Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Das Werk des Königreiches

Beim Betrachten der vielen Verheißungen Gottes über die kommenden „Zeiten der Wiederherstellung“ wird uns klar, daß das Zurückbringen des Menschen zu seinem verlorenen paradiesischen Heim und die Errichtung allgemeinen und dauernden Friedens auf Erden durch das Wirken des Königreiches Christi und von göttlicher Macht, ausgeübt durch Vertreter jenes Königreiches, bewerkstelligt wird. Jesus wird weder durch Volksabstimmung, noch durch die menschenfreundlichen Bemühungen von Millionen seiner Bewunderer der Friedefürst werden. Seine verheißene Herrschaft der Gerechtigkeit wird auch nicht durch bewaffnete Angriffs – oder Verteidigungskräfte eingeführt werden. Das ist eine weitere entschiedene und grundsätzliche Wahrheit, die klar im Worte Gottes dargelegt ist.

Als Jesus vor Pilatus unter der Anklage stand, ein König und damit ein Verräter des Römischen Reiches zu sein, sagte er: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt; wenn mein Reich von dieser Welt wäre, so hätten meine Diener gekämpft, auf daß ich den Juden nicht überliefert würde.“ (Joh. 18:36) Dies ging weit über das Begriffsvermögen des Pilatus hinaus; auch viele der bekennenden Nachfolger Jesu seither haben seine wirkliche Bedeutung nicht erfaßt. In der Hoffnung, daß Jesus die Sache erläutern würde, fragte Pilatus: „Also du bist ein König?“ Mit anderen Worten, Pilatus wollte wissen, ob dieser Ausspruch Jesu, daß sein Königreich nicht von dieser Welt ist, die von seinen Feinden gegen ihn erhobene Anklage bestätigte oder widerlegte.

Jesus antwortete abermals: „Du sagst es, daß ich ein König bin. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, auf daß ich der Wahrheit Zeugnis gebe. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme.“ Dann fragte Pilatus: „Was ist Wahrheit?“ (Joh. 8:37, 38) Hätte er es nur erkennen können, daß Jesus auf diese Frage bereits eine bedeutsame Antwort gegeben hatte durch seinen Ausspruch, daß sein Reich nicht von dieser Welt ist. Nur diejenigen, die durch Glauben die wirkliche Bedeutung desselben zu erfassen vermögen, sind gerüstet, die ganze Wahrheit des Wortes Gottes zu verstehen und sich daran zu erfreuen.

Das Königreich Christi wird nicht durch menschliche Bemühungen auf Erden aufgerichtet werden, sondern durch göttliche Autorität und Macht. Es wird mit den Regierungen dieser Welt keinerlei Verbindung eingehen und noch viel weniger auf deren Unterstützung durch militärische Macht bauen. Jenes Königreich ist „nicht von dieser Welt“, darum wird und will es nicht, wie Jesus erklärte, von den bei Menschen gebräuchlichen Herrschafts-Methoden abhängig sein.

In einem vorausschauenden Bericht über die gegenwärtigen Weltereignisse schrieb der Prophet Daniel: „In den Tagen dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, welches ewiglich nicht zerstört, und dessen Herrschaft keinem anderen Volke überlassen werden wird; es wird alle jene Königreiche zermalmen und vernichten, selbst aber ewiglich bestehen.“ (Dan. 2:44) Ja, es ist der „Gott des Himmels“, welcher das Königreich der Verheißung aufrichtet, nicht aber eifrig bemühte, doch falsch unterrichtete Menschen.

In dieser Prophezeiung wird das Königreich des Herrn als ein großer „Berg“ geschildert; derselbe „füllte die ganze Erde“. Anfangs war dieser Berg nur ein „Stein“, aber immerhin ein Stein, der sich „ohne Hände“ losriß. (Dan. 2:34) Dadurch wird wieder die Tatsache hervorgehoben, daß das Königreich des Herrn kein Menschenwerk ist, daß es von selbstsüchtigen Ränken und verderbter Machtpolitik unbefleckt ist. Es ist „nicht von dieser Welt“.

