Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Verführung zum Ungehorsam durch einen alten Propheten

Lesedauer: 20 Minuten

Ein Mann Gottes wird durch das Wort des Herrn von Juda nach Bethel geschickt, wo Jerobeam entgegen dem Gebot des Herrn auf dem Altar seinen Götzen Rauchopfer opfert. Er ist beauftragt worden, gegen den Altar zu weissagen und ein Wunderzeichen zu tun, das ihn als Botschafter Gottes gegenüber Jerobeam ausweisen soll. Nachdem der Prophet die ihm aufgetragene Botschaft gegen den Altar in Bethel überbracht hat, streckt Jerobeam seine Hand vom Altar gegen den Mann Gottes aus, um ihn zu greifen, aber seine Hand bleibt ausgestreckt und verdorrt und das Wunderzeichen geschieht – der Altar zerspringt und die Fettasche vom Altar wird verschüttet. – 1. Könige 12:32 und 13:1 – 5

Als der König die gegen ihn gerichtete Macht Gottes am eigenen Leib erfahren hat, gegen die er nichts tun kann, ersucht er den Mann Gottes für ihn zum Ewigen zu beten, daß seine ausgestreckte und verdorrte Hand wiederhergestellt werde. Gott erhört diese Bitte, und Jerobeams Hand wird geheilt.

Der König möchte sich dem Mann Gottes gegenüber dankbar erweisen und ihn mit einem Geschenk belohnen, und er lädt ihn dazu in sein Haus ein. In das Haus des Königs eingeladen zu werden, ist für einen jeden einfachen Menschen eine große Ehre, die man nicht ausschlagen sollte. Aber der Mann Gottes lehnt diese Einladung ganz entschieden mit der Begründung ab: „Wenn du mir die Hälfte deines Hauses gäbest, so würde ich nicht mit dir hineingehen; und ich werde kein Brot essen und kein Wasser trinken an diesem Ort. Denn also ist mir geboten worden durch das Wort Jahwes und gesagt: du sollst kein Brot essen und kein Wasser trinken, und du sollst nicht auf dem Weg zurückkehren, den du gegangen bist.” – 1. Könige 13:8 und 9

Getreu nach dem Wort Gottes handelnd, schlägt der Mann Gottes einen anderen Weg ein, als er Bethel verläßt. Es lebt aber noch ein alter Prophet in Bethel, und als dieser die ganze Geschichte, die sich mit Jerobeam am Altar abgespielt hat, von seinen Söhnen erfährt, sattelt er seinen Esel und reitet dem Mann Gottes nach. Er findet ihn schließlich unter einer Terebinthe sitzend und spricht ihn an: „Bist du der Mann Gottes, der von Juda gekommen ist?” Und er lädt ihn, wie es die orientalische Gastfreundschaft gebietet, in sein Haus ein.

Doch der Mann Gottes erweist sich auch hier als standhaft und lehnt die Einladung in sein Haus zu kommen und dort Brot zu essen und Wasser zu trinken strikt ab. Er befolgt gehorsam das ihm gegebene Gebot, an diesem Ort in kein Haus einzutreten und Wasser zu trinken und Brot zu essen.

Aber der „alte Prophet” gibt nicht so schnell auf und sucht ihn auf eine hinterhältige Art und Weise doch noch zu überreden, in sein Haus einzutreten. Und er benutzt dazu eine Lüge, wie die Schrift eindeutig feststellt, indem er sagt: „Auch ich bin ein Prophet, wie du; und ein Engel hat zu mir geredet durch das Wort Jahwes und gesagt: Bringe ihn mit in dein Haus zurück, daß er Brot esse und Wasser trinke.” – Vers 18

Der Mann Gottes, der aus Juda nach Bethel kam, läßt sich durch diese Worte der Lüge täuschen und kehrt in das Haus des „alten Propheten” ein und ißt und trinkt mit ihm. Und der „alte Prophet”, der ihn mit einer Lüge zum Ungehorsam verführt hat, spricht nun zu ihm: „So spricht Jahwe: Darum, daß du gegen den Befehl Jahwes widerspenstig gewesen bist und nicht beobachtet hast das Gebot, das Jahwe, dein Gott, dir geboten hat, und bist umgekehrt und hast Brot gegessen und Wasser getrunken an dem Ort, von welchem er zu dir geredet hat: Iß kein Brot und trinke kein Wasser! So soll dein Leichnam nicht in das Grab deiner Väter kommen.”

