Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Seid Nachahmer des Guten

Lesedauer: 8 Minuten

Es ist eine der Verhaltensweisen des Menschen, andere Menschen, die in der Welt etwas darstellen, nachzuahmen. Schwache Menschen werden oft von der Stärke und dem Mut anderer beeindruckt und möchten selbst solche sein, die von anderen Menschen bewundert werden. In der Welt bezeichnet man Menschen, deren Name in aller Munde ist, als Stars, und es gibt sie in allen Bereichen des täglichen Lebens wie Film, Sport, Mode, Musik usw.

Alle diese haben in einem bestimmten Bereich außerordentliche Leistungen gezeigt, und werden um dieser Leistungen willen bewundert und nachgeahmt, auch dann, wenn sie als Menschen in ihrem Charakter kein nachahmenswertes Beispiel für andere sind.

In der Heiligen Schrift finden wir einige Charaktere, die wegen ihres unerschütterlichen Glaubens, ihrer Treue und ihres Gehorsams gegenüber Gottes Gesetzen einen hohen Bekanntheitsgrad unter Gottes Volk erlangten, unter diesen der Apostel Paulus, der im Brief an die Korinther schreibt: „Ich bitte euch nun, seid meine Nachahmer!” – 1. Korinther 4:16

Paulus muß befürchtet haben, daß sein Aufruf an die Brüder, ihn nachzuahmen, hätte mißverstanden werden können, denn wenige Verse danach wiederholt er seine Bitte, ihn nachzuahmen, diesmal jedoch, um jedes Mißverständnis auszuschließen mit dem Hinweis auf Christus, den er selbst in allem nachzuahmen versucht: „Seid meine Nachahmer, wie auch ich Christi Nachahmer bin!” – 1. Korinther 11:1

Paulus wird zum Nachahmer Christi

Bis zu seiner Bekehrung auf dem Weg nach Damaskus, als ihm Jesus erschien und zu seinem „auserwählten Werkzeug” machte, war Saulus, als Mitglied des Sanhedrin, für die gesetzestreuen Juden ein nachahmenswertes Beispiel an Eifer in der Verfolgung und Vernichtung der Nachfolger Christi gewesen. Nun aber war aus Saulus ein Paulus geworden, eine Neue Schöpfung und ein besonderes Werkzeug der Verkündigung und der Nachfolge Christi. Mit der gleichen Unterwerfung und dem gleichen nachahmenswerten Eifer verkündigte er nun Christus als den Sohn Gottes und Erretter des Menschen und dessen Königreich.

Paulus schreibt in aller Demut über sich selbst: „Brüder, ich denke von mir selbst nicht, (es) ergriffen zu haben; eines aber (tue ich): ich vergesse, was dahinten, strecke mich aber aus nach dem, was vorn ist, und jage auf das Ziel zu, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus.” – Philipper 3:12 – 14

Dies ist es, was wir an dem Apostel Paulus so wertschätzen, daß er, nachdem er Christus erkannt und sich geweiht hatte, all das vergaß, was nun hinter ihm lag, um jetzt mit allem Eifer nur dem einen Ziel nachzujagen, mit Christus im Königreich vereint zu sein. Mit Recht konnte er uns bitten, hierin seine Nachahmer zu sein.

Das vollkommene Vorbild

Auch wenn Menschen für andere Menschen in diesem und in jenem ein Vorbild sein können, so müssen wir doch feststellen, daß gemessen an unserem Herrn, diese nur ein unvollkommenes Leitbild sein können. Darum weist Paulus uns auch unmißverständlich auf Christus hin, als den Einzigen, der uns in seinem Opferleben ein vollkommenes Beispiel des Gehorsams und der Treue gegenüber dem Himmlischen Vater hinterlassen hat. Diesem Beispiel ahmte er mit allem Eifer nach, und er richtete an alle seine Mitbrüder diese Bitte, es ihm gleich zu tun.

Im Manna vom 10. Februar geht Bruder Russell in seinem Kommentar zu 1. Timotheus 4:12: „Sei ein Vorbild der Gläubigen im Wort, im Wandel, in Liebe, im Glauben, in Keuschheit”, mit folgender Feststellung auf dieses Thema ein: „Jeder Christ sollte danach streben, ein nachahmungswürdiges Vorbild zu sein – ein Vorbild ernsten, glaubensvollen Bemühens, Christum in seinem täglichen Leben und dienenden Eifer ähnlich zu sein. Vorbilder von Vollkommenheit, der völligen moralischen Herrlichkeit und Schönheit der Heiligkeit können wir im gegenwärtigen Leben nicht werden. Ein solches Vorbild haben wir nur in Christo, unserem Herrn. In diesem Sinne sagte Paulus auch niemals: „Folget mir, oder folget uns”; er sagte vielmehr: „Seid meine Nachahmer, gleichwie auch ich Christi.” – 1. Korinther 11:1 Der Apostel war ein leuchtendes Vorbild ernsten Strebens nach Vollkommenheit, die nur in Christo war. Uns ist zur Nachahmung sein Eifer empfohlen, mit dem er bestrebt war, Christo zu dienen und seinen Willen zu tun.”

