Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Entwicklung zur Christusähnlichkeit

Lesedauer: 9 Minuten

„Laßt uns also nun, wie wir Gelegenheit haben, allen gegenüber das Gute wirken, am meisten aber gegenüber den Hausgenossen des Glaubens.” – Galater 6:10

Die Entwicklung zur Charakterähnlichkeit mit unserem Herrn Jesus Christus ist die erste Pflicht eines jeden geweihten Kindes Gottes. „Hierzu sind wir berufen”, wie der Apostel zu verstehen gibt, nicht dazu irgendetwas besonderes für irgendjemand sonst zu tun, sondern besonders unseren eigenen individuellen Charakter zu entwickeln – einen guten Kampf zu kämpfen – am ewigen Leben festzuhalten, um die Segnungen zu bekommen, zu denen Gott uns eingeladen hat. Nichts, das wir möglicherweise für andere tun können, sollte als angemessen betrachtet werden, den Platz für das Werk einzunehmen, den Er uns persönlich zu tun gegeben hat.

Anscheinend machen viele gute Leute einen Fehler hinsichtlich dieser Anforderung. Wir sehen die großen Institutionen der verschiedenen Glaubensbekenntnisse, die sich für die Bekehrung und Unterhaltung der Welt engagieren; aber zur gleichen Zeit gibt es eine beklagenswerte Vernachlässigung in ihrem eigenen Wachstum in Gnade und in Erkenntnis des Wortes Gottes. All dies geschieht im Gegensatz zu den Lehren der Bibel. Was das Volk Gottes für die Welt tun sollte, ist nur zweitrangig, es sollte nur das sein, was sich bei Gelegenheit ergibt. Ihr Hauptwerk sollte darin bestehen an sich selbst zu arbeiten. Es ist wichtig, daß wir diesen Gedanken in unseren Sinnen fest verankert haben. Andernfalls könnte es mit uns geschehen, wie der Apostel zeigt, daß wir, während wir anderen predigen, selbst verwerflich werden. – 1. Korinther 9:27

Aber während wir uns selbst entwickeln, und während uns die Schriften versichern, daß wir zur bestimmten Zeit reifen werden, wenn wir nicht schwach werden, gibt es trotzdem etwas, das wir darüber hinaus tun können. Wenn wir die Gelegenheit haben, können wir irgendjemandem Gutes tun. Diese Gelegenheiten sind verschieden. Aber bei der Wahl, was wir tun sollen, sollten wir uns an die Anordnung des Apostels erinnern: „Laßt uns nun, wie wir Gelegenheit haben, allen gegenüber das Gute wirken, am meisten aber gegenüber den Hausgenossen des Glaubens.”

Der Haushalt des Glaubens setzt sich aus solchen zusammen, „die für den ein für allemal den Heiligen überlieferten Glauben kämpfen”. – Judas 3 Es ist anzunehmen, daß der Glaube viel mehr bedeutet, als nur zu sagen, „guter Meister, welche gute Sache soll ich tun?” Es bedeutet, daß jemand, der Glauben hat, sich nach dem Wort Gottes ausrichtet, die Schritte zu tun, die der Meister als notwendig anzeigt für die Mitgliedschaft in dem Haus des Glaubens. Daher gibt es eine große Anzahl Menschen, die überhaupt nicht in den Haushalt des Herrn gekommen sind. Der Meister sagte nicht: „Wenn du den Wunsch hast, zu dem Haushalt meiner Jünger gezählt zu werden, dann kannst du dies tun, oder wenn du es vorziehst, kannst du so und so tun.” Er sagte im Gegenteil: „Wenn jemand mir nachkommen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf und folge mir nach.” – Matthäus 16:24

An den Haushalt des Glaubens gerichtet erklärte Paulus: „… wie ihr auch berufen worden seid in einer Hoffnung eurer Berufung”. – Epheser 4:4 Die Einladung, die an die Kirche des Evangelium-Zeitalters erging, bestand nur in einer Einladung; und von denen, die sie annahmen, wird gesagt, daß sie eine Königliche Priesterschaft, eine heilige Nation, ein besonderes Volk sind. – 1. Petrus 2:9 Wir erfahren jedoch durch andere Schriftstellen, daß unter denen, die die Einladung annehmen und sich Gott gegenüber weihen, es zwei Klassen gibt, die „Kleine Herde” und die „Große Schar” der gegenbildlichen Priester und Leviten. Die eine Klasse führt ihr Weihegelöbnis in Treue aus, während die andere Klasse ihre erste Liebe bis zu einem bestimmten Maß verliert. Während sie keine Feinde Gottes werden, leben sie ein unterschiedliches Leben. Sie sind keine Überwinder. Obgleich sie auf viele Art und Weise dienen, und obwohl sie im Ganzen gute Menschen sind, erreichen sie jedoch nicht den Stand, der für den Eintritt in die priesterliche Klasse erwartet wird. Daher werden sie keinen reichlichen Eintritt in das Messianische Königreich haben, sondern sie müssen „ihre Gewänder waschen und sie weiß machen in dem Blut des Lammes”. In einem bestimmten Maß sind sie pflichtvergessen geworden. – Offenbarung 7:9 – 11 Sie werden die gegenbildliche Levitenklasse bilden, die einen zukünftigen Dienst zu verrichten haben wird im Zusammenhang mit der Königlichen Priesterschaft.

