Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Niemand kann zwei Herren dienen

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Herr und Diener, reicher Mann und Sklave, dies war durchaus ein Bild des täglichen Lebens in biblischen Zeiten. Reiche Leute besaßen Sklaven, die ihnen dienten und für sie arbeiteten. Diese wurden wie eine Wahre auf den Sklavenmärkten gekauft und zählten fortan zum persönlichen materiellen Besitz ihrer Käufer, die über diese frei verfügen konnten. Niemand fand etwas Unrechtes dabei, einen Sklaven für sich arbeiten zu lassen. Selbst im Kreis von Nachfolgern Jesu gab es Sklaven, wie uns der biblische Bericht im Buch „Philemon” zeigt.

Selbstverständlich begegneten auch Jesus und seine Jünger Sklaven und deren Herren, als sie predigend von Ort zu Ort gingen. Es ist darum auch nicht verwunderlich, daß unser Herr diese Situation aus dem alltäglichen Leben dazu benutzte, den Jüngern hinsichtlich ihres Dienstes in der Nachfolge und ihrer Verantwortung gegenüber Gott ein prinzipielle Lehre zu erteilen, indem er sagte: „Niemand kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird einem anhangen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.” – Matthäus 6:24

Das Wort „dienen” – niemand kann zwei Herren dienen – wird mit genau dieser Formulierung bis heute in diesem Sinne angewandt und hat Allgemeingültigkeit und -verständlichkeit erlangt. Es gibt aber einen wichtigen Unterschied zwischen einem Sklaven zur Zeit Jesu und einem Diener zur heutigen Zeit, der darin besteht, daß ein „Butler” oder Angestellter, der reichen Leuten dient, nicht das Eigentum seines Herrn ist und für seine Dienste entlohnt wird. In einer unserer Bibelübersetzungen, der Konkordanten Übersetzung, wird diesem Umstand Rechnung getragen. Die Übersetzung lautet hier: „Niemand kann zwei Herren sklaven … ihr könnt nicht Gott sklaven und dem Mammon sklaven.” Und die dazu gehörige Stichwortkonkordanz fügt als Erklärung hinzu: „sklaven”, „als Sklaven dienen”, „versklavt sein”, „als persönliches Eigentum eines Herren arbeiten, – was von „dienen” zu unterscheiden ist.”

Aus dieser interessanten Bemerkung ergibt sich die Logik, daß niemand zwei Herren als Sklave dienen kann, oder niemand Sklave zweier Herren gleichzeitig sein kann, weil er nur von einem gekauft wurde und als dessen persönlicher Besitz gilt. Selbst dann, wenn sein Herr ihn für eine Zeit lang ausleihen würde, könnte er in dieser Zeit nur dem dienen, der ihn ausgeliehen hat. Somit ist es absolut unmöglich zwei Herren zur gleichen Zeit zu dienen, oder Sklave zweier Herren zu sein.

Jesus richtete diese bedeutsamen Worte an seine Jünger, die ihm nachfolgten, und die sich geweiht hatten, um Gott allein zu dienen. Für uns aber ergibt sich hier die geistige Erkenntnis, daß auch wir mit unserer Weihung nur einem Herrn gehören, unserem Herrn Jesus – der uns sinnbildlich „auf dem Sklavenmarkt gekauft hat”. Er hat uns für Gott gekauft, als wir noch Sünder waren und Gott nicht kannten. – Römer 5:8

Wir gehören gleich einem Sklaven der Vergangenheit nicht uns selbst, sondern dem, der uns erkauft hat. Unser Herr hat für uns bezahlt mit seinem kostbaren Erlösungsblut. – 1. Korinther 6:19 und 20, Offenbarung 5:9 Und auch unser Himmlischer Vater hat aus Liebe zu den Menschen mit einem hohen Preis bezahlt, indem Er Seinen geliebten, einziggezeugten Sohn für uns gab, damit alle Menschen durch sein vergossenes Blut Leben erlangen können. – Johannes 3:16

