Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Paulus ermutigt die Hebräer

Lesedauer: 17 Minuten

„Denn betrachtet den, der so großen Widerspruch von den Sündern gegen sich erduldet hat, damit ihr nicht ermüdet und in euren Seelen ermattet.” – Hebräer 12:3

Der Brief an die Hebräer enthält viele wichtige Informationen, welche die vorbildliche Bedeutung der Stiftshütte betreffen, mit deren Aufrichtung in der „Wüste” Gott den Mose beauftragte, – besonders hinsichtlich der in ihr zu verrichtenden Dienste und ihrer Priesterschaft. Er bringt auch in der göttlichen Anordnung den verheißenen „Neuen Bund” an seine passende Stelle. Es ist ein wertvoller Brief, indem er zahlreiche Lehren des Planes Gottes berührt.

Zusätzlich zu diesen vorbildlichen und lehrmäßigen Merkmalen des Buches ist mit seinen Seiten eine Botschaft der Ermutigung für die „Hebräer” verbunden, die besonders an sie gerichtet ist. Nach der Aussage des Apostel Paulus, von dem wir glauben, daß er der Verfasser dieses Briefes ist, hatten die Hebräer nicht den Fortschritt in der Wahrheit gemacht, den sie hätten machen sollen. Paulus sagt von ihnen, daß sie „im Hören träge” geworden waren, und er fügt hinzu, „denn während ihr der Zeit nach Lehrer sein solltet, habt ihr wieder nötig, daß man euch lehre, was die Anfangsgründe der Aussprüche Gottes sind; und ihr seid solche geworden, die Milch nötig haben und nicht feste Speise”. – Hebräer 5:11 und 12

Die Methode, die Paulus anwandte, diese Geschwister zu einer standhafteren und weiter fortschreitenden Wertschätzung der Wahrheit zu ermutigen, bestand als erstes darin, sie ihres Ursprungs zu versichern, indem er ihnen zeigte, daß er von Gott zu ihnen gekommen war, durch Seinen geliebten Sohn, den sie als den Messias angenommen hatten, und dem sie ihr Leben geweiht hatten. Er lenkt in dem ersten Kapitel des Briefes ihre Aufmerksamkeit auf diesen göttlichen Ursprung des Evangeliums.

Der eröffnende Vers sagt: „Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten, hat er am Ende der Tage zu uns geredet in dem Sohn, den er zum Erben aller Dinge eingesetzt hat, durch den er auch die Welten gemacht hat; er, der Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und Abdruck seines Wesens ist und alle Dinge durch das Wort seiner Macht trägt, hat sich zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt, nachdem er die Reinigung von den Sünden bewirkt hat; und er ist um so viel erhabener geworden als die Engel, wie er einen vorzüglicheren Namen vor ihnen ererbt hat. Denn zu welchem der Engeln hat er jemals gesagt: ‚Mein Sohn bist du, ich habe dich heute gezeugt?‘ und wiederum: ‚Ich werde ihm Vater und er wird mir Sohn sein?‘ Wenn er aber den Erstgeborenen wieder in den Erdkreis einführt, spricht er: ‚Und alle Engel Gottes sollen ihn anbeten!‘ Und von den Engeln zwar spricht er: ‚Der seine Engel zu Winden macht und seine Diener zu einer Feuerflamme‘, von dem Sohn aber: ‚Dein Thron, o Gott, ist von Ewigkeit zu Ewigkeit, und das Zepter der Aufrichtigkeit ist Zepter deines Reiches.” Hebräer 1:1 – 8

In keiner besseren Weise konnte der Apostel das große Gewicht der Vollmacht beschreiben, welches das Evangelium unterstützt, als uns an die höchst erhöhte Stellung von Gottes geliebtem Sohn zu erinnern, durch den der Himmlische Vater zu uns gesprochen hat. Wir wissen, daß die heiligen Engel einen wichtigen Platz in dem Dienst Gottes einnehmen, aber sie sind nicht zu der hohen Stellung erhöht worden, die Jesus einnimmt. Später in diesem Kapitel spricht Paulus von den Engeln als „dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die das Heil erben sollen”. Wieviel dieser Dienst der Engel für jeden Nachfolger des Herrn bedeutet. Der Himmlische Vater hat jedoch niemals zu einem von diesen gesagt: „Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde gemacht habe zum Schemel deiner Füße.” – Hebräer 1:13 und 14, Psalm 110:1 Er sagte dies jedoch zu Seinem Sohn, dem bei seiner Auferstehung aus den Toten „alle Macht im Himmel und auf Erden” gegeben wurde. – Matthäus 28:18