Wer bildet den Haushalt des Glaubens

Bei der Suche nach Gelegenheiten zum Dienst sollte des Herrn Volk erkennen, daß sie ihre Gunst eher dem Haushalts des Glaubens zuwenden sollen, als der Menschheit. Die Zeit, die wir für uns selbst nicht benötigen, sollte im Zusammenhang mit den Gliedern des Haushalts des Glaubens genutzt werden. Sollte jemand fragen, „Warum solltest du deine Zeit nicht jenen widmen, die nicht vom Haushalt des Glaubens sind? Warum solltest du nicht für die Ärmsten der Armen arbeiten?” antworten wir, daß diejenigen, die mit einem solchen Werk beschäftigt sind, eine Klasse sind, die den göttlichen Plan nicht versteht. Wir finden keinen Fehler an ihnen, denn wir sympathisieren mit allem, was zur Emporhebung der Menschheit getan wird. Aber als Erstes sollten wir uns mit unserer eigenen persönlichen Emporhebung beschäftigen, und als nächstes sollte unser Werk für den Haushalt des Glaubens sein. Der Grund, daß dieser Ordnung gefolgt werden sollte, ist, daß Gott selbst zu dieser Zeit nur mit jenem Haushalt des Glaubens handelt.

Diejenigen, die in einem Armenviertel Dienst tun, haben den Gedanken im Sinn, daß Gott jetzt mit der Menschheit im allgemeinen handelt, und daß jetzt die einzige Gelegenheit der Welt ist, ewiges Leben zu erlangen. Mit dem irrtümlichen Gedanken, daß die Menschheit sich in der Gefahr der ewigen Qual befindet, fühlt diese Klasse, daß sie das Rechte tun, sich selbst und alles sonst zu vernachlässigen, um dieses Werk unter den Erniedrigten zu tun. Wenn sie die Erkenntnis der Pläne Gottes hätten, die die Bibel lehrt, würden sie wissen, daß der Herr jetzt nicht mit der Welt handelt, sondern nur mit dem Haushalt des Glaubens.

Diese Feststellung befindet sich in Übereinstimmung mit den Worten Jesu, der nicht für die Welt betete, sondern für diejenigen, die der Vater ihm gegeben hatte. – Johannes 17:20 und 21 Er empfing jene, die von der Sünderklasse kamen – diejenigen, die ein Ohr hatten, seine Botschaft zu hören. Wer auch immer jene Botschaft annahm, wurde als ein Glied des Haushalts des Glaubens betrachtet. Solchen diente unser Herr besonders, indem er sogar seine eigenen Interessen vernachlässigte, um dies zu tun. Wir können jedoch sicher sein, daß er niemals seine eigenen geistigen Interessen vernachlässigte; denn seine Entwicklung als Neue Schöpfung war seine erste Verpflichtung – wie es auch unsere erste Erwägung ist. – 2. Petrus 1:4 – 11 und 3:18

Im strengsten Sinn des Wortes ist der Haushalt des Glaubens die Familie Gottes; jene, die ihre Leiber Gott im Opfer gegeben haben und die von Ihm angenommen und von Seinem Heiligen Geist gezeugt worden sind. Alle diese gehören zu Gottes Familie. Einige von ihnen machen gute Fortschritte, indem sie an Stärke zunehmen; andere sind nur „Säuglinge in Christus”. Wir müssen jedoch einen Unterschied zwischen dem Haushalt Gottes und dem Haushalt des Glaubens machen. Letzteres scheint eine deutliche Bezeichnung zu sein, die jene einschließt, die näher zu dem „einst den Heiligen überliefertem Glauben” kommen und ihn zu erlangen suchen; diejenigen, die vorausblickende Glieder der Familie Gottes sind, die schließlich im Glauben und im Eifer so stark werden, daß sie einen vernünftigen Dienst leisten und ihre Leiber als ein „lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer” darstellen werden. – Römer 12:1

