Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Das Ende der Welt

Biblische Aussagen in bezug auf „das Ende der Welt“ sind durch Aberglauben und satanische Betrügerei derart entstellt worden, dass viele denkende Menschen es vorgezogen haben, sich von ihnen abzuwenden. Wie vielen Tausenden aufrichtiger Leute ist beinahe das Blut in den Adern geronnen, wenn sie an das traditionsgemässe, schreckliche Unheil dachten, welches übereifrige Evangelisten ihnen so phantasievoll ausgemalt hatten. Vor nicht so langer Zeit versuchte ein berühmter Geistlicher, seine Mitmenschen wieder zu ermutigen, indem er verlauten liess, dass das Ende der Welt während der nächsten 50 Millionen Jahre noch nicht kommen würde. Zweifellos waren viele edle Fromme sehr erleichtert, als sie diese Behauptung hörten, und froh, dass solch ein unheilvolles Ereignis die Erde nicht zu ihren eigenen Lebenszeiten treffen würde.

Aber wenn wir die biblischen Aussprüche über diesen Gegenstand einmal näher untersuchen, unabhängig von dem Einfluss mittelalterlicher Glaubensbekenntnisse, dann erhalten wir eine ganz andere Meinung darüber. Wir finden, dass „das Ende der Welt“ in der Heiligen Schrift als eine Zeit dargestellt ist, auf die sich alle Menschen freuen sollten. Wenn wir nämlich den Sinn der Prophezeiungen der Bibel richtig erfassen, dann verstehen wir auch die Bedeutung der Worte Jesu, als Er Seine Jünger beten lehrte: „Dein Reich komme, Dein Wille geschehe wie im Himmel, also auch auf Erden.“

Die Erde besteht ewiglich

Die vielen schrecklichen Vorstellungen in den Köpfen der Leute bezüglich des Endes der Welt sind in der Bibel gar nicht zu finden. Was die Bibel hinsichtlich dieser Geschehnisse sagt, hat ganz und gar nichts mit einer Verbrennung oder Vernichtung der buchstäblichen Erde zu tun.

Was diesen irdischen Planeten anbetrifft, auf dem wir jetzt leben, so sagt der Prophet Jesaja: „So spricht Jehova, der die Himmel geschaffen, der die Erde gebildet und sie gemacht. hat, Er hat sie bereitet; nicht als eine Öde hat Er sie geschaffen; um bewohnt zu werden hat Er sie gebildet.“ (Jes. 45:18) Ein anderer Prophet sagt uns in Pred. 1:4 „die Erde bleibt ewiglich.“ Jesus sagte in der Bergpredigt: „Glückselig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Land ererben.“ Diese Schriftstellen beweisen, dass Gott nicht beabsichtigt, die buchstäbliche Erde jemals zu vernichten, sondern dass Er sie zu einer Wohnstätte für den Menschen bestimmt hat.

Das Wort „Welt“ wird in der Bibel in der gleichen Weise gebraucht, wie es oft heutzutage benutzt wird, wenn es in bezug auf die Gesamtheit der Nationen auf der Erde angewendet wird, auf die allgemeine Menschheit und nicht auf die Erde selbst. Wenn wir z.B. lesen sollten, dass die Welt durch den soeben beendeten Weltkrieg sehr erschüttert wurde, so dürfen wir das nicht so verstehen, als ob buchstäblich Berge umgefallen seien, oder als ob der Krieg die Erdkruste in irgendeiner Weise verändert hätte.

Der Sprachgebrauch der Bibel ist auch der gleiche, wenn sie die furchtbaren Ereignisse vorhersagt, die am Ende des gegenwärtigen Zeitalters stattfinden sollen; Ereignisse, durch die die bestehende gesellschaftliche Ordnung vernichtet werden soll, um dem Königreich des Messias Platz zu machen.

