Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Der Wille Gottes für die Kirche

Lesedauer: 10 Minuten

„Denn dies ist der Wille Gottes: eure Heiligung … ” – 1. Thessalonicher 4:3

In unserem Leittext ist der Ausdruck „Dies ist der Wille Gottes” der Natur nach mehr ein Ratschlag, als ein Befehl. Wenn wir darüber nachdenken, welcher Klasse dieser Ratschlag gegeben wird, erkennen wir, daß er sich an diejenigen wendet, die den Wunsch haben, sich Gott zu nahen, und daß Er sich zu ihnen nahen möge. Gott hatte denen, die sich Seinem Willen in allem besonders unterwerfen, einen großen Lohn versprochen. Der Apostel Paulus erklärt, worin der Wille Gottes für diejenigen besteht, die in Seiner Nähe zu leben wünschen. Er sagt ihnen, daß es Gottes Wille ist, daß sie sich völlig zu Seinem Dienst absondern und ihr Leben in Seinem Werk niederlegen, daß in allen Angelegenheiten ihres Lebens ihre Herzen danach verlangen, Seinen Willen zu erkennen und zu tun.

Mit liebevollen und beschwörenden Worten wendet sich der Apostel dieser Klasse an anderer Stelle mit den Worten besonders zu: „Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer, was euer vernünftiger Gottesdienst ist.” – Römer 12:1 Der Wortlaut „eure Leiber darzustellen” beinhaltet nicht nur die anfängliche Darstellung der Leiber, sondern auch die Fortsetzung des lebendigen Opfers zur Vervollständigung des Werkes. Mit anderen Worten ist das Evangelium-Zeitalter die annehmbare Zeit, in der Gott willig ist, jene aufzunehmen, die durch Christus zu Ihm kommen. Es ist die Zeit, in der Er jene zieht und ruft, die Glieder der erwählten Kirche werden sollen.

Wie der Apostel feststellt, ist Gottes Wille für Sein gläubiges Volk, das durch Glauben an das Lösegeld gerechtfertigt und Seinem Dienst geweiht ist, immer der gleiche gewesen, nämlich: „Dies ist der Wille Gottes, eure Heiligung.” Um diese Heiligung in den Gläubigen zu bewirken, hat Gott uns die „großen und kostbaren Verheißungen” gegeben und erklärt, daß die Wahrheit Seines Wortes die Heiligung zu einem Ihm annehmbaren Charakter bewirken wird – Ähnlichkeit mit dem Bild Seines lieben Sohnes, unseres Erlösers.

Heiligkeit bedeutet nicht menschliche Vollkommenheit. Es ist die Weihung, die Unterwerfung des Willens, welche durch Christus vom Vater als vollkommen angenommen wird. Es ist eine Weihung des Leibes zum Opfer – selbst bis in den Tod. Der Leib wird durch die Rechtfertigung aus Glauben nicht tatsächlich vollkommen gemacht, sondern nur vollkommen gerechnet, entsprechend unserem Willen, unserem Herzen, unserer Absicht. Der neue Wille sollte danach trachten jede Kraft, jedes Talent, jede Begabung seines Leibes in volle Übereinstimmung mit dem Herrn zu bringen und sollte danach trachten einen Einfluß in die gleiche Richtung auf alle auszuüben, mit denen er in Verbindung kommt.

Dies bedeutet jedoch nicht, daß es in den wenigen kurzen Jahren des gegenwärtigen Lebens möglich sein wird, den armseligen unvollkommenen Leib zur Vollkommenheit zu bringen. Im Gegenteil sagt der Apostel uns im Zusammenhang mit der Kirche, daß in Vergänglichkeit gesät wird, in Unehre, in Schwachheit. Es wird gesät ein (unvollkommener) natürlicher Leib – 1. Korinther 15:42 – 44; und daß wir keine Vollkommenheit erlangt haben werden, bis uns in der Auferstehung neue Leiber gegeben werden, stark, vollkommen und herrlich und unsterblich, die wir suchen, und die uns der Herr schließlich verheißen hat, – wenn wir in der gegenwärtigen Zeit der Schwäche und Unvollkommenheit Ihm gegenüber Treue in unseren Herzen bewahrt haben.