Wir empfinden dies als den passenden Lauf zur Entwicklung in der Charakterähnlichkeit mit Christus. Zuerst sollen wir unsere eigene Berufung und Erwählung durch die Kultivierung aller Früchte und Gnaden des Heiligen Geistes fest machen; dann sollen wir den Wachsamen zur Beachtung drängen und uns selbst bei allen Gelegenheiten im Dienst Gottes nützlich sein, der uns durch Seine Vorsehung offen steht. Diesen sollten wir zuerst nützlich sein, bevor wir die Notwendigkeiten des Haushalts des Glaubens begünstigen und dann die von jedem anderen, der Hilfe benötigt. Denen zu helfen, die in Not sind, bedeutet jedoch nicht, daß wir ihnen Luxus ermöglichen sollten oder ihnen so reichlich geben sollten, daß sie für den Rest ihres Lebens ausruhen können, sondern, daß wir ihnen genug Beistand geben sollen, um ihnen in ihrem Stress beizustehen – einen Mantel, einen Hut, ein Kleidungsstück – was immer wir erübrigen können, daß sie benötigen. Wenn wir jemand sehen, der sich anscheinend in dem Zustand befindet, daß er die Augen seines Verständnisses gegenüber der Wahrheit des Wortes Gottes geöffnet hat, so können wir erwägen, daß dies eine gute Gelegenheit für uns ist, ihm beizustehen. Dann mögen wir unsere zeitlichen Interessen vernachlässigen und die Zeit nutzen einer solchen Person zu helfen. Aber unter keinen Umständen sollten wir unser geistiges Wachstum vernachlässigen.

„Strebe danach, dich Gott bewährt zur Verfügung zu stellen“

Um in den Früchten und Gnaden des Heiligen Geistes zu wachsen, ist es notwendig, daß wir das Wort Gottes studieren. Ferner, da wir den Schatz des neuen Sinnes in irdenen Gefäßen haben, die von Natur aus leck sind, ist es notwendig, daß wir fortwährend studieren. Daher würde kein wahrer Christ auch nur für einen Augenblick daran denken, aufzuhören das Wort Gottes zu studieren, ob durch direktes Lesen der Bibel oder durch das Lesen der Schriftstudien, die das Wort Gottes in einer Form darstellen, die besonders für das Studium der Lehre aufgebaut ist. Ein bestimmter Betrag geistiger Erfrischung kommt auch im Zusammenhang mit dem Mannatext und mit dem Gelöbnis. Wir empfehlen an dieser Erfrischung jeden Morgen teilzunehmen – wenn möglich als Familie, sonst als Einzelperson. Einige Minuten damit zu verbringen über die himmlischen Dinge nachzudenken, Gott Dank zu sagen und ein Loblied zu singen sollte sich geistig sehr vorteilhaft auswirken. Irgendwie sollte das Volk Gottes fortwährend mit Seinem Wort in Verbindung bleiben; andernfalls würde die Neue Schöpfung verkümmern.

Es gibt auch eine andere Art von Studium, das selbst von solchen übersehen zu werden scheint, die Sein Wort treu studieren. Das Studium, auf das wir nun hinweisen, sollte vom Erwachen am Morgen bis zum Schlaf in der Nacht stets zunehmen. Wir sollten fortwährend studieren das anzuwenden, was wir schon über Gott, die Bibel, Seinen Willen, unsere Pflicht gegenüber anderen und uns selbst und die goldene Regel, usw. erkannt haben. Mit anderen Worten sollte jeder Christ täglich, stündlich, fortwährend zunehmend studieren, wie er Zorn, Bosheit, Haß, Eifersucht, Streit und üble Nachrede ablegen kann und all die anderen Werke des gefallenen Fleisches und des Widersachers, um mit gleicher Ausdauer eifrig zu studieren, wie er die Gnaden des Heiligen Geistes anlegen kann – Sanftmut, Freundlichkeit, Geduld, Langmut, brüderliche Freundlichkeit, Liebe.

Alles was wir von der Bibel hinsichlich dieser Dinge lernen, all die Lektionen, die uns von der göttlichen Vorsehung gelehrt werden, und all die Gelegenheiten, die wir durch die Gemeinschaft mit den Geschwistern bekommen – all diese sind nur Vorbereitungen für das große Studium des Lebens – wie wir am besten den Willen Gottes in Gedanken, Worten und Taten ausführen können. Wir betonen diese Art des Studiums aus dem Grund, da wir wahrnehmen, daß viele von des Herrn Volk dies so nicht verstehen. Sie scheinen zu denken, daß ihre Geistigkeit von einer Zahl von Stunden abhängt, die sie mit Bibelstudium verbringen. Somit ergreifen sie nur einen Bruchteil der Wahrheit. Die großen Segnungen kommen von unseren Anstrengungen, die Prinzipien, welche wir schon von der Bibel gelernt haben, anzuwenden. Dieses Studium erfordert nicht, daß wir die Bibel ständig in den Händen halten, sondern daß wir sie ständig im Sinn haben, die wir schon in Gottes Wort studiert haben, um sie in den Angelegenheiten des Lebens praktisch anzuwenden, in unseren Gedanken, Worten und Taten gegenüber Gott, gegenüber unseren Mitmenschen und gegenüber uns selbst.