Nachdem der Mann Gottes gegessen und getrunken hat, zieht er seines Weges. Auf dem Weg, den er nun geht, findet ihn ein Löwe und tötet ihn. Und die Leute, die vorüber gehen, finden den Leichnam des Mannes Gottes und neben dem Leichnam stehend – der Esel und der Löwe.

Als der „alte Prophet” über den Tod des „Mannes Gottes” erfährt, spricht er zu seinen Söhnen: „Das ist der Mann Gottes, der gegen den Befehl Jahwes widerspenstig gewesen ist; und so hat Jahwe ihn dem Löwen preisgegeben; der hat ihn zerrissen und getötet, nach dem Wort Jahwes, das er geredet hat.” – Vers 26

Dann macht sich der „alte Prophet” auf den Weg und holt den Leichnam des getöteten Mannes Gottes ab, und begräbt ihn in seinem eigenen Grab mit dem Seufzer: „Ach mein Bruder!”

Ist dies nicht eine merkwürdige und hintergründige Geschichte, die uns hier in 1. Könige 13 berichtet wird? Ein Prophet verführt einen anderen Propheten zum Ungehorsam. Ein bewährter Mann Gottes, der sich nicht davor gefürchtet hat, vor Jerobeam zu treten und Gottes Befehl gegen den ungehorsamen König zu übermitteln, wird durch einen alten Propheten aus Bethel selbst zum Ungehorsam gegenüber Gottes Gebot verführt. Ein Prophet Gottes der lügt? – Eine Verführung zum Ungehorsam unter Gottesmännern?

Waren beide Propheten? – Der Mann Gottes, der aus Juda kam, war ein von Gott beauftragter Prophet, während der andere sagte, daß er ein Prophet sei und Gott zu ihm gesprochen habe, was jedoch eine Lüge war. Aber es geht hier um den Mann Gottes, der ein Prophet war, und als Verkündiger des Wortes Gottes in einer besonderen Verantwortung stand. Das Calwer Bibellexikon gibt zu verstehen, daß der Wortbegriff „Prophet” oder „Seher” ursprünglich „Sprecher” – „Verkündiger” und „Berufener” bedeutet hat.

Der Mann Gottes, der ein solch „Berufener” war, kam aus Juda und ging nach Bethel. Bethel war ein kleiner Ort im Stammesgebiet von Efraim, der uns durch die Lebensgeschichte Jakobs bekannt ist. Jakob baute hier einen Altar, nachdem er in der Nacht in einem Traum eine Leiter gesehen hatte, auf der die Engel Gottes auf- und niederstiegen. Und er gab diesem Ort, der bis dahin Lus geheißen hatte, den Namen: Beth-El, was „Haus Gottes” bedeutet. – 1. Mose 28:11 – 19

Der Prophet, der aus Juda kam – was Lobpreis bedeutet – ging nach Beth-El oder zum „Haus Gottes”. Sein Weg war von Gott vorherbestimmt durch die Anweisungen, die er von dem Ewigen bekommen hatte, und er machte sich gehorsam auf den Weg zum Altar in Bethel.

Der Weg eines Berufenen und Propheten

Auch wir werden von Gott berufen und mit einer Botschaft betraut. Auch wir machen uns gehorsam auf den Weg, mit der festen Absicht uns durch nichts vom Weg der Nachfolge Christi abbringen zu lassen. Doch der schmale Pfad birgt viele Gefahren, die von verborgenen Feinden ausgehen, so auch von „Wölfen”, die im Schafspelz erscheinen können, um uns vom vorgezeichneten Weg des Gehorsams abzubringen und in die Irre zu führen. Auch wir können wie der Mann Gottes, der aus Juda kam, durch „Propheten”, die nicht im Namen Gottes sprechen, getäuscht und verführt werden unerlaubte „Speise” zu uns zu nehmen – auf welche Weise dies auch immer geschehen mag – wenn wir nicht wachsam sind.