Der Kanal der Wahrheit

Dieser Hocherhöhte ist für des Herrn Volk während des gegenwärtigen Evangelium-Zeitalters der Kanal der Wahrheit. Er hat durch seinen eigenen, persönlichen Dienst zu uns gesprochen, und er spricht zu uns durch seine inspirierten Apostel und Propheten. Dies ist der Grund, daß es so lebenswichtig ist, an dem festzuhalten, was wir von ihm gelernt haben. Der Apostel führte den Gedanken genau bis zu diesem Punkt, denn er beginnt das nächste Kapitel mit den Worten: „Deswegen müssen wir um so mehr auf das achten, was wir gehört haben, damit wir nicht etwa am (Ziel) vorbeigleiten. Denn wenn das durch Engel verkündete Wort fest war und jede Übertretung und jeder Ungehorsam gerechte Vergeltung empfing, wie werden wir entfliehen, wenn wir eine so große Errettung mißachten? Sie ist (ja) nachdem sie ihren Anfang (damit) genommen hatte, daß sie durch den Herrn verkündigt wurde, uns gegenüber von denen bestätigt worden, die es gehört haben.” – Hebräer 2:1 – 3

Paulus bemerkte, daß die Hebräer, an die er diesen Brief schrieb, in einem bestimmten Umfang diese Dinge schon hatten „entgleiten” lassen – daß sie diese wundervolle Wahrheit, die sie von Gottes hoch erhöhtem Sohn empfangen hatten, schon halbwegs vernachlässigt hatten. Wie wir schon zuvor zitiert haben, benötigten sie wieder über „die Anfangsgründe der Lehre Gottes” belehrt zu werden, so daß er sie nun ermutigte ihre Anstrengungen zu erneuern, damit den großen Wahrheiten des Evangeliums nicht erlaubt würde, ihnen völlig zu entgleiten.

Leiden ist nicht leicht

Es scheint aus verschiedenen Feststellungen in dem Brief hervorzugehen, daß ein übergeordneter Grund dafür verantwortlich war, daß der Glaube und der Eifer der hebräischen Geschwister Zeichen der Abnahme erkennen ließ. Als ein Ergebnis des Parteiergreifens für Christus hatten sie eine Menge von Verfolgungen bekommen, – von denen sie einige nicht erwarteten. Paulus erklärt ihnen gegenüber, daß dies in Wirklichkeit mit der Absicht Gottes völlig im Einklang war. Als Nachfolger Jesu waren sie seine Geschwister, die zu der gleichen Herrlichkeit berufen wurden, zu der er erhöht worden war, daß aber der Pfad zu dieser Herrlichkeit einer der Leiden war.

An dieser Stelle schrieb Paulus: „Denn es geziemte ihm, um dessentwillen alle Dinge und durch den alle Dinge sind, indem er viele Söhne zur Herrlichkeit führte, den Urheber ihrer Errettung durch Leiden vollkommen zu machen. Denn sowohl der, welcher heiligt, als auch die, welche geheiligt werden, sind alle von einem; aus diesem Grund schämt er sich nicht, sie Brüder zu nennen, indem er spricht: ‚Kundtun will ich deinen Namen meinen Brüdern; inmitten der Gemeinde will ich dir lobsingen.” – Hebräer 2:10 – 13

