Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Die Bedeckungen der Stiftshütte

Lesedauer: 10 Minuten

„Wenn das Heer aufbricht, so sollen Aaron und seine Söhne hineingehen und den Vorhang abnehmen und die Lade des Zeugnisses damit bedecken, und sie sollen eine Decke von Seehundsfellen darauf tun und oben darüber ein Tuch von ganz blauem Purpur bereiten und die Stangen einstecken.”- 4. Mose 4:5 und 6

Unter den vielen Einzelheiten, welche die Bibel über die Errichtung der Stiftshütte mitteilt, werden besonders ausführlich die Anweisungen für ihre Fortbewegung von einem Lagerplatz zum anderen erwähnt. Das vierte Buch Mose berichtet im 4. Kapitel darüber. All diese Anweisungen sind in ihren reichen Einzelheiten faszinierend und vorbildlich, und es sind damit viele gegenbildliche Lektionen verbunden.

Im besonderen Mittelpunkt unseres Interesses stehen dabei die Vorbereitungen der Bundeslade für den Transport, wie auch die Bundeslade selbst, als dem heiligsten und wichtigsten Gegenstand in Israel, dem die erste Aufmerksamkeit gebührte. Wie unser Leittext zeigt, wurden Aaron und seine Söhne mit diesem Dienst beauftragt.

Die erste Handlung bestand darin, den Vorhang abzunehmen, der in der Stiftshütte zwischen dem Heiligen und dem Allerheiligsten aufgehängt war. Die Höhe des Vorhangs und der Stiftshütte selbst betrug ungefär 15 Fuß, was in etwa 4,5 Metern entspricht. Damit wäre eine Leiter oder etwas Ähnliches erforderlich gewesen, um den Vorhang abzunehmen. Danach wurde der Vorhang als erste Bedeckung über die Bundeslade gelegt.

Als nächstes wurde eine Decke aus Seehundsfell – oft in falscher Übersetzung als Dachsfell gekennzeichnet – über den Vorhang gelegt und als letztes ein Tuch von blauer Purpurfarbe als äußere Bedeckung. Die Stangen wurden in den Ringen der Lade angebracht, und dann wurde sie aus der Stiftshütte zum nächsten Lagerplatz in der Wüste getragen. Auch die Plazierung und Anordnung dieser drei Bedeckungen ist sehr bedeutungsvoll, denn sie bestätigen andere wichtige Lehren der Bibel.

Die Bundeslade selbst ist in ihrer Ausstattung reich an gegenbildlichen Details. Sie stand normalerweise im Allerheiligsten, und das Allerheiligste stellt die Vollkommenheit des göttlichen Zustandes, die Hoffnung der Kirche, dar. Dies steht im Gegensatz zum Heiligen, welches den unvollkommenen Zustand der Kirche in den Trübsalen und Erfahrungen des Fleisches darstellt. In einer anderen Weise gesehen stellt das Heilige den geistgezeugten Zustand dar, während das Allerheiligste den geistgeborenen Zustand darstellt. Folglich stellt die Bundeslade den verherrlichten Christus, Jesus und seine Kirche, nach der Erlangung der Göttlichen Natur dar.

Die erste Bedeckung

Der Vorhang, der zwischen dem Heiligen und dem Allerheiligsten hing, spricht bildlich vom Opfertod des Fleisches. Im Hebräerbrief wird genau dieser Vorhang von dem Apostel Paulus dreimal in in diesem Zusammenhang erwähnt. Zum ersten Mal in Hebräer 6:19, wo wir lesen: „Diese haben wir als einen sicheren und festen Anker der Seele, der in das Innere des Vorhangs hineinreicht.”

Paulus zeigt hier, daß das Allerheiligste unsere Hoffnung der Herrlichkeit als einen Anker für uns bildlich darstellt. Wir werden in die Herrlichkeit eintreten, indem wir aus dem Zustand des Heiligen durch diesen Vorhang in den des Allerheiligsten hinübergehen.

Die zweite Erwähnung des Vorhangs finden wir in Hebräer 9:3, wo es heißt: „Hinter dem zweiten Vorhang aber ein Zelt, das das Allerheiligste genannt wird.” Hier erklärt Paulus, daß sich das Allerheiligste hinter dem zweiten Vorhang der Stiftshütte befindet.

