Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Gottes Werk in unserem Wollen und unserem Herzen

Lesedauer: 11 Minuten

„Vollendet eure Rettung mit Furcht und Zittern; denn Gott ist es, der in euch sowohl das Wollen als auch das Vollbringen wirkt, nach seinem Wohlgefallen.” – Philipper 2:12

In allen Fällen, in denen die Apostel das Wort „wie” benutzen, weist es nachdrücklich auf die Neue Schöpfung hin, die geistigen Neuen Schöpfungen in Christus. Wenn Paulus sagt: „Bewirkt eure eigene Rettung”, richtet sich dies an die Kirche und nicht an die Welt. Die Welt befindet sich jetzt nicht in der Prüfung zur Rettung. „Vollendet eure Rettung mit Furcht und Zittern; denn Gott ist es, der in euch sowohl das Wollen als auch das Vollbringen wirkt.” Aber wenn es die Neue Schöpfung betrifft, sollten wir uns daran erinnern, daß die Persönlichkeit noch beibehalten ist. Der Apostel sagt zum Beispiel: „Ihr seid erkauft um einen Preis” – bevor ihr neue Schöpfungen wurdet. Es ist das gleiche Ego, die gleiche Persönlichkeit, wie zuvor.

Mit den Worten „Gott wirkt in euch” meint der Apostel nicht, daß Gott in uns zu wirken begann, als wir erkauft wurden, sondern es bedeutet, daß Er dies vor der Zeit unserer Zeugung und Belebung getan hat; denn wie die Schriften an anderer Stelle sagen, wurden wir von Gott gezogen, und wir wurden von Gott vor unserer Weihung berufen.

Gott wirkt als Magnet bei denen, die Gerechtigkeit lieben

Gott wird als der große Magnet dargestellt, der alle zu Sich zieht, die Gerechtigkeit lieben. Er zog uns, bevor wir überhaupt Christen wurden – die Wahrheit und Gerechtigkeit unseres Himmlischen Vaters war der Magnet. Bei dem Menschen, der ursprünglich nach dem Bild und der Gerechtigkeit Gottes erschaffen wurde, ist noch ein Teil von diesem Bild und der Ähnlichkeit übrig geblieben. Und in welchem Umfang der natürliche Mensch Gerechtigkeit, Wahrheit und Barmherzigkeit liebt, besitzt er etwas, das von Gott anerkannt wird, der das goße Zentrum der Gerechtigkeit, des Rechts, der Wahrheit und der Barmherzigkeit ist.

Einige der Menschheit sind so tief gefallen, daß die ziehende Kraft des Magnets nur wenig Einfluß auf sie ausübt. Andere unseres gefallenen Geschlechts besitzen ein größeres Maß der verbliebenen Charakterähnlichkeit mit unserem Herrn. Einige, die etwas Liebe für Gerechtigkeit, ein gewisses Maß für Barmherzigkeit besitzen, werden ein Ziehen zu dem großen Himmlischen Vater verspüren. Vielleicht hat ein jeder von uns, der ein Schüler Christi ist, etwas von dem Ziehen gefühlt, bevor wir überhaupt zum Vater kamen. Der Herr Jesus sagt: „Niemand kann zu mir kommen, es sei denn, daß der Vater, der mich gesandt hat, ihn zieht.” So müssen wir zuerst von dem Vater gezogen werden.

Aber Gott hat nur einen Weg für uns aufgezeigt, auf dem wir zu Ihm kommen können, und dieser Weg ist Christus. Diejenigen, die zu Gott zu kommen wünschen, müssen auf diesem Weg kommen, und sie müssen die Bedingungen annehmen, unter denen sie kommen können. Ihnen wurde gesagt, daß sie nur kommen können, wenn sie sich selbst erniedrigen und sich selbst opfern. „Wenn jemand mein Jünger sein will, der erniedrige sich selbst nehme sein Kreuz auf und folge mir nach.” So stellt der Herr ein Hindernis dorthin und niemand wird kommen, außer solchen, die einen wirklich ernsten Wusch danach haben. Im nächsten Zeitalter hat Gott dem Rest der Menschheit etwas anzubieten. Er wird mit ihnen unter unterschiedlichen Bedingungen handeln. Aber jetzt schaut Er nicht nach jenen aus, die nur ein Gefühl für Ihn zeigen.