Die hier berichtete Begebenheit zeigt uns mit aller Deutlichkeit, daß es auch andere Propheten in Beth-El – im Haus Gottes – gibt, die einen andere Botschaft verkünden, wie der „alte Prophet” in dieser biblischen Geschichte. Dieser Prophet sagte: „Auch ich bin ein Prophet, wie du; und ein Engel hat zu mir geredet durch das Wort Jahwes … .” -1. Könige 13:18 Die Schrift macht aber deutlich, daß diese dreiste Behauptung ein Lüge war.

Schon Jeremia, der ein wahrer Prophet Gottes war, spricht von solchen Propheten, die nicht im Auftrag Gottes sprachen: „Die Propheten weissagen Lüge in meinem Namen. Ich habe sie nicht gesandt und sie beauftragt – auch nicht zu ihnen geredet. Sie weissagen euch Lügengesicht, Wahrsagerei, Nichtiges und Trug ihres Herzens.” – Jeremia 14:14

Und der Apostel Johannes warnt auch uns vor solchen „Propheten” mit den Worten: „Geliebte glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind; denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgegangen.” – 1. Johannes 4:1

Wie es sich in den Tagen Jeremias verhielt, so verhält es sich auch heute; alle Propheten behaupten im Namen Gottes zu reden, aber wir müssen dies anhand der Aussprüche Gottes prüfen, ob sich dies auch wirklich so verhält.

Paulus warnte schon die Urkirche davor, daß nach seinem Tod „verderbliche Wölfe in die Herde einbrechen würden” – Wölfe im Schafspelz – und er stellt fest „und aus euch selbst (also aus der Brüderschaft des Hauses Gottes) werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her.” – Apostelgeschichte 20:29

Was Paulus vorausgesehen hatte, begann schon bald nach seinem Tod Gestalt anzunehmen, als Lehrer kamen, die nach Macht und Einfluß trachteten. Die Wahrheit wurde durch diese falschen Propheten entstellt und als Mittel zum Zweck mißbraucht, um Menschen in Todesfurcht und Abhängigkeit zu halten. Und es entstand ein religiöses System, das wir als mystisches Babylon bezeichnen.

Doch die Geschichte wiederholt sich oft in eigenartigen Parallelen. Auch in unseren Tagen ereignete es sich, daß nach dem Tod des „Treuen und klugen Knechtes” ein anderer „alter Prophet” kam, der die Herde in sein eigenes Glaubenshaus einlud, und ihnen sein eigenes Brot und Wasser vorsetzte – eine „neue Speise” – die nicht von Gott kam.

Gehen wir zurück zu unserer Geschichte von 1. Könige 13, so behauptete der „alte Prophet”, der auch aus Bethel kam, daß ein „Engel” zu ihm gesprochen und ihn mit der Botschaft beauftragt hätte. Dies war natürlich eine dreiste Lüge. Gott hatte sicherlich nicht Seinen Engel mit einer solch widersprüchlichen Botschaft zu ihm gesandt. Vielmehr können wir glauben, daß es ein „Engel der Finsternis” war, dessen Fürst der Satan ist. Satan ist der Vater der Lüge, und wir sehen auch hier, daß die Schrift den „alten Propheten” der Lüge bezichtigt, denn Gott hatte nicht zu ihm gesprochen.

Wir wissen von Paulus, daß er nicht nur durch den Geist Gottes gelenkt wurde, wie alle übrigen Apostel, sondern daß er auch persönliche Gesichte und Offenbarungen von dem verherrlichten Christus empfing, die den übrigen Aposteln nicht gegeben wurden.

Der Apostel spricht in seinem Brief an die Galater die beschwörenden Worte der Warnung an alle seine Nachfolger aus: „Aber wenn auch wir oder ein Engel aus dem Himmel euch etwas als Evangelium verkündigte außer dem, was wir euch als Evangelium verkündigt haben: er sei verflucht!”