Während die hebräischen Geschwister nun Zeichen der Nachlässigkeit zeigten, war dies nicht der Fall gewesen, als sie zuerst die Evangeliumsbotschaft angenommen hatten. Zu jener Zeit nahmen sie ihre Trübsale und Leiden sogar mit Standfestigkeit und Freuden an. In Kapitel 10 ermahnt sie der Apostel Paulus: „Gedenkt aber der früheren Tage, in denen ihr, nachdem ihr erleuchtet worden wart, viel Leidenskampf erduldet habt, als ihr teils durch Schmähungen und Bedrängnisse zur Schau gestellt und teils Gefährten derer wurdet, denen es so erging. Denn ihr habt sowohl mit den Gefangenen gelitten als ihr auch den Raub eurer Güter mit Freuden aufgenommen habt, da ihr wißt, daß ihr für euch selbst einen besseren und bleibenden Besitz habt.” – Hebräer 10:32 – 34

Die „früheren Tage”

Diese Schriftstelle verdeutlicht, daß diese hebräischen Geschwister, als sie zuerst erleuchtet wurden, viele Anfechtungen ertrugen und die Plünderung ihrer Güter freudig hinnahmen. Einige wurden an Schandpfähle gebunden und den öffentlichen Beschimpfungen preisgegeben, indem sie die Beleidigungen der Vorübergehenden ertragen mußten. Andere wurden Gefährten derjenigen, die so bloßgestellt wurden. Mit anderen Worten zeigten sie freiwillig, daß sie Freunde und Geschwister jener waren, die zu einem „Schauspiel” wurden, indem sie mit ihnen an ihren Leiden teilnahmen. Dies offenbarte ein bemerkenswertes Maß an Eifer für den Herrn, die Wahrheit und die Geschwister. Dies war jedoch nur am Anfang so. Zu jener Zeit nahmen sie freudig diese Erfahrungen auf sich, indem sie erkannten, daß sie „im Himmel für sich selbst einen besseren und bleibenden Besitz” haben würden. So ermahnt Paulus: „Werft nun eure Zuversicht nicht weg, die eine große Belohnung hat. Denn Ausharren habt ihr nötig, damit ihr, nachdem ihr den Willen Gottes getan habt, die Verheißung davontragt.” – Hebräer 10:35 und 36 Die Hebräer zeigten in der Tat eine Neigung zur Trägheit, mit der sie ihre Zuversicht wegwarfen. Daher ermutigte Paulus sie, an ihrem Glauben festzuhalten, denn, wie er in dem Kapitel zuvor gezeigt hatte, „treu ist er, der die Verheißung gegeben hat”.

Eine ganz kleine Weile

Wie all die Geschwister der frühen Kirche schaute auch diese hebräische Gruppe nach der Rückkehr ihres Messias’ aus, um sein Königreich aufzurichten. Der allgemeine Eindruck war, daß dieses große Ereignis in Gottes Plan bald stattfinden würde. Vielleicht war jedoch mehr Zeit vergangen, als sie erwartet hatten, und sie wurden von diesem Bericht entmutigt. So fuhr Paulus fort: „Denn noch eine ganz kleine Weile, (und) der Kommende wird kommen und nicht säumen.” – Vers 37 Hier wies der Apostel im wesentlichen auf das ganze Zeitalter in dem Plan Gottes als „eine ganz kleine Weile” hin, und ermutigte die Hebräer ihren Glauben, ihre Hoffnung und ihren Eifer aufrechtzuerhalten und ihr unterwürfiges Ausharren in Leiden fortzusetzen. Nach allem war die Wartezeit nur so lang wie ihr individuelles Leben.

Gehen wir zur gegenwärtigen Zeit nicht auch durch eine ähnliche Prüfung des Glaubens? Wir glauben, daß „Er”, der kommen sollte, in der Tat zu seiner Zweiten Gegenwart gekommen ist, aber wir arbeiten immer noch auf dieser Seite des Vorhangs. In des Herrn Vorsehung ist es jedoch unser Vorrecht mit dem Erntewerk verbunden zu sein, welches in den Jahren seit der Wiederkehr des Meisters stattgefunden hat. Dieses Werk hat sich jedoch über eine viel längere Zeit erstreckt, als viele von uns vermutet hatten. Daher ist es auch notwendig, daß wir wachsam sind, damit wir unsere Zuversicht nicht wegwerfen. Wir benötigen auch Geduld, nachdem wir den Willen Gottes getan haben, indem wir uns Ihm und der Messianischen Sache geweiht haben, damit „wir die Verheißung davontragen”.