Für die, welche den Herrn suchen, entsteht die Frage: Liebst du Gott und Gerechtigkeit? Willst du jeden menschlichen Willen aufgeben und stattdessen den göttlichen Willen annehmen? Wenn sie diese Bedingungen annehmen, dann werden sie Jesu Jünger werden. Wenn sie sagen: Nein! Ich kann nicht soweit gehen, dann können sie nicht seine Jünger werden. Vor einiger Zeit sagte jemand: „Ich habe meine Weihung bis jetzt nicht so ernst genommen” – so verhält es sich bei vielen. Sie möchten in Blumen gebettet mit Leichtigkeit in den Himmel gehen.

Diejenigen aber, die ihr Leben völlig weihen, die durch Christus in eine lebendige Beziehung zu dem Vater kommen, sind Neue Schöpfungen. Wirkt Gott in ihnen, nachdem sie diesen Schritt getan haben? Nein! Gott hat weitere Wege vorgesehen, durch die Er in ihnen wikt. Es ist der Geist der Charakterähnlichkeit mit Gott – ihre Liebe zur Gerechtigkeit, die so in ihnen wirkt, daß sie freiwillig auf ihre irdischen Rechte verzichten. Das ist ein mächtiges Wirken. Gott bewirkt so in uns das Wollen. Alles was wir dann getan haben, ist, daß wir uns Ihm durch Christus übergeben haben. Wir willigten ein, daß wir uns selbst Gott übergeben wollten, wenn Er uns empfangen würde. Und Er empfing uns.

Drei Wege Gottes Willen zu ermitteln

Wir bekommen die Anweisung, den Willen Gottes durch Sein Wort zu erkennen, durch Seine Vorsehungen und durch alle Erfahrungen des Lebens, damit wir beides, Seinen Willen und Sein Wohlgefallen tun mögen. Als wir uns weihten, willigten wir ein, Gottes Willen zu tun. Aber wir erkannten Seinen Willen nicht völlig. Und wenn wir die Führung Seiner Vorsehung in all unseren Erfahrungen des Lebens erkennen, werden wir zunehmend durchdrungen von Seinem Geist – dem Heiligen Geist. So wirkt Gott allmählich in uns und auf das, was wir tun. Das Wollen kommt zuerst, dann das Beleben, Kraftverleihen, Handeln.

Die Kraft, die in uns das Handeln bewirkt, ist die gleiche Kaft, die in uns das Wollen bewirkt. Kann unser Wollen vollkommen sein? Ja! Können wir vollkommen handeln? Nein! Warum können wir vollkommen wollen, aber nicht vollkommen handeln? Weil der Wille Gottes unser Wille geworden ist, unser Sinn. Der Apostel sagt: „So diene nun ich selbst mit der Vernunft dem Gesetz Gottes, mit dem Fleische aber dem Gesetz der Sünde.” – Römer 7:25 Das Fleisch hat verschiedene Schwachheiten und gefallene Neigungen, daher können wir keine vollkommenen Werke verrichten; und das Fleisch benötigt ständig das Kleid der Gerechtigkeit Christi.

Es ist für uns ständig von Nöten, daß der große Erlöser als unser großer Fürsprecher für uns eintritt, so daß wir mit Mut zum Thron der himmlischen Gnade kommen und Barmherzigkeit und Hilfe in Zeiten der Not finden mögen. So bewirkt Gott in den Neuen Schöpfungen zuerst das Wollen und dann Sein Wohlgefallen zu tun. Und jede Verheißung Gottes führt zu diesem Ende – daß wir uns nicht nur Seinem Willen unterwerfen sollen, sondern, daß wir uns freuen sollten Seinen Willen um jeden Preis zu tun. Dies ist die Weise, in der wir unsere eigene Errrettung bewirken und unseren Himmlischen Herrn erfreuen sollen.

Unsere eigene Errettung bewirken

Um unseren Leittext recht wertschätzen zu können, müssen wir ihn in seinem genauen Zusammenhang studieren, indem wir uns daran erinnern, daß er sich nicht, wie einige Leute vermuten, an die Welt richtet. Er richtet sich an eine besondere Klasse, deren Sünden vergeben und die durch Christus in eine besondere Beziehung mit Gott gebracht worden sind, in eine Stellung von Söhnen Gottes. Und es geschieht von diesem Standpunkt aus, daß sie ihre eigene Errettung bewirken müssen. Unsere Errettung soll uns mit der Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus gegeben werden.