Und er sagt dies ein weiteres Mal, um die Wichtigkeit dieser Botschaft zu unterstreichen: „Wie wir zuvor gesagt haben, so sage ich auch jetzt, wiederum: Wenn jemand euch etwas als Evangelium verkündigt außer dem, was ihr empfangen habt: er sei verflucht.” – Galater 1:8 und 9

In den Tagen der Apostel dienten Engel Gottes als Botschafter, die Jünger in der Urkirche zu stärken und zu trösten. Sie nahmen dazu Menschengestalt an, um sichtbare Botschafter Gottes sein zu können. – Apostelgeschichte 8:26 und 11:13

Das Wort „Engel” bedeutet „Botschafter”, und somit ist jeder, der die reine Botschaft Gottes verkündigt, sinnbildlich als ein Botschafter oder „Engel” des Himmels anzusehen. Engel verkehrten im Paradies mit dem Menschen und auch Satan kam als ein solcher Botschafter mit der Botschaft der Lüge und des Zweifels zum Menschen: „Hat Gott wirklich gesagt …” und „Keineswegs werdet ihr sterben.” – 1. Mose 3:4 Satan, der durch die Schlange sprach, wurde aufgrund dieser Botschaft der Lüge von Gott verflucht. – 1. Mose 3:14

Der Mann Gottes, der von Juda nach Bethel ging, wurde dort drei Mal in verschiedenen Situationen und durch verschiedene menschliche Werkzeuge hinsichlich seines Glaubensgehorsams gegenüber Gott geprüft.

Die erste Prüfung des Mannes Gottes

Die erste prüfende Situation entsteht, als der Mann Gottes mit einer Botschaft zu Jerobeam, dem frevelhaften König Israels, gesandt wurde, der sich in Bethel aufhielt. Und der Mann Gottes widersteht der Versuchung, die mit der ehrenvollen Einladung des Königs verbunden ist, in sein Haus einzutreten und ein königliches Geschenk zu empfangen. Und er geht auf einem „anderen Weg” von Bethel zurück, so wie der Ewige es ihm befohlen hat. – 1. Könige 13:10

Weltliche Ehren durch einen Großen dieser Welt zu erfahren, reiche Geschenke in Empfang zu nehmen, dies sind Prüfungen dieser Welt, die nur derjenige bestehen kann, der die Welt mit ihren Verlockungen hinter sich gelassen hat.

Für einen jeden wahren Nachfolger Christi ist dies die erste Prüfung, daß er der Welt mit ihren falschen Ansprüchen und Freuden absagt und sich getrennt von ihren Ideen und Vorstellungen hält, daß er nicht die Speise der Welt ißt, sondern die „geistige Speise” der Wahrheit.

Zweifellos zeigte der Mann Gottes einen freudigen Gehorsam gegenüber dem Befehl Gottes, als er das Angebot des Königs mit den entschiedenen Worten ablehnte: „Und wenn du mir die Hälfte deines Hauses gäbst, so würde ich nicht mit dir hineingehen!” – Es erforderte einen großen Mut und eine große Entschlossenheit von Seiten des Mannes Gottes, die Einladung des Königs von Israel abzulehnen.

Die zweite Prüfung des Mannes Gottes

Die zweite Prüfung seines Gehorsams kam für den Propheten, der aus Juda gekommen war, als er sich für eine Weile unter dem Schatten einer Terebinthe ausruhte. Diesmal kam die Prüfung durch einen „Fremden”, der ihn dort anspricht und in sein Haus einlädt. Der Einladung eines „Fremden” zu widerstehen mag als die leichtere Prüfung angesehen werden, gegenüber der Einladung des Königs. Aber auch diese Prüfung hatte ihre Tücken. Von dem König Jerobeam wußte der Prophet, daß dieser ein Feind Gottes war. Von dem Fremden, der ihn in sein Haus einlud, wußte er nur, daß er freundlich war und das Gesetz der Gastfreundschaft befolgte.