Unser Leittext, wie auch viele andere in der Schrift, lehren uns, daß das große Werk, das Gott von uns fordert, nicht für andere ist, sondern ein Werk in uns selbst ist, das „Ich” zu unterwerfen, zu besiegen, zu beherrschen. Alles übrige, der Dienst am Haushalt des Glaubens, unser Bestreben allen Menschen Gutes zu tun, daheim oder in anderen Ländern, ist diesem höchst wichtigen Werk, das in uns geschieht, untergeordnet. Denn auch wenn wir das Evangelium anderen beredsam predigen sollten, wie der Apostel unter Eingebung erklärt, und obwohl wir unsere Habe zur Speisung der Armen austeilen sollten, oder aus gutem Grund bis in den Tod leiden sollten, so wären wir doch vom göttlichen Standpunkt aus gesehen nichts ohne Liebe – dem Geist Christi und des Vaters, der in uns entwickelten Liebe als herrschendes Prinzip in unserem Leben. – 1. Korinther 13:3 Aber bevor wir die Liebe anziehen können, die „das Band der Vollkommenheit” ist, und ihre Herrschaft durchgesetzt haben, haben wir viele Feinde auszutreiben.

Unsere drei großen Feinde

Das Herz ist der Kampfplatz von dem aus der Heilige Geist uns hilft den Kampf gegen die Feinde fortzuführen, die seit dem Adamischen Sündenfall von den menschlichen Gedanken Besitz ergriffen haben. Unser Kampf muß gegen die Sünde gerichtet sein, den mächtigen Anstifter, der unser Geschlecht vor mehr als sechstausend Jahren gefangen nahm. Satan der große Meister oder General der Sünde ist unser Feind und hat weitgehend mit verschiedenen Einflüssen zu tun, gegen die wir uns behaupten müssen. Wir kämpfen jedoch nicht direkt mit Satan, obwohl wir ihm „widerstehen” sollen. Das bedeutet, wir sollen seinem Einfluß widerstehen, seinen Täuschungen und seinen Bemühungen uns in Irrtum und Sünde zu führen. Wir wären machtlos gegen diesen großen Feind, hätte der Herr Jesus nicht die Sünde besiegt. Er, der Herr Jesus, ist auf unserer Seite, so daß wir mit Überzeugung sagen können, größer ist der, der mit uns ist, als alle, die gegen uns sind.

Ferner ist unser Kampf gegen die Welt gerichtet. Wir meinen hier nicht gegen unsere Mitmenschen, denn verblendet durch den Widersacher sind sie gering, und wenn überhaupt, für ihren Lauf nicht verantwortlich. Wir sollen gegen den „Geist dieser Welt” und seine Einflüsse ankämpfen, gegen die Einstellung der Welt, die Gedanken der Welt, die Motive, die die Welt bewegen, die Gewohnheiten der Welt, den Stolz des Lebens und den Betrug des Reichtums – die falschen Ansichten von Dingen, die vom weltlichen Standpunkt gesehen werden. Diesen sollen wir widerstehen und dagegen ankämpfen.

Letztlich ist da der Kampf mit dem Fleisch – mit unserem Fleisch. Seitdem die Sünde unser Geschlecht eingenommen hat, ist seine Versklavung dem geistigen, moralischen und körperlichen Niedergang förderlich gewesen. Seine Neigung ist beständig und überall zum Bösen hin gewesen, und obwohl unser Herr Jesus Mitleid mit uns hatte und uns von der Versklavung der Sünde mit seinem eigenen kostbaren Blut erlöste, finden wir doch in unseren Leibern die Neigung zur Sünde.

Obwohl wir jetzt frei sind und mit dem Verstand dem Gesetz Christi dienen, und obwohl wir feierlich geschworen haben, für Gerechtigkeit zu kämpfen, für Wahrheit, Güte und Reinheit, finden wir unser neues Selbst von den alten verdorbenen Dingen und Vorlieben unseres eigenen Fleisches in Unruhe versetzt und bereit zum Dienst für den alten Anstifter. Daher ist nicht zuletzt unser Kampf gegen diese verdorbenen Neigungen unseres Fleisches gerichtet – und das Ringen mit diesen ist auch ein täglicher Kampf. Wir sollten mit dem großen Apostel Paulus sagen können: „Ich zerschlage meinen Leib (mein Fleisch und seine Wünsche) und knechte ihn” – in Unterwerfung unter meinen neuen Willen, die Neue Schöpfung.

Von dem Augenblick an, da wir uns im Dienst für den Herrn völlig bis in den Tod weihen, rechnet Er unser Fleisch als tot und zeugt uns als Neue Schöpfungen. Unsere neuen Sinne sind in Neuheit des Lebens gegenüber Gott lebendig. Daher werden diese Bewegungen der Sünde, die wir in völlige Unterwerfung unter den Willen Gottes in Christus zu bringen versuchen, vom Herrn nicht als der Wille oder die Bewegung der neuen Natur in Seinem Dienst angerechnet, sondern bloß als ein Teil des allgemeinen Feindes, der Sünde, die uns danach verfolgt und mit der wir zu kämpfen haben. Diesen haben wir uns verpflichtet zu widerstehen und dagegen anzukämpfen; und um diese zu überwinden verspricht Er uns hinreichende Gnade.

Diese Feinde in unserem eigenen Fleisch verursachen die größten Schwierigkeiten. An diese appelliert Satan, diese sucht er in dem Kampf gegen den neuen Geist unserer Sinne zu ermutigen. Durch diese erlangt der Geist der Welt die engste Annäherung an uns und sucht uns gefangen zu nehmen und zurück zu führen als Gefangene der Sünde. Die „Neue Schöpfung in Christo” ist so zu sagen von jeder Seite von Feinden umgeben, die ihr Unheil zufügen und ihre Wiederversklavung herbeiführen wollen. Wir müssen für uns selbst kämpfen, für unsere eigene Freiheit, für den Sieg über unsere eigene Schwachheit. Wir müssen gegen den Geist der Welt kämpfen, gegen die Täuschungen und Fallen des Widersachers, mit denen er uns böse Dinge als gut erscheinen lassen möchte und das Rechte als unerwünscht. Kein Wunder, daß das Kind Gottes ermahnt wird, fortwährend wachsam zu sein, daß es ermahnt wird „die ganze Waffenrüstung Gottes anzulegen”, daß es hinsichtlich seiner verschiedenen hinterlistigen Feinde gewarnt ist und besonders gegen jene seines eigenen Fleisches, daß es zur Treue und Loyalität seines Herzens aufgerufen ist.

Herzenstreue zum Herrn bedeutet in jeder Handlung unseres Lebens fortwährende Anstrengungen zu machen, ja, jeden Gedanken und jede Regung unseres Herzens in Unterwerfung zu dem göttlichen Willen zu bringen. – 2. Korinther 10:4 und 5 Dies ist unsere erste Pflicht, unsere ständige Pflicht, und sie wird das Ende unserer Pflicht sein; „Denn dies ist der Wille Gottes, eure Heiligung.” „Seid heilig, denn ich (der Herr) bin heilig.” – 1. Petrus 1:16

Unbedingte Heiligkeit soll der Maßstab sein, den unsere Herzen freudig und vollständig bestätigen und erfüllen können, zu dem wir aber niemals aktuell und physisch gelangen können, so lange wir der Schwachheit unserer gefallenen Natur und den Bedrängnissen der Welt und des Widersachers ausgesetzt sind. Wir werden aber Tag für Tag von Gott gelehrt, und wenn wir zu einem völligeren Verständnis Seines herrlichen Charakters kommen, und wenn die Wertschätzung darüber zunehmend unsere Herzen erfüllt, wird uns auch der neue Sinn zunehmend mehr Einfluß, Stärke und Macht über die Schwachheiten des Fleisches geben, worin sie auch immer bestehen mögen – und diese Schwachheiten sind unterschiedlich bei den verschiedenen Gliedern des Leibes.

Wenn wir Gott geheiligt sind durch die Wahrheit, wenn unser Wille tot ist und des Herrn Wille als der unsrige völlig angenommen wird in Gedanken, Worten und Taten, dann haben wir den Willen Gottes erlangt und werden den Preis als „Überwinder” gewinnen, selbst dann, wenn wir niemals die Gelegenheit zu predigen hatten, den Armen zu geben oder als Märtyrer um der Wahrheit willen zu leiden. Wir alle sollten darauf sehr achtgeben: „Dies ist der Wille Gottes (euch betreffend) eure Heiligung.” Wir sollten nichts zulassen, was diese Wahrheit verdunkeln oder unklar machen könnte, sondern wir selbst sollten die Richtung in unserem Leben bestimmen. Dann, wenn Gottes Wille wirklich unser Wille ist, haben wir einen deutlich gekennzeichneten Weg vor uns.

Aber bevor Gott all diesen Gelegenheiten eröffnen wird, der Wahrheit und anderen zu dienen und ihr Licht zur Herrlichkeit des Vaters scheinen zu lassen und die Segnungen für die Mitgeschöpfe, denn dies ist Sein Gebot für uns, können wir sicher sein, daß Er uns keine Gebote gibt, denen wir nicht gehorchen können. Wenn wir nach Gelegenheiten des Dienstes ausschauen und keine finden, muß da etwas falsch gelaufen sein. Wir haben möglicherweise nach irgendeinem besonderen Dienst unserer eigenen Vorliebe gesucht (unser alter Wille hat sich in den neu angenommenen Willen – den Willen des Herrn – eingemischt).

Es ist möglich, daß der große Lehrer in uns Stolz sieht, den wir, wenn wir ihn erkannt hätten, sogleich hinweg getan hätten, der uns aber unter dem Deckmantel der „Selbstachtung” verborgen blieb. Möglicherweise spricht der große Lehrer durch Seine Vorsehung und durch Sein Wort zu uns: „Alles, was deine Hand zu tun findet, das tue in deiner Kraft.” – Prediger 9:10 Möglicherweise sieht Er, daß wir Schaden erleiden würden, wenn Er uns einen wichtigeren Dienst für andere geben würde, bevor wir die Lektion der Demut gelernt haben – die in Gottes Sicht von äußerster Wichtigkeit ist. Wir müssen daher schnell handeln, die Zeit ist kurz.

Heiligung, das Resultat der Liebe Gottes

Wahre Heiligung des Herzens für den Herrn bedeutet Eifer in Seinem Dienst, eine Erklärung der guten Botschaft gegenüber anderen, Auferbauung einander im allerheiligsten Glauben. Es bedeutet auch, daß wir allen Menschen Gutes tun, so wie wir die Gelegenheit dazu haben, besonders dem Haushalt des Glaubens. Es bedeutet, daß auf diesen verschiedenen Wegen unseres dem Herrn geweihten Lebens, Tag für Tag, Gelegenheit für Gelegenheit, wie sie kommen werden, unsere Liebe für die Geschwister, für unsere Familien und Mitgefühl für die Menschheit unsere Herzen zunehmend erfüllen wird, so wie wir in Gnade, Erkenntnis und Gehorsam gegenüber dem göttlichen Wort und Beispiel wachsen. – Galater 6:10 und 1. Johannes 3:16

Trotz all dieses Einsatzes unserer Kraft für andere ist dies nur einer der vielen Wege, auf dem wir durch des Herrn Vorsehung unsere eigene Heiligung bewerkstelligen können. So wie Eisen Eisen schärft, so bringen unsere Kräfte, die wir für andere einsetzen, uns selbst Segnungen. Während wir zusätzlich zunehmend mehr zu der Stellung gelangen sollten, unseren Nächsten zu lieben wie uns selbst – besonders den Haushalt des Glaubens – sollte jedoch die Triebfeder unsere höchste Liebe für unseren Schöpfer und Erlöser sein und unser Wunsch, das zu sein und das zu tun, was Ihn erfreut. Unsere Heiligung muß daher hauptsächlich hinsichtlich Gott sein und zuerst unser eigenes Herz und unseren eigenen Willen beeinflussen, und als Ergebnis solcher Unterwerfung gegenüber Gott finden wir ihre Ausübung im Interesse der Geschwister und aller Menschen.