Gott ist nicht ungerecht

Der frühere Eifer der Hebräer wird auch im sechsten Kapitel dieses Briefes gezeigt. Paulus spricht davon, indem er sagt: „Denn Gott ist nicht ungerecht, euer Werk zu vergessen und die Liebe, die ihr zu seinem Namen bewiesen habt, indem ihr den Heiligen gedient habt und dient. Wir wünschen aber sehr, daß jeder von euch den selben Eifer um die volle Gewißheit der Hoffnung bis ans Ende beweise.” – Hebräer 6:10 und 11

Nur eine „erste Liebe”, Begeisterung für den Herrn, die Wahrheit und die Geschwister zu zeigen, ist nicht genug. – Offenbarung 2:4 Paulus gab den Hebräern und uns das beste Vorbild, als er schrieb, daß sie den gleichen anfänglichen „Eifer um die volle Gewißheit der Hoffnung bis ans Ende” zeigen sollten. Dies ist die wirkliche Prüfung der christlichen Treue. Es richtet sich nicht so sehr nach dem, was wir getan haben, um dem Herrn in der Vergangenheit zu dienen, sondern es ist wichtig, daß wir heute und in all den kommenden Tagen fortfahren eifrig und treu in Seinem Dienst zu sein. Nur diejenigen, die dies tun, können darauf hoffen, den herrlichen Lohn zu bekommen, den der Herr verheißen hat, der darin besteht mit Jesus vereint in seinem herrlichen Königreich zu sein, um alle Geschlechter der Erde zu segnen.

„Starker Trost”

In einer weiteren Anstrengung den Glauben und den Eifer der hebräischen Geschwister anzuregen, zeigt Paulus, wie Gott mit dem treuen Abraham handelte. – Hebräer 6:12 – 17 Er weist dabei auf Gottes Verheißung hin, alle Geschlechter der Erde durch den Samen Abrahams zu segnen; und er erinnert uns daran, daß dieser sich treu erwies, indem er sich willig zeigte, seinen Sohn Isaak als ein Brandopfer zu opfern; und daß Gott Seine Verheißung ihm gegenüber mit einem Schwur bekräftigte. Damit „wir durch zwei unveränderliche Dinge” – Seine Verheißung und Seinen Schwur – bei denen Gott (doch) unmöglich lügen kann, einen starken Trost hätten, die wir unsere Zuflucht dazu genommen haben, die vorhandene Hoffnung zu ergreifen. Diese haben wir als einen sicheren und festen Anker der Seele, der in das Innere des Vorhangs hineinreicht, wohin Jesus als Vorläufer für uns hineingegangen ist, der nach der Ordnung Melchisedeks Hoherpriester in Ewigkeit geworden ist.” – Hebräer 6:18 – 20

Dies war für die hebräischen Geschwister in der Tat ein starker Trost. Es erinnerte sie an Abrahams Treue unter schwerer Prüfung und an Gottes Vertrauenswürdigkeit, welcher ihm gegenüber diese Verheißung gemacht hatte. Dies war eine der Messianischen Verheißungen des Alten Testaments; und die Hebräer hatten Jesus als ihren Messias angenommen. Nun wurden sie daran erinnert, daß Leiden in das Erbe dieser wundervollen Verheißung inbegriffen war, und daß, wenn sie unter den „vielen Söhnen” sein wollten, die mit Jesus zur Herrlichkeit gebracht werden sollten, auch für sie geduldiges Ertragen notwendig sein würde. Dies würde möglich sein, wenn sie ihren Geist mit dem „starken Trost” gestärkt haben würden, der von Gott durch die Treue Abrahams vorgesehen wurde.