Die Nationen-Herrschaft

Daniel erwähnt diesen „Stein“, der sich „ohne Hände“ losriß und später zu einem großen „Berge“ wird, welcher die ganze Erde füllt, in Verbindung mit seiner Prophezeiung von der Nationenherrschaft, die mit Babylon beginnt, sich über Medo-Persien und Griechenland fortsetzt und mit dem Römischen Weltreich – besonders dem geteilten Zustand jenes Weltreiches, wie er sich in den Staaten Europas gerade vor dem ersten Weltkrieg darbot – endet. Diese vier Weltmächte werden in der Prophezeiung als ein aus Gold, Silber, Erz und Ton gebildetes menschenähnliches Standbild geschildert, welches Nebukadnezar in einem Traum sah. – Dan. 2:31-35

Nebukadnezar war das Haupt des Babylonischen Weltreiches und wurde, wie Daniel erklärte, in dem Bilde durch dessen Haupt von Gold dargestellt. Diese Nationenregierungen bestanden mit Gottes Erlaubnis; sie waren in begrenztem Sinn in der Tat von ihm ermächtigt. Zu Nebukadnezar sagte Daniel: „Überall, wo Menschenkinder, Tiere des Feldes und Vögel des Himmels wohnen, hat er sie in deine Hand gegeben und dich zum Herrscher über sie alle gesetzt.“ – Vers 38

Aber man beachte den Gegensatz zwischen dieser Anordnung und dem Königreich Gottes, welches auf die Nationen-Herrschaft folgt. Babylon und den darauf folgenden Mächten wurde Herrschaft gegeben, aber sie waren nicht beauftragt, Gottes Königreich für ihn aufzurichten. Wenn die Zeit für sein Königreich kommt, wird „der Stein“, der sich „ohne Hände“ losriß, die Nationenherrschaft beseitigen, und der „Gott des Himmels“ wird ein Königreich aufrichten – eine Regierung also, die auf keine Weise mit den Königreichen dieser Welt verbunden ist.

Hier nun haben wir die Antwort auf die Frage des Pilatus, was Wahrheit ist mit Bezug auf das Königreich Christi. Es ist die beruhigende Tatsache, daß die göttliche Macht in die Angelegenheiten der Menschen eingreift und ein Königreich oder eine Regierung der Gerechtigkeit aufrichtet, die unabhängig von menschlicher Autorität ist und die ohne die Notwendigkeit menschlichen Beistandes ihre Tätigkeit ausüben wird. In der Prophezeiung Jesajas von der Geburt Jesu und der „Herrschaft“, die auf seiner „Schulter“ ruhen sollte, hebt der Prophet diese Wahrheit hervor mit den Worten: „Der Eifer Jehovas der Heerscharen wird dieses tun.“ – Jes. 9:6, 7

Seine gewaltige Macht

Wir mögen uns fragen, wie göttliche Macht ausgeübt werden wird, um das Königreich Christi aufzurichten, aber wir wollen beachten, was die Schrift darüber sagt, denn dies wird uns helfen, klarer denn je zu erkennen, daß sein Königreich nicht von dieser Welt ist. Nachdem Jesus vor Pilatus bezeugt hatte, daß er geboren wurde, um ein König zu sein, schlugen ihn seine Feinde ans Kreuz und töteten ihn. Über seinem Haupte wurde am Kreuz eine Inschrift befestigt, welche erklärte, daß er ein König war. Aber er starb, und vom menschlichen Standpunkt aus starb mit ihm auch die Möglichkeit für ihn, jemals ein herrschender König zu werden.

Vom göttlichen Standpunkt aus sah aber die Sache anders aus. Vor allem war es nach Gottes Plan notwendig, daß Jesus sein Fleisch für das Leben der Welt gab. (Joh. 6:51) Er starb als der Erlöser der Welt – „der Gerechte für die Ungerechten“. Als er sterbend am Kreuze hing, riefen seine Feinde: „Andere hat er gerettet, sich selbst kann er nicht retten.“ (Matth. 27:42) Dieser haßerfüllte Haufen erkannte nicht, daß in der Weigerung Jesu, sich selbst zu retten, er die Errettung für sie und die gesamte Menschheit bewerkstelligte.

Ja, der Eine, der geboren wurde, um ein König zu werden, starb; aber am dritten Tage erweckte göttliche Macht ihn von den Toten und gab damit den Beweis, daß der Widerstand selbstsüchtiger Menschen nicht den göttlichen Plan vereiteln kann, ein Königreich des Friedens und der Gerechtigkeit aufzurichten. Dies beweist in der Tat, daß es keine Macht gibt, welche die Erfüllung der Verheißungen Gottes, ein Königreich aufzurichten, in dem Jesus König sein wird, verhindern kann – nicht einmal die Macht des Todes. In diesem gewaltigen Wunder sehen wir den „Eifer Jehovas der Heerscharen“ das ihm Wohlgefällige zur Vorbereitung seines Königreiches der Verheißung ausführen.

