Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Wie die Neue Schöpfung das Gesetz erfüllt

Lesedauer: 11 Minuten

In seinem Brief an die Römer holt Paulus in seiner Argumentation weit aus und bringt das Thema der Vergebung von Sünde in der logischen Ordnung auf den christlichen Standpunkt zurück.

Er zeigt im ersten und zweiten Kapitel, wie die Sünde in die Welt kam, und warum einige mehr als andere von ihr befleckt wurden. Die größere Verderbnis von einigen besagt jedoch nicht, daß der Mensch vom Affen abstammt, sondern daß einige des Geschlechts auf ihren bösen Wegen schneller abwärts gingen als andere. Dann sagt der Apostel weiter: „Wenn du dich aber einen Juden nennst und dich auf das Gesetz stützt.” Gott gab dieses Gesetz den Juden und nicht den Nationen; daher konnten die Segnungen des Gesetzes oder dessen Fluch nur über die Juden kommen. Aber die Juden dachten, daß das Gesetz eine Vorkehrung sei, durch die sie gerechtfertigt werden konnten. In dieser Weise gingen sie fehl. Der Apostel wünschte den Juden zu erkennen zu geben, daß durch die Taten des Gesetzes aus Gottes Sicht kein Fleisch gerechtfertigt werden konnte. Die Juden suchten das ewige Leben. Der Gesetzesbund bot ihnen jenes ewiges Leben an, wenn sie seinen Gesetzen gehorchen würden. Aber sie fanden, daß sie nicht imstande waren, dem göttlichen Gesetz zu gehorchen, und daß der Gesetzesbund daher für sie unrentabel war; denn er brachte ihnen anstatt des Lebens den Tod. Kein unvollkommener Mensch kann das Gesetz Gottes halten.

Im fünften Kapitel fährt Paulus fort zu zeigen, wie die Erlösung vorgesehen wurde. Dann stellt er fest, daß die Sünde schon in der Welt war, bevor das Gesetz kam. Aber wo es kein Gesetz gab, da konnte es keine Übertretung des Gesetzes geben. Bevor das Gesetz gegeben wurde, hatte der Jude mit den übrigen Menschen in der Welt teil an der Hoffnung auf Erlösung und Segnung; aber sobald das Gesetz kam, welches er nicht halten konnte, wurde er, soweit es die Hoffnung auf Rechtfertigung betraf, völlig abgeschnitten. Folglich hatten die Juden zwei Verurteilungen auf sich gehabt – die Adamische Verurteilung und die des Gesetzes – „Verflucht durch das Gesetz und geschädigt durch den Sündenfall”. Wir erkennen, daß der Gesetzesbund die göttliche Segnung des Lebens gegenüber den Juden nicht garantieren konnte, weil diese nicht imstande waren, in Übereinstimmung mit den Forderungen des Gesetzes zu leben.

Die Juden unter der zweiten Verurteilung

In Verbindung mit diesem Argument, das den Unterschied zwischen der Einstellung des jüdischen Volkes gegenüber Gott und dem von anderen Nationen zeigt, sagt Paulus: „Wo aber kein Gesetz ist, da wird die Sünde nicht angerechnet.” Gott hatte einen besonderen Bund mit den Juden geschlossen, dessen Mittler Mose war. Durch Gehorsam gegenüber diesem Bund sollten sie ewiges Leben erlangen. Der Apostel wünschte ihnen verständlich zu machen, daß sie kein ewiges Leben erlangten, und daß die Schwierigkeit darin bestand, daß sie das Gesetz nicht hielten. Er wünschte ihnen zu zeigen, daß mit diesem Gesetz der Jude verurteilt war. Er wünschte sie zu der Erkenntnis zu bringen, daß sie in Ungunst standen. Er wünschte sie zu der Erkenntnis zu bringen, daß, indem sie vereinbarten dem Gesetz zu folgen und dies verfehlten, sie über sich selbst eine zusätzliche Verurteilung brachten. Die Verurteilung war über Vater Adam gekommen. Er starb; und alle seine Kinder wurden in einem sterbenden und rechtlich totem Zustand geboren. So waren die Juden im Vergleich zu den Übrigen in der Welt, die alle schon durch die Vererbung der einen Übertretung verurteilt waren, doppelt verurteilt. Der Apostel zeigte den Juden, daß es nur eine Tür der Hoffnung gab; und während die ganze Menschheit einen Erlöser benötigte, die Juden noch einen Erlöser benötigten, einen mehr, als ihn irgendein anderes Volk in der Welt benötigte. Der Jude hatte sich vieler Vorzüge erfreut, und er hatte damit mehr aufzuweisen, das der Verurteilung anheim fiel.