Nach einem langem ermüdenden Fußmarsch war der Mann Gottes sicherlich durstig und hungrig, und es mag ihn hier große Überwindung gekostet haben diese verlockende Einladung nicht anzunehmen. Wir denken hier auch an die Prüfung des Gehorsams unseres Herr, der vierzig Tage lang in der Wüste gefastet hatte und danach hungrig war, wie der Satan kam, um Jesus mit der raffinierten Forderung: „Sprich, daß aus diesen Steinen Brot werde”, zum Ungehorsam gegen den Willen Gottes zu verleiten.

Während in der ersten Prüfung „die Welt” zu überwinden war, so scheint es bei der zweiten Prüfung das gefallene „Fleisch” gewesen zu sein, daß bei der Prüfung seines Gehorsams eine wichtige Rolle spielte. Der Mann Gottes bestand auch diese zweite Prüfung, aber es hat den Anschein, daß er nicht den gleichen freudigen Gehorsam zeigte, der bei seiner ersten Prüfung aus den ablehnenden Worten hervorging: „(Selbst) wenn du mir die Hälfte deines Hauses gäbest, so würde ich nicht mit dir hineingehen.”

Die dritte Prüfung des Mannes Gottes

Die dritte Prüfung kommt auf den Mann Gottes aus Juda zu, als sich der „Fremde” ihm als ein „Prophet Gottes” vorstellt: „Auch ich bin ein Prophet wie du.” – Vers 18

Hier spricht nicht mehr ein Fremder zu ihm, sondern ein Prophet, ein Gottesmann, er befindet sich unter Gleichgesinnten, unter Brüdern. Und dieser „alte Prophet” versichert ihm, daß ein Engel Gottes zu ihm gesprochen habe: „Bring ihn mit dir in dein Haus zurück, daß er Brot esse und Wasser trinke.”

Einem „alten Propheten” sollte man vertrauen können, besonders dann, wenn er schon viele Jahre lang im Dienst des Ewigen gestanden hat. Wenn nun ein so bewährter Prophet sagt, daß ein Engel durch das Wort des Herrn zu ihm geredet hat, sollte man ihm da nicht glauben? Und genau darin bestand die besondere Gefahr dieser Prüfung.

Drei Mal wird der Gehorsam des Mannes Gottes in unterschiedlichen Situationen geprüft, zuerst durch den „König Israels”, dann durch einen „Fremden” und zuletzt – nachdem sich dieser selbst als einen Propheten zu erkennen gegeben hat – durch einen „Propheten”.

Zwei Mal tritt der Versucher durch weltliche Werkzeuge an den Mann Gottes heran, doch dieser widersteht der Versuchung und bleibt gehorsam.

Bei der dritten Versuchung ist jedoch alles anders. Nachdem der Widersacher erkannt hat, daß er den Mann Gottes auf diese Weise nicht zum Ungehorsam verleiten kann, ändert er seine Taktik und greift zu der altbewährten Methode der Maskerade, indem er einen „alten Propheten” benutzt, seine Botschaft der Lüge überzeugend gegenüber dem Mann Gottes zu vermitteln.

Der Mann aus Juda wähnt sich unter Freunden, unter Gleichgesinnten, die wie er selbst Boten des Wortes Gottes sind, und welchen man als solchen einfach vertrauen kann – und so nimmt er ungeprüft das an, was ihm der „alte Prophet” als die scheinbar neue Botschaft Gottes bringt. Der Mann Gottes tappt in die Falle, die ihm mit satanischer Raffinesse gestellt wurde. Er prüft nicht die Geister, ob sie aus Gott sind – was in jedem Fall empfehlenswert ist. – Johannes 4:1 Und so wird er durch die lügnerischen Worte des „alten Propheten” dazu überzeugt, daß Gott Seine Meinung geändert hat und nun von ihm verlangt, in das Haus dieses Propheten einzutreten und dort zu essen und zu trinken.

Paulus spricht in seinem Brief an die Korinther von „falschen Aposteln und betrügerischen Arbeitern, welche die Gestalt von Aposteln Jesu Christi annehmen”, – und solche hat es unter dem Volk Gottes auch bis heute gegeben. – 2. Korinther 11:13 – 15 Äußerlich unterschieden sich diese „falschen Apostel” nicht von den übrigen Aposteln, denn auch sie arbeiteten und predigten. Aber sie waren „betrügerische Arbeiter”, indem sie eine andere Wahrheit lehrten, die die Brüder von der Wahrheit abziehen sollten, welche die inspirierten Apostel sie nicht gelehrt hatten.