Die letzte Erwähnung finden wir in Hebräer 10:19 und 20, wo wir lesen: „Da wir nun, Brüder, durch das Blut Jesu Freimütigkeit haben zum Eintritt in das Heiligtum, den er uns eröffnet hat als einen neuen und lebendigen Weg durch den Vorhang – das ist durch sein Fleisch.” In dieser Schriftstelle lehrt Paulus, daß Jesu treue Jünger durch sein Blut in das gegenbildliche Allerheiligste eintreten. Er verdeutlicht dies weiter, indem er zeigt, daß es der Opfertod seines „Fleisches” war, der durch den zweiten Vorhang dargestellt wurde.

Die zweite Bedeckung

Nachdem der Vorhang über die Lade gelegt worden war, wurde ein Tuch von Seehundsfell darüber gelegt. Seehundsfelle wurden in Verbindung mit der Stiftshütte an mehreren Stellen als äußere Bedeckung benutzt. Die größte von diesen war die äußerste Überdeckung der Stiftshütte selbst. Der praktische Wert bestand darin, daß Seehundsfell wasserdicht ist und damit eine vorzüglich schützende Decke darstellte.

Es ist weiterhin bemerkenswert, daß Seehundsfell, welches von einem im Wasser lebenden Tier war, in der Wüste, wo Israel wanderte, als unangebracht erscheinen muß. Aber auch dies ist bedeutsam. Die Seehundsfelle hatten die Israeliten zweifelllos vom Schilfmeer mitgebracht, das sie zu Beginn ihrer Wüstenwanderung durchquerten.

Seehundsfell scheint ein Bild dafür zu sein, wie Jesus und die Kirche von der Welt betrachtet werden. Jemand, der von außen auf die Stiftshütte schaute, würde nur ein schwarzes, dürftig aussehendes Zelt erblicken. Er würde nicht die kostbaren und wunderschönen Dinge darin erkennen können. Ähnlich ist es, wenn die Welt auf einen Christen schaut. Sie kann den kostbaren und lieblichen Charakter nicht wahrnehmen, den Gott in jener Einzelperson entwickelt.

In ähnlicher Weise wurde Jesus von vielen gesehen. Als er zuerst zu lehren begann, sahen böse Zungen nur die äußeren Umstände. In Markus 6:2 und 3 lesen wir: „Und als es Sabbat geworden war, fing er an, in der Synagoge zu lehren; und viele, die zuhörten, erstaunten und sagten: Woher (hat) der das? Und was ist das für eine Weisheit, die dem gegeben ist, und solche Wunderwerke geschehen durch seine Hände? Ist dieser nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und ein Bruder des Jakobus und Joses und Judas und Simon? Und sind nicht seine Schwestern hier bei uns? Und sie ärgerten sich an ihm.” Sie sahen nur den „Zimmermann”. Wie konnte ein Zimmermann solche Dinge reden?

Es gibt im Buch Jesaja eine Prophezeiung, die die gleiche Art einer so geringschätzenden Wahrnehmung zeigt, die Jesus während seines Dienstes empfing. „Wer hat unserer Verkündigung geglaubt? An wem ist der Arm des HERRN offenbar geworden? Er ist wie ein Trieb vor ihm aufgeschossen und wie ein Wurzelsproß aus dürrem Erdreich. Er hatte keine Gestalt und keine Pracht. Und als wir ihn sahen, da hatte er kein Aussehen, daß wir Gefallen an ihm gefunden hätten. Er war verachtet und von den Menschen verlassen, ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut, wie einer, vor dem man das Gesicht verbirgt. Er war verachtet, und wir haben ihn nicht geachtet.” – Jesaja 53:1 – 3

Achten wir auf die Beschreibung, „er hatte kein Aussehen, daß wir an ihm Gefallen gefunden hätten”. Dieser negative Anblick wird durch die unattraktiven Seehundsfelle passend dargestellt.

Daß Seehundsfelle in der Wüste Fehl am Platz zu sein scheinen, spiegelt die Tatsache wider, daß freundliche Christen, die in dieser Welt leben, auch Fehl am Platz zu sein scheinen. Sie leben mit verschiedenen und höheren Ansprüchen und stimmen mit dieser Welt nicht überein. Doch ihre endgültige Heimat wird im Himmel sein.

