Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Ein allgemeiner Ausblick auf das Messianische Königreich

Lesedauer: 18 Minuten

„Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem herniederkommen von Gott.” – Offenbarung 21:2

Durch den Propheten Daniel und andere hatte Gott dem Volk Israel die Verheißung gegeben, daß zu einer bestimmten Zeit in der Zukunft der Gott des Himmels ein Königreich auf Erden aufrichten werde, welches sich über die ganze Welt „unter dem ganzen Himmel” erstrecken und welches ewig währen soll. – Daniel 2:44, 7:27, Jesaja 472:2 – 4, usw. Dieses Messianische Königreich soll zu dem Zweck aufgerichtet werden, der gefallenen Menschheit Hilfe zu bringen und sie in Übereinstimmung mit den Einrichtungen Gottes zurückzubringen. Die Regierung dieses Königreichs wird zwischen Gott und der Menschheit vermitteln, denn die gefallene Nachkommenschaft Adams ist in ihrem geschwächten Zustand unfähig, die Forderung des Gesetzes Gottes zu erfüllen.

Der große Herrscher des Universums, Jahwe, hat das Messianische Königreich unserem Herrn Jesus gegeben, welcher der erste Repräsentant des Reiches war. Als unser Herr Jesus auf Erden wandelte, wurde er gewalttätig und schmachvoll behandelt. Während des ganzen Evangelium-Zeitalters sind seine Nachfolger in der gleichen Weise behandelt worden. Nichtsdestoweniger wird das Königreich, welches die Nachfolger des Herrn vertreten, bestimmt aufgerichtet werden. Der Vater hat bereits unseren Herrn Jesus zum König bestimmt, und er wird ihm bald die Macht und die
Herrlichkeit dieses hohen Amtes übergeben. – Psalm 2:6

Der Zweck und das Ziel dieses Königreichs wird in der Schrift klar ausgesprochen. Zur Zeit der Aufrichtung desselben werden einige seiner Untertanen im Tode schlafen, während andere wach sein werden. Aber niemand von dem gefallenen Geschlecht wird von Gott als in irgendeinem Sinn des Wortes Leben besitzend anerkannt werden. Die Herrschaft der ganzen Welt wird in den Händen unseres Herrn ruhen – in den Händen dessen, der die Menschheit mit seinem eigenen kostbaren Blut erkauft hat, und der berechtigt und fähig ist, sie zu segnen, nach der Verheißung, die Gott vor viertausend Jahren dem Abraham gab: „In dir und in deinem Samen sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde.” – 1. Mose 12:3, 22:18, Galater 3:8, 16 und 29

Wie unser Herr voraussagte, kommt das Königreich der Himmel nicht in einer Weise, daß man es beobachten könnte, es kommt nicht mit äußerlich sichtbaren Zeichen der Macht. – Lukas 17:20 Wir dürfen angesichts aller dieser Hinweise nicht annehmen, daß das Königreich eine irdische Regierung haben wird. Im Gegenteil, die Schrift sagt deutlich, daß diejenigen, die das Reich ererben
werden, erst zu Geistwesen verwandelt werden müssen, ehe sie in dasselbe eingehen können. – 1. Korinther 15:50 – 52 Die zu der Zeit der Aufrichtung des Königreichs lebenden Glieder der Kirche (Herauswahl) werden „alle verwandelt werden, in einem Nu, in einem Augenblick”, während die Glieder, die zu der Zeit tot sind, erst auferweckt werden müssen, um ihre Verwandlung zu erfahren, ehe sie mit dem Herrn vereint werden können, um für immer bei ihm zu sein.

Sowohl der Herr als auch alle Glieder der verherrlichten Kirche werden Geistwesen sein, und sie werden völlig imstande sein, die Angelegenheiten der Welt zu überwalten, obwohl sie von den Menschen nicht gesehen werden können. Sie werden durch die Belohnungen, die Strafen und die Gerichte, die sie dann den Menschen zuteilen werden, offenbar werden. Der Unterschied zwischen
dem Könige selbst und dem Königreich wird darin bestehen, daß der König die Person sein wird, die zum Herrschen autorisiert ist, während das Königreich sowohl seine eigene Herrschaft, als auch die Herrschaft seiner Genossen einschließen wird. Seine Genossen werden die Glieder der verherrlichten Kirche sein, die mit ihm auf seinem Thron sitzen werden.

Die verherrlichte Kirche wird sich immer in dem himmlischen Zustand befinden. Die Schrift enthält keine Andeutung, daß sie, die Kirche, auf einen bestimmten Ort beschränkt sein wird. Aus dem Schriftzeugnis geht hervor, daß die Kirche (Herauswahl) nach ihrer Verwandlung eine Zeit lang von der Erde abwesend sein wird, indem sie in die Gegenwart Jahwes, des großen Königs, gebracht werden wird. Sie wird in Gewänder von Goldwirkerei, in buntgewirkte Kleider gekleidet sein. – Psalm 45:13 – 15 Diese Aussprüche sind bildlich zu verstehen; sie deuten auf den herrlichen Charakter hin, den alle diejenigen entwickeln müssen, die zur Gliedschaft an dem herrlichen Leib Christi gelangen werden.

Der Sitz der Herrschaft Gottes

Die Glieder der Neuen Schöpfung werden immer Geistwesen sein, einerlei, ob sie sich auf der Erde oder fern von der Erde befinden. Ihre besondere Stellung wird sich auf der Stufe der göttlichen Natur befinden. Es gibt verschiedene Ordnungen von Geistwesen, und eine jede von ihnen hat ihre besondere Sphäre; aber die verherrlichte Kirche Christi wird keinen Platz unter ihnen haben. Sie ist berufen, eine Stellung an der Seite ihres Herrn einzunehmen, der „zur Rechten der Majestät in der Höhe” sitzt und über alle anderen Stufen von Geistwesen erhaben ist. – Hebräer 1:3

Zur Zeit des ersten Kommens unseres Herrn war dieser Platz für die Kirche noch nicht bereitet, obwohl der Himmlische Vater in Seinem Plan einen solchen vorgesehen hatte. Unser Herr fuhr auf in die Höhe, um diesen Platz zu bereiten. – Johannes 11:2 – 3 Er tat dies, indem er denen, die ihn im Glauben annahmen, sein Verdienst zurechnete, damit sie Teilhaber mit ihm an den Leiden in dem gegenwärtigen Zeitalter und auch Teilhaber mit ihm an der Herrlichkeit, die hernach folgen soll, werden möchten. Auf diese Weise hat er der Kirche den Weg bereitet, auf dem sie die höchste aller Stufen des Daseins erreichen kann.

Wir sind über die geistigen Zustände nicht hinreichend informiert, um zu wissen, ob es für den Herrn und für die verherrlichte Kirche möglich sein wird, in der Gegenwart des Vaters zu sein und
zu gleicher Zeit die Herrschaft über die Erde zu führen. Vielleicht wird es aber nötig sein, daß der Herr und die Kirche die unmittelbare Gegenwart des Vaters verlassen, um der Erde nahe zu sein.

Unsere Ansicht ist, daß der Christus (Haupt und Leib) mit der Erde nahe verbunden sein wird, so wie in der gegenwärtigen Zeit Satan und seine Engel mit der Erde nahe verbunden sind. Der Sitz
der Herrschaft Satans ist der „Tartarus” – die Atmosphäre der Erde. Satan und seine Genossen, die gefallenen Engel, sind der Erde nahe; sie sind wegen ihrer Sünde „auf die Erde herabgeworfen”
worden und befinden sich nicht mehr auf ihrer ursprünglichen Stufe. Nichtsdestoweniger sind sie für die Menschheit, unter der sie ein böses Werk verübt haben, unsichtbar. Satan hat auch seine
menschlichen Vertreter – böse Männer und Frauen, die unter seiner Gewalt stehen, und zwar entweder unwissentlich, durch Aberglauben geknechtet oder durch Hypnose beeinflußt. Aber die Schrift sagt, daß Satan bald gebunden werden soll und tausend Jahre gebunden bleiben wird. – Offenbarung 20:1 – 3 Auf diese Weise wird der Platz, den Satan bis jetzt inne hatte, frei werden.

Der Apostel Paulus sagt, daß die Kirche (Herauswahl) zur Zeit des zweiten Kommens entrückt werden wird dem Herrn entgegen in die Luft. – 1. Thessalonicher 4:15 – 17 Das bedeutet indessen nicht notwendigerweise, daß die Kirche sich in dem „Tartarus” befinden wird. Sie wird, wie der Apostel sagt, immer bei dem Herrn sein. Wo immer der Herr sein wird, da wird auch die verherrlichte Kirche sein, in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes Seine Absichten ausführend. Die Menschen werden ebensowenig den Herrn und die verherrlichte Kirche sehen, wie sie in der gegenwärtigen Zeit Satan und die gefallenen Engel sehen. Wie schon bemerkt, wird der Christus der Erde sehr nahe sein, obwohl er für die Augen der sterblichen Menschen unsichtbar sein wird. Er wird ein gutes und machtvolles Werk auf geistiger Stufe wirken. Seine Glieder werden Könige und Priester Gottes sein und werden über die Erde herrschen. – Offenbarung 5:10 Dem Christus werden verschiedene Hilfskräfte zur Seite stehen. Ohne Zweifel wird die große Schar mit ihm verbunden sein. Sodann werden ihm irdische Werkzeuge oder Diener zur Verfügung stehen, so wie Satan jetzt unter den Menschen seine Helfer hat. Diese irdischen Werkzeuge des Christus werden die Alttestamentlichen Überwinder sein, die in dem Messianischen Königreich einen freiwilligen, nützlichen Dienst vollbringen werden.

Zukünftige Leiden der Alttestamentlichen Überwinder

In Jesaja 11:9 finden wir den Ausspruch: „Man wird nicht übeltun, noch verderbt handeln auf meinem ganzen heiligen Gebirge.” Wenn wir die Schriftstelle Daniel 2:35 mit den Worten von Daniel 2:44 – 46 vergleichen, so ersehen wir daraus, daß in der Weissagung ein Berg ein Symbol von einem Königreich ist. Demnach geht aus dem Auspruch des Propheten Jesaja hervor, daß unter der Herrschaft des Messianischen Königreichs auf alle diejenigen, die unrecht handeln, ein Zwang ausgeübt werden wird. Wir sollten auch den Ausspruch Daniels beachten, nach welchem das Messianische Königreich wachsen soll. Die Prophezeiung besagt, daß der Stein zu einem großen Berg wurde und die ganze Erde füllte. Ohne Zweifel werden viele Jahre vergehen, bis die Prophezeiung erfüllt sein wird.

Sobald das Messianische Königreich in Macht und Herrlichkeit aufgerichtet sein wird, werden die Alttestamentlichen Überwinder als vollkommene Menschen vom Tod auferweckt werden. Die Schriftstelle Psalm 45:16 bezieht sich offenbar auf diese treuen Knechte Gottes, die dann Fürsten sein werden auf der ganzen Erde. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden sie ein großes Werk der Unterweisung an der Menschheit zu vollbringen haben. Und während sie diesen Dienst breitwilligst verrichten werden, wird ihnen eine große Ehre zuteil werden; denn es ist eine große Ehre, dem  Herrn dienen zu dürfen.

Das Werk, das den Alttestamentlichen Überwindern übertragen werden wird, wird größer sein als das, was Gott im Allgemeinen einem vollkommenen Menschen anvertrauen würde. Ein Teil dieses Werkes wird darin bestehen, mit den unvollkommenen, gefallenen Geschöpfen zu handeln und ihnen aus ihrer Sündhaftigkeit und ihrer Unvollkommenheit herauszuhelfen. Während dieses Werk in einem Sinn des Wortes segenbringend und begehrenswert ist, so ist es andererseits doch nicht das, was ein vollkommenes menschliches Wesen wählen möchte. Die Alttestamentlichen Überwinder werden vollkommen aus dem Grab hervorgehen; aber sie werden während des ganzen Millennium-Zeitalters inmitten einer unvollkommenen Welt stehen. Die Menschheit wird zunächst ebenso unvollkommen sein wie jetzt, und ihre Unvollkommenheiten werden erst nach und nach ein Ende haben.

Adam wurde vollkommen erschaffen. Nachdem er gesündigt hatte, wurde er aus dem Garten Eden vertrieben, um die unvollkommene Erde zu bebauen; und er mußte mit Dornen und Disteln kämpfen, bis er zum Staub zurückkehrte, von dem er genommen war. Er muß inmitten einer sochen Umgebung sicherlich sehr gelitten haben. Unser Herr Jesus war vollkommen. Und er hatte nicht nur seine himmlische Herrlichkeit verlassen, sondern er befand sich zudem dreiunddreißigundeinhalb Jahre lang inmitten einer unvollkommenen Welt, wo er beständig den Schmerz und den Kummer des dahinsterbenden Menschengeschlechts sah. Schon das Leben inmitten einer solchen Umgegend allein muß für ihn ein großes Opfer bedeutet haben; denn die Tatsache, daß er vollkommen war, spricht dafür, daß er das Elend in der Welt mehr empfand und auf diese Weise mehr litt, als irgendjemand von dem gefallenen Menschengeschlecht.

Was die Alttestamentlichen Überwinder betrifft, so scheint es, als ob sie darunter, daß sie als vollkommene menschliche Wesen tausend Jahre lang unter den unvollkommenen Verhältnissen ihrer Umgebung leben müssen, sehr leiden müßten. Nach alledem, was wir von unserem Himmlischen Vater wissen, sind wir daher geneigt zu glauben, daß sie, wenn sie dem Allmächtigen treu dienen werden, einen großen Lohn empfangen werden – daß sie mehr empfangen werden, als was sie erbitten könnten. Fragt jemand, welche Belohnung ihnen der Vater geben wird, wenn sie gehorsam bleiben, so antworten wir: Während des Millennium-Zeitalters werden sie, soweit wir sehen können, keinen besonderen Lohn für ihren Dienst empfangen. Aber wir sind der Ansicht, daß ihr Dienst von dem Standpunkt Gottes aus als ein verdienstreiches Werk anerkannt werden wird, und daß Gott ihn auch gern belohnen wird. Nach diesem Prinzip scheint Gott mit allen seinen treuen Knechten zu handeln. Obwohl unser Herr Jesus mit Freuden bereit war, des Vaters Willen zu tun, wurde er nichtsdestoweniger reich belohnt. Unser Gott ist gnädig!

Wir können uns keine größere Belohnung für die treuen Alttestamentlichen Überwinder denken als die, daß ihnen die geistige Natur verliehen wird. Sie bewiesen schon vor langer Zeit ihre Treue, dadurch, daß sie lieber leiden, als Sünde tun wollten. Indessen gibt es keine Schriftstelle,die deutlich sagt, daß diese treuen Überwinder zu Geistwesen verwandelt werden würden. Alles, was wir über diesen Gegenstand sagen können sind daher lediglich Folgerungen.

Zukünftige Belohnung der Alttestamentlichen Überwinder

Unsere Schlußfolgerung, daß die Alttestamentlichen Überwinder Teilhaber der geistigen Natur und Glieder der Großen Schar werden sollen, gründet sich zum Teil auf die Tatsache, daß diese Überwinder allem Anschein nach von dem Stamm Levi vorgeschattet wurden. Der Umstand, daß der Stamm Levi kein Erbteil in dem Land hatte, würde besagen, daß die Alttestamentlichen Überwinder nach dem Ende des Millennium-Zeitalters kein irdisches Erbteil besitzen werden. Wir könnten zwar annehmen, daß ihre Erhöhung zu Fürsten auf der ganzen Erde eine rechte Belohnung für sie sei (Psalm 45:16); da aber die Große Schar, die keine schwereren Erfahrungen zu machen hatte als diese Überwinder, die geistige Natur empfangen soll, während andererseits die niedrigste Form des Lebens auf der geistigen Stufe höher ist als die höchste Form des Lebens auf der menschlichen Stufe, so würde in diesem Fall die Große Schar einen größeren Segen aus der Hand des Himmlischen Vaters empfangen als die Alttestamentlichen Überwinder.

Da es dem Himmlischen Vater wohlgefallen hat, der Großen Schar einen Platz auf der geistigen Stufe zu geben, und da Er doch nach den allgemeinen Prinzipien der Gerechtigkeit handelt, so sind wir zu der Annahme geneigt, daß Er für die Alttestamentlichen Überwinder etwas mehr in Bereitschaft hat als für die übrige Menschheit. Soweit wir erkennen können, hat die Große Schar ihre Treue gegen Gott nicht besser bewiesen als die Alttestamentlichen Überwinder. Als Abraham angewiesen wurde, seinen Sohn Isaak zu opfern, bewies er einen höheren Grad der Treue, als er von
den Gliedern der Großen Schar verlangt wird.

Ein weiterer Anhaltspunkt für unsere Schlußfolgerung: Nach dem Bericht in 1. Mose 17:8 sprach Gott zu Abraham: „Und ich werde dir und deinem Samen nach dir das Land deiner Fremdlingschaft geben, das ganze Land Kanaan, zum ewigen Besitztum, und ich werde ihr Gott sein.” Zweitausend Jahre später sagte Stephanus, daß Gott dem Abraham niemals auch nur einen Fußbreit von dem verheißenen Land gegeben habe, daß Er ihm aber die Verheißung gegeben habe, daß Er ihm das Land noch geben werde, und daß Abraham dasselbe später seinen Nachkommen hinterlassen werde – Apostelgeschichte 7:5 Wenn nun das Land zunächst Abraham und seinen Mitarbeitern gegeben und dann später dem Samen Abrahams und der Menschheit im allgemeinen überlassen werden soll, so scheint hier der Gedanke eingeschlossen zu sein, daß die Alttestamentlichen Überwinder zur geistigen Natur verwandelt werden sollen.

Derselbe Gedanke scheint auch in dem Buch der Offenbarung ausgedrückt zu sein. „Wenn die tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan aus seinem Gefängnis losgelassen werden, und wird ausgehen die Menschen zu verführen, die an den vier Ecken der Erde sind.” – Offenbarung 20:7 – damit offenbar werde, bis zu welchem Grad die Menschen Gott und den Prinzipien der Gerechtigkeit gegenüber treu sind. Das Resultat dieser Prüfung wird sein, daß viele Menschen abfallen.

Wir lesen weiter in Offenbarung 20:9: „Und sie zogen herauf auf die Breite der Erde und umzingelten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt; und Feuer kam hernieder aus dem Himmel und verschlang sie.” Die „geliebte Stadt” ist das „Neue Jerusalem”, die Kirche in Herrlichkeit, – nicht die Kirche im Fleisch. Der Aufstand, den Satan heraufbeschwören wird, wird sich nicht nur gegen die Fürsten auf der Erde richten, sondern auch gegen den Christus.

Die Menschen, die bis dahin Vollkommenheit hinsichtlich ihres Organismus und ihrer körperlichen Kräfte und Fähigkeiten erlangt haben werden, werden dadurch daß sie „heraufziehen und das Heerlager der Heiligen umzingeln” werden, ihren wahren Herzensgrund offenbaren. Daß unter dem „Heerlager der Heiligen” nicht die verherrlichte Kirche gemeint sein kann, geht aus der Tatsache hervor, daß es für Menschen unmöglich ist, eine unsichtbare Macht von solchen Geistwesen, wie die Glieder der verherrlichten Kirche sein werden, anzugreifen. Der revolutionäre Teil der Menschheit wird gegen die treuen Fürsten auf der ganzen Erde protestieren. So wie wir uns es vorstellen können, werden sie etwa sagen: „Es ist jetzt an der Zeit, daß die Herrschaft über die Erde
uns übertragen werde. Wir protestieren dagegen, daß ihr (die Alttestamentlichen Überwinder) noch länger eure Macht ausübt!” Indem sie sich aber gegen die irdische Stufe des Messianischen  Königreichs auflehnen, lehnen sie sich gleichsam gegen den Herrn selbst auf. Und die Folge wird sein, daß sie durch das Gericht Gottes, durch „Feuer aus dem Himmel” hinweggerafft werden.

In Anbetracht der Tatsache, daß der Aufstand am Ende des Millennium-Zeitalters erfolgen wird, nachdem die Menschheit zur Vollkommenheit gelangt sein wird, scheint die Absonderung der Alttestamentlichen Überwinder von der übrigen Menschheit anzudeuten, daß Gott mit ihnen eine besondere Absicht hat. Der Ausdruck „Heerlager” deutet an sich schon an, daß diese Heiligen sich nur in einem vorübergehenden Stadium auf der Erde befinden werden, und daß Gott für sie etwas Besseres vorgesehen hat.

Wenn unsere Annahme, daß die Alttestamentlichen Überwinder zu einer Zeit der geistigen Natur teilhaftig werden, zutreffend ist, so können wir leicht erkennen, daß es für sie notwendig ist, zu sterben, um auf die geistige Stufe des Daseins zu gelangen. Wenn die Glieder des Leibes Christi, die zur Zeit des zweiten Kommens unseres Herrn noch im Fleisch sind, verwandelt werden können „in einem Nu, in einem Augenblick”, so können auch die Alttestamentlichen Überwinder gleicherweise verwandelt werden. Wenn sie auf diese Weise von der irdischen zur geistigen Stufe verwandelt werden würden, so würden sie gleichsam eine vollkommene menschliche für eine vollkommene geistige Natur eintauschen – als Belohnung für ihre Treue im Dienst des Herrn.

Das Bestreben, dem Herrn Ehre und Herrlichkeit zu geben, wird in dem Messianischen Königreich als lobenswert anerkannt werden

Unter der segensreichen Herrschaft des Chri stus wird, des dürfen wir gewiß sein, des Herrn Einrichtung eine gerechte und billige sein. Sie wird einem jeden Glied des menschlichen Geschlechts in unparteiischer Weise Gelegenheiten des Wirkens und Schaffens bieten. Es wäre unvernünftig, daran zu zweifeln, daß die allgemeine Regel, wie sie in der Schrift in Bezug auf die Erde dargelegt ist, auch befolgt werden wird. Es steht geschrieben: „Die Erde aber hat er (Jahwe) den Menschenkindern gegeben.” – Psalm 115:16 Das Menschengeschlecht wird in seiner Gesamtheit die Erde besitzen. Gott hat den Erdboden nicht verteilt. Jeder Mensch wird einen Anteil an dem Gemeinwesen haben.

Der Wechsel wird nach und nach vollzogen werden. Es werden Ungleichheiten des Verstandes und der Kräfte vorhanden sein; aber das gerechte Regiment des Königreichs wird alle diese  Ungleichheiten ausgleichen. Die Menschheit wird immer einen Antrieb zur Energie haben. Es wird entweder ein gewisser Zwang auf sie ausgeübt werden, oder es werden ihr gewisse Strafen auferlegt werden, damit sie auf ihrem Weg vorwärts schreiten. Der Herr wird denen, die willens sein werden an dem Fortschritt der Menschheit mitzuwirken, gewisse Belohnungen geben, während Er über solche, die sich nicht auf eine andere Weise zum Guten beeinflussen lassen werden, Streiche oder Züchtigungen verhängen wird. Es werden 60also während des Millennium-Zeitalters  sowohl Belohnungen als auch Strafen wirksam werden.

Wenn wir zurückblicken und die Weltgeschichte betrachten, so nehmen wir wahr, daß die Selbstsucht unter den Menschen als ein großes Übel geherrscht hat, daß sie aber nichtsdestoweniger zu gleicher Zeit Wunder gewirkt hat. Wäre der Mensch nicht durch Ehrgeiz und Habsucht angetrieben worden, so würde er heute nicht weit über den Tieren stehen. Hieraus geht hervor, daß diese Eigenschaften große Segnungen bedeuten, wenn sie in der rechten Weise ausgeübt werden. Unter der Herrschaft des Messianischen Königreichs werden die Gehorsamen auf alle möglichen Segnungen geistiger und leiblicher Art aufmerksam gemacht werden. So wird beispielsweise der Trieb der Selbstsucht in andere Bahnen gelenkt werden und sich in einem edleren und anerkennenswerten Streben offenbaren, als dies jetzt geschieht; und in dem Maß, als Leib und Geist sich entwickeln, werden die Menschen nach einer höheren Richtschnur wandeln; und die Selbstsucht wird ihnen mehr und mehr verwerflich erscheinen. Wenn die Menschheit zur Vollkommenheit gelangt sein wird, dann wird sie alles, was sie tun wird, zur Ehre Gottes, und nicht zu ihrer eigenen Ehre und ihrem eigenen Ruhm tun.

Nach und nach wird die gesamte Menschheit in Gemeinschaft mit der Herrschaft des Königreichs treten; und sie wird indirekt mit dem Königreich verbunden werden. Indem jeder gute Mensch die Interessen des Königreichs fördern helfen wird, werden alle Menschen gesegnet werden, in dem Maß, als sie die göttlichen Einrichtungen anerkennen und wertschätzen werden. Auf diese Weise wird sich das Königreich tausend Jahre lang ausbreiten, und zwar nicht nur von einem Individuum zum anderen, sondern so weit, daß es nach und nach alles zur Vollkommenheit bringen wird. Der Prophet Jesaja sagt: „Die Mehrung der Herrschaft und der Friede werden kein Ende haben.” – Jesaja 9:7 Das Königreich wird jede andere Macht besiegen, und nichts wird imstande sein, seine
Ausbreitung aufzuhalten. Nachdem alles Böse vernichtet sein wird, wird jedes Geschöpf im Himmel und auf der Erde Gott preisen. – Offenbarung 5:13 Jedes Knie wird sich beugen und jede Zunge wird sich zum Herrn bekennen – Philipper 2:10 – 11; und sein Königreich, das ausgebreitet sein wird „von Meer zu Meer, und vom Strom bis an die Enden der Erde”, wird keinen Widersacher haben. – Psalm 72:8

Das zukünftige Werk des Christus

Nach Vollendung der tausend Jahre wird das Königreich aufhören, in dem Sinn, daß Christus die Herrschaft über dasselbe dem Vater übergeben wird. – 1. Korinther 15:24 Daraus sollte man aber nicht schließen, daß dann Gesetz und Ordnung mißachtet werden würden, wie dies während der Herrschaft der Sünde und des Todes geschah. Die Herrschaft des Messianischen Königreichs wird bis dahin die Menschheit aus ihrem gefallenen Zustand aufgerichtet haben, und darum geht der Wille Gottes dahin, daß der Messias dann dieses untergeordnete Königreich aufgebe, damit er an
der Herrschaft des Reiches des großen Jahwe, von dem das irdische Königreich dann immer ein Teil sein wird, teilnehmen könne.

Dann wird Gerechtigkeit herrschen. Barmherzigkeit wird nicht mehr notwendig sein; und der Himmlische Vater wird sich dann Seinen Geschöpfen nicht mehr als ein barmherziger König kundgeben. Die Menschen werden ohne Ausnahme vollkommen sein und werden der Barmherzigkeit nicht mehr bedürfen. Sie werden mit Freuden alle Forderungen des göttlichen Regiments erfüllen, und werden darin einen reichen Segen finden.

Wenn unser Herr und seine verherrlichte Kirche das Werk der Wiederherstellung der Menschheit zur menschlichen Vollkommenheit beendet haben werden, dann werden sie nicht ohne Beschäftigung bleiben. Unser Herr wird nach den Worten der Schrift für immer „zur Rechten der Majestät in der Höhe”, dem Vater zunächst, bleiben. Nachdem er die Aufsicht über die irdischen Angelegenheiten aufgegeben haben wird, wird er in Verbindung mit dem Himmlischen Vater seine Stellung als Teilhaber an der Verwaltung des Universums einnehmen.

Wir dürfen indes nicht annehmen, daß der Himmlische Vater und unser Herr in der Weise beschäftigt sein werden, daß sie über besondere Fälle von Ungerechtigkeit oder dergleichen zu richten und Gerechtigkeit auszuüben haben würden. Es wird nichts dergleichen notwendig sein. Überall wird ein solches Gleichgewicht und eine solche Harmonie herrschen, daß keine Notwendigkeit zum Richten vorhanden sein wird. Die Beherr schung des Universums wird so harmonisch vor sich gehen, daß praktisch genommen kein Haupt notwendig sein wird; nichtsdestoweniger wird das Haupt vorhanden sein, nämlich Jahwe selbst. Darüber, welches Werk nach der Vollendung des Millennium-Zeitalters ausgeführt werden wird, ist uns nichts offenbart, außer in sehr unbestimmter Weise.

Mit Hilfe des Teleskops können wir sehen, daß alle Fixsterne Sonnen sind, von denen jede ihr eigenes System von Planeten hat. Wir können vernünftigerweise annehmen, daß, wenn Gott unseren Planeten, die Erde, zu dem Zweck geschaffen hat, daß er bewohnt werde, auch alle anderen Planeten einmal bewohnt werden sollen, und daß alle Welten, als Teile des großen Universums, dem Himmlischen Vater untertan sein werden. So viel wir verstehen können, ist die Macht Jahwes unbegrenzt. Wenn wir an die Hunderttausende von Sonnen und Planeten, von denen sich der menschliche Geist keinen klaren Begriff machen kann, denken, so müssen wir vernünftigerweise annehmen, daß das Werk des Christus ein unbegrenztes sein wird, und daß jedes Werk, welches für Geschöpfe, die noch ins Dasein gerufen werden sollen, zu vollbringen sein wird, ein gesegnetes Vorrecht für ihn bedeuten wird. Und nach dieser Richtung hin wird die Wirksamkeit des Christus in alle Ewigkeit fortdauern. Wir staunen über die Größe der Güte Gottes gegenüber uns, die sich dadurch offenbart, daß Er uns aus unserem niedrigen Zustand emporgehoben hat, und daß Er bereit ist, die Treuen, die ihre Berufung und Erwählung fest machen, zu einer unbegrenzten Herrlichkeit und Ehre und zur Unsterblichkeit zu erhöhen.