Wie wahr sind diese Worte. Unser Meister war in allem vollkommen, wir aber sind unvollkommen und können als Nachkommen Adams nichts vollkommen tun. Und auch Paulus ist hier keine Ausnahme, wie er auch von sich selbst sagt: „Denn ich weiß, daß in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt; denn das Wollen ist bei mir vorhanden, aber das Vollbringen des Guten nicht.” – Römer 7:18

Auch Paulus konnte nur ein Nachahmer Christi sein, ein Nachahmer des vollkommenen Vorbildes, und er bat uns dabei auf ihn zu schauen mit welchem Eifer und Gehorsam er Christus auf seinem persönlichen Leidensweg nachzuahmen versuchte.

In 1. Thessalonicher 1:6 bezeugt der Apostel seinen Mitbrüdern, daß sie seiner Bitte gefolgt sind, und er führt den Gedanken weiter aus: „Und ihr seid unsere Nachahmer geworden und die des Herrn, indem ihr das Wort in viel Bedrängnis mit Freude des Heiligen Geistes aufgenommen habt, so daß ihr allen Gläubigen in Mazedonien und in Achaja zu Vorbildern geworden seid.”

Paulus spricht hier in der Mehrzahl von Brüdern, die gleich ihm zu nachahmenswerten Vorbildern für andere Gläubige geworden waren, indem sie „das Wort in viel Bedrängnis mit Freude des Heiligen Geistes” aufnahmen. Diese hatten trotz aller Bedrängnis das Wort der Wahrheit mit Freuden aufgenommen und darin anderen ein Beispiel zur Nachahmung gegeben.

Es liegt im menschlichen Verhalten, daß Kinder, wenn sie noch klein sind, in allem auf ihre Eltern schauen, und diese in ihrem Verhalten nachzuahmen versuchen. Es liegt aber auch in der Natur des Menschen, daß nicht alle Eltern ihren Kindern immer nachahmenswerte Beispiele zu geben imstande sind. Leider können heranwachsende Kinder zumeist noch nicht zwischen guten und schlechten Beispielen unterscheiden.

Nachahmer Gottes

In Epheser 5:1 spricht der Apostel Paulus das Kindschaftsverhältnis an, in welchem Geweihte zum Himmlischen Vater stehen, und er sagt: „Seid nun Nachahmer Gottes als geliebte Kinder!” Und wandelt in Liebe, wie auch der Christus uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat … .”

Hier spricht der Paulus nicht nur davon, daß wir, wie er, Nachahmer Christi sein sollen, sondern er fordert uns auch dazu auf, Nachahmer Gottes zu sein. Jesus sprach von dem ewigen Schöpfergott als von seinem Vater im Himmel und bezeichnete sich selbst als Sohn Gottes. Gott ist Liebe, sagt uns die Schrift. Gott liebt den Menschen als Seine Schöpfung, wie auch Christus uns liebt. Unser Herr hat uns diese Liebe offenbart. Auch wenn es einen Unterschied zwischen dem Vater und dem Sohn in der Person gibt, so sind sie doch in dem Charakterzug der Liebe eines Sinnes. Auch Jesus spricht in einem gewissen Sinn von Nachahmung, wenn er sagt: „Was mein Vater tut, das tue auch ich.” Natürlich war der Vater zuerst da, und Jesus ahmte Seinen Vater als geliebter Sohn nach, wie auch menschliche Kinder ihren Vater, den sie lieben, nachahmen. Dann sagt Jesus auch: „Ich und der Vater sind eins”, eins im Charakter, eins in der Liebe für den Menschen.

Neben der Charaktereigenschaft der Liebe Gottes, die der Apostel in Epheser 5:1 zum Ausdruck bringt, steht die Charaktereigenschaft der Gerechtigkeit, die in Gottes Handeln mit dem Menschen bestimmt. So steht in den Psalmen geschrieben: „Gerechtigkeit und Recht sind deines Thrones Grundfeste.” – Psalm 89:15 Auch wenn die Liebe als das Endziel all unserer Bemühungen gilt, so muß diese Liebe doch von Gerechtigkeit durchdrungen sein, wie sie es auch bei unserem Herrn war.