Paulus erkannte den „alten Feind”, der hinter allem steht, weil er die Geister selbst sorgsam prüfte, die predigten, ob sie aus Gott waren oder aus seinem Widersacher sprachen, und so konnte er in allem widerstehen und über das Wort der Wahrheit wachen. Und dies ist auch unsere Aufgabe als Botschafter Gottes und Jesu Christi.

Wir leben in einer sehr gefährlichen Zeit, die in der Schrift als die „Stunde der Versuchung” bezeichnet wird, die über den ganzen Erdkreis kommen sollte und gekommen ist. Nach den besonderen Zeichen seiner Gegenwart und des Endes des Zeitalters befragt, prophezeite der Herr, daß zu dieser Zeit viele falsche Propheten aufstehen würden, um viele zu verführen. – Matthäus 24:11

Und aus euch selbst werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden

Die Geschichte in 1. Könige 13 zeigt uns, daß der Mann Gottes, nachdem er Gottes Anweisung gegen den Altar in Bethel zu weissagen befolgt hatte, nachdem er die der Einladung in das Haus des Königs abgelehnt hatte, nachdem er der Einladung in das Haus eines „Fremden” widerstanden hatte – letztlich doch in einer weiteren Prüfung seines Gehorsams versagte. Die Schrift warnt uns mit den Worten: „Wer da denkt, daß er stehe, sehe zu, daß er nicht falle.” Wir alle bedürfen des Ausharrens – nachdem wir den Willen Gottes getan haben, damit wir die Verheißung davontragen. – Hebräer 10:36

Im Glauben ausharren, bedeutet auch, daß wir die erkannte Wahrheit Gottes gegen alle Angriffe, die von den Feinden der Neuen Schöpfung zu uns kommen mögen, mit der Einstellung der Beröer verteidigen, die eifrig in den Schriften nachforschten, ob das, was ihnen als Wahrheit gepredigt wurde, auch so in der Schrift geschrieben stand. Ja, sie nahmen selbst von den Aposteln nichts ungeprüft als biblische Wahrheit an.

Darum ist es für einen jeden von uns zunächst wichtig, daß wir schnell lernen die Wahrheit vom Irrtum zu unterscheiden. So lange wir nicht aus eigenem Verständnis und eigener Verantwortung dazu imstande sind, sind wir noch als „Unmündige” zu bezeichnen, die auf das Urteil eines anderen angewiesen sind. Für solche besteht vermehrt die Gefahr, daß sie, wie jener „Mann Gottes” in Bethel, durch einen „alten Propheten” zum Irrtum und Ungehorsam verführt werden können.

Oft ist es so, daß ein „alter Prophet” – ein alter Bruder oder Ältester – der einer Versammlung vielleicht seit vielen Jahren dient, und sich mit der Zeit bei seinen Mitbrüdern ein gewisses Ansehen als Lehrer erworben hat, so daß ihm hinsichtlich seines Urteils über das, was Wahrheit und über das, was Irrtum ist, blind vertraut wird. Auch in diesem Zusammenhang sollte nicht vorschnell und ungeprüft etwas von einem „alten Propheten” angenommen werden, denn es ist nicht unmöglich, daß Älteste durch den Satan verführt werden, Irrtümer anzunehmen und sie als biblische Wahrheit zu predigen. Älteste, Propheten und Lehrer der Wahrheit tragen eine große Verantwortung, wenn sie anderen das Wort Gottes predigen. Und es ist daher auch verständlich, daß der Widersacher gerade bei ihnen die größten Anstrengungen macht, falsche Lehren anzunehmen, um sie zu Lehrern des Irrtums zu machen.

