Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Fußstapfennachfolger

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Das Wort „Fußstapfennachfolger” ist uns allen sehr geläufig, mit ihm bezeichnen wir im allgemeinen die treuen Nachfolger Christi des Evangelium-Zeitalters. Wir finden eine erste Andeutung dazu schon im Alten Testament in den Psalmen, wo in einem Psalm von Asaf, von den mächtigen Taten des Allmächtigen Schöpfers die Rede ist: „Du bist der Gott der Wunder tut, du hast deine Stärke kundgetan unter den Völkern. Du hast dein Volk erlöst mit (deinem) Arm, die Söhne Jakobs und Josefs … Durch das Meer (führt) dein Weg und deine Pfade durch das große Wasser. Doch deine Fußspuren kannte niemand.” – Psalm 77:15, 16 und 20.

Hier spricht der Psalmist von den Wundern, mit denen der Ewige den Pharao und die Götter Ägyptens in die Knie zwingen ließ und von einer Erlösung, die durch Seinen Arm geschah, durch den unsichtbaren Logos, der auch Sein vorbildliches Volk aus der Knechtschaft Ägyptens führte, wie dies der Christus gegenbildlich mit der Menschheit tun wird – zur Ehre Gottes und Seines heiligen Namens.

Tatsächlich konnte zu dieser Zeit noch niemand Gottes Plan erkennen, und das aus der Knechtschaft befreite Volk der Israeliten folgte oft nur widerwillig den von Mose gegebenen Anweisungen Gottes, so daß der Psalmist zu jener Zeit mit Recht in einem gewissen Sinn sagen konnte: „Deine Fußspuren kannte niemand.”

Dann lesen wir ein weiteres Mal in den Psalmen: „Gedenke, Herr, der Schmach deiner Knechte. In meiner Brust trage ich all die vielen Völker (mit ihrem Hohn), womit deine Feinde gehöhnt haben, HERR, womit sie gehöhnt haben die Fußspuren deines Gesalbten.” – Psalmen 89:51 und 52

In diesem messianischen Psalm ist nicht nur von dem „gewaltigen Arm” Gottes die Rede – Vers 14 -, dem Logos, der zur bestimmten Zeit Mensch wurde, dem „Gesalbten” oder dem Christus, sondern auch von den „Fußspuren des Gesalbten”.

In den Fußspuren des Glaubens

Im Neuen Testament spricht der Apostel Paulus im Römerbrief ganz allgemein von den „Fußspuren des Glaubens” und hat dabei Abraham im Sinn, der Gott glaubte, als dieser ihn rief, seine Heimat zu verlassen und in ein fremdes Land zu ziehen, um sehr gesegnet zu werden. Abraham glaubte und folgte gehorsam der Aufforderung Gottes. Und auch später, als sein Glaube von Gott besonders geprüft wurde, als er seinen geliebten Sohn Isaak opfern sollte, zeigte er unbedingten willigen Gehorsam. Er glaubte sogar, daß Gott ihm selbst dann seinen Sohn aus den Toten zurückbringen würde, weil Er ihm diesen zum Erben zu geben, versprochen hatte.

Abraham wandelte, wie Paulus sagt, „in den Fußspuren des Glaubens” – Römer 4:12-, und wurde um seines geprüften Glaubens willen Träger der Verheißung. Der Ewige versprach Abraham: „Und in deinem Samen werden sich segnen alle Nationen der Erde dafür, daß du meiner Stimme gehorcht hast.” – 1. Mose 22:18 Paulus sagt uns aber auch, daß der in dieser Verheißung genannte Same Christus ist, dem wir im Glauben nachzuwandeln bestrebt sind. – Galater 3:16

Einen noch deutlicheren Hinweis auf dieses Nachwandeln in den „Fußspuren des Glaubens” und „in den Fußspuren des Gesalbten” gibt uns Petrus in seinem ersten Brief mit den Worten: „Denn hierzu seid ihr alle berufen worden, denn auch Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel hinterlassen, damit ihr seinen Fußspuren nachfolgt.” – 1. Petrus 2:21

Der Apostel Petrus ruft uns hier deutlich dazu auf, den Fußspuren Jesu nachzufolgen, und er zeigt uns auch, daß die Fußspur unseres Meisters nach Golgatha zum Kreuz führte. Als vorgesehene Leibesglieder sind wir dazu aufgerufen worden, seinen Fußspuren oder Fußstapfen nachzufolgen und mit ihm um der Wahrheit willen zu leiden. Jesus hatte die Voraussetzungen und Bedingungen für eine Nachfolge in seinen Fußstapfen mit den ernsten Worten festgelegt: „Wenn jemand mir nachkommen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf und folge mir nach.” – Matthäus 16:24 „Und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachkommt, kann nicht mein Jünger sein.” – Lukas 14:25 und 26