Niemand ist jetzt errettet, ausgenommen in einem zugerechneten Sinn. Aber wir sind noch unter der allgemeinen Herrschaft von Sünde und Tod. Wir sind noch nicht tatsächlich gerettet. Wir müssen unsere Rettung bewirken. In diesem Leittext zeigt uns der Apostel, wie dies getan werden kann. Er zeigt dies im weiteren, wenn er die Kirche als Geliebte anspricht. Er würde dies nicht auf widerwärtige Personen beziehen oder auf solche, die keine Erkenntnis von Christus besitzen – die entweder Heiden oder schlechte Menschen waren. Der Brief selbst zeigt, daß er Heilige Gottes anspricht.

Was für eine Art von Rettung ist dies, von der der Apostel sagt, daß sie bewirkt werden muß? Es ist keine Errettung im allgemeinen Sinn aus Sünde und Tod zur menschlichen Vollkommenheit, wenn alle Bedingungen günstig sein werden, wenn Satan gebunden sein wird für tausend Jahre und alle aktiven Einflüsse des Messianischen Königreichs wirksam sein werden. Wenn der Apostel hier sagt: „eure Errettung”, so spezifiziert er die Errettung besonders auf dieses Evangelium-Zeitalter – „eine so große Errettung”. – Hebräer 2:3

Wenn wir uns dies genauer anschauen, um zu sehen, welch eine große Errettung dies ist, sind wir zunehmend erstaunt über ihre Tiefe und Höhe. Es ist nicht nur eine Errettung von Sünde, sondern sehr viel mehr. Sie ist nicht nur zum ewigen Leben gegeben, sondern sie ist eine Errettung zur Ehre und Unsterblichkeit, zur Miterbschaft mit dem Messias an all den herrlichen Dingen, die ihm in seiner erhöhten Stellung gebühren, weit über Engeln, Fürsten und Mächten und jeden Namen, der genannt wird. – Epheser 1:21 Je weiter sich unsere Augen des Verständnisses öffnen, um die Länge und Breite und Höhe und Tiefe dieser großartigen Errettung zu erkennen, um so größer erscheint sie. Wenn wir über die Möglichkeit nachdenken, sie zu erlangen, werden wir mit Begeisterung erfüllt – und auch mit Ehrfurcht. Denn was ist, wenn irgendeiner von uns diese Errettung verfehlen sollte – einer so hohen Berufung!

Der Apostel sagt: „Fürchten wir uns nun, daß nicht etwa – da die Verheißung in seine Ruhe einzugehen, noch aussteht – jemand von euch als zurückgeblieben erscheint.” – Hebräer 4:1 Die geringste Andeutung, daß wir dem herrlichen göttlichen Maßstab nicht gerecht werden, sollte uns mit Furcht erfüllen, damit wir nicht die große Errettung verfehlen. Dies ist nicht die Furcht vor ewiger Qual, gezeugt von Unwissenheit und Irrtum über Gott, so wie sie die Heiden haben. Sie besitzen eine Furcht Gottes, ein Grauen vor Gott, das sich zur Qual steigert; wie der Apostel Johannes sagt: „Die Furcht macht Pein”. Aber diese Art von Furcht wird von uns ausgetrieben, sowie wir zu der Erkenntnis des Herrn gelangen und bevorrechtigt sind Ihn Vater zu nennen. Es ist die heilige Furcht, die uns insgesamt antreibt. Wir haben keine sklavische Furcht, weder vor Menschen noch vor irgendetwas sonst. Wir gehören zu dieser besonderen Klasse, den Geliebten, die ein besonderes Geschenk einer besonderen Art von Errrettung haben.

Unsere große persönliche Verantwortung

Der Ausdruck „bewirken” hat eine besondere Kraft und Bedeutung. Er gibt etwas zu verstehen, das schwierig ist und Zeit und Geduld erfordert. Die Entscheidung ist schon getroffen worden, sonst würden wir nicht zu dieser Klasse gehören. Wir haben die Sache entschieden, als wir zuerst diese Entschlossenheit gezeigt haben. Wir haben unsere Leiber schon als lebendige Opfer dargestellt. Und nun sind wir geliebte Söhne Gottes; und dies, das wir unternommen haben, liegt noch vor uns. Wir erkennen, wie unser Meister sein irdisches Leben niederlegte, und wir erkennen aus den Schriften, daß er ein Beispiel für uns sein soll. So sollen wir uns selbst freudig allen Vorsehungen Gottes unterwerfen – froh darüber, daß Gottes Wille in uns getan wird, was es auch kosten mag, was es auch zu opfern bedeuten mag.