Diese gleiche große Wahrheit, die in der Eidbund-Verheißung gegenüber Abraham ihr Zentrum findet, sollte ein großer Trost für uns sein, während wir auf unsere Erlösung in das Himmlische Königreich warten, wenn wir treu bis in den Tod sind. Wir denken, daß es von Bedeutung ist, daß Paulus diese große fundamentale Wahrheit des Evangeliums bei seinen Anstrengungen, die Hebräer und uns zu ermutigen, benutzte. Spekulative Darbietungen von unwichtigen Details der Schrift werden dies nicht bewirken. Nur die Grundlagen des göttlichen Planes des Schöpfers und Seiner Absicht können die Ermutigung geben, die wir benötigen, um den Trübsalen entgegenzusehen, die in Folge des Leidens mit Christus auf dieser Seite des Vorhangs über uns kommen.

Der Christ sollte bei seinem Wandel auf dem schmalen Weg schon früh lernen, daß dem Herrn mit der Erwartung an seiner Herrlichkeit teilzunehmen, zu dienen, Treue bis zum Ende des Lebens erfordert. Paulus erinnerte die Hebräer daran, indem er schrieb: „Denn wir sind Teilhaber des Christus geworden, wenn wir die anfängliche Zuversicht bis zum Ende standhaft festhalten.” – Hebräer 3:14 Der „Anfang” des christlichen Vertrauens muß „bis zum Ende” unseres irdischen Aufenthalts aufrechterhalten werden. Alles, was wir in der Vergangenheit getan haben, verliert seine Bedeutung, wenn unsere Treue an dem vorherigen Zustand gemessen, nachgelassen hat. Dies ist die große Lektion, die Paulus den hebräischen Geschwistern und uns erteilt. Nur freudiges Ertragen bis zum Ende wird zu einer „Krone des Lebens” und zu „Herrlichkeit, Ehre und Unsterblichkeit” führen. – Offenbarung 2:10 und Römer 2:7

Die treuen Glaubenshelden der Vergangenheit

Um die hebräischen Geschwister weiter zu ermutigen, erinnerte Paulus sie an die Treue derjenigen, die in den vergangenen Zeitaltern so viele Arten von Trübsalen erduldet hatten, und daß diese sie nicht von ihrer Hingabe im Dienste ihres Gottes abhalten konnten – dem Gott Israels. Auf diese Beispiele des Glaubens werden wir im 11. Kapitel aufmerksam gemacht.

Wir wollen beachten, was Paulus über einen jener treuen Diener von alters her sagt: „Durch Glauben wurde Mose nach seiner Geburt drei Monate von seinen Eltern verborgen, weil sie sahen, daß das Kind schön war; und sie fürchteten das Gebot des Königs nicht. Durch Glauben weigerte sich Mose, als er groß geworden war, ein Sohn der Tochter Pharaos zu heißen, und zog es vor, (lieber) mit dem Volk Gottes geplagt zu werden, als den zeitlichen Genuß der Sünde zu haben, indem er die Schmach des Christus für größeren Reichtum hielt als die Schätze Ägyptens; denn er schaute auf die Belohnung. Durch Glauben verließ er Ägypten und fürchtete die Wut des Königs nicht; denn er hielt standhaft aus, als sähe er den Unsichtbaren.” – Hebräer 11:23 – 27

In Vers 1 dieses Kapitels beschreibt Paulus den Glauben als „eine Verwirklichung dessen, was man hofft, ein Überführtsein von Dingen, die man nicht sieht”. Mose besaß diese Art von Glauben, und dieser führte zur „Verwirklichung” oder Realität gegenüber den Dingen, die Gott verheißen hatte. Er hatte auch einen „Beweis” von jenen Segnungen, die Gott verheißen hatte, selbst wenn sie mit den natürlichen Augen oft nicht gesehen werden konnten. Anscheinend war dies eines der Probleme der hebräischen Geschwister. Ihr Glaube war schwächer geworden und sie konnten nicht länger die großen Besonderheiten des Planes Gottes in seiner klaren Zielsetzung „sehen”. Ihre Schwierigkeiten und Verfolgungen hatten einen Schleier über Gottes Verheißungen gelegt und ohne ausreichenden Glauben, durch diesen Schleier hindurchsehen zu können, war ihr Fortschritt auf dem schmalen Wege verhindert worden, oder es war sogar zu einem Rückschritt gekommen.