Mit anderen Worten gesagt ist es ohne Selbstverleugnung nicht möglich, Christus nachzufolgen. Wer den Fußstapfen Jesu Christi nachfolgen will, muß sein eigenes Kreuz aufnehmen, wie Christus sein Kreuz aufgenommen hat – er muß den Willen des Vaters zur Ausführung bringen, worin dieser auch immer für ihn bestehen mag. Und Selbstverleugnung, Verleugnung des eigenen Willens und Wollens, setzt wiederum die Charaktereigenschaft der Sanftmut und Demut voraus, die wir, wie Jesus sagte, von ihm lernen müssen. – Matthäus 11:29

In den Fußspuren Jesu gehen

Das Wort „Fußstapfennachfolger” hat eine eigenständige Bedeutung, die uns sinnbildlich vieles zu sagen hat. Mancher von uns mag als Kind schon einmal spielerisch den Versuch gemacht haben, exakt in den Fußabdrücken oder Fußspuren eines anderen zu gehen und wird dabei die Erfahrung gemacht haben, wie schwierig dies ist. Ja, es ist nahezu unmöglich, genau in der Fußspur eines anderen zu gehen ohne nach vorn, nach hinten oder zur einen oder anderen Seite über das Trittsiegel hinauszugelangen.

Dies trifft in einer sinnbildlichen Weise ebenso auf uns als unvollkommene Menschen zu, die in den Fußstapfen Jesu, des einzig vollkommenen Menschen, gehen möchten – was buchstäblich und im engeren Sinn der Genauigkeit nicht möglich ist. Doch wie wir wissen, schaut der Himmlische Vater dabei nicht auf das buchstäbliche genaue Gelingen, sondern vielmehr auf die Einstellung unserer Herzen, und auf unser ernstes Wollen so eng wie nur möglich in den Fußspuren unseres Herrn zu gehen und ihm überall freudig nachzufolgen, wohin er geht.

Bruder Russell drückt dies im Mannatext vom 7. Juli so aus: „Laßt uns daran denken, daß die Nachfolge Jesu in des Wortes bester Bedeutung ein Wandeln in seinen Pfaden ist, indem man sich bemüht, alles möglichst so zu tun, wie er es heute tun würde, und unsere Lektionen seinem Tun und seinen Worten entnimmt, so wie auch den Unterweisungen, die er uns bezüglich des Pfades der Gemeinschaft an seinen Leiden, des Pfades der Herrlichkeit und der Miterbschaft in seinem Königreiche, durch die Apostel hat aufzeichnen lassen.”

Wir haben zuvor festgestellt, daß Jesu Fußspur zum Kreuz von Golgatha führte, und daß er auf diesem Weg viele Hindernisse zu überwinden hatte, die ihm der Satan und durch ihn verblendete Menschen in den Weg legten. Die einzelnen Fußstapfen oder Fußabdrücke, die der Herr auf diesem Weg hinterließ, könnten als wichtige geistige Belehrungen angesehen werden, Schritte, die wir gleichfalls tun müssen, um Christus nachzufolgen, um im Charakter umgestaltet zu werden und Gehorsam zu lernen, wie letzteres auch auf unseren Meister zutraf, von dem die Schrift im Hebräerbrief sagt, daß er „an dem was er litt, den Gehorsam lernte.” – Hebräer 5:8

In der Welt ist es so, daß jeder seinen eigenen Willen durchsetzen möchte. Jeder ist bestrebt sich selbst ins rechte Bild zu setzen, anderen zu befehlen, was sie zu tun haben, aber keine Befehle entgegen zu nehmen oder zu gehorchen. Jeder möchte herrschen aber nicht dienen. In der Nachfolge Christi ist es jedoch anders, denn der Herr sagte zu seinen Jüngern: „Einer ist euer Meister, der Christus. Der Größte aber soll euer Diener sein.” – Matthäus 23:10

Fußstapfennachfolger und Nachahmer Christi

Als Fußstapfennachfolger Christi sind wir bestrebt, hinschauend auf Christus, den belehrenden Worten und dem vorbildlichen Wandel unseres Herrn zu folgen und in den einzelnen Fußstapfen zu gehen, die er hinterlassen hat. Das bedeutet prinzipiell unseren Eigenwillen abzulegen. Als Diener suchen wir den Willen eines anderen auszuführen und dem zu gefallen, dem wir dienen. Jesus suchte in allem den Willen Seines Himmlischen Vaters zu tun und nicht seinen eigenen Willen und sein Beispiel nachzuahmen ist die Grundvoraussetzung für einen jeden Nachfolger Christi.

Paulus suchte in der Nachfolge Christi wie dieser den Willen des Himmlischen Vaters zu tun, und er fordert uns, seine Mitbrüder, dazu auf, ihn dabei nachzuahmen. – 1. Korinther 11:1 Wie Paulus selbst so sind auch wir alle unvollkommen, darum fügte der Apostel der Aufforderung ihm zu folgen auch die Worte hinzu, „wie auch ich (Christi Nachahmer) bin”. Nur einer ist unser Meister und Lehrer, dessen Schüler wir alle sind.

Wenn wir diesen Grundsatz nicht beachten, kann sich für uns jede Fußstapfennachfolge eines menschlichen Lehrers als schädlich erweisen und in den Irrtum menschlicher Gedanken führen. Paulus spricht von dieser Gefahr, die offenbar schon unter den Brüdern jener Zeit vorhanden war und schreibt an Timotheus: „Denn es wird eine Zeit sein, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern nach ihren eigenen Begierden sich selbst Lehrer aufhäufen werden, … und sie werden die Ohren von der Wahrheit abkehren und sich zu den Fabeln hinwenden.” – 2. Timotheus 4:3

In der Heiligen Schrift wird unser Meister als unser „Vorläufer” bezeichnet, der für uns in das innere des Vorhangs hineingegangen ist, dem wir in allem folgen. – Hebräer 6:20 Auf diesem Weg hat er „Spuren” für uns hinterlassen, Beispiele, die er uns zur Nachahmung und Umsetzung bei der Aufnahme unseres Kreuzes hinterlassen hat.

Das Beispiel der Fußwaschung

In Johannes 13:15 wird davon berichtet wie unser Herr und Meister bei seinem letzten Abendmahl seinen Jüngern beispielgebend die Füße wusch. Es war seine letzte liebevolle und beispielgebende Unterweisung, die uns der Herr zur tätigen Nachahmung hinterlassen hat.

„Wenn nun ich, der Herr und der Lehrer, eure Füße gewaschen habe, so seid auch ihr schuldig, einander die Füße zu waschen. Denn ich habe euch ein Beispiel gegeben, daß auch ihr tut, wie ich euch getan habe.”

Das Füßewaschen war einer der niedrigsten Dienste, den die niedrigsten Diener ausführten. Für Menschen des Heiligen Landes, die nach einer beschwerlichen Wanderung über staubige Pfade heimkehrten, brachte eine solche Fußwaschung eine willkommene Erfrischung. Sie war letztlich der Bestandteil einer vollkommenen gezeigten Gastfreundschaft.

Die Aufforderung, die Jesus an seine Jünger gerichtet hatte: „Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig”, fand ihre praktische Anwendung, als Jesus seinen Jüngern die Füße wusch.

In seinem Kommentar zu Johannes 13:15 erklärt Bruder Russell, was das Füßewaschen der Mitbrüder in der gegenbildlichen Anwendung bedeutet: „Dies will sagen, daß die Glieder des Leibes Christi eine gegenseitige wachende Fürsorge um die Wohlfahrt von einander haben sollten, um sich, einer den anderen, rein, heilig, lauter zu bewahren, und einander in der Überwindung der Prüfungen, Versuchungen und Bedrängnisse des gegenwärtigen bösen Zeitlaufes beizustehen, die von der Welt, dem Fleische und dem Teufel kommen. Nur in dem Maße, in welchem wir die verschiedenen Gnadengaben des Geistes pflegen – Demut, Geduld, Sanftmut, brüderliche Liebe, Liebe -, können wir hoffen, in besonderer Weise anderen hilfreich zu sein , daß sie diesen Schmuck des Charakters und der Reinheit des Lebens anlegen und von den Befleckungen der Welt und des Fleisches frei werden.” – Manna vom 23. Mai

Während seines dreieinhalb Jahre währenden Dienstes, der ihn zum Kreuz führte, hat unser Herr eine „Fußspur” hinterlassen, in der wir als seine Fußstapfennachfolger gehen. Wir lernen aus seinen Worten und von seinen Handlungen, wie wir uns Gott und den Mitmenschen gegenüber verhalten sollen.

Als Nachfolger Christi befinden wir uns in seiner Schule, der Schule Christi, und wir lernen jetzt von ihm die christusähnlichen Charakterzüge zu entwickeln, die später notwendig sind, wenn wir, nachdem wir uns in allem als treu erwiesen haben, die Gelegenheit bekommen, zusammen mit ihm die Menschheit zur Harmonie mit Gott zurückzuführen. Diese Aufgabe, die ererbten Schwachheiten und Unvollkommenheiten der Menschen zu verstehen und sie zur Einsicht und Verbesserung ihrer Lage zu bewegen, wird sicherlich von einem jeden von uns ein hohes Maß an „Demut, Geduld, Sanftmut, brüderlicher Liebe und Liebe” erfordern.

Wenn wir in der Fußstapfennachfolge Jesu diese Schritte hier auf Erden jetzt nicht machen, wenn wir an dem, was wir jetzt leiden, nicht den Gehorsam lernen, wie dies selbst auf unseren geliebten Herr zutraf, der ohne Sünde war, so werden wir für das Königreich und seine Anforderungen untauglich sein.

Wir sollten darum alle Anstrengungen unternehmen, so eng wie nur möglich in den Fußstapfen Jesu zu gehen, von ihm zu lernen und ihm als dem einzigen wahren Lehrer zu folgen, damit wir auch einst mit ihm zum Segen für die wiederherzustellende Menschheit tätig sein dürfen.