Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Der Kampf der Neuen Schöpfung gegen das Fleisch

Lesedauer: 17 Minuten

Man sagt, daß das Leben ein Kampf ist, in dem sich nur derjenige behaupten kann, der sich durchsetzt und „seine Ellbogen gebraucht”. Dies ist ein Kampf, in dem sich der Stärkere auf Kosten des Schwächeren durchsetzt und Vorteile verschafft. Es ist dies kein guter Kampf, wenn wir dies vom Standpunkt eines Christen aus betrachten, welcher uns lehrt, den Nächsten zu lieben wie sich selbst.

Auch die Bibel spricht von einem Kampf, den die Nachfolger des Herrn Jesus kämpfen. Und Paulus bezeichnet diesen Kampf als einen „guten Kampf”, und er ruft uns dazu auf, diesen „guten Kampf” zu kämpfen. – 1. Timotheus 6:12

Dieser Kampf ist ein Glaubenskampf, den die Fußstapfennachfolger Christi täglich kämpfen. Diese verfolgen andere Ziele, als diejenigen, die in der Welt kämpfen. Ihr Kampf gilt nicht ehrgeizigen und selbstsüchtigen Zwecken, noch trachten sie nach menschlichem Einfluß oder Reichtum. Sie kämpfen auch nicht gegen die Interessen ihrer Mitmenschen, ja, sie kämpfen nicht einmal gegen Menschen, denn ihr Kampf ist vielmehr ein unsichtbarer Kampf, wie auch Paulus in seinem Brief an die Epheser feststellt und sagt: „Denn unser Kampf ist nicht wider Fleisch und Blut, sondern wider die Fürstentümer, wider die Gewalten, wider die Weltbeherrscher dieser Finsternis, wider die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern.” – Epheser 6:12

Der Apostel Paulus macht hier deutlich, daß wir nicht gegen Menschen kämpfen. Unser Kampf richtet sich gegen geistige Mächte der Bosheit, gegen satanische und dämonische Einflüsse. Wir kämpfen gegen die Beeinflussung unserer Gedanken, die von diesen Mächten ausgeht. Der Kampfplatz sind unsere Sinne, sind unsere Herzen, weil Satan weiß, daß von unseren Herzen aus, die Ausgänge des Lebens sind. – Sprüche 4:23

Der Fürst dieser Welt hat ein für ihn selbst reges und lebenswichtiges Interesse daran, das Zustandekommen der Vollzahl der „kleinen Herde” mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zu verhindern. Er hat erkannt, daß die Menschenwelt tot ist und ihm nur so lange unterworfen bleibt, bis die „kleine Herde” der Herausgerufenen ihre Vollzahl erreicht, und hinter den Vorhang geht, um das Werk der Wiederhestellung des Menschen zusammen mit dem Herrn zu beginnen. Es ist somit die Neue Schöpfung, der sein einziges Interesse gilt, es sind die einzelnen Neuen Schöpfungen, von denen jede die letzte sein kann, die die Vollzahl ausmacht.

Der Widersacher ist nicht an dem fleischlichen Menschen interessiert, sondern an unserer geistigen Existenz als gerechnete Söhne Gottes und Glieder des Christus. Er weiß, daß unser Fleisch ohnehin dem Tod überliefert ist, weil wir wie alle Menschen sterben müssen. So wird deutlich, daß die Mächte der Finsternis verhindern möchten, daß wir unseren Weg der Nachfolge Christi in Treue bis in den Tod fortsetzen und Söhne der geistigen Familie Gottes werden. Um sein Ziel zu erreichen, uns als Neue Schöpfungen zu vernichten, versucht der Widersacher durch unser schwaches und gefallenes Fleisch unserer menschlichen Natur an uns heranzutreten.

Wir müssen uns darüber im Klaren sein, daß wir es mit einem übermächtigen Gegner zu tun haben, der all unsere Schwachpunkte kennt, und dem wir aus eigener menschlicher Kraft nicht widerstehen könnten. Satan versucht mit List und Verschlagenheit seinen Einfluß auf unsere Gedanken auszuüben, um unsere Standhaftigkeit im Glauben zu erschüttern. Als ein unsichtbarer Feind versucht er Zweifel in unser Herz zu streuen und uns hinsichtlich des Wortes Gottes zu verwirren. Er bedient sich dabei unseres gefallenen „Fleisches”, das, wenn wir es nicht „gekreuzigt” halten, dazu benutzt werden kann, unser geistiges Leben zum Erliegen zu bringen.