Es geschieht durch mühsame Sorge, daß wir unsere große Rettung bewirken. Gott hat den Weg vorbereitet – hat all die Anordnungen für uns getroffen. Es fehlt nichts, soweit es Gott betrifft. Die ganze Angelegenheit liegt nun an uns selbst. Gott hat uns vom Heiligen Geist gezeugt. Alle Einflüsse, die für uns notwendig sind, stehen zu unserer Verfügung, weil sie unter Seinem Befehl stehen, weil wir gerufen worden sind, weil wir angenommen worden sind, weil wir in Seine Familie eingeführt worden sind durch das Verdienst des großen Fürsprechers. Um so mehr sind wir veranlaßt, ein Gefühl von Furcht und von Zittern zu empfinden, wenn wir an alles dies denken. Da gibt es diese großartige Position der – Herrlichkeit, Ehre und Unsterblichkeit. Das Ergebnis liegt in unseren eigenen Händen. Keine andere Person im Universum außer mir ist für meinen Erfolg oder Mißerfolg verantwortlich. Ich muß jenen großen Preis erlangen! Der Herr wird es nicht für mich bewirken. Er wird mir nur bei der Durchführung dieses großen Bundes zur Seite stehen.

So ist es für uns sehr angebracht, diese Art von Furcht zu haben, eine Erkenntnis der Tatsache, daß wir alle Geschichte für die Ewigkeit schreiben. Wir sollen entweder auf der großartigen Ebene der Herrlichkeit der göttlichen Natur sein oder aber auf einer niedrigeren Ebene wie die Leviten; oder wir könnten in den zweiten Tod gehen und alles verlieren, von dem es keine Rückkehr gibt.

Das Werk, das in unseren Herzen getan wird

Wenn wir diese Umstände erkennen, ist es kein Wunder, daß wir ehrfürchtig erzittern und bemüht sind, so zu wandeln, wie der Apostel sagt, umsichtig und unsere Gedanken erwägend, so daß sie in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes in Christo sind. Dies ist tatsächlich eine Voraussetzung, die mit Furcht und Zittern wahrgenommen wird. Es ist eine Bedingung von großem Ernst. Es gibt hier keinen Raum für Torheit oder Leichtsinn oder Oberflächlichkeit. Gott prüft jede Kraft, die wir besitzen, um zu sehen, ob wir wissen, was wir bei unserer Weihung versprochen haben, zu prüfen, ob wir aufrichtig waren und alles auch so meinten, zu prüfen ob wir in irgendeinem Umfang übertrieben und nicht eine völlige Weihung für Ihn meinten.

Wenn wir es in dieser Sache nicht ganz ernst meinen, dann sollen wir es zeigen. Gott hat Seinen Teil getan, indem Er uns die Bedingungen gab und uns annahm. Nun liegt alles an uns, dies zu bewirken. Natürlich sollten wir Furcht empfinden und zittern, wenn wir daran denken. Wir wissen, daß es Gott ist, der in uns wirkt. Gott selbst hat ein Werk in uns angefangen. In keinem Herzen der Engel hat jemals ein solches Werk stattgefunden. Keiner der Engel besaß die Gabe dieser Errettung.

Wir, die wir von der Adamischen Familie stammen, werden entlang den Richtlinien, die der Vater für uns festgelegt hat, umgestaltet und entwickelt, damit Er uns zu einer Neuen Schöpfung macht. Er ist es, der zuerst in uns durch all Seine Vorsehungen das Wollen bewirkt hat. Und dann, nachdem wir unsere Leiber dargestellt hatten als lebendige Opfer, bewirkte Er in uns das Vollbringen – nicht daß wir vollkommene Werke nach dem Fleisch tun konnten; Gott wußte, daß wir dies nicht konnten und erwartet keine Vollkommenheit in dem Fleisch. Aber Er erwartet vollkommene Herzensabsichten. Er sagt: „Mein Kind hatte die Unvollkommenheiten des Fleisches, um mit ihnen zu kämpfen, und durch seinen guten Kampf mit diesen hat es seinen Gehorsam gegenüber meinem Willen gezeigt. Wenn Ich nach und nach diesem Kind einen vollkommenen Leib geben werde, einen geistigen Leib in der Auferstehung, dann bin Ich sicher, daß es meinen Willen tun wird. Mein Geist hat in ihm das Wollen bewirkt und bewirkt nun das Vollbringen. Und es zeigt mir, daß es unter den gegenwärtigen Bedingungen das Bestmögliche zu tun bestrebt ist, was es dann mit einem vollkommenen Leib tun wird. Gesät in Schwachheit wird diese Neue Schöpfung auferweckt in Kraft; gesät wird ein natürlicher Leib; auferweckt ein geistiger Leib.” – 1. Korinther 15:42 – 44