Der Ausdruck „Welt“ wird in der Bibel auch zur Bezeichnung eines Zeitalters gebraucht. In der Bibel sind mehrere Welten oder Zeitalter erwähnt. Es wird uns da z.B. von einer Welt erzählt, die mit der Sintflut unterging, wobei der Erdball selbst jedoch nicht vernichtet wurde. Die Bibel spricht auch noch von einer „anderen Welt“, die nach der Flut begann und die zur Zeit der Wiederkunft Christi (der zweiten Gegenwart) vernichtet werden soll. Und dann wird noch eine „neue Welt“ erwähnt, die mit dem Ende der gegenwärtigen beginnen wird. Diese letzte Welt wird sich unbegrenzt in die Zukunft hineinerstrecken. Es ist die dritte Welt, die unter dem Einfluss des Messianischen Königreiches erstehen soll.

Diese „Welten“, die, wie wir sehen, alle auf diesem buchstäblichen Planeten—der Erde—ihr Wesen haben, unterscheidet der Apostel Petrus im einzelnen näher als geistige und materielle, wofür er die Symbole „Himmel“ und „Erde“ verwendet. (Siehe 2. Petrus 3. Kap.) Man kann klar ersehen, dass der Sprachgebrauch des Apostels in diesem Kapitel sinnbildlich und nicht buchstäblich gemeint ist, denn sonst würden wir ja zu der sinnlosen Schlussfolgerung gezwungen sein, der Schöpfer beabsichtige, Sein ganzes Universum zu vernichten, wenn wir auf einer buchstäblichen Deutung jener Stelle des Petrus bestehen würden, wo er da sagt: „Die Himmel sowohl als auch die Erde werden mit gewaltigem Geräusch vergehen.“

In derselben Prophezeiung gebraucht der Apostel auch das Symbol des „Feuers“, um damit jene zerstörenden Einflüsse zu beschreiben, welche die gegenwärtige böse Ordnung der Dinge zu Ende bringen und den Weg zur neuen, vollen Aufrichtung des Reiches Gottes vorbereiten werden—des „neuen Himmels und der neuen Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt.“

Petrus sagt uns fernerhin, dass die „Elemente“ im Brande aufgelöst werden. Dass dieses sich nicht auf die Elemente der buchstäblichen Erde bezieht, ist schon allein daraus ersichtlich, dass Paulus dasselbe Wort gebraucht, als er die Christen ermahnte, sich nicht wieder „umzuwenden zu den schwachen und armseligen Elementen der Welt.“—Gal. 4:3, 9.

Ein interessantes Beispiel für die Tatsache, dass das Wort „Erde“, wenn es in der Bibel gebraucht wird, sich nicht immer auf den buchstäblichen Planeten, auf dem wir leben, bezieht, kann man in Daniel 7:23 finden. Der Prophet spricht hier von einem grossen und schrecklichen „Tier“, welches die ganze „Erde“ verzehrt. Das müsste doch wahrlich eine „Mordsgeschichte“ sein, wollten wir es so buchstäblich nehmen, wie es da steht, denn wo würde dieses riesenhafte Tier wohl stehen, während es diesen Planeten verzehrt?

Symbolisch genommen, ist diese Geschichte voll tiefer Bedeutung; das Tier sowohl, als auch die Erde sind sinnbildlich zu verstehen.

Es dürfte allgemein bekannt sein, dass eine ganze Anzahl von Nationen der Vergangenheit wie auch der Gegenwart zur symbolischen Darstellung ihrer Macht in ihren Wappen sich der Bilder der verschiedensten Tiere bedienen. Die herrschenden Pharaonen von Alt-Aegypten hatten einen „Löwen“, um die Autorität ihrer Herrschaft anzuzeigen; und heutzutage führt England den Löwen in seinem Wappen, um damit seine Macht kundzutun. Dann gibt es noch den chinesischen „Drachen“, den russischen „Bär“ und den amerikanischen „Adler“.

Die Bibel gebraucht nun eine ähnliche sinnbildliche Form, um die verschiedenen historischen Weltmächte zu bezeichnen. Deshalb ist in der vorgenannten Schriftstelle die symbolische „Erde“—die menschliche Gesellschaft—dargestellt, als ob sie von einem Tier verzehrt würde. Das Tier ist die treffende Schilderung der selbstsüchtigen Organisation der herrschenden Klasse, die im Begriff ist, sich die Reichtümer der Welt anzueignen und sie für ihre eigenen selbstsüchtigen Zwecke zu verwenden.