Das Fleisch streitet gegen den Geist

Als Neue Schöpfungen leben wir in der steten Gefahr, daß unsere alte für tot gerechnete Natur wieder neu zum Aufleben beflügelt wird und in unserem geweihten Leben an Einfluß gewinnt. In dem Maße, in dem wir unser „Fleisch” wieder lieb gewinnen könnten, indem wir vermehrt fleischlichen Interessen nachgehen, in dem gleichen Maße wird unser geistiges Leben abnehmen, denn wir können nur einem Herrn dienen.

Der Apostel Paulus bringt diesen Gedanken sehr deutlich zum Ausdruck, wenn er feststellt, daß die fleischlichen und die geistigen Interessen in ihren Zielsetzungen entgegengesetzt sind. – Matthäus 6:24 Auch unser Herr bezeugt, daß niemand „zwei Herren dienen kann, und sagt denn ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon”. Weil wir nicht zur gleichen Zeit göttlichen Dingen dienen und menschlichen Wünschen und Zielen nachgehen können, müssen wir uns für eine Seite entscheiden und ihr unsere ganze Aufmerksamkeit schenken. Entweder dienen wir Gott mit ungeteiltem Herzen oder wir dienen dem Widersacher. Eine Vermengung der Interessen gibt es in diesem Fall nicht.

Der Kirche von Laodizea wurde vorgeworfen, daß sie lau sei, nicht warm und nicht kalt, zum Teil geistig eingestellt und zum anderen Teil weltlich und fleischlich. Ja, sie begehrten den von Christus in Aussicht gestellten Lohn, wollten aber bei der Erlangung desselben nicht auf die Bequemlichkeiten und Annehmlichkeiten der Welt und des Fleisches verzichten. Der Kirche von Laodizea wird vom Herrn geraten, stattdessen „Gold” zu kaufen, was nichts mit materiellen Werten zu tun hat, sondern mit „göttlichen” Werten des Geistes.

Der Apostel Paulus schreibt in seinem Brief an die Galater: „Denn wer für sein eigenes Fleisch sät, wird von dem Fleisch Verderben ernten, wer aber für den Geist sät, wird von dem Geist ewiges Leben ernten.” – Galater 6:8

So wie wir säen, so werden wir auch ernten. Dem Fleisch zu dienen, kann uns als Geweihten nur den Tod bringen. Dem Geist zu dienen, bedeutet dagegen die Hoffnung auf ewiges Leben mit dem Herrn in himmlischer Herrlichkeit.
„Der Geist ist es, der lebendig macht, das Fleisch nützt gar nichts”, erklärt der Apostel Johannes in Johannes 6:63

Die Sorgen des Lebens und der Betrug des Reichtums

In diesen Widerstreit der Interessen greift der Widersacher mit List und Raffinesse ein, indem er versucht, die menschlichen Schwächen des Fleisches gegen die geistigen Interessen auszuspielen und einzusetzen. Satan hat ein großes Interesse daran, unser geistiges Leben zu ersticken, und unser Interesse für die Welt und ihre selbstsüchtigen Bestrebungen erneut anzufachen.

Im Gleichnis vom Sämann erklärt unser Herr die Anstrengungen des Widersachers, bei einigen des Volkes Gottes das Wort der Wahrheit durch „die Sorgen des Lebens und den Betrug des Reichtums und der Begierde nach den übrigen Dingen” zu ersticken, so daß sie keine geistige Frucht bringen – keine Frucht zum ewigen Leben.