Die Juden dachten, daß die Nationen in Gottes Sicht verdorbener waren als sie selbst. Sie sagten sich: Denkt nach über den Rest der Welt; sie essen ihre Schuppenmakrelen und Schweine und Hasen und tun Dinge, die wir nicht tun würden. Nun sagt der Apostel: „Wo aber kein Gesetz ist, da wird die Sünde nicht angerechnet.” Gott hat nicht irgendeine der Nationen zur Übertretung dieses Gesetzes beauftragt. Du hast das Gesetz viele Male verletzt, denn wenn du auch nur eine der Forderungen des Gesetze gebrochen hast, hast du das Gesetz als Ganzes gebrochen. Die Anordnung war nicht, daß du für das Halten bestimmter Gesetzesforderungen ewiges Leben bekommen solltest, sondern für die Einhaltung aller Gesetze.

Der Apostel sagt weiter, daß der Tod von Adam an bis auf Moses herrschte, selbst über jene, die das Gesetz nicht kannten, und die nicht entsprechend Adams Übertretung sündigten. In Adam starben alle. Die Welt steht unter der allgemeinen Verurteilung zum Tode, nicht wegen ihrer eigenen Sünden, sondern wegen der Übertretung Adams. Gott überführte uns Juden aus dieser Stellung unter die Anordnungen des Gesetzesbundes. Aber wir haben in dieser zweiten Prüfung Fehler gemacht und sind mehr verurteilt als die Nationen.

Damit lieferte der Apostel ihnen gegenüber den Beweis, daß nicht nur die Nationen einen Erretter benötigten, sondern auch die Juden; nicht nur die Welt außerhalb von Israel, sondern auch Israel, und dies, weil Israel hier unter einer besonderen Anordnung Gottes stand, war es für sie notwendig, daß ein besonderes Werk zu ihrer Wiederbelebung getan würde.

Dann fährt der Apostel fort weiterhin zu zeigen, daß Christus, der keine Sünde kannte, zu einem Fluch für die Juden gemacht wurde; und daß es somit eine von Gott getroffene besondere Vorkehrung gibt, um die Juden aus der Verurteilung zu entlassen. Der besondere Sinn, in welchem Christus zu einem Fluch für die Juden gemacht wurde, hat der Apostel festgestellt. – Galater 3:13 und 14 Dies war, an einem Holz zu hängen – die extreme Strafe des Gesetzes. – 5. Mose 21:23 Jesus wurde zu einem Fluch gemacht, indem er am Holz des Kreuzes starb. – 1. Petrus 2:24 Ein solcher Tod wäre nicht zur Errettung der übrigen Menschheit erforderlich gewesen, sondern er wurde notwendig zur Errettung der Juden.

Wer wird mich erretten?

Den Standpunkt des Juden unter dem Gesetz einnehmend beschreibt Paulus in Kapitel 7 den Zustand Israels, indem er sagt, daß der Jude sich verpflichtet hatte das Gesetz zu halten, aber unter die Knechtschaft jenes Gesetzes gelangt; er wegen der Schwachheit seines Leibes das Leben nicht erlangen konnte. Dann ruft Paulus aus: „Ich elender Mensch! Wer wird mich retten von diesem Leibe des Todes?” Er war unter dem Gesetz, welches sagt, diene Gott nicht nur in deinem Sinn, sondern vollkommen. Dies konnte er wegen der Schwachheit des Fleisches nicht tun. Wer konnte ihn von diesem toten Leib befreien, der das Problem verursachte? Sein Sinn war in Harmonie mit der Gerechtigkeit, aber er war unvollkommen. Dann sagt er uns, wie er sich von dem Fluch des toten Leibes befreite, daß die Befreiung durch Jesus Christus kam.

Wie erlangen wir diese Befreiung? Alle die sich geweiht haben und durch Glauben in Christus kommen, werden gegenüber dem Fleisch als tot gerechnet und lebendig als Neue Schöpfungen. So rühmte sich Paulus weder im Fleisch noch unter dem Gesetz zu sein, sondern in Christus zu sein, der ihn von dieser Verurteilung des Fleisches befreite, ob es einen Juden oder irgendeinen der Nachkommenschaft Adams betreffen würde.

In Vers 18 sagt der Apostel: „Denn ich weiß, daß in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt” – das bedeutet, das nichts vollkommen ist. Es ist unvollkommen von der Fußsohle bis zu der Krone des Hauptes. Obwohl die Israeliten das Gesetz zu halten suchten, war der Grund, warum sie dies nicht tun konnten, daß das Fleisch schwach war. So sollen wir zugeben, daß das Fleisch unvollkommen ist, während die Neue Schöpfung bemüht ist, den Leib unter Kontrolle zu halten. Wir sollen erkennen, daß wir von dem Standpunkt der göttlichen Gerechtigkeit der Rechtschaffenheit nachwandeln – und nicht länger der Sünde folgen. Der Gedanke „nachzuwandeln” ist der, daß wir die vollkommene Gerechtigkeit nicht erreichen, daß wir nicht entsprechend der vollkommenen Gerechtigkeit leben, aber danach trachten. Die Neue Schöpfung wird vom Fleisch behindert. Und was sich bei dem Apostel bewahrheitete, muß sich bei allen von des Herrn Volk bewahrheiten. Wenn wir zu irgendeiner Zeit gedacht haben, daß wir nach Gottes Wertmaßstab der Gerechtigkeit leben würden, dann hatten wir nicht die richtige Vorstellung. Wenn wir sehen, was der Herr aus den zehn Geboten deutete, so ist es dies: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben (nicht mit einem Teil deines Herzens, sondern) aus deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft; und deinen Nächsten wie dich selbst.” Dies ist der wirkliche Geist des Gesetzes und seiner Forderung, und dies würde nur einem vollkommenen Wesen möglich sein. Aufgrund seiner Unvollkommenheiten kann der Mensch das Gesetz nicht halten; daher hat Gott die Erlösung und die Vergebung von Sünden durch Seinen Sohn vorgesehen. Die Welt im allgemeinen wird die Gelegenheit der Wiederherstellung bekommen, daß ihre Herzen allmählich wiederhergestellt werden. Aber für die Kirche gibt es eine unterschiedliche Bestimmung. Wir stellen, nachdem wir den „Hohen Ruf” erkannt haben, unsere Leiber als ein lebendiges, heiliges; Gott wohlgefälliges Opfer dar. Dann opfert uns unser Hoherpriester, und Gott nimmt es als einen Teil des eigenen Opfers unseres Herrn an. Und schließlich sollen wir einen geistigen Leib erwerben und nicht einen menschlichen Leib, wie ihn Adam besaß, und wie er der Welt verheißen ist.

Befreiung durch Christus

In Kapitel 8 zeigt der Apostel, daß ein Weg des Entkommens aus der Verurteilung des Gesetzesbundes für jene Juden vorgesehen war, die in Christus kamen. Von der Klasse der Kirche sagt er: „Ihr aber seid nicht im Fleisch, sondern im Geist, wenn wirklich Gottes Geist in euch wohnt.” Zu der Kirche wird gesagt, daß sie Neue Schöpfungen in Christus Jesus sind. Für diese ist „… das Alte vergangen, siehe, Neues ist geworden”. – 2. Korinther 5:17 „Damit die Rechtsforderung des Gesetzes erfüllt wird in uns, die wir nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist wandeln.” – Römer 8:4

Der Apostel gibt uns zu verstehen, wenn wir in Christus sind, dann halten wir Gottes Gesetz in einer Weise, die für andere unmöglich ist. Aber die Neue Schöpfung muß sich daran erinnern, daß sie ihren neuen Leib noch nicht bekommen hat, der vollkommen sein wird, und den sie in der Ersten Auferstehung bekommen wird. In der Zwischenzeit besitzt sie nur den fleischlichen Leib, in dem sie wirkt. Bei dem Tode heißt es: „Es wird gesät ein natürlicher Leib, es wird auferweckt ein geistlicher Leib.” – 1. Korinther 15:44 Der alte Leib war nicht stark genug Gottes Gesetz zu halten; sogar unter der Mithilfe der Neuen Schöpfung ist der Leib noch schwach. Warum? „Siehe, in Schuld bin ich geboren, und in Sünde hat mich meine Mutter empfangen.” Sünde hat mehr als sechstausend Jahre geherrscht. Die Schwachheiten sind alle aufgrund der langen Zeitalter unter der Sünde noch intensiver geworden.

Mit der Feststellung „weil es (das Gesetz) durch das Fleisch kraftlos war”, wünscht der Apostel uns nicht zu sagen, daß das Gesetz schwach war, denn dieses war vollkommen. Das Gesetz war fähig, aber der Gesetzesbund war schwach. Es fand sich bei dem Gesetzesbund ein Fehler, der in der Beziehung schwach war, daß er einen unzureichenden Mittler hatte, der Gott kein Lösegeld für die Menschheit geben konnte. Der gleiche Gesetzesbund unter einem besseren Mittler, Christus Jesus, wird in diesem besonders stark sein, in welchem er zuvor schwach war.

Ein jeder der Juden, der den Gesetzesbund hätte halten können, hätte ewiges Leben bekommen, denn dies war die göttliche Verheißung: „Der Mensch, der diese Dinge getan hat, wird durch sie leben.” – 3. Mose 18:5 und Römer 10:5 Diejenigen, die willens und imstande sein werden, das göttliche Gesetz zu halten, sollen letztendlich ewiges Leben erhalten. Alle, die dies nicht tun werden, sollen kein ewiges Leben erlangen.

Der Apostel sagt, daß wenn Gerechtigkeit durch das Gesetz hätte kommen können, sie auf diese Weise gekommen wäre – anstatt durch das Kreuz. Vater Adam war verurteilt worden. Sein ganzes Geschlecht wurde in ihm wegen seines Ungehorsams verurteilt. Sie konnten das Gesetz nicht halten; daher ist Gottes Anordnung wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt kam und der Tod, als der Sünde Sold, so kommt auch durch einen Menschen Erlösung und Befreiung von der Sünde. – 1. Korinther 15:21 und 22

Die Gerechtigkeit des Gesetzes ist in uns erfüllt

Welch ein Trost und Zuspruch liegt in dieser Versicherung! Dies sind in der Tat wundervolle Worte des Lebens! Sie erfüllen uns mit Hoffnung. Wenn Gott vollkommene Herzensabsichten anstatt der absoluten Vollkommenheit des Fleisches annehmen will, dann haben wir in der Tat Hoffnung den Wertmaßstab zu erlangen, welchen Er für uns festgesetzt hat – das Maß der Vollkommenheit. Wir können nach dem Geist oder entsprechend dem Geist wandeln. Soweit es unsere sterblichen Leiber betrifft, können wir nicht entsprechend den Erfordernissen des Geistes wandeln; aber unser Sinn kann entsprechend dem Geiste wandeln; unsere Absichten können vollkommen sein; und was unser Himmlischer Vater in uns sucht, ist Vollkommenheit der Absicht und unser Fleisch so vollkommen wie nur möglich zu kontrollieren.

Die Feststellung, daß unser Herr die Sünde im Fleisch verurteilte, bedeutet, daß er Sünde bestrafte und die Überwältigung der Sünde möglich machte. Die Sünde im Fleisch war schon verurteilt worden, daß die Welt durch unseren Herrn errettet werden möge. Er zeigte, daß ein vollkommener Mensch nicht sündigen muß und somit das göttliche Gesetz verherrlicht. Ja, er traf die Vorkehrung, durch die das Königreich der Gerechtigkeit die Sünde überwältigen und ewige Gerechtigkeit einführen soll.

Der Geist des Gesetzes, der den Juden gegeben wurde, ruht auf der Neuen Schöpfung, aber nicht der Gesetzesbund. Wir sind von dem Herrn außerhalb des Gesetzesbundes empfangen worden. Gottes Gesetz kann nicht ignoriert werden. Gerechtigkeit hat nur ein Gesetz, und das wurde den Juden als eine Grundlage ihres Bundes gegeben. Paulus fährt damit fort zu zeigen, daß wie die Israeliten nicht aufgrund ihres Eifers das Gesetz zu halten ewiges Leben erlangen konnten, auch sonst niemand auf jene Weise Leben erlangen konnte. Aber Gott hat eine Anordnung durch Christus getroffen, wodurch dieser Fluch des Gesetzes durch menschliche Schwachheit beiseite geschafft wird, durch die Befriedigung der Gerechtigkeit. – Römer 8:14 Die Kirche ist auch unter dem Neuen Bund der Opferliebe.

„Versammelt mir meine Frommen, die meinen Bund geschlossen haben beim Opfer.” – Psalm 50:5 Diejenigen, die diese neue Anordnung angenommen haben, geben alle irdischen Interessen auf, um Neue Schöpfungen zu werden. Und der Geist des Gesetzes ist in diesen erfüllt, denn sie wandeln nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist des Gesetzes; indem sie danach trachten, durch Christus den gesegneten Teil zu erlangen, zu dem sie eingeladen sind – zur Miterbschaft in dem Königreich. Ihr Werk mit Christus ist zur gegenwärtigen Zeit an dem Opfer teilzuhaben, dem Blut, das am Ende dieses Zeitalters dazu benutzt wird den Neuen Bund mit Israel zu besiegeln. Wenn der Neue Bund Israel und der ganzen Welt eröffnet wird, wird er ihnen eine Gelegenheit zum ewigen Leben anzeigen durch den besseren Mittler, den Gesalbten Haupt und Leib.