Gott hat ein Anrecht auf unsere Liebe, auf unsere Dankbarkeit und auf unsere freudige Bereitschaft, Ihm zu dienen – ja, Ihm allein zu dienen. Leider ist dies zu allen Zeiten nur von wenigen Menschen erkannt und in die Tat umgesetzt worden. – Matthäus 4:10, Lukas 17:11 – 18

Du sollst keine anderen „Götter” anbeten

In den zehn Geboten, die Gott an Sein Bundesvolk richtet, die aber auch für das geistige Israel gegeben und zu beachten sind, enthält das erste Gebot die Forderung: „Du sollst keine andern Götter haben, neben mir … Du sollst dich vor ihnen nicht niederwerfen und ihnen dienen.” – 2. Mose 20:2

Nach seiner Weihung am Jordan, in der sich Jesus Seinem Himmlischen Vater in der Taufe im Jordan übergeben hatte, um gleich einem Sklaven den Willen Gottes, seines Herrn, zu tun, erschien ihm der Satan in der Wüste, um ihn in drei Anläufen zu versuchen. Bei der dritten Versuchung nimmt er Jesus mit auf einen „sehr hohen Berg” und zeigt ihm „alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit”, und er spricht zu ihm: „Dies alles will ich dir geben, wenn du niederfallen und mich anbeten willst.” – Matthäus 4:9

Tatsächlich ist der Satan der Gott dieser (bösen) Welt und konnte dem Herrn dieses verlockende Angebot machen. Die Versuchung bestand darin, daß er Jesus mit einer großen Belohnung dazu verleiten wollte, sich auch vor ihm niederzubeugen, wie Jesus sich vor dem Vater niederbeugte. Der Herr antwortete ihm mit dem Wort Gottes: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen” – worauf ihn der Satan sogleich verlies. – Verse 10 und 11

Was der Teufel bei unserem Herrn nicht erreichen konnte, versucht er jetzt bei den Leibesgliedern Jesu zu erreichen. Natürlich weiß der Widersacher, daß sich kein wahrer Christ vor erkennbaren Göttern eines anderen Glaubens niederbeugen und ihnen dienen würde, und so versucht er sie für andere „moderne Götter” wie Trachten nach Wohlstand und Geld und Vergnügen zu interessieren, die ihnen die Zeit für geistige Dinge, für das Nachsinnen über Gottes herrlichen Plan rauben – indem auch er weiß, daß niemand zwei Herren dienen kann.

Der Götze Mammon

Jesus kennzeichnet in seinem Ausspruch den Mammon als einem der gefährlichsten „Götter” dieser Welt, der von vielen Menschen sinngemäß „angebetet” wird. Das Wort „Mammon” ist in unsere Sprache als ein Begriff für Reichtum und Geld übernommen worden, obgleich der Ursprung den wenigsten bekannt ist.

Im Calwer Bibellexikon wird der Wortbegrff „Mammon” wie folgt erklärt: „Mammon (Mamon), ein vielleicht aus dem Punischen stammendes Fremdwort, das Matthäus und Lukas in seinem semitischen Laut in den griechischen Text aufnahmen. Es bedeutet: Vermögen, Besitz, Habe, vielleicht auch Gewinn, jedenfalls nicht nur Geld, sondern alles was Geldwert hat.”

Zur Ergänzung wollen wir auch noch die Ausführungen eines griechischen Lexikons anführen, in dem es heißt: „Mammonas ist ein syrisches Wort, in Syrien als Gott des Reichtums angebetet, wurde er auch in Griechenland als Mammonas = Reichtum bekannt. Nach der Mythologie Sohn des Jason und der Demitra. Mammonas bedeutet: Der Gott des ungerechten Reichtums, der aus verschiedenen Ungerechtigkeiten entstanden ist.”

In der Umgangssprache spricht man vom „schnöden” Mammon – was dem Wort Mammon einen negativen Beigeschmack gibt. Und es ist eine sprichwörtliche Redensart, daß „Geld (Mammon) die Welt regiert” und „Geld den Charakter verdirbt”. Wer könnte dem widersprechen! Bei Bestechung und Erpressung, bei Prostitution und Rauschgifthandel, bei Waffengeschäften und Wirtschaftsverbrechen geht es immer um viel Geld, das zum Schaden anderer durch betrügerische Taten und verbrecherische Handlungen angehäuft wird. Jeder weiß, daß materieller Besitz zu Unabhängigkeit, Ansehen und Macht führt, wobei zumeist niemand darauf achtet, wie er zustande gekommen ist . Man sagt diesbezüglich „Geld stinkt nicht”. Die Bibel aber spricht vom „ungerechten Mammon”.

Wir wollen hier aber auch feststellen, daß der Reichtum an sich nichts Unehrenhaftes ist, wenn er auf redliche Weise mit Fleiß und durch eigene Arbeit entstanden ist. Abraham, David und Salomo waren zu ihrer Zeit sehr reich und wurden von Gott nicht wegen ihres Reichtums getadelt, weil dieser rechtschaffen erworben wurde. Es ist die Geldliebe und Geldgier und die damit verbundene „Anbetung des Mammon”, die verwerflich ist. Der Begriff Mammon birgt jedoch in sich den Gedanken von einem Reichtum, der auf ungerechte Art und Weise zusammengerafft wurde.

Jakobus spricht prophetisch über eine Klasse von geldgierigen Reichen, die sich auf Kosten der Armen „in den letzten Tagen” bereichert hat: „Ihr habt Schätze gesammelt in den letzten Tagen. Siehe, der von euch vorenthaltene Lohn der Arbeiter, die eure Felder geschnitten haben schreit, und das Geschrei der Schnitter ist vor die Ohren des Herrn Zebaoth gekommen. Ihr habt auf der Erde in Üppigkeit gelebt und geschwelgt; ihr habt eure Herzen gemästet an einem Schlachttag.” – Jakobus 5:1 – 6

Der Apostel Paulus schreibt an Timotheus: „Dies aber wisse, daß in den letzten Tagen schwere Zeiten eintreten werden, denn die Menschen werden selbstsüchtig sein, geldliebend, prahlerisch … unheilig … mehr das Vergnügen liebend als Gott.” – 2. Timotheus 3:1 – 5

Paulus könnte diese Worte in unserer Zeit geschrieben haben, so deutlich skizzieren sie die Tage und das Umfeld, in dem wir leben. Sie sprechen von dem tiefen Fall des Menschen und seinen Auswirkungen unter der Sünde. Selbstsucht ist die Motivation, die den Menschen zu ungerechten Taten antreibt und all sein Handeln begleitet. An die Stelle des wahren Gottes sind andere „Götter” getreten, der Gott des Hochmuts, des Vergnügens und des Geldes, der „Gott” Mammon. Letzterem wird die größte Achtung und Anbetung gezollt, und ihm opfern die meisten Menschen ihre Zeit und Kraft.

Ist dies aber ausschließlich ein Abbild der ungläubigen Welt, der Nationen, die nie von dem wahren Gott gehört haben? Leider nicht! Dies ist durchaus auch ein Bild der Christlichen Nationen, die, wie Paulus erklärt „eine Form der Gottseligkeit haben, deren Kraft aber verleugnen”. – 2. Timotheus 3:5

Geldliebe unter den Nachfolgern Christi

Daß Geldliebe schon unter den ersten Nachfolgern unseres Herrn eine verderbliche Rolle gespielt hat, zeigt uns der Verrat des Judas, der sich aus der gemeinsamen Kasse der Jünger bediente, und der den Herrn für 30 Silberlinge verriet. Auch Sapphira und Ananias trieb die Geldliebe dazu einen Teil des Kaufpreises, den sie für den Verkauf eines Grundstücks bekommen hatten, beiseite zu schaffen und die Apostel darüber zu belügen und es kostete sie ihr Leben. – Apostelgeschichte 5:1 – 11

Jahrhunderte später, als der verderbliche Abfall kam, und sich allmählich das Papstum entwickelte und Macht auszuüben begann, wurde die Liebe zu Reichtum und Luxus der alles beherrschende Gedanke in der Kirche, die sich nur noch dem Namen nach als die Kirche Christi bezeichnen konnte. Zwar ist der Ablaßhandel ein Übel der Vergangenheit – aber die Geldliebe ist geblieben.

Bei den wahren Nachfolgern des Herrn sollte es keine Geldliebe geben. Wahrer Friede und wahres Glück sind nicht zu kaufen und entstehen nicht durch irdischen Reichtum, sondern dadurch, daß wir im Glauben ruhen und Gottes Fürsorge in unserem Leben erkennen und dafür dankbar sind. Bedenken wir, daß aller irdischer Reichtum vergeht und nur der geistige Reichtum, den wir durch das Studium der Schriften erlangen, über den Tod hinaus Bestand hat.

Unser Reichtum besteht in dem Verständnis des Wortes Gottes, in den „überaus kostbaren Verheißungen”, die uns Gott in Seinen Aussprüchen gegeben hat, und, daß wir im Gebet durch unseren Herrn zum Himmlischen Vater kommen und Ihm für alles danken können. Unser Reichtum besteht in der Gemeinschaft des Geistes mit unserem Herrn und seinem Volk. Unser Reichtum besteht in Schätzen, die wir im Himmel sammeln, und die beständig und unzerstörbar sind. – Matthäus 6:19 – 21

Geldliebe – eine Wurzel alles Bösen

Diesbezüglich schreibt Paulus an Timotheus: „Die aber reich werden wollen, fallen in Versuchung und Fallstrick und in viele unvernünftige und schädliche Begierden, welche die Menschen in Verderben und Untergang versenken: denn eine Wurzel alles Bösen ist die Geldliebe, nach der einige getrachtet haben und von dem Glauben abgeirrt sind und sich selbst mit vielen Schmerzen durchbohrt haben. Du aber, o Mensch Gottes fliehe diese Dinge … .” – 1. Timotheus 6:9 und 10

Die Geldliebe ist „eine Wurzel alles Bösen”, weil mit ihr selbstsüchtige Interessen verfolgt werden. Sie steht im Gegensatz zu dem großen Gebot Gott über alles zu lieben und den Nächsten wie sich selbst. Geldliebe ist ein Köder des Bösen und eine Fußangel mit der der Widersacher Menschen fängt und von Gott fernhält. Satan ist der Gott, der mit dem „ungerechten Mammon” angebetet wird. Und wer dem ungerechten Mammon dient, der dient dem Satan.

Unser Herr erklärte, daß „niemand zwei Herren dienen kann”. Niemand kann entgegengesetzte Grundsätze miteinander vereinbaren, wie auch aus einer Quelle nicht süßes und bitteres Wasser sprudeln kann. Niemand kann zu einem Teil nach den Grundsätzen Gottes leben und zum anderen Teil nach den Grundsätzen Satans. Niemand kann die Prinzipien der Liebe und Gerechtigkeit wertschätzen und ebenso die Prinzipien der Selbstsucht und Ungerechtigkeit. Auch ist es unmöglich Gott zu lieben und ebenso die ungerechte, vom Satan beeinflußte Welt. Auch dies sind für einen wahren Christen zwei unvereinbare Dinge – 1. Johannes 2:15

Die Schrift sagt uns, daß Gott solche Anbeter sucht, die Ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten – die Ihn allein anbeten. „Gib mir mein Sohn dein Herz, und laß deine Augen gefallen haben an meinen Wegen.” – Sprüche 23:26

Gott erforscht unsere Herzen, ob sie ungeteilt mit Ihm sind. Er fordert uns zu einer klaren Entscheidung auf, welchem Herrn wir dienen wollen – welchem wir mit ungeteiltem Herzen dienen wollen – Ihm oder dem Mammon. Beiden zu dienen ist nicht möglich. „Ihr könnt nicht Gott und dem Mammon dienen.”