Die Mächte der Finsternis, Satan und seine gefallenen Engel, wissen um die wirksamen Dinge der Beeinflussung, mit denen sie unser geistiges Wachstum ersticken können, und oft geschieht dies durch die Einflüsterung unnötiger Lebenssorgen, durch die Erweckung von Wünschen und Begierden oder die Gier nach Reichtum und Unabhängigkeit in die Gedanken des Menschen. Die Beeinflussung zur Vernachlässigung geistiger Interessen muß nicht immer durch böse und verwerfliche Dinge geschehen. Sie kann ebenso gut durch Ermüdung, Nachlässigkeit oder Gleichgültigkeit entstehen. Wie oft sprechen wir von der angeblich fehlenden Zeit, die uns daran hindert, uns mit geistigen Dingen zu beschäftigen und das Wort Gottes in Ruhe zu studieren. Es ist eine beliebte und bequeme Entschuldigung, zu sagen: „Ich haben keine Zeit!”, dieses oder jenes zu tun. Doch die Zeit ist immer vorhanden, das Problem ist nur, wofür wir sie nutzen. So kann es sein, daß wir in der Zeit, die wir angeblich nicht haben, Dinge mit Eifer ausführen, die aus menschlicher Sicht durchaus erlaubt sind, die aber unsere geweihte Zeit beanspruchen und unsere Zunahme an geistiger Erkenntnis verhindern.

Martha benutzte in Anwesenheit unseres Herrn ihre Zeit, um ihrem Meister eine angenehmen Aufenthalt im Haus des Lazarus zu verschaffen, was sicherlich ein guter und liebevoller Dienst war. Maria blieb während dieser Zeit untätig und saß nur zu Füßen des Herrn, um seinen Worten zu lauschen. Sicherlich wertschätzte unser Herr den Dienst, den Martha für ihn verrichtete. Dennoch lobte er Maria als diejenige, die von beiden den besseren Teil erwählt hatte, weil sie diese Zeit für geistige Gespräche mit dem Herrn genutzt hatte. – Lukas 10:42

Wie Satan unseren Herrn versuchte

Während der Ernte des jüdischen Zeitalters war das Augenmerk Satans besonders auf unseren Herrn gerichtet, um ihn vom Weg des absoluten Gehorsams abzubringen. Satan versuchte Jesus gleich nach seiner Weihung, als dieser vierzig Tage in die Einsamkeit der Wüste ging und über seine Aufgabe im Plan Gottes nachdachte, um ihn auf raffinierte Weise zur Sünde zu verleiten. Der Widersacher wiederholte ständig seine Angriffe, bis Jesus ans Kreuz geschlagen wurde. Und selbst hier gab er noch nicht nach, als er durch den Mund der am Kreuz Vorübergehenden sprach: „Wenn du Gottes Sohn bist, so steige vom Kreuz herab.” – Matthäus 27:40

Natürlich war dem Widersacher bekannt, daß hier Gottes Sohn am Kreuz hing. Wozu dann diese Frage? Dem Teufel war bekannt, daß mit dem unschuldeten Tod des Sohnes Gottes am Kreuz der „Schlange” der Kopf zertreten würde, wie es die gegenüber dem Satan in Eden ausgesprochene Prophezeiung besagt. – 1. Mose 3:15 Er wußte also, daß mit dem vorausgesagten Opfertod („du wirst ihn in die Ferse stechen”) auch sein Kopf zermalmt werden würde – sein Untergang besiegelt wäre. Es war eine raffiniert eingefädelte Versuchung, Jesus veranlassen zu wollen, den Beweis gegenüber den Juden zu erbringen, die ihn um der Äußerung willen, daß er Gottes Sohn sei, ans Kreuz auslieferten, indem er vom Kreuz herabsteige. Hätte er dem Satan nachgegeben, so wäre Gottes Ratschluß noch im letzten Augenblick vereitelt worden.

Paulus sagt, daß uns die Gedanken Satans nicht unbekannt sind. Tatsächlich war Paulus, als ein besonderes Werkzeug des Herrn wie kein anderer den Verfolgungen und Versuchungen ausgesetzt, die von den Mächten der Finsternis ausgingen.

Satan benutzte auch den Jünger Petrus auf eine raffinierte Weise, um Jesus von seinem vorgezeichneten Weg zum Kreuz wegzubringen und Petrus zu schaden, indem er Petrus eingab seinen Herrn im Garten Gethsemane mit dem Schwert gegen die Gefangennahme zu verteidigen. Menschlich gesehen war die Tat des Petrus, das Leben seinen Herrn mutig mit dem Schwert und unter Einsatz seines Lebens zu verteidigen, sicherlich eine lobenswerte Absicht. Aber war sie dies auch im Sinn des Herrn, der gekommen war, um sein Leben im Austausch für Adam zu geben? Unser Herr, der die Gedanken der Menschen von Ferne lesen konnte, erkannte sogleich, wer sich hinter Petrus verbarg und ihn als Mundstück benutzte.