Der Mann Gottes, der aus Juda nach Bethel kam, und sich von dem „alten Propheten” durch lügnerische Worte überreden ließ, in sein Haus einzutreten, hätte sich fragen müssen, ob Gott wirklich Seinen Befehl ins Gegenteil geändert habe, ohne ihn selbst darüber zu informieren. Aber er vertraute blind dem Wort eines Fremden, der von sich sagte, daß er ein Prophet sei, und Gott zu ihm gesprochen habe. Und somit wurde er schließlich getäuscht und zum Ungehorsam gegenüber Gott verführt.

Ein wahrer Prophet Gottes wird nicht danach trachten, einen anderen Propheten zu Fall zu bringen, sondern ihn in allem zu unterstützen, seinen Auftrag im Gehorsam gegenüber Gottes Willen durchzuführen. Ein Prophet, der lügt, kann nicht im Namen Gottes sprechen, der jede Lüge haßt. Letzlich können wir sagen, daß beide, der Mann Gottes wie auch der „alte Prophet” Betrogene waren, denn sie wurden durch Satan – den Vater der Lüge – betrogen. Der eine ließ sich von dem großen Betrüger Satan benutzen, während der andere, der nicht wachsam war, durch den „alten Propheten”, der unter dem Einfluß des Widersachers stand, betrogen wurde.

Jeder Ungehorsame wird dem „Löwen” preisgegeben

Nachdem der „Mann Gottes” ungehorsam geworden war, tritt ein Löwe in seinen Weg und tötet ihn. Und als der „alte Prophet” davon hört, spricht er gegenüber seinen Söhnen eine Warnung aus: „Das ist der Mann Gottes, der gegen den Befehl Jahwes widerspenstig gewesen ist; und so hat Jahwe ihn dem Löwen preisgegeben: der hat ihn zerrissen und getötet, nach dem Wort Jahwes, das er zu ihm geredet hat.”

Nachdem der Mann Gottes ungehorsam geworden war, hatte Gott ihn „dem Löwen preisgegeben”. Diese Worte machen deutlich, daß der „Löwe” Satan uns nichts anhaben kann, so lange wir uns als gehorsame Söhne Gottes erweisen und unter Seinem Schutz stehen. Erst wenn wir uns selbst von Gott und der Wahrheit entfernen, verlassen wir diese Schutzzone, den „Schirm des Allmächtigen” und sind damit dem „suchenden Löwen” preisgegeben. – Psalm 91

Der Apostel Johannes sagt: „Wir wissen, daß jeder, der aus Gott geboren ist, nicht sündigt; sondern der aus Gott Geborene bewahrt sich, und der Böse tastet ihn nicht an.” -1. Johannes 5:18

Im Buch Hiob beklagt sich der Satan bei Gott darüber, daß der Ewige um den gehorsamen und treu ergebenen Hiob einen „Zaun” gezogen hat, der ihn und seinen Besitz vor jedem Angreifer schützt. Die Schrift drückt dies mit den Worten aus: „Hast du selbst nicht ihn und sein Haus und alles, was er hat umhegt?” – Hiob 1:10

Wenn wir auf dem schmalen Weg ungehorsam werden, und einen unerlaubten Nebenpfad gehen, so wird Gott Seinen besonderen Schutz von uns nehmen und uns „dem „Löwen” Satan preisgeben. Auch dann, wenn wir an einem „fremden Ort” Brot – geistige Speise – essen und das Wasser der Wahrheit trinken, wo wir es nach Gottes Anweisung nicht sollten, werden wir Gottes besonderen Schutz verlieren und dem „Löwen” Satan preisgegeben werden.

In 1. Korinther 5:5 spricht der Apostel Paulus davon „einen solchen im Namen unseres Herrn Jesus dem Satan zu überliefern zum Verderben des Fleisches, damit der Geist errettet werde am Tag des Herrn.”

Aber selbst dann, wenn wir in allem völlig gehorsam sind, wird der Satan jeden möglichen Versuch unternehmen uns auf vielerlei Art und Weise zu schaden und uns zu überlisten, wie er dies auch bei unserem Herrn versuchte, der in allem vollkommen war. Satan ist immer aktiv und „sucht”, wen er verschlingen kann.