Paulus spricht auch von jenen Treuen der Vergangenheit, die „durch Verhöhnung und Geißelung versucht wurden, dazu durch Fesseln und Gefängnis. Sie wurden gesteinigt, zersägt, starben den Tod durch das Schwert, gingen umher in Schafpelzen, in Ziegenfellen, Mangel leidend, bedrängt, geplagt. Sie, deren die Welt nicht wert war, irrten umher in Wüsten und Gebirgen und Höhlen und den Klüften der Erde. Und diese alle, die durch den Glauben ein Zeugnis erhielten, haben die Verheißung nicht erlangt, da Gott für uns etwas Besseres vorgesehen hat, damit sie nicht ohne uns vollendet werden sollen.” – Hebräer 11:23 – 27

Beachten wir, daß diese Treuen der Vergangenheit die Verheißung nicht in ihren Tagen bekamen – das heißt, die Erfüllung von dem, was Gott ihnen verheißen hatte. Sie hielten jedoch in Treue bis zu ihrem Lebensende aus. Tatsächlich segnete Gott sie mit Stärke zum Ausharren und ermutigte sie so auf ihrem Pfad des Glaubens. Jedoch was den zukünftigen Lohn in der Auferstehung entsprach, so blieb dieser für sie unsichtbar, und sie konnten sich der zukünftigen Verheißungen Gottes nur mit den Augen des Glaubens erfreuen.

Sind nicht alle von des Herrn Volk mit dieser Situation konfrontiert worden? Selbst jetzt in der Ernte des Evangelium-Zeitalters und in der Zeit der Zweiten Gegenwart Christi ist der Glaube in Gottes Verheißungen das was uns aufrichtet. Christi Gegenwart ist unsichtbar, und während wir beobachten, wie die alte Welt ihrem Fall entgegenschwankt, um Platz zu schaffen für „neue Himmel und eine neue Erde, in welcher Gerechtigkeit wohnt”, sehen wir es alle auf Grund des Glaubens in die Verheißungen des Wortes Gottes. – 2. Petrus 3:13 Wenn unser Glaube schwach ist, wird unser Eifer zögerlich sein; und anstatt freudige Christen zu sein, werden wir ein Maß von Enttäuschung erfahren, daß das Warten sich über eine so lange Zeitperiode zu erstrecken scheint. Sicherlich ist es wahr, daß alle von des Herrn Volk Geduld benötigen.

Laßt uns auf Jesus schauen

Zu Anfang des 12. Kapitels schreibt Paulus in seinem Brief an die Hebräer: „Deshalb laßt nun auch uns, da wir eine so große Wolke von Zeugen um uns haben, jede Bürde und die (uns so) leicht umstrickende Sünde ablegen und mit Ausdauer laufen den vor uns liegenden Wettlauf, indem wir hinschauen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens, der um der vor ihm liegenden Freude willen die Schande nicht achtete und das Kreuz erduldete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes.” – Hebräer 12:1 und 2

In dem vorherigen Kapitel hatte Paulus die hebräischen Geschwister mit „einer Wolke von Zeugen” umgeben, um sie zu mehr Standhaftigkeit, Glauben und Eifer zu ermutigen. Jetzt in Anbetracht dieser ermutigenden Beispiele aus der Vergangenheit drängt er sie, die Sorge um weltliche Dinge „abzulegen”. Er ermahnt sie, die so leicht bestrickende Sünde des Unglaubens und den Mangel an Glauben hinter sich zu lassen. In der Tat ermutigt Paulus alle von des Herrn lieben Volk entlang dieser Richtlinien zu laufen, daß alle „mit Geduld den Wettlauf laufen, der vor ihnen liegt”.