Es mag erwartet werden, daß als Bedeckung für die Bundeslade die gleiche äußere Bedeckung wie bei der Stiftshütte benutzt worden wäre, aber dies war nicht der Fall, denn es wird noch eine dritte Bedeckung erwähnt.

Die dritte Bedeckung

Die letzte Bedeckung, die über die Bundeslade gelegt wurde, war ein blaues Tuch. Um seine gegenbildliche Bedeutung zu verstehen, müssen wir uns an alle drei Farben erinnern, die überall in der Stiftshütte benutzt wurden: Scharlach, roter Purpur, und blauer Purpur. Diese Farben werden in ihrer gegenbildlichen Bedeutung in den Schriften einheitlich dargestellt:

  • Scharlach – ist die Farbe des Blutes und stellt den Opfertod dar
  • Roter Purpur – ist die Farbe des Königtums
  • Blauer Purpur – stellt die Treue dar

Letztere ist die Farbe, die der Himmel annimmt, wenn das Licht der Sonne auf ihn fällt. Treue ist in jedem Leben die beste Antwort auf das Licht des Wortes Gottes. Es gibt zwei Schrifttexte, welche Treue mit den Himmeln verbinden. So sagt Psalm 36:6: „Herr, an den Himmel reicht deine Gnade, deine Treue bis zu den Wolken.” Und in Psalm 89:3 lesen wir: „Denn ich sagte: Auf ewig wird die Gnade gebaut werden. In den Himmeln wirst du fest gründen deine Treue.”

Diese Farben, blauer Purpur, Scharlach und roter Purpur, können in einem für Christen sehr bekannten Schrifttext wiedererkannt werden, nämlich in Offenbarung 2:10: „Sei getreu (blauer Purpur) bis zum Tod! (Scharlach) Und ich werde dir den Siegeskranz (roter Purpur) des Lebens geben!” – So stellt diese letzte Bedeckung die Treue eines verherrlichten Christen dar.

Zusammenfassung

Die Schlußfolgerung von diesen drei Bedeckungen ist bedeutsam. Indem wir uns daran erinnern, daß die Bundeslade den verherrlichten Christus darstellt, der in einem Zustand des Allerheiligsten wohnt, schauen wir nun nach der Bedeutung aus, nachdem die Kirche auferstanden ist.

Den Vorhang zu entfernen, der zwischen dem Heiligen und dem Allerheiligsten aufgehängt war, stellt die Vollendung und das Ende des Hohen Rufes dar. Daß der Vorhang nun dazu benutzt wurde, die Bundeslade zu bedecken, zeigt die Tatsache an, daß die Kirche ihre Hoffnung jenseits ihres zeitlichen Zustandes im Heiligen erlangt hat.

Das Seehundsfell, das über den Vorhang gelegt wurde, stellt eine sehr wichtige Lehre dar, die in den Gedanken der meisten Christen verdunkelt worden ist. Diese Lehre wurde vom Apostel Paulus in 1. Korinther 15:50 gelehrt, wo er sagt: „Dies aber sage ich, Brüder, daß Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht ererben können, auch die Vergänglichkeit nicht die Unvergänglichkeit.”

Wir hoffen auf eine geistige Auferstehung, eine Auferstehung zur göttlichen Natur mit unsterblichen und unverderblichen geistigen Leibern. Das Bild des Seehundsfells zeigt, daß das Fleisch nicht jenseits des Vorhangs geht. Es berührte nicht die Bundeslade und blieb durch den Vorhang von ihr getrennt. Das Fleisch geht nicht in die Herrlichkeit ein – es kann nicht in das Königreich eintreten!

Aber warum zeigt es dies überhaupt? Wenn es nicht in das Bild der Herrlichkeit eintritt, warum befindet es sich dort? Die Antwort wird durch die letzte Bedeckung mit blauem Purpur gezeigt.

Geistige Wesen sind gegenüber menschlichen Augen unsichtbar, ausgenommen, wenn sie sich materialisieren, um mit dem Menschen zu sprechen. So wird in dem Königreich die Kirche nicht gesehen werden. Freunde und Familie werden ihre Abwesenheit bemerken. Aber es wird eine Anerkennung für ihren Glauben geben. Alle werden erkennen, daß diese treuen Männer und Frauen, die ihr Leben für das Evangelium gaben, in den Himmel gegangen und die Priester und Könige des Königreichs geworden sind. – Der Psalm 87 scheint dies zu beschreiben.