Der Himmlische Vater läßt solche Prüfungen zu, aber Er erlaubt dem „brüllenden Löwen” nicht uns zu zerreißen und zu töten, wenn wir gehorsam den „guten Kampf” kämpfen. Der Herr erlaubt nicht, daß unser geistiges Leben als Neue Schöpfung vernichtet wird.

Die Geschichte setzt sich fort mit Vers 24, wo es heißt: „Und er zog fort; und es fand ihn ein Löwe auf dem Weg (auf dem Weg, den er nicht gehen sollte) und tötete ihn. Und sein Leichnam lag hingestreckt auf dem Weg, und der Esel stand daneben, und der Löwe stand neben dem Leichnam.”

Daß ihn ein Löwe fand, setzt voraus, daß dieser nach ihm gesucht hatte. Petrus bestätigt uns diese Verhaltensweise mit seinen Schriftworten in 1. Petrus 5:8 – 9: „Seid nüchtern, wacht! Euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann. Dem widersteht standhaft im Glauben … .”

Gott hatte Seinen Schutz von dem Propheten genommen und ihn dem Löwen preisgegeben, weil er nicht standhaft im Glauben geblieben war. Er hatte ihn dem Löwen preisgegeben, weil er nicht nüchtern geurteilt hatte, daß der ewige Gott Sein Wort nicht ändert. Der Ewige ist in Seinem Wort nicht unbeständig oder wankelmütig, wie es bei den Menschen oft der Fall ist.

Der Mann Gottes war nicht wachsam gewesen und hatte dem Wort eines Menschen mehr vertraut, als den Worten, die Gott selbst zu ihm geredet hatte, und so war er auf Grund seines Ungehorsams dem Satan „zum Verderben des Fleisches” überlassen worden.

Wir bemerken ferner, daß der Löwe, nachdem er den Propheten getötet hat, kein weiteres Interesse an dem Getöteten zeigt – er steht ruhig neben dem Leichnam. Wir können dies als ein passendes Bild hinsichtlich der Neuen Schöpfung betrachten, indem der Satan sich nur für die Neue Schöpfung interessiert, um diese zu vernichten. Wenn ihm dies gelungen ist, verliert er sein Interesse an dem Menschen, den er zu Fall gebracht hat, und seine Aufmerksamkeit richtet wendet sich anderen Glieder des Christus zu, um auch sie zu Fall zu bringen.

Diese Handlungsweise wird aus seiner Sicht verständlich, weil er davon ausgehen muß, daß jedes Glied der Neuen Schöpfung, das im Gehorsam in Treue gegenüber Gott seinen Lauf vollendet, das letzte sein kann, das die Vollzahl der Kirche ausmacht. Auch der Satan weiß, daß mit dem Erreichen der Vollzahl der Leibesglieder Christi, die erste nach dem Sündenfall ausgesprochene Prophezeiung in Erfüllung gehen wird: „Und ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zermalmen, und du, du wirst ihn in die Ferse stechen.” – 1. Mose 3:15

Der Same der Frau, der den Kopf des Satan zermalmen wird, ist die vollendete Kirche.

Der Apostel Paulus schreibt an die Gemeinde in Korinth: „Alle diese Dinge aber widerfuhren jenen als Vorbilder und sind geschrieben worden zu unserer Ermahnung, auf welche das Ende der Zeitalter gekommen ist. Daher, wer zu stehen sich dünkt, sehe zu, daß er nicht falle.” – 1. Korinther 10:11

Die Ermahnung und Warnung, die dieser Geschichte zugrunde liegt, scheint darin zu bestehen, daß wir, die wir durch Gottes Gnade die Wahrheit erkennen durften, unter allen Umständen an dem festhalten sollen, was wir gelernt haben. Und sie besteht auch darin, daß wir selbst dann keine anderen Lehren annehmen sollen, wenn sie durch Propheten aus unserer Glaubensgemeinschaft kommen sollten. – Apostelgeschichte 20:30

Laßt uns daher nüchtern und wachsam sein in der „Stunde der Versuchung”, in welcher Satan wie ein brüllender Löwe umher geht und sucht, wen er verschlingen kann.