Und schon vor diesem Ereignis, als Jesus den Jüngern mitteilte, daß er nach Jerusalem hingehen und vieles leiden und sterben müsse, und Petrus ihn daraufhin mit den Worten tadelt und widerspricht: „(Gott) behüte dich, Herr! Dies wird dir keinesfalls widerfahren”, erkennt der Herr, wer Petrus diese Worte in den Mund gelegt hat und erwidert: „Geh hinter mich, Satan! Du bist mir ein Ärgernis, denn du sinnst nicht auf das, was Gottes, sondern auf das, was der Menschen ist.” – Matthäus 16:21 – 23

Satan versuchte den Herrn Jesus zwei weitere Male mit den verfänglichen Worten: „Wenn du Gottes Sohn bist… ”, dazu zu verführen, die ihm vom Vater verliehene Macht, Wunder zu tun, zu seinem eigenen Nutzen zu mißbrauchen.

„Wenn du Gottes Sohn bist, so sprich, daß diese Steine Brot werden”, und, als er ihn auf die Zinne des Tempels stellte: „Wenn du Gottes Sohn bist, so wirf dich hinab.” – Matthäus 4:3 – 7

Jesus hätte die Macht gehabt, ein solches Wunder zu tun, aber er hätte dabei gegen Gottes Willen gehandelt, der ihm diese Macht nicht für einen solchen selbstsüchtigen Zweck gegeben hatte. „Es steht geschrieben: Du sollst den Herrn deinen Gott, nicht versuchen!”

Was der Widersacher bei unserem Herrn – der in allem vollkommen war – nicht erreichen konnte, das versucht er nun bei den dem Fleisch nach unvollkommen Nachfolgern des Herrn. Kein Wunder also, daß er vor allem die menschliche Unvollkommenheit benutzt, um Irrtum zu verbreiten, zu täuschen und uns zu Fall zu bringen versucht.

Paulus stellt in Hebräer 4:15 demzufolge fest, daß unser Herr „in allem versucht worden ist in gleicher Weise wie wir, ausgenommen die Sünde”. Der Apostel wollte damit sagen, daß Jesus nicht nach dem Fleisch versucht werden konnte, wie wir, weil er sündlos war. Um an ihn heranzutreten, benutzte der raffinierte Widersacher Menschen, schwache und unvollkommene Menschen, die er für seine bösen Zwecke benutzte. So erkennen wir deutlich, daß er Petrus benutzte, indem er dessen Liebe für den Herrn ausnutzte, um die Absichten Gottes, daß Jesus am Kreuz sterben sollte, zu durchkreuzen. Und er benutzte auch Judas als Werkzeug, indem er dessen Geldgier für seine verbrecherischen Zwecke ausnutzte. Die Schrift sagt deutlich, daß danach der Satan in ihn fuhr, und die vollständige Herrschaft über Judas ausübte.

Wie wir schon festgestellt haben, war es Satans Absicht, unseren Herrn vom Kreuz herabzuholen und zu entfernen. Ist es da verwunderlich, daß er jetzt jede Anstrengung macht, die Fußstapfennachfolgern des Herrn durch seine raffinierten Verdrehungen der Schrift dazu zu veranlassen versucht, ihr Kreuz ablegen? Haben wir nicht alle bei unser Weihung dem Herrn geschworen, unser Kreuz aufzunehmen, und es ihm nachzutragen bis in den Tod?

Auf welche Weise Satan die Nachfolger des Herrn versucht

Als Neue Schöpfungen im fleischlichen Gewand befinden wir uns hier auf Erden noch in der Zubereitung, in der wir sowohl mit geistigen als auch mit fleischlichen Interessen konfrontiert werden. Während die geistige Natur nach oben strebt, zieht uns die beeinflußbare fleischliche Natur unseres „irdenen Gefäßes” nach unten. Wir erkennen, daß beide Naturen sehr entgegengesetzt sind, und die geistige Natur zum Leben und die fleischliche Natur zum Tod führt. In seinem Brief an die Galater schreibt Paulus: „Denn das Fleisch gelüstet wider den Geist, der Geist aber wider das Fleisch, diese aber sind einander entgegengesetzt.” – Galater 5:17

Dies ist der gute Kampf, den wir als wahre Christen führen. Es ist ein innerlicher Kampf, dem niemand von uns ausweichen kann, ein Kampf, den wir gegen die Beeinflussung Satans führen, und der gegen uns selbst gerichtet ist, soweit es das unvollkommene, sündige Fleisch betrifft. Man sagt, daß der größte Sieg darin besteht, sich selbst zu besiegen, indem man mit Eifer seine menschlichen Schwächen abzulegen versucht.