Aber Jesus blieb nach seiner Auferstehung nicht sehr lange bei seinen Jüngern, und sie sahen ihn nur bei einigen kurzen Gelegenheiten. Er kehrte zu seinem Himmlischen Vater zurück. Aber nachdem er weggegangen war, erschien seinen Jüngern ein Engel und gab ihnen die Zusicherung, daß er wiederkommen würde. Dies war in Übereinstimmung mit dem Gleichnis, in welchem Jesus sich mit einem Edelmann verglich, der in ein fernes Land ging, um ein Königreich zu empfangen, und dann wiederkam. (Lk. 19:12; Apg. 1:11) Es war kein Fehlschlag des göttlichen Planes gewesen. Nur Gottes fällige Zeit für die Aufrichtung seines Königreiches der Verheißung war noch nicht gekommen. Erst sollte noch etwas anderes getan werden.

Jenes weitere Werk der Vorbereitung für das Königreich ist gewesen, durch die Macht des Evangeliums aus der Welt eine „kleine Herde“ herauszurufen, die mit Jesu als seine Mitherrscher vereinigt werden soll. In einer Verheißung für diese sagte er: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde, denn es hat eurem Vater Wohlgefallen, euch das Reich zu geben.“ (Lk. 12:32) Die Bedingung, unter welcher diese hoffen können, mit Jesu zu herrschen, ist die Bereitwilligkeit, mit ihm zu leiden und zu sterben. Paulus schrieb von solchen: „Der Geist selbst zeugt mit unserem Geiste, daß wir Kinder Gottes sind. Wenn aber Kinder, so auch Erben – Erben Gottes und Miterben Christi, wenn wir anders mitleiden, auf daß wir auch mitverherrlicht werden.“ – Röm. 8:16, 17

Eine andere Bedingung für die Würdigkeit, mit Christo zu herrschen, ist die Aufrechterhaltung einer Stellung der Absonderung von der Welt und ihren selbstsüchtigen Zielen und Plänen. Jesus sagte hierzu: „In der Welt habt ihr Drangsal; aber seid gutes Mutes, ich habe die Welt überwunden.“ (Joh. 16:33) Denen, die durch göttliche Kraft die Welt überwinden, wie Jesus es tat, gibt er die Verheißung: „Wer überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf meinem Throne zu sitzen, wie auch ich überwunden und mich mit meinem Vater gesetzt habe auf seinen Thron.“ – Offb. 3:21

Daß dieses mit Jesu auf dem „Throne“ sitzen keine Angelegenheit eines Lebens in Untätigkeit bei ihm im Himmel ist, sondern mit tatsächlicher Herrschaft über die Völker der Erde zu tun hat, wurde von Jesu in einer anderen Verheißung erklärt, welche lautet: „Wer überwindet und meine Werke bewahrt bis ans Ende, dem werde ich Gewalt über die Nationen geben; und er wird sie weiden mit eiserner Rute, wie Töpfergefäße zerschmettern, wie auch ich von meinem Vater empfangen habe.“ – Offb. 2:26, 27

„Wie auch ich von meinem Vater empfangen habe.“ Jesus empfing von seinem Vater dieselbe Verheißung. Sie wird in Psalm 2:8,9 berichtet. In dieser wunderbaren Prophezeiung werden die Zustände unserer Tage vorausgesagt, und es wird erklärt, daß diejenigen, welche glauben, der Hinausführung des göttlichen Planes auf Erden Widerstand leisten zu können, „Eitles sinnen“. Der hierfür angegebene Grund ist, daß Gott seinen König auf seinem heiligen Berge Zion eingesetzt hat; daß ihm die Nationen zum Erbteil und die Enden der Erde zum Besitztum gegeben sind; und daß er die Nationen mit eisernem Zepter regieren und wie ein Töpfergefäß zerbrechen wird.

Mit einem prophetischen Wort der Warnung an die gegenwärtigen Herrscher der Erde erklärt diese Prophezeiung: „Und nun, ihr Könige, seid verständig; lasset euch zurechtweisen, ihr Richter der Erde! Dienet Jehova mit Furcht, und freuet euch mit Zittern! Küsset den Sohn, daß er nicht zürne, und ihr umkommt auf dem Wege, wenn nur ein wenig entbrennt sein Zorn.“ (Psalm 2:10-12) Hätte der Prophet noch besser die Tatsache hervorheben können, daß die Herrschaft Christi eine buchstäbliche Herrschaft über die Nationen der Erde sein soll, und daß jene, die in der Vergangenheit Herrscher gewesen sind, dann vor dem neuen König der Erde werden die Kniee beugen müssen?

