche Dinge geltend zu machen. Unser Leittext scheint den Gedanken zu beinhalten, daß wir den Nutzen des Gebets in allen Vorkommnissen des täglichen Lebens im Sinn habend, wiederholt zum Thron der Gnade kommen sollten, um die benötigte Hilfe zu erlangen.

Die Philosophie des Gebets

Wird Gott uns vergessen, wenn wir Ihn nicht um Dinge bitten, und sich weigern die Rolle eines Vaters zu übernehmen? Die Antwort der Schriften ist, daß dies nicht so sein wird. Gott hat reichliche Vorsorge für Seine Kinder getroffen. Aber wir sind so erschaffen worden, daß die Ehrfurcht vor Gott und der Wunsch nach Gebet zu den höchsten Eigenschaften unserer menschlichen Natur zählen. Die Hilfsmittel der Verehrung und Geistigkeit sind in unserem Kopf. Und diejenigen, die sich nicht der Ausübung dieser höchsten Fähigkeiten erfreuen, erlangen nicht die richtigen Segnungen im Leben. Anstatt im Wohnzimmer des Verstandes zu leben, leben einige Leute sozusagen im Keller. Unsere wahre Freude kommt von der Ausübung der höchsten geistigen Fähigkeiten des Kopfes. Hier können wir mit Gott in Bezug auf die höchsten Dinge, die edelsten Dinge und die besten Dinge vertraut verkehren.

Die natürliche Neigung von einigen Menschen wendet sich eher den niedrigeren Fähigkeiten des menschlichen Verstandes zu als den höheren der anderen, die den edleren Empfindungen zugetan sind. Aber alle sind unvollkommen. Wenn daher Einige sich von der Sünde abgewandt haben und in die Schule Christi eingetreten sind, sind sie darauf angewiesen, zu beten, weil dies ihnen ermöglichen wird, zu den besten Ergebnissen ihrer eigenen natürlichen Vereinigungen geistiger Fähigkeiten zu gelangen. Wenn sie regelmäßig im Gebet zum Herrn kommen, ziehen sie die besten Eigenschaften ihrer eigenen Sinne an. Auf diese Weise benutzt die Neue Schöpfung die höchsten Fähigkeiten der alten Natur, um die alte Natur von den natürlichen Gewohnheiten zu entwöhnen, die durch die Schwachheiten des Fleisches zugenommen hatten.

Schädlicher Einfluß infolge der Vernachlässigung des Gebets

Es gibt einen großen Segen, der vom Gebet her kommt. Wenn das Gebet vernachlässigt wird, können wir eine bestimmte Menge schädlicher Einflüsse wahrnehmen, wohingegen die Neuen Schöpfungen, wenn sie beständig im Gebet zum Herrn kommen, auf diese Weise die höheren Hilfsmittel des Verstands benutzen. Er offenbart die höchsten Eigenschaften, welche der Gerechtigkeit und Wahrheit dienen und dem Wachstum der Neuen Natur. Die Neue Natur, die von den höheren Hilfsmitteln des Verstandes Gebrauch macht, macht Fortschritte in der Charakterstruktur und im Dienst des Herrn.

Das Gebet ist der lebendige Atem der Neuen Natur. Wir können unsere alten Leiber nicht kontrollieren noch das Beste aus ihnen herausholen, es sei denn, wir folgen der Anweisung unseres Herrn, zu beten. Wenn das Gebet für unseren Herrn wichtig war, welcher vollkommen war, und wenn er es für nötig hielt, oftmals im Gebet zum Vater zu gehen, so ist es ebenso für uns eine Notwendigkeit, im Gebet zum Vater zu kommen, damit wir mehr und mehr umgestaltet werden können durch die Erneuerung unserer Gedanken. Dies bedeutet nicht, daß wir immer auf unseren Knien liegend beten sollten, sondern daß wir regelmäßig und wenn möglich wenigstens jeden Abend und jeden Morgen beten sollten.

Einige mögen im Stehen zu beten vorziehen und andere im Knien, einige mit offenen Augen und andere mit geschlossenen Augen. Bei alldem gibt uns der Herr die Freiheit, nach unserem eigenen Urteil zu handeln. Es sollten aber gegenüber dem Herrn einige formelle Vorgehensweisen beachtet werden. Wir sollten nicht nur besondere Zeiten für das Gebet vorsehen, sondern auch den Geist des Gebets haben, der in allen Lebenslagen vorhanden sein sollte. Wenn wir in die Pflichten des Lebens eingebunden sind, sollte uns der Gedanke kommen, jetzt werde ich erst einmal nach dem Willen und Weg des Herrn Ausschau halten. Was soll ich in dieser Angelegenheit tun? Und nicht im Gebet ermattend denken wir darüber nach, was in diesem oder jenem Fall der Wille des Herrn sein würde. Auf diese Weise werden wir an jenem Tag des Herrn Segnung und Führung in allem, was gut ist, erlangen.

Einige Menschen mit aktivem Geist mögen dazu neigen, das Licht der göttlichen Führung gering zu achten und zu sagen, ich weiß, was ich tue. Niemand hat mir etwas zu sagen, – weder der Herr noch irgendjemand sonst. Es scheint, daß bei solchen diese Neigung zunimmt und sie unfähig macht, irgendeinen besonderen Rat zu suchen.

Aber ein Kind Gottes sollte empfinden, daß es ein Vorrecht ist, des Herrn Zustimmung zu jedem Gedanken, jeder Handlung und jedem Wort zu haben. Was wir tun ist das Werk Gottes und nicht das unsrige. Und während es heute in einer bestimmten Weise getan wurde, bedeutet es nicht, daß es notwendigerweise immer so getan werden sollte. Es gibt bestimmte Dinge, die festgesetzt sind wie die Hügel, und andere, die es nicht sind. Und so verhält es sich auch mit unseren Erfahrungen. Der Herr mag uns heute eine bestimmte Erfahrung geben und morgen eine andere. Heute mag er uns zu stillen Wassern und grünen Auen führen; und morgen mag der Pfad dornig sein und durch unwegsames Gelände führen. So wachsen wir Tag für Tag in der Erkenntnis und in der Liebe, und wir sollten auf alles vorbereitet sein, was auch immer an Erfahrungen auf uns zukommen mag.

„Zufrieden was mein Los auch sei, da deine Hand mich führt so treu.”