Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Die Überführung der Bundeslade nach Jerusalem

Lesedauer: 8 Minuten

„Jahwe der Heerscharen! Glückselig der Mensch, der auf dich vertraut!” – Psalm 84:12

Die Ehrfurcht vor Gott ist Gegenstand und Lehre dieses Textes: „ heilig und furchtbar ist sein Name.” – Psalm 111:9 „Er ist ein Gott, gar schrecklich in der Versammlung der Heiligen, und furchtbar über alle, die rings um ihn her sind.” – Psalm 89:7 Als Gott Moses im brennenden Dornbusch erschien und zu ihm sprach, befahl Er ihm: „… Ziehe deine Schuhe aus von deinen Füßen, denn der Ort, auf dem du stehst, ist heiliges Land.” – 2. Mose 3:5 Und auch bei seinem Erscheinen am Berg Sinai, dem ganzen Volk sichtbar, verhüllt von einer dichten Wolke, muß dies eine überwältigende Demonstration ehrfurchtgebietender Feierlichkeit gewesen sein, und es wurden besondere Anweisungen gegeben, um etwa unehrerbietigem, nicht passendem Verhalten vorzubeugen. Israel war außerdem ausdrücklich angewiesen, Seinem Gesetz und Seinem Heiligtum Ehrfurcht zu erweisen. – 2. Mose 19:7, 3. Mose 19:30

Unter Ehrfurcht versteht man ein Gefühl von tiefem Respekt, oft begleitet von Scheu und Liebe, ein Gefühl von Verehrung, wenn sie einem göttlichen oder heiligen Wesen entgegengebracht wird. Dieses Gefühl steuert oder inspiriert dann die Handlungen. „Die Furcht Jahwes ist der Weisheit Anfang.” – Psalm 111:10 Sie ist die einzig angemessene Haltung des Geschöpfs seinem Schöpfer gegenüber, dem Initiatior unseres Seins, dem Schöpfer, Erhalter und Herrn des ganzen Universums. Wenn Er spricht, sollten wir ehrfürchtig und aufmerksam auf Seine Stimme hören, und jede Faser sollte bereit und gespannt sein, Seinem Wunsch nachzukommen. Unsere Sicherheit, unser Glück und jene noble Wesensart, die zu Liebe und Dankbarkeit anspornt, und die verständig und rasch Anweisungen befolgt und an Erkenntnis und Weisheit zunimmt, all das hängt in erster Linie von unserer Ehrfurcht vor dem Herrn ab. Und deshalb möchte der Herr jene wohltuende und kindgemäße Ehrfurcht in uns fördern und aufbauen, die Seinem Namen gebührt.

Gottes Bundeslade war das Symbol für Seine Gegenwart in Israel, und als solches war sie der heiligste Gegenstand in der vorbildlichen Stiftshütte, Sie war nach Gottes Anweisung gemacht, wie auch alles andere in der Stiftshütte; ihr Platz war das Allerheiligste, zu dem nur der Hohepriester (der Jesus darstellte, den großen Hohenpriester) Zutritt hatte, und das auch nur ein Mal im Jahr am Versöhnungstag. Als Symbol von Gottes Gegenwart war sie, ebenso wie die Gegenwart selbst, vor unehrfürchtigem Gebrauch geschützt; natürlich konnte niemand sie sehen. Nur die Priester (die den Leib Christi, die Heiligen dieses Zeitlaufs, vorschatten) durften sie sehen und berühren. Die Leviten (das Vorbild für alle gerechtfertigten Gläubigen dieses Zeitlaufs) waren dazu bestellt, die Stiftshütte in Ehrfurcht und zeremonieller Form zu tragen, wenn die Stiftshütte von einem Standort zum nächsten gebracht werden sollte; doch die Lade mußte erst durch die Priester sorgfältig abgedeckt werden, denn selbst die Leviten durften sie weder sehen noch berühren. – 4. Mose 4:15 – 20

Vor der Begebenheit, die unserer Lektion zugrunde liegt, hatte die Religion in Israel einen sehr niedrigen Stellenwert, und viele Jahre lang stand die Bundeslade nicht an dem ihr zukommenden Platz in der Stiftshütte. Als sichtbares Symbol Seiner Gegenwart waren Macht und Gunst Gottes immer da, wo sie war. Als z. B. Israel den Jordan auf trockenem Boden überquerte, wich immer da, wo die Träger der Bundeslade das Flußufer betraten, das Wasser zurück. Desgleichen stürzten die Mauern Jerichos vor der Lade ein, und Israel errang einen großen Sieg. Doch wenn das Volk gegen Gott sündigte, ging von dem Symbol dergleichen Macht nicht aus. Es wurde sogar zugelassen, daß Israel in die Hände der Feinde fiel, und die Philister konnten die Bundeslade rauben, und Israel erlebte eine bittere Niederlage. Doch wenn auch das Volk so bestraft wurde, gestattete Gott doch nicht, daß das Wahrzeichen Seiner Macht den Feinden überlassen blieb, und die Philister wurden für ihren Raub gestraft, so daß sie froh waren, ihn an Israel zurückzugeben. Bei der Rückgabe waren keine geweihten Priester bei den Heiden, um sie zuzudecken, und auch keine Leviten zum Tragen; so stellten sie die Philister auf einen neuen Wagen und ließen die Zugochsen ohne Kutscher ihren eigenen Weg gehen, und Gott leitete sie zurück nach Israel, nach Beth-Semes. So wurde die Bundeslade dem Volk wiedergegeben. Aber die Leute von Beth-Semes erdreisteten sich, in Unkenntnis der Vorgaben von Gottes Gesetz bezüglich der Lade, hineinzuschauen, und Gott bestrafte sie durch ein Gemetzel, bei dem 50.070 Männer umkamen. So mußten sie lernen, den Herrn zu fürchten und sich Seinen Geboten zu unterwerfen; und sie sagten: „Wer vermag vor Jahwe, diesem heiligen Gott, zu bestehen? Und zu wem soll er (dieses Wahrzeichen Seiner Gegenwart) von uns hinaufziehen? Und sie sandten Boten zu den Bewohnern von Kiijath-Jearim Und die Männer von Kirjath-Jearim kamen und führten die Lade Jahwes hinauf, und sie brachten sie in das Haus Abinadabs …. Und sie heiligten Eleasar, seinen Sohn, die Lade Jahwes zu hüten.” Sie verblieb dort zwanzig Jahre. – 1. Samuel 6:1 – 21, 7:1 und 2 Der Herr handelte mit Israel so, wie es in dem am Horeb geschlossenen Gesetzesbund verankert ist. Daraus ergibt sich für uns, die wir dem Neuen Bund angehören, die Lehre, daß jemand, der durch die Zugehörigkeit zu einem von Gottes Bündnissen begünstigt ist, je nach seiner Stellung die Verantwortung trägt. Wir sollen hier aber nicht eine Gedankenverbindung zu jenen 50.000 im Zweiten Tod Vernichteten herstellen; denn die Erprobung Israels unter dem Gesetzesbund war nur vorbildlich und bedeutete keine letzte Entscheidung für alle von diesem Bund betroffenen Menschen.

Als nun David endgültig in ganz Israel als König anerkannt war, war es sein Ziel, die Bundeslade nach Jerusalem hinaufzubringen und die Leute als Nation zu ehrerbietigem und von Herzen kommenden Gottesdienst hinzuführen. Für dieses Ziel war es unabdingbar und der erste Schritt, daß die heilige Lade des Bundes wieder in ihre alte Stellung eingerückt wurde. Er versammelte 30.000 Repräsentanten des Volkes, um so die Wiederherstellung zu einem nationalen Akt zu machen. Dies sollte im ganzen Volk den wahren Gottesdienst neu beleben.

Wie die Bundeslade nach Jerusalem überführt wurde, entsprach jedoch nicht den Vorgaben des Gesetzes, wonach sie ehrfurchtsvoll von den Leviten getragen werden sollte, sondern man machte es so wie die Philister bei der Rückführung nach Kiijat-Jearim und stellte sie auf einen neuen Wagen, der (vermutlich) von Ochsen gezogen wurde. Wo Gott die Unkenntnis und Unfähigkeit der Philister geduldet hatte, die nicht Sein Volk waren und sich dabei nicht an die Gesetzesvorschriften hielten, duldete Er eine solche Vergeßlichkeit oder Lässigkeit bei den Israeliten nicht, sondern ließ sie Sein Mißfallen deutlich fühlen: Mitten in der allgemeinen Freude und den Festlichkeiten mit Gesang aus vielen Kehlen und den verschiedensten Musikinstrumenten schien das plötzliche Schwanken des Wagens die Lade in Gefahr zu bringen, so daß Uzzah sie mit seiner Hand am Rutschen hindern wollte. Im selben Moment fiel er tot zu Boden.

Eine strenge und höchst notwendige Zurechtweisung. Der Zug hielt an, und der König und alle Leute verstanden es als solche, und zwar für das ganze Volk, weil sie das Gebot des Herrn nicht beachtet hatten und es versäumt hatten, das Sinnbild Seiner Gegenwart gebührend zu würdigen. Der König und das ganze Volk wurden von der Furcht Gottes ergriffen; Musik und Feier wurden eingestellt; die Menge zerstreute sich und jeder kehrte betroffen in sein Haus zurück. Und der König, der Angst hatte, sein Vorhaben der Überführung der Bundeslade nach Jerusalem ganz auszuführen, ließ davon ab und brachte sie zum Haus von Obed-Edom, eines Leviten, der sie ohne Zweifel mit Ehrfurcht empfing, denn wir lesen darüber: „Und Jahwe segnete das Haus Obed- Edoms und alles, was sein war.” – 1. Chronika 13:14

Dort verblieb die Lade drei Monate, während König David, dem Herrn wie bisher zugewandt und eifrig bestrebt, das Volk zu gesetzmäßiger Einhaltung des Gottesdienstes anzuhalten, still die Lektion aus dieser eigenartigen Maßnahme überdachte. Und man sagte zu ihm: „Der Herr hat das Haus von Obed-Edom gesegnet und alles, was sein war, wegen Gottes Bundeslade.” Da gewann David Klarheit über diese Lektion, und er beschloß, demzufolge sogleich zu handeln, nämlich sein ursprüngliches Ziel zu verfolgen und die Lade in die Hauptstadt zu bringen und ihr den hervorragendsten Ehrenplatz im ganzen Staat einzuräumen, wie er es sich ursprünglich vorgenommen hatte. Er entschied auch, die Repräsentanten des Volkes zusammenzurufen, um die Rückführung zu einem Staatsakt werden zu lassen und zugleich in der ganzen Bevölkerung ihre Religion neu zu beleben und anzufachen.

„Und er machte sich Häuser in der Stadt Davids, und er bereitete eine Ort für die Lade Gottes und schlug ein Zelt für sie auf. Damals sprach David: Die Lade Gottes soll niemand tragen als nur die Leviten; denn sie hat Jahwe erwählt, um die Lade Gottes zu tragen und seinen Dienst zu verrichten ewiglich Denn weil ihr das vorige Mal es nicht tatet, so machte Jahwe, unser Gott, einen Bruch unter uns, weil wir ihn nicht suchten nach der Vorschrift. Da heiligten sich die Priester und die Leviten, um die Lade Jahwes, des Gottes Israels, hinaufzubringen, Und die Söhne der Leviten trugen die Lade Gottes auf ihren Schultern, indem sie die Stangen auf sich legten, so wie Mose geboten hatte nach dem Worte Jahwes Und ganz Israel brachte die Lade des Bundes Jahwes hinauf mit Jauchzen und mit Posaunenschall und mit Trompeten und mit Zimbeln laut spielend mit Harfen und Lauten.” – 1. Chronika 15:1 und 2, 13 – 15 und 28

„Und es geschah, wenn die Träger der Lade Jahwes sechs Schritte gegangen waren, so opferte er ein Rind und ein Mastvieh. Und David tanzte mit aller Kraft von Jahwe, und David war mit einem leinenen Ephod umgürtet. Und David und das ganze Haus Israel brachten die Lade Jahwes hinauf mit Jauchzen und mit Posaunenschall.” – 2. Samuel 6:13 – 15

Israel wurde so in der Ehrfurcht des Herrn unterwiesen, doch diese Lektion erstreckt sich genauso auf die Kirche des Evangeliumszeitalters. Wir sind nicht beauftragt, auch nur die kleinste Kleinigkeit von Gottes Anordnungen zu verändern. Wir dürfen z. B. die Anordnungen zur Taufe von Gläubigen nicht etwa zu einer Kindertaufe machen oder die Schlichtheit des Gedächtnismahls verändern oder dessen Zeitpunkt, der im Zusammenhang mit dem Passahmahl steht. Auch haben wir nicht das Recht, die gerechten Forderungen Seines heiligen Gesetzes abzuschwächen, noch dürfen wir Seine Vorschriften und Anweisungen und deren Gültigkeit aushöhlen, um weltlich gesinnten Leuten zu gefallen. Das Gesetz und die Zeugnisse Gottes müssen in ein gutes und aufrichtiges Herz aufgenommen werden, ohne menschlichen Philosophien und leeren Gedankengebäuden Rechnung zu tragen. Die Ehrfurcht Gottes ist der Weisheit Anfang, und Segen empfangt, wer Ihm vertraut und für den mit einem „So spricht der Herr” jeglicher Streit endet.