Der Apostel präsentiert dann den größten aller „Zeugen” – unseren Herrn Jesus – „den Anfänger und Vollender unseres Glaubens”. Er sagt, daß die Freude, die vor dem Meister lag, ihn in einem solchen Umfang ermutigte, daß er das Kreuz ertragen und der Schande nicht achten konnte. Diese Freude wurde Jesus durch die Verheißungen des Himmlischen Vaters gegeben. Über eine von ihnen wird in Psalm 16 berichtet: „Denn meine Seele wirst du dem Scheol nicht lassen, wirst nicht zugeben, daß dein Frommer die Grube sehe. Du wirst mir kundtun den Weg des Lebens; Fülle von Freuden ist vor deinem Angesicht, Lieblichkeiten in deiner Rechten immerdar.” – Psalm 16:10 und 11 Entsprechend des Zeugnisses des Apostel Paulus war Jesus nun in die „Gegenwart” Seines Himmlischen Vaters eingetreten und war „zur rechten Hand des Thrones Gottes”.

Paulus ermahnte die hebräischen Geschwister auf Jesus zu schauen, „der so großen Widerspruch gegen sich erduldet hat” damit sie nicht ermüdet und in ihren Seelen ermatten würden. – Hebräer 12:3 Der Widerspruch der Sünder gegen Jesus brachte ihm viele Leiden und schließlich den Tod. Wie konnten die hebräischen Geschwister etwas anderes erwarten, besonders als Paulus ihnen gegenüber erklärt hatte, daß „viele Söhne”, sie eingeschlossen, auf dem gleichen Pfad des Leidens zur Herrlichkeit gebracht werden sollten, auf dem Jesus ging? Wie angemessen war es da, daß sie – und wir – auf Jesus schauen.

Dann fügt der Apostel hinzu „Ihr habt im Kampf gegen die Sünde noch nicht bis aufs Blut widerstanden.” – Vers 4 Hier wird das Blut als ein Symbol für das ausgeschüttete Leben gebraucht. Die hebräischen Geschwister hatten in früheren Tagen den Raub ihrer Güter und die Schande und die Leiden in anderer Weise freudig ertragen. Sie waren auch treu in des Herrn Dienst gewesen, aber sie hatten ihr Opfer noch nicht wie Jesus vollendet – sie hatten noch nicht „bis aufs Blut widerstanden”.

Ein Königreichsbild

Die Ermutigung, die Paulus den Hebräern gibt, erreicht später im 12. Kapitel den Höhepunkt. Beginnend mit Vers 22 entwirft er ein symbolisches Bild vom Königreich, an dem die hebräischen Geschwister einen Anteil zu erlangen hofften. Hier legte er ihnen Freuden vor, so wie vor Jesus Freuden gelegt wurden, um ihm zu helfen das Kreuz zu tragen. Wir zitieren diese symbolische Beschreibung des Königreichs ohne Kommentar: „Ihr seid gekommen zum Berg Zion und zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem; und zu Myriaden von Engeln, einer Festversammlung; und zu der Gemeinde der Erstgeborenen, die in den Himmeln angeschrieben sind; und zu Gott, dem Richter aller; und zu den Geistern der vollendeten Gerechten; und zu Jesus, dem Mittler eines neuen Bundes; und zum Blut der Besprengung, das besser redet als (das Blut) Abels.” – Hebräer 12:22 – 24

Nach den vielen Ermahnungen zur Treue und den Warnungen, von denen wir einige zitiert haben, kehrt Paulus zu seiner Voraussetzung zurück, über die er zu Anfang seines Briefes geschrieben hat – daß wir uns gegenüber der Wahrheit treu verhalten sollten, wegen des großen Gewichts ihrer Vollmacht, die auf Jesus übertragen wurde. Er sagt: „Seht zu, daß ihr den nicht abweist, der da redet! Denn wenn jene nicht entkamen, die den abwiesen, der auf Erden die göttlichen Weisungen gab: wieviel mehr wir (nicht), wenn wir uns von dem abwenden, der vom Himmel her (redet)!” – Vers 25 Letztlich hält Paulus für uns eine weitere glaubensanregende Verheißung bereit, indem er feststellt: „Deshalb laßt uns, da wir ein unerschütterliches Reich empfangen, dankbar sein, wodurch wir Gott wohlgefällig dienen mit Scheu und Furcht!” – Vers 28