Das Wort „Berg“ wird in der Bibel oft im gleichen symbolischen Sinne angewendet wie das Wort „Welt“. Es bezeichnet ein Königreich—entweder ein oder mehrere der Königreiche dieser Welt oder auch das Messianische Königreich des kommenden Zeitalters.

Wenn das Wort „Meer“ in der Bibel bildlich gebraucht wird, so bezeichnet es die Menschenmasse, und das „Rauschen“ des Meeres ist eine bildliche Darstellung des aufrührerischen, unzufriedenen Zustandes dieser Massen. —Siehe Jes. 17:12, 13.

Eine der vielen biblischen Prophezeiungen bezüglich der Entwicklung der Ereignisse, die jetzt auf Erden stattfinden, sagt uns, dass die „Berge“ wankten „im Herzen des Meeres.“ (Ps. 46:2) Ist das nicht eine passende Illustration der Tatsache, dass viele der mächtigsten Königreiche der Erde schon in die Hände der ungestümen Volksmassen gefallen sind, und dass andere mächtige „Berge“ unsere Zivilisation gleicherweise von den „Wellen“ verschlungen werden, nun da die Flut der Unzufriedenheit andauernd und immer mehr gegen ihre Bollwerke aufwallt?

Als Beispiel dafür, wie die Bibel durch bildliche Darstellungen den diese gegenwärtige „Welt“ zerstörenden Auflösungsprozess veranschaulicht, möge der 46. Psalm dienen. Hier sagt der Prophet des Herrn: „Wir werden uns nicht fürchten, wenngleich gewandelt würde die Erde, und wenn die Berge wankten im Herzen des Meeres.“ (Vers 2) Augenscheinlich kann diese Stelle aus dem Grunde nicht buchstäblich genommen werden, da es im Fall der Vernichtung der Erde keine Berge mehr geben würde, die im Herzen des Meeres noch wanken könnten, und auch kein Meer, worin die Berge versinken könnten.

Diese symbolische Darstellung wird zum Teil noch im gleichen Psalm erklärt, wenn der Prophet sagt: „Es toben die Nationen, die Königreiche wanken.“ (Vers 6) Und dann weiter, indem er sich wieder der symbolischen Sprache bedient: „Er (der Herr) lässt Seine Stimme erschallen: die Erde zerschmilzt.“ Dass dieses Zerschmelzen der Erde nicht die Vernichtung des buchstäblichen Planeten bedeutet, auf dem wir leben, wird weiter unten in den Schlussversen des Psalmes bewiesen, wo der Prophet sagt, dass der Wandel und „das Zerschmelzen“ sich auf die Vernichtung der kriegslustigen Regierungen beziehe, die vor der Aufrichtung des Reiches Gottes geherrscht haben. Im 10. Vers desselben Psalms lesen wir: „Lasst ab und erkennt, dass ich Gott bin! Ich werde erhöht werden unter den Nationen, ich werde erhöht werden auf Erden“—ein Beweis, dass die buchstäbliche Erde nicht vernichtet wird.

Diese Prophezeiung des 46. Psalmes gibt uns ein anschauliches Beispiel der mannigfaltigen Wendungen, in welcher die Heilige Schrift den Ausdruck „Erde“ anwendet. Im 2. Vers wird von der Erde gesagt, dass sie „gewandelt“ wird; im 6. Vers wird sie als „zerschmelzend“ beschrieben; doch haben wir auch wiederum im 10. Vers gesehen, dass die Erde noch besteht und dass Gottes Name auf ihr erhöht werden soll. Augenscheinlich ist das Wort „Erde“ im 2. und 6. Vers symbolisch gebraucht; der Wandel und das Zerschmelzen derselben drückt den Gedanken aus, dass die Zerstörung einer selbstsüchtigen Weltordnung den Weg zur Errichtung der angekündigten neuen Welt öffnen wird, in welcher Gerechtigkeit herrscht.

Unter dieser neuen Ordnung wird Gottes Name auf der ganzen Erde erhöht werden. Wenn wir dies erkennen, sollten wir dann nicht angesichts der unzähligen Beweise frohlocken und die Ankündigung des Endes der Herrschaft von Sünde und Tod und das Herannahen des Königreiches Christi freudigen Herzens begrüssen? Im folgenden Kapitel wollen wir viele dieser Zeichen einmal einer näheren Betrachtung unterziehen.

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