Nachahmer im geduldigen und freudigen Ertragen

Wenn der Apostel Paulus uns sagt: „Seid meine Nachahmer, wie auch ich Christi Nachahmer bin”, so bezieht sich diese Aussage zu einem wesentlichen Teil auf die Mühsal und die Leiden, die er um Christi willen erdulden mußte, und die er freudig auf sich nahm. Wir erinnern an die Worte des Herrn Jesus, die er über Paulus aussprach: „Denn ich werde ihm zeigen, wie vieles er für meinen Namen leiden muß.” – Apostelgeschichte 9:16 und 2. Korinther 11:23 – 27

Paulus orientierte sich an Jesus, seinem Herrn, der unschuldig litt, geschlagen und gedemütigt wurde und alles geduldig ertrug, ohne sich zu beklagen. In dieser Einstellung war er ein Nachahmer Christi und ein Beispiel zur Nachahmung für uns. Dazu lesen wir in 1. Petrus 3:13: „Und wer ist, der euch Böses tun wird, wenn ihr Nachahmer des Guten geworden seid? Aber wenn ihr auch leiden solltet um der Gerechtigkeit willen, glückselig seid ihr.”

Als Nachfolger Christi sind wir solche Nachahmer des Guten geworden. Wir sind Nachahmer der guten Beispiele geworden, die uns Jesus und auch die übrigen Apostel gegeben haben. Und auch wir müssen um der Gerechtigkeit willen leiden, und es muß sich zeigen, ob wir auch im geduldigen und freudigen Ertragen von Leiden um der Gerechtigkeit willen Nachahmer unseres Herrn und des Apostels sind. Der Apostel Paulus setzt den Gedanken, den Petrus äußerte, in seinem Brief an die Hebräer fort, wenn er sagt: „Wir wünschen aber sehr, daß jeder von euch den selben Eifer um die volle Gewißheit der Hoffnung bis ans Ende beweise, damit ihr nicht träge werdet, sondern Nachahmer derer, die durch Glauben und Ausharren die Verheißung erben.” – Hebräer 6:11 und 12

Jesus wird uns in der Schrift als ein „Eiferer” für die Sache Gottes beschrieben. In den Psalmen ist dies in den Worten prophetisch vorausgesagt – Psalm 69:10: „Denn der Eifer um dein Haus hat mich verzehrt.” Paulus war mit seinem großen Eifer ein Nachahmer Christi in dieser Einstellung, denn schon bevor er Christus annahm, bekannte er sich wörtlich als „ein Eiferer für Gott”. – Apostelgeschichte 22:3 Wir folgern daraus, daß er wegen seines beständigen Eifers, den er für Gott gezeigt hatte, für Jesus zu einem auserwählten Werkzeug wurde, „seinen Namen zu tragen sowohl vor Nationen als Könige und Söhne Israels”. – Apostelgeschichte 9:15

Wenn wir wahre Nachahmer darin sein wollen, wie Paulus Jesu nachahmte, so müssen auch wir einen ähnlichen Eifer in der Durchführung der Absichten des Herrn zeigen, die in unsere Hände gegeben sind. Trägheit und Lässigkeit im Werk des Herrn zu zeigen zieht Verurteilung nach sich. „Verflucht sei, wer das Werk des HERRN lässig treibt!” – Jeremia 48:10

Auch wenn nicht alle Nachfolger Christi einen so starken Charakter wie der Apostel Paulus besitzen, so kann doch ein jeder ein nachahmenswertes Beispiel für andere geben, und sei es nur darin, daß er in Treue unbeirrt an dem Herrn und an der Wahrheit festhält. Paulus führt uns im Hebräerbrief das beispielhafte Verhalten der Alttestamentlichen Überwinder vor Augen, die auf Grund ihres festen und unerschütterlichen Glaubens vieles zu erdulden und zu leiden hatten und diese Leiden freudig ertrugen. Er schreibt: „Gedenkt eurer Führer, die das Wort Gottes zu euch geredet haben! Schaut den Ausgang ihres Wandels an, und ahmt ihren Glauben nach.” – Hebräer 13:7

Laßt uns letztlich der Worte des Apostel Petrus gedenken, der an die Brüderschaft schrieb: „Denn hierzu seid ihr berufen worden; denn auch Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel hinterlassen, damit ihr seinen Fußspuren nachfolgt.” – 1. Petrus 2:21