Genau nach seiner Verheißung wird Jesus diese Autorität mit jenen teilen, die mit ihm leiden und sterben. Aber wie werden diese tatsächlich mit ihm im Königreich sein, da sie doch alle sterben? Hier wird wiederum die große Wahrheit in den Mittelpunkt gestellt, daß der „Gott des Himmels“ ein Königreich aufrichtet, denn seine Macht erweckt am Ende dieses Zeitalters diese ebenso von den Toten, wie die gleiche Macht Jesum am Beginn desselben auferweckte. Wir erhalten diese Zusicherung in Offenbarung 20:4-6, wo von denjenigen, welche die Welt und ihren Geist überwinden, gesagt wird, daß sie leben und mit Christo tausend Jahre herrschen werden.

„Dies ist die erste Auferstehung“, erklärt der Offenbarer. (Die Worte in Vers 5: „die übrigen der Toten wurden nicht lebendig, bis die tausend Jahre vollendet waren“ sind unecht und in den älteren griechischen Handschriften nicht zu finden.) Wenn wir glauben, daß Gott Jesum von den Toten auferweckte, damit er „der König der Könige“ werde, sollte es dann schwer sein zu glauben, daß er auch dessen wahre Nachfolger von den Toten auferwecken wird, damit sie mit ihm als Könige herrschen können? Keineswegs! Und wenn für uns erst einmal die Tatsache gilt, daß er verheißen hat, es zu tun, und daß er seine Verheißung gewiß erfüllen wird, dann werden wir ohne Schwierigkeit erkennen, daß das Königreich Christi nicht durch den Willen und die Anstrengungen von Menschen aufgerichtet wird, sondern durch den Beschluß und die Macht Gottes – einer Macht, welche auch der Tod nicht hindern kann.

Während die gegenwärtigen „Himmel und Erde“ – oder die Gesellschaftsordnung – vergehen sollen, sagt Offenbarung 21:1, daß es „ein neuer Himmel und eine neue Erde“ geben wird. Dies wird das Königreich Christi sein, und der Offenbarer versichert uns auch, daß in jenem Königreich Gott den Menschen seine Gunst erzeigen wird, denn er „wird bei ihnen wohnen“. Das Ergebnis hiervon erklärt Johannes: „Der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.“ – Offb. 21:1-4

„Und der auf dem Throne saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu.“ (Offb. 21:5) Das kann ein Mensch glauben und sollte es auch. Die ganze Welt ist der endlosen Fehlschläge menschlicher Bemühungen, Frieden und Wohlwollen herbeizuführen, müde. Sie ist des unaufhörlichen Meinungsstreites über Wahrheit müde. Aber das Wort Gottes versichert uns in dieser Zeit der Verwirrung und der Bedrängnis, daß göttliche Macht bald durch die Aufrichtung des Königreiches Christi kundgetan werden soll, und daß während der tausend Jahre dieses Königreiches das mit der Erschaffung des Menschen beabsichtigte göttliche Vorhaben seine glückliche Vollendung erreichen wird, wenn der Mensch zum Leben auf Erden wiederhergestellt ist und für immer Frieden und Freude genießt.

Das ist das Zeugnis aller heiligen Propheten Gottes. Hierfür kam Jesus und starb. Hierfür kehrt er zurück und richtet durch göttliche Macht sein Königreich auf. Es ist eine einfache Botschaft, aber eine solche welche alle verstehen und glauben können: die an die Bibel glauben, und nach welcher unser Leben zu richten Christen uns einladen.

„Diese Worte sind gewiß und wahrhaftig“, sagte Der, welcher auf dem Throne saß. (Offb. 21:5) Möchten auch wir unsererseits wahrhaftig sein in unserer Ergebenheit für Ihn, der alle seine Propheten veranlaßte, uns von seinem Vorhaben zu erzählen! Wenn wir unser Vertrauen auf ihn setzen, können wir in dieser sterbenden Welt des Streites und des Wirrwarrs Frieden haben und mit Zuversicht der Zeit entgegensehen, in welcher Er „alles neu machen“ wird.

Dies kann ein Mensch glauben; und wenn er glaubt, kann er versichert sein, daß zu Gottes fälliger Zeit die ganze Welt zu der Erkenntnis seines liebevollen Vorhabens mit seiner menschlichen Schöpfung gelangen wird. Diejenigen, welche dieses Vorhaben jetzt erkennen, werden in ihrem Leben keine größere Freude haben, als andere mit der großen Wahrheit bekannt zu machen, mit der Gott sie beschenkt hat.

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