Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Der Feigenbaum ist verdorrt

Lesedauer: 3 Minuten

„Und Petrus erinnerte sich und spricht zu ihm: Rabbi, siehe, der Feigenbaum, den du verfluchtest, ist verdorrt.” – Markus11:21

Wir meinen, daß diese Episode im irdischen Lauf unseres Herrn sehr bedeutsam ist. Alles, was er tat, war gut, und das nicht nur zur damaligen Zeit, sondern sehr oft im Sinne von modellhaften Vorgängen für größere später kommende Dinge. Indem er u. a. Dämonen austrieb, wies der Herr hin auf die Herrlichkeit seines zukünftigen Reiches. In diesem Reich werden alle Kranken geheilt, alle Blinden bekommen ihr Augenlicht, alle Gelähmten werden gehen; die buchstäbliche Heilung und Segnung der Welt wird kommen. Alle Dämonen werden ausgetrieben.

Der Herr hatte sich nicht zum Ziel gesetzt, in seinem Erdenleben alle Kranken, die ihm begegnet sind, zu heilen. Wir erinnern uns an den Fall des gelähmten Mannes in der Säulenhalle des Teichs von Bethesda. Jesus ging zu dem Mann und sagte zu ihm: „Willst du gesund werden?” Jener antwortete: „Herr, ich habe keinen Menschen, daß er mich, wenn das Wasser bewegt worden ist, in den Teich werfe; indem ich aber komme, steigt ein anderer vor mir hinab.” Da sagte Jesus nur zu ihm: „Stehe auf, nimm dein Bett auf und wandle.” – Johannes 5:2 Er sagte nichts zu anderen Leuten. Er gab nicht vor, alle Kranken zu heilen; er hat nur seine große Macht unter Beweis gestellt, die sich als sehr viel größer in seinem herrlichen Reich erweisen wird.

Daraus läßt sich mit Fug und Recht ableiten, daß selbst kleine Dinge, jede kleinste Tat unseres Herrn Jesus in gewissem Maß prophetischer Natur war, ein Hinweis auf die großen zukünftigen Dinge, wie z. B. die Szene, als der Herr bei Nacht und Sturm auf das Schiff zuging. Sobald er ins Schiff gestiegen war, legte sich der Sturm, und sie kamen am anderen Ufer an.

Zu unserem Thema nun lesen wir, daß Jesus auf seinem Weg an eine Stelle kam, wo ein Feigenbaum stand; da hören wir etwas über die Feigenernte: „… es war nicht die Zeit der Feigen”, wie es in unseren gängigen Übersetzungen heißt. Eigentlich müßte es heißen: „die Zeit der Feigen war noch nicht vorüber”, denn es wäre eigenartig, wenn Jesus vor der Reifezeit nach Feigen gesucht hätte.

Und er verfluchte den Feigenbaum mit den Worten: „Nimmermehr esse jemand Frucht von Dir in Ewigkeit!” Als später Petrus daran erinnerte, daß der Feigenbaum begann zu verdorren, sagte Jesus: „Habet Glauben an Gott.” – Markus11:12 Warum sagte er das?

„Von dem Feigenbaum lernet das Gleichnis: Wenn sein Zweig schon weich geworden ist und die Blätter hervortreibt, so erkennet ihr, daß der Sommer nahe ist.”

Wir verstehen dies so, daß der Feigenbaum ein Gleichnis oder Vorbild für das jüdische Volk ist, zu dem Jesus gekommen ist, als es Zeit war, darin Früchte anzutreffen. Aber als er zu den Juden kam, stellte er fest, daß das Volk keine Früchte hatte. Seine führenden Köpfe hatten sich von ihrem Gott entfernt, und nur die Zöllner und Sünder waren bereit, seine Botschaft anzunehmen. Dabei denken wir an die Aussage, daß das Volk mit einer Art Fäulnisprozeß behaftet war. Am Ende seiner Mission, als Jesus auf die Hügelkuppe stieg und von da aus auf die Stadt hinunterschaute, sagte er: „Jerusalem, Jerusalem, du tötest die Propheten und steinigst die Boten, die zu dir gesandt sind! Wie oft wollte ich deine Kinder um mich versammeln, so wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel nimmt, aber ihr habt nicht gewollt. Darum wird euer Haus (von Gott) verlassen … .” – Lukas13:34 Ganz kurze Zeit danach verlor Jerusalem seine Macht, und im Jahr 70 n. Chr. verlor das jüdische Volk gänzlich seine Eigenständigkeit – 37 Jahre nach diesem Ausspruch!

Es war dann sozusagen im Hades, im Grab. Natürlich stirbt jeder einzelne Jude wie jedermann, doch sie haben sich auch als Volksganzes im Grab befunden. Wir erleben jedoch seine Auferstehung, wie sie in der bildlichen Darstellung gezeigt wird: „… und die Gebeine rückten zusammen, Gebein an Gebein.” – Hesekiel 37:7 Diese Knochen stehen für das Haus Israel, das von sich sagt: „Unsere Hoffnung ist verloren; wir sind dahin … .” – Vers 11 – all unsere Pläne sind dahin oder vergangen.

So sagt Gott zu ihnen, daß die Hoffnungen auf ein Reich für dieses Volk wiederbelebt werden sollen, wie es Jesus in einer seiner Predigten gesagt hat: „Von dem Feigenbaum aber lernet das Gleichnis: Wenn sein Zweig schon weich geworden ist, und die Blätter hervortreibt, so erkennet ihr, daß der Sommer nahe ist.” – Matthäus 24:32 und Markus 13:28 Wir sehen, daß sich die Juden Jerusalem zuwenden: der Feigenbaum treibt Blätter, das heißt, er gibt Lebenszeichen von sich, und das jüdische Volk wird wiederhergestellt, wie es Gott gesagt hat.