Psalm 87

Vers 2: „Der Herr liebt die Tore des Zion mehr als alle Wohnungen Jakobs.” – Zion ist in diesem Zusammenhang ein Bild von beiden, von dem geistigen Israel und dem fleischlichen Israel. In diesem Fall zeigt der Gegensatz mit dem Begriff „Wohnungen Jakobs”, daß das geistige Israel gemeint ist.

Vers 3: „Herrliches ist über dich geredet, du Stadt Gottes.” – In den Schriften wird das geistige Israel verschiedene Male als eine Stadt erwähnt. Wir finden ein deutliches und zwingendes Beispiel in der Offenbarung: „Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel von Gott herabkommen, bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut.” – Offenbarung 21:2

Die für ihren Mann geschmückte Braut kann keine andere als die Kirche sein. Auf diese Weise besitzen wir die Darstellung der heiligen Stadt – das Neue Jerusalem – das die Kirche darstellt.

Das „Herrliche”, das über diese herrliche Stadt gesagt wird, wird von Gott und den Völkern der Erde gesprochen. Das Hebräische Wort „sela” ist eine Anmerkung für die Musik des Psalms. Es bedeutet eine Pause einzulegen. In unserem Fall legen wir eine Pause ein, um über die Bedeutung nachzudenken.

Vers 4: „Ich will Rahab und Babel erwähnen bei denen, die mich kennen; siehe, Philistäa und Tyrus samt Kusch. Dieser ist dort geboren.” – Wer ist dort geboren? Der nächste Vers beantwortet dies.

Vers 5: „Von Zion aber wird gesagt werden: Mann für Mann ist darin geboren. Und der Höchste, er wird es befestigen.” – „In Zion geboren zu werden” beschreibt die Geburt des geistigen Israel zur göttlichen Natur. Das Volk der Erde wird dann erkennen, daß ihre Könige und Priester sich auf der göttlichen Ebene befinden.

Vers 6: „Der HERR wird schreiben beim Verzeichnen der Völker: Dieser ist dort geboren.” Die Liste der überwindenden Glieder der Kirche, die 144.000 beträgt, wird veröffentlicht werden. Die Welt wird wissen, wer ihre Herrscher sind. Und es ist wahrscheinlich, daß es dort Biographien über einen jeden Einzelnen von ihnen gibt, so daß das Volk der Erde ihr Opfer und ihre Treue kennen wird. Der Psalmist endet mit einem weiteren „Sela”, einer Anweisung zur Pause und zur Betrachtung dieser wundervollen Worte.

Wenn wir dies mit den Bedeckungen der Bundeslade in Verbindung bringen, so bemerken wir, daß das äußere Tuch von blauem Purpur die einzige Bedeckung war, die von jedem im alten Israel gesehen werden konnte. Dies stellt dar, daß die Menschheit die Treue der Kirche erkennen und bestätigen wird. Aber sie werden das Fleisch nicht sehen. Das Fleisch wird vergangen und verborgen sein unter dem pupurblauem Tuch.

Anwendung

Wir preisen Gott, daß zwei einfache Schriftverse, die beschreiben, wie die Bundeslade fortbewegt wurde, solch eine reiche Fülle von Wahrheiten enthält. Wie wirkungsvoll Gott ist! Und wieviel Freude löst es aus, den Unterschied zwischen der fleischlichen und der geistigen Natur zu erkennen, der in diesem wundervollen Vorbild dargestellt ist.

Ein ermutigender Gedanke kann aus all diesem gesammelt werden. Strengen wir uns sehr an, ein Leben in Treue zu führen – Tag für Tag. Lassen wir unser Licht inmitten unserer Freunde und unserer Familie scheinen; es mag sein, daß viele von ihnen keine Ahnung von unserer Berufung haben. Lassen wir unseren guten Charakter ein Zeugnis für die Liebe und das Mitgefühl Gottes ablegen. Zur bestimmten Zeit werden sie sich an unsere eifrige Treue erinnern und auch selbst Gott loben.