Wenn wir Überwinder sein wollen, so müssen wir vor allem und zuerst danach trachten, unsere eigenen Unvollkommenheiten und Schwächen zu bekämpfen. Es ist ein immerwährender Kampf, den unser Geist gegen das Fleisch führt, und der erst mit dem Tod enden wird.

Alle, die schon vor uns den schmalen Weg gewandelt sind, haben diesen „guten Kampf” gekämpft.Auch der Apostel spricht von solchen Erfahrungen, die er in seinem Ringen gemacht hat, und es sind die gleichen Erfahrungen, die wir alle machen, wenn er im Römerbrief selbstkritisch sagt: „Denn das Gute, das ich will, übe ich nicht aus, sondern das Böse, das ich nicht will, dieses tue ich.” – Römer 7:19

Wir erkennen in seinen Worten deutlich die widerstrebenden Interessen, denen wir als Neue Schöpfungen im irdischen Gewand unterliegen. Denn in uns ist das Böse, das wir ererbt haben in Adam, und das Gute, nach dem unser Geist strebt. „Denn das Gute, das ich will”, das vom Standpunkt der göttlichen Gerechtigkeit Gute, nach dem mein Geist verlangt, das tue ich nicht, das führe ich nicht aus, das tue ich nur teilweise, bis andere Dinge mich davon abhalten und meine geweihte Zeit in Anspruch nehmen, oder der gute Vorsatz schon bald wieder in Vergessenheit gerät.

Aber das Böse, das ich nicht will, das Unnütze, das Fleischliche, das mich erniedrigt und nach unten zieht, was mir auf dem „schmalen Weg” nichts nützt und nur Ballast ist, „dieses tue ich”. Diese widerstrebenden Gesetze sind in uns und beeinflussen unsere Gedanken und unser Handeln. „Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach!”

Aber wenn dem so ist, daß wir in unserem gefallenen Zustand gegen die ererbten Schwächen nicht viel ausrichten können, wozu sollen wir dann noch dagegen ankämpfen? Und ist unsere Geisteszeugung dann nicht umsonst, wenn wir unsere guten Vorsätze doch nicht in die Tat umsetzen können? Sind unserem Streben Gottes Willen in allem vollkommen zu tun, damit nicht unüberwindliche Grenzen gesetzt? Nach menschlichem Verständnis könnten wir zu diesem Urteil kommen, aber vergessen wir nicht, daß auch Gott diesen Umstand kennt und berücksichtigt. Der Himmlische Vater beurteilt uns nach Seiner Weisheit und mit Seinen Gedanken, die unendlich höher sind als menschliche Gedanken – so wie der Himmel höher ist als die Erde. Seine Pläne führen immer zum Ziel, weil sie Seinen vollkommenen Gedanken entspringen.

Ja, unser großer Gott hat von Anfang an diesem Umstand gedacht und ihm Rechnung getragen, daß wir die vollkommene geistige Natur in einem unvollkommenen irdischen Gefäß besitzen, und daß zwischen unserem ernsten Wollen und bei allen Anstrengungen das Rechte und Gottgewollte zu tun, oft ein großer Mangel in der Ausführung bestehen bleibt. Wie wir schon erkannt haben, unterliegt unser Wollen und Streben einem anderen Gesetz als unser Vollbringen. Während unser Wollen unserer Neuen geistigen Natur entspricht, unterliegt das Handeln und Vollbringen dem Gesetz der Unvollkommenheit des alten Menschen. Unser gerechter und weiser Vater in den Himmeln beurteilt uns aber nach dem, was wir vollbringen und durchführen können und nicht nach dem, was wir in unserer menschlichen Unvollkommenheit unmöglich vollkommen tun können. Er erkennt sogleich die Beweggründe unserer Herzen, ob wir einen Dienst für Ihn oder Sein Volk mit Freuden tun möchten, und Er sieht den Eifer, mit dem wir Ihm gefallen und Seinen Willen tun möchten, und nicