Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Ich habe den HERRN stets vor Augen

Lesedauer: 18 Minuten

„Ich habe den HERRN stets vor Augen; weil er zu meiner Rechten ist, werde ich nicht wanken.” – Psalm 16:8

Dieser prophetische Psalm betrifft Jesus und beschreibt seinen Herzenszustand, während er als ein Mensch auf Erden wandelte, wie dies durch den Psalmisten David Jahrhunderte zuvor verkündet wurde: „Bewahre mich, Gott, denn ich berge mich bei dir!” – Psalm 16:1 Während seiner ersten Gegenwart erkannte unser Herr gut, daß er ohne Gottes Fürsorge, Leitung und Schutz den Fallen des Widerachers nicht widerstehen oder seine langersehnte Hoffnung erlangen könnte, ein Teil der Familie Gottes auf höchster Stufe der Existenz zu werden. Die Bibel drückt es in dieser Weise aus: „Ich habe zum HERRN gesagt: ‚Du bist mein Herr; es gibt kein Glück für mich außer dir.‘ An den Heiligen, die auf Erden sind, an den Herrlichen ist all mein Wohlgefallen.” – Psalm 16:2 und 3

Wir kennen diesen wunderschönen Psalm, weil der Apostel Petrus aus diesem im zweiten Kapitel der Apostelgeschichte die Verse 25 bis 28 zitierte, und Paulus auf diese hinweist in einem seiner Briefe. – Apostelgeschichte 13:32 – 37 In jedem Einzelfall zeigen sie, daß David nicht von sich sondern von der Auferstehung Jesu Christi sprach. – Apostelgeschichte 2:29 – 31 So haben wir die verläßliche und inspirierte Autorität, diese Worte Jesus zuzuschreiben und zu wissen, daß sie seine Hoffnungen und Gefühle des Herzens ausdrückten.

In unserem Leittext ist das deutsche Wort „wanken” von dem hebräischen Wort mot übersetzt worden. Dieses Wort bedeutet, zu wanken, zu rutschen oder zu fallen. Prophetisch sagt es in freien umschreibenden Worten: „Weil ich Gott stets vor Augen habe, und weil er zu meiner Rechten ist, werde ich nicht wanken, ausrutschen oder fallen.” Dies ist eine sehr wichtige Feststellung, weil sie eine Auskunft über eines der „Geheimnisse” oder heiligen Geheimnisse des Göttlichen Planes gibt. Nur die wahren Jünger Christi, die von Gottes Heiligem Geist gezeugt sind, kennen diese Geheimnisse. Das heilige Geheimnis in unserem Leittext ist, daß unser Herr hätte wanken, ausrutschen oder fallen können. Es war möglich, daß er seine Mission hätte verfehlen können. Wir wissen, daß Jesus am Ende seines Laufes den Willen seines Himmlischen Vaters in jeder Einzelheit vollkommen auszuführen hatte, der Reihe nach, um eine Auferstehung von den Toten zu erlangen.

Unser Leittext erklärt, wie unser Herr Jesus während seines irdischen Laufes imstande war, sein Ziel zu erreichen. Es war so, weil er Gott stets vor Augen hatte. Jesus war sich völlig der Pläne und Absichtens seines Vaters bewußt, wie sie ihn betrafen. Dieses Bewußtsein kam durch sein intensives Studium und sein Nachsinnen über die Heiligen Schriften von Kindheit an, und später, nach seiner Taufe, durch die weitere durch den Heiligen Geist vorgesehene Erleuchtung. Gott stets „vor Augen zu haben” bedeutete die Kraft des Allmächtigen zur Unterstützung, zum Rat, zur Stärkung und Erleuchtung sofort zur Verfügung zu haben. Jesus besaß ein völliges Verständnis des Planes Gottes und seiner Beziehung zu dem Vater in jenem Plan, und er verließ sich völlig auf des Vaters Anordnungen und des Vaters Kraft, Seinen Willen auszuführen.

Enthüllung durch den Heiligen Geist

Die Schriften zeigen, daß unser Herr Jesus bis zur Zeit seiner Weihung zu Gott und seiner Annahme durch Ihn, durch die Gabe des Heiligen Geistes im Alter von 30 Jahren, nichts Näheres über die ihn betreffenden Einzelheiten des Planes Gottes wußte. Er wurde als ein Kind in diese Welt hineingeboren und erlangte seine erste Erkenntnis von Gott durch seine natürlichen Sinne, wie es bei uns allen geschieht. Zweifellos wurde er durch seine Mutter Maria und seinen Stiefvater Joseph über Gottes Wort unterwiesen, die treue und fromme Israeliten waren. Im Alter von zwölf Jahren saß Jesus mit den jüdischen religiösen Lehrern im Tempel in Jerusalem. Er hörte ihnen zu und stellte Fragen. – Lukas 2:41 – 52 Aufgrund seines brillanten, vollkommenen Verstandes häufte er Informationen viel schneller an als Kinder gleichen Alters. Er verstand jedoch erst nach seiner Zeugung durch den Heiligen Geist, was das Besondere war, das sein Vater von ihm zu tun wünschte, seine Mission bis zum Ende erfolgreich durchzuführen.

Viele Schriften über unseren Herrn und seinen irdischen Dienst waren prophetisch. In einem weiteren Psalm lesen wir: „An Schlacht- und Speisopfern hattest du kein Gefallen, Ohren hast du mir gegraben; Brand- und Sündopfer hast du nicht gefordert.” – Psalm 40:7 Wenn wir diese prophetischen Worte umschreiben, sagte Jesus:„ Ich erkenne, daß Du, lieber Vater, mit dem Blut von Stieren und Böcken nicht zufriedengestellt wurdest. Sie waren nur Bilder, die die Tatsache anzeigten, daß mein vollkommenes Leben ausgegossen und Dir dargestellt werden mußte als ein entsprechender Preis an Stelle von Adam, damit die Menschen Leben erlangen können.” – 3. Mose 16, Hebräer 10:1 – 12, Römer 5:18 und 19

Offensichtlich war es auch zu dieser Zeit, daß Jesus über seine vormenschliche Existenz erfuhr. – Sprüche 8:22 – 31 Er wurde durch die Schriften darauf aufmerksam gemacht, daß er, Gottes einziggezeugter Sohn, von dem Hof des Himmels in den Leib der Maria übertragen worden war zu dem Zweck, sein Leben im Opfer niederzulegen. – Lukas 1:35 und 2:25 – 35 Bis zu diesem Punkt in seinem irdischen Leben erkannte Jesus nicht völlig seine Bestimmung im Plan Gottes und die Tatsache, daß er sterben müsse, als ein entsprechender „Lösegeld” Preis für Adam. – Matthäus 20:28, 1. Timotheus 2:5 und 6

Mit majestätischer Freude hörte Jesus, als er bei seiner Taufe durch Johannes aus dem Wasser stieg, Seines Vaters Stimme über ihn vom Himmel sagen, „Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.” – Matthäus 3:16 und 17 Diese wunderbare Versicherung der Gunst und Liebe Gottes war vielleicht die erste hörbare Kundgebung, die er je gehabt hatte. Was dies für eine die Seele erfrischende und beruhigende Erfahrung für Jesus gewesen sein muß, als er den ersten Schritt zu seinem dreieinhalb Jahre währenden Dienst tat.

Der verheißene Lohn

Zur gleichen Zeit wurde er sich einer weiteren erstaunlichen Tatsache bewußt. Er begriff nicht nur, daß er an Adams Stelle sterben müsse, sondern bemerkte zum ersten Mal, daß, wenn er treu wäre, er eine himmlische Auferstehung haben würde, als ein göttliches Wesen – auferstehen würde zu einem geistigen Reich – auf Seines Himmlischen Vaters eigener Ebene der Existenz. Eine Schriftstelle, die Jesus in diesem Zusammenhang sicherlich in den Sinn kam, die prophetisch über seinen Tod als auch über seine Auferstehung sprach, waren diese Worte Gottes: „Darum werde ich ihm Anteil geben unter den Großen, und mit Gewaltigen wird er die Beute teilen: dafür, daß er seine Seele ausgeschüttet hat in den Tod und sich zu den Verbrechern zählen ließ. Er aber hat die Sünde vieler getragen und für die Verbrecher Fürbitte getan.” – Jesaja 53:12

Wohlgeruch – Symbol des annehmbaren Opfers

Dieses Merkmal des vorbildlichen Versöhnungstags Israels weist darauf hin, daß es für Jesus, um die Verheißung göttlichen Lebens zu erlangen, absolut notwendig war, Gott in Treue zu gehorchen. Wenn der Hohepriester in das Heilige der Stiftshütte ging, „seine beiden Hände voll von wohlriechendem, kleingestoßenem Räucherwerk”, und es über die feurigen Kohlen auf dem goldenen Altar streute, stellte es unseres Herrn vollkommenes Opfer dar. – Vers 12 Zwei Hände voll von dem wohlriechendem Räucherwerk war alles, was der Priester halten konnte und stellte Jesu Opfer seines ganzen Wesens dar. Wenn der Hohepriester es über die Feuerkohlen streute, so brachte es eine Duftwolke hervor, die den Raum füllte – einen süßen Duft oder Geschmack, der auf diese Weise in das Allerheiligste eindrang, um den Gnadenstuhl zu bedecken. Nur dann konnte der Hohepriester in das Allerheiligste hineingehen. Wenn die Wolke des Wohlgeruchs, die Gottes Annahme der Versöhnungstagsopfer anzeigte, ihm nicht vorausgegangen wäre, wäre der Hohepriester, als er in das Allerheiliste einzutreten versuchte, gestorben.

Jesus wußte von der Zeit seiner Erleuchtung an durch sein Verständnis um den Plan Gottes, daß der Vater alle seine Erfahrungen bestimmen würde, und daß er jede einzelne völlig zu bestehen habe. Wenn er auf diesem schwierigen Weg erfolgreich sein würde, er nicht nur als ein geistiges Wesen auferstehen würde, sondern auf Gottes eigener Ebene des Seins. Wir können besser wertschätzen, wie der Wohlgeruch diesen Punkt in den Worten des Apostel Paulus illustriert, der an dieses Bild gedacht haben mag, als er sagte: „Seid nun Nachahmer Gottes als geliebte Kinder! Und wandelt in Liebe, wie auch der Christus uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat als Opfergabe und Schlachtopfer, Gott zu einem duftenden Wohlgeruch.” – Epheser 5:1 und 2

Wir, die die Erkenntnis der Geheimnisse Gottes besitzen, müssen zugeben, daß wir sie nur aus einem Grund besitzen, weil wir ein Teil des Leibes Christi sind. Als solche müssen wir unser Leben im Opfer niederlegen, wie Jesus es tat. Wir sind zu diesem Zweck berufen worden, und unsere Sinne sind erleuchtet worden von dem Heiligen Geist. Jesus wurde geprüft und mußte vollkommen wandeln, um eine Auferstehung und Erhöhung zur göttlichen Natur zu erlangen. Wir verstehen also, daß die gleichen Bedingungen an uns gestellt werden mit der einzigen Ausnahme, daß in unserem Fall keine Vollkommenheit in diesem Zeitlauf verlangt wird, wie es bei Jesus war. Auf alle andere Weise jedoch sind die Lektionen, die Jesus lernte, und die für seine Entwicklung notwendig waren, auf seine geweihten Leibesglieder anwendbar und nötig. Er lernte den Willen Gottes in Bezug auf sich, und wie er ihn auszuführen hatte, und so verhält es sich auch bei uns.

Erfahrungen wirken zusammen zum Guten

Wie bei Jesus wählt Gott auch bei uns unsere Erfahrungen aus. Wenn jede Erfahrung entsprechend angenommen wird, wird sie uns weiterentwickeln, ein annehmbarer Teil des Leibes Christi zu sein, um ein geistiges Erwachen auf der göttlichen Ebene zu erlangen. Paulus stellt fest: „Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen die nach (seinem) Vorsatz berufen sind. Denn die er vorher erkannt hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.” – Römer 8:28 und 29

Die Gewißheit, daß Gott alles überwaltet, uns und jede Situation in unserem Leben, ob zeitlich oder geistig, sollte uns eine Haltung des Geistes geben, in der wir uns nicht über unangenehme, prüfende oder schwierige Erfahrungen beunruhigen oder ärgern. Wir sollten lernen, sie anzunehmen, wie unser Herr Jesus es tat. Er wußte, daß er leiden und sterben müsse. Trotzdem war er bereit sich Gottes Willen in jedem Fall in der Weise zu unterwerfen, in welcher er durch Prophezeiungen des Alten Testamentes und durch die Macht des Heiligen Geistes unterwiesen worden war.

Jesus kehrt nach Nazareth zurück

Nachdem Jesus von Johannes im Jordan getauft worden war und nach vierzig Tagen der Versuchung in der Wüste, die er erfolgreich bestanden hatte, „kehrte Jesus in der Kraft des Geistes nach Galiläa zurück, und die Kunde von ihm ging hinaus durch die ganze Umgegend. Und er lehrte in ihren Synagogen, geehrt von allen.” – Lukas 4:14 und 15 Wir lesen als Nächstes: „Und er kam nach Nazareth, wo er erzogen worden war; und er ging nach seiner Gewohnheit am Sabbattag in die Synagoge und stand auf um vorzulesen.” – Vers 16

Es ist für uns von besonderem Interesse, die Schriftstelle zu lesen, die Jesus an jenem Tag aussuchte und vorlas, weil sie die Andeutung eines weiteren heiligen Geheimnisses Gottes beinhaltet. Als Jesus in der Mitte der Synagoge stand, „wurde ihm das Buch des Propheten Jesaja gereicht; und als er das Buch aufgerollt hatte, fand er die Stelle, wo geschrieben war: ‚Der Geist des HERRN ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, Armen gute Botschaft zu verkündigen; er hat mich gesandt, Gefangenen Freiheit auszurufen und Blinden, daß sie wieder sehen, Zerschlagene in Freiheit hineinzusenden, auszurufen ein angenehmes Jahr des Herrn. Und als er das Buch zugerollt hatte, gab er es dem Diener zurück und setzte sich; und aller Augen in der Synagoge waren auf ihn gerichtet.” – Lukas 4:17 – 20, Jesaja 61:1 und 2

Die Redensart „auszurufen ein angenehmes Jahr des Herrn” zeigt uns, daß Jesus wußte, daß der Messias nicht allein in seiner Person bestand. Es gab für ihn keinen Grund, eine solche Botschaft zu predigen, wenn nur er selbst den Messias beinhaltete. Jesus wußte jedoch, daß er und seine treuen Leibesglieder jene Unterscheidung und Ehre teilen würden, und daß es das „angenehme Jahr des Herrn” war, um diese wunderbare und edle Einladung jenen anzubieten, die hörende Ohren und sehende Augen hatten. – Matthäus 13:16 Er wußte auch, daß die Salbung, die er von Gott hatte, auf sie übergehen würde, wie wir in 1. Johannes 2:27 lesen: „Und ihr! Die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt, bleibt in euch.”

Als Jesus „die Buchrolle zugerollt hatte” sagte er im Kern der Umschreibung: „Ich unterbrach das Lesen der Prophezeiung Jesajas an diesem Punkt, weil die Äußerung, die folgt, zu einer späteren Zeit, während des Evangelium-Zeitalters, erfüllt werden soll.” Die nachfolgenden Worte der Prophezeiung, die Jesus wegließ, waren: „auszurufen das Gnadenjahr des HERRN und den Tag der Rache für unseren Gott, zu trösten alle Trauernden, den Trauernden Zions (Frieden), ihnen Kopfschmuck statt Asche zu geben, Freudenöl statt Trauer, ein Ruhmesgewand statt eines verzagten Geistes, damit sie Terebinthen der Gerechtigkeit genannt werden, eine Pflanzung des HERRN, daß er sich (durch sie) verherrlicht.” – Jesaja 61:2,3

Durch den Ausschluß dieser Teile der Prophezeiung in seiner Feststellung gegenüber dem Volk von Nazareth deutete Jesus an, daß der Rest der Prophezeiung später erfüllt würde. Weil wir am Ende des Zeitalters leben, da die Zeit gekommen ist, den Rest der Botschaft zu verkünden, haben wir eine weitere kostbare Wahrheit offenbart, die für uns bedeutsam ist. Wir sind unter den Gesalbten, die Gott erwählt hat, eine Botschaft für unsere Zeit zu verkünden – während der Erntezeit des Evangelium-Zeitalters. Wir wollen unsere Mission in Treue ausführen, wie Jesus seine Mission erfüllt hat.

Werke des Messias

Als Jesus seinen Dienst fortsetzte, verrichtete er viele Wunder, um die Aufmerksamkeit auf diejenigen zu richten, die seine Jünger werden sollten, indem er sie erkennen ließ, daß der Messias in ihrer Mitte war. Seinem zuerst berichteten Wunder folgend finden wir diese Worte: „Diesen Anfang der Zeichen machte Jesus zu Kana in Galiläa und offenbarte seine Herrlichkeit; und seine Jünger glaubten an ihn.” – Johannes 2:11 Jesus gab durch die verschiedenen Wunder, die er verrichtete, solche wie Kranke und Schwache zu heilen, Dämonen auszutreiben und sogar Tote aufzuerwecken, einzelne Proben von dem viel großartigerem und allumfassenderem Werk, welches durch den Messias ausgeführt wird, wenn dieser vollständig und in sein Amt über die Erde eingesetzt ist. Er tat diese Dinge, um zu zeigen, daß er tatsächlich der Messias war. Diese Wunder waren jedoch nur Beispiele des größeren Werkes des Messias in seiner Vollständigkeit, wenn die Kirche vollendet ist, und die Messianische Herrschaft beginnt. Dieses größere Werk wird einen jeden, jedes menschliche Wesen auf Erden, betreffen, die Auferstehung der Toten und die Gelegenheit, die jeder Person gegeben werden soll zur Wiederherstellung zur völligen Gesundheit, des Glücks, der Rechtschaffenheit und des ewigen Lebens auf Erden. – Offenbarung 21:3 – 5

Als Jesus auf dem Weg nach Emmaus zweien seiner Jünger erschien, begann er als ein Fremder zu ihnen über die Prophezeiungen Gottes zu sprechen. Er fragte sie: „Mußte nicht der Christus dies leiden und in seine Herrlichkeit hineingehen?” – Lukas 24:26 Der ganze Messias – oder die Christus-Klasse – muß ihre Leiden vollenden. Dann wird die Herrlichkeits-Phase in ihrer Gesamtheit folgen, welche vollendet wird in der Segnung „aller Geschlechter der Erde”, in dem vollständigsten und andauerndem Sinn. – 1. Mose 12:3 und 22:18

Einer der Wege, auf welchem Jesus „den Herrn stets vor Augen hatte”, war sein Gebetsleben. Wir haben einen Bericht, der diesen Punkt zeigt, als er viele in dem Ort Kapernaum heilte, einschließlich Petrus’ Schwiegermutter. – Markus 1:21 – 33 Vers 34 sagt: „Und er heilte viele an mancherlei Krankheiten Leidende, und er trieb viele Dämonen aus und ließ die Dämonen nicht reden, weil sie ihn kannten.” Der Bericht sagt dann, „daß Jesus frühmorgens, als seine Jünger noch schliefen, aufstand und hinaus- und fortging an einen einsamen Ort, und dort betete.” – Vers 35 Zweifellos dankte er dem Vater für die Wunder, die er am vorhergehenden Tag vollbracht hatte. Demütig bekannte er und bestätigte er, daß diese durch die Macht Gottes geschahen. Es war nur möglich, weil Gott „zu seiner Rechten” war, daß er diese wundervollen Wunder tun konnte.

Der Schriftbericht fährt fort: „Und Simon und die, die mit ihm waren, eilten ihm nach; und sie fanden ihn und sagen zu ihm: Alle suchen dich. Und er spricht zu ihnen: Laßt uns anderswohin in die benachbarten Marktflecken gehen, damit ich auch dort predige; denn dazu bin ich ausgegangen.” – Verse 36 – 38 Hier wünschte Jesus den Aposteln zu zeigen, daß sein Auftrag, das Evangelium zu predigen, und die Wunder, die er vollbrachte, ein Vorgeschmack wären von der Herrlichkeit und dem Werk des Messias im nächsten Zeitalter. Es war in dieser Weise, daß er wünschte, sich selbst mit dem großen „Befreier” Israels und der ganzen Menschheit zu identifizieren – denen gegenüber, die Gott berufen würde, seine Jünger zu sein. – Römer 11:26

Der Beweis, der Johannes dem Täufer gegeben wurde

Der Beweis, daß Jesus, der langverheißene Messias sei, wird in dem Bericht, der seinen Vorgänger, Johannes den Täufer betrifft, erbracht, der von Herodes ins Gefängnis geworfen wurde. – Lukas 3:19 und 20 Fühlend, daß er bald getötet werden würde, wurde Johannes besorgt, ob Jesus wirklich der Messias sei. Seine gegenwärtigen Umstände schienen ihm unvereinbar mit dem zu sein, was er erwartete. Johannes dachte, daß der Gerechte nicht vernichtet werden sollte, wenn der Messias kommen würde, um Gottes Königreich in Israel aufzurichten.

Johannes wußte von seinem Vater Zacharias und seiner Mutter Elisabeth, daß Jesus der Messias war. Er wußte, daß der Engel Gabriel diese wundervolle Wahrheit der Cousine seiner Mutter, Maria, übermittelte, der Mutter Jesu. – Lukas 1:26 – 33 und 67 – 79 Nun war Johannes jedoch im Gefängnis, und er wunderte sich vielleicht, ob nicht etwas fehlgeschlagen wäre. Der Bericht erklärt uns, daß Johannes zwei seiner eigenen Jünger zu sich rief. Und er „sandte sie zum Herrn und (ließ ihm) sagen: Bist du der Kommende, oder sollen wir auf einen anderen warten?” – Lukas 7:19

Jesu Antwort auf die Frage der Jünger des Johannes war direkt und beruhigend. „In jener Stunde aber heilte er viele von Krankheiten und Plagen und bösen Geistern, und vielen Blinden schenkte er das Augenlicht. Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Geht hin und verkündet Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen wieder, Lahme gehen, Aussätzige werden gereinigt, Taube hören, Tote werden auferweckt, Armen wird gute Botschaft verkündigt.” – Verse 21 und 22 Der Herr wußte, daß diese Zeichen die Unsicherheit des Johannes beseitigen würde, daß er der Messias sei.

Erhebung der Gefangenen

Ein bemerkenwerter Bericht wird uns in den Schriften gegeben, der uns zeigt, wie unser Herr die Gegenwart seines Vaters wahrnahm, und wie völlig er erkannte, daß alles, was er vollbrachte, durch die Kraft Gottes getan wurde. Es ist die wunderbare Geschichte der Auferweckung Lazarus von den Toten. In diesem Bericht im 11. Kapitel des Johannes-Evangeliums wurde Jesus darüber informiert, daß sein geliebter Freund Lazarus sehr krank sei. Zu dieser Zeit hielt er sich in einiger Entfernung von Bethanien auf, wo Lazarus wohnte. Die Boten, die zu Jesus gesandt wurden und wußten, daß er Lazarus und seine zwei Schwestern, Marta und Maria, liebte, waren ohne Zweifel verwundert über sein Zögern sogleich zu seinem Heim in Bethanien zurückzugehen. – Verse 1 – 3 Vers 4 sagt, daß er, nachdem er von der Erkrankung des Lazarus erfahren hatte, sagte: „Diese Krankheit ist nicht zum Tode, sondern um der Herrlichkeit Gottes Willen, damit der Sohn Gottes durch sie verherrlicht werde.”

Als Jesus schließlich zum Haus des Lazarus kam, war dieser schon gestorben. Als erstes begegnete er Marta. Sie kam aus dem Haus, um Jesus zu treffen. Ihr starker Glaube kam zum Ausdruck, als sie ihm antwortete. Jesus sagte zu ihr. „Dein Bruder wird auferstehen. Marta spricht zu ihm: Ich weiß, daß er auferstehen wird in der Auferstehung am letzten Tag. Jesus sprach zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist; und jeder, der da lebt und an mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit. Glaubst du das? Sie spricht zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, daß du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.” – Johannes 11:23 – 27

Dann begegnete Jesus Maria, die auf Grund ihrer Trauer sich in einem kummervollem Gemütszustand befand. Jesus fragte: „Wo habt ihr ihn hingelegt? Sie sagten zu ihm. Herr, komm und sieh! Jesus weinte. Da sprachen die Juden: Siehe, wie lieb hat er ihn gehabt! … Jesus nun, wieder in seinem Innern erzürnt, kommt zur Gruft. Es war aber eine Höhle, und ein Stein lag davor. Jesus spricht: Nehmt des Stein weg! Die Schwester des Verstorbenen, Marta, spricht zu ihm: Herr, er riecht schon, denn er ist vier Tage hier.” – Johannes 11:34 – 39

„Jesus aber hob die Augen empor und sprach: Vater, ich danke dir, daß du mich erhört hast. Ich aber wußte, daß du mich allezeit erhörst; doch um der Volksmenge willen, die umhersteht, habe ich es gesagt, damit sie glauben, daß du mich gesandt hast. Und als er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus komm heraus! Und der Verstorbene kam heraus.” – Verse 41 – 44 Die dort standen und murrten sahen ihr Familienmitglied, ihren Freund und Nachbarn aus der Gruft hervorkommen, „an Händen und Füßen mit Grabtüchern umwickelt, und sein Gesicht mit einem Schweißtuch umbunden. Jesus spricht zu ihnen: Macht ihn frei und laßt ihn gehen!” Für eine vollständige Betrachtung und Auslegung dieser Szene, sowie der Freude von Maria, Marta und Lazarus bei der Rückkehr zu ihrem Heim, fehlt uns hier leider der notwendige Raum.

Vor diesem Ereignis hatte Jesus andere vom Todesschlaf erweckt. Dies war jedoch das erste Mal, daß er einen vom Tod auferweckt hatte, der buchstäblich in das Grab gelegt worden war, der „an Händen und Füßen mit Grabtüchern umwickelt war”. Hier gab es ein Beispiel, einen Vergleich von der Freilassung eines Gefangenen, der von dem großen Feind des Menschen gefangengenommen worden war – dem Tod. In der Bibelsprache wird der Begriff „Gefängnis” angewandt um symbolisch das Grab zu beschreiben – es bedeutet den Zustand des Todes. Die Auferweckung des Lazarus war in einem besonderen Sinn eine beruhigende Verheißung, daß die Zeit kommen würde, in der der Messias „die Gefangenen aus dem Gefängnis” hervorrufen würde. – Jesaja 42:6 und 7, 49:8 und 9; und 61:1 Vielleicht fragten die Jünger Jesus, ob auch andere aus diesem „Gefängnis” zurückkommen würden, die seiner Worte gedachten, die er bei einer vorhergehenden Gelegenheit äußerte, „Wundert euch darüber nicht, denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine (des Sohnes) Stimme hören und hervorkommen werden.” – Johannes 5:28 und 29

Ich werde nicht wanken

So bemerken wir, daß Jesus Christus, weil er sich sicher war, daß Gott ihm einen Platz in Seinem Plan zugewiesen hatte, den Vater immer vor sich gesetzt hatte. Er wußte, daß alles, was er in der Zeit seines Dienstes tat, durch die klaren Anweisungen Gottes getan wurde und mit Seiner Kraft. Jesus wußte, daß er alles, was ihm geschah, als von Gott kommend annehmen konnte. Er lernte den Gehorsam und wurde vollkommen gemacht – völlig vollkommen – durch die Dinge, die er erleiden sollte. – Hebräer 2:10 und 5:8

In den Stunden vor seiner Kreuzigung, als er die Schwere dessen vorausahnte, was vor ihm lag, erkannte Jesus, daß er den Wohlgeruch seiner Liebe und Unterwerfung vollständig und vollkommen ausströmen mußte. Und er ertrug diese feurigen Prüfungen und erkannte, daß sein Opfer fortbestehen müsse, um ein „süßer Wohlgeruch” zu sein, sogar bis in den Tod. – Epheser 5:2 Dies erkennend sagte Jesus zu Petrus: „Den Kelch, den mir der Vater gegeben hat, soll ich den nicht trinken?” – Johannes 18:11

Gehorsam und Unterwerfung gegenüber Gottes Willen werden auch von den Fußstapfennachfolgern Jesu gefordert. Als unvollkommene Wesen können wir nicht vollkommen handeln, aber wir müssen versuchen unsere Absichten mit unserem Himmlischen Vater so weit wie irgend möglich in Übereinstimmung zu bringen. Durch Gottes Gnade ist uns gestattet worden ein Verständnis für Seinen und ein Verhältnis zu Seinem Plan zu erlangen, und wir müssen entschlossen sein, daß wir nicht wegbewegt werden von der Erfüllung unseres Anteils an Treue „zur Herrlichkeit Gottes”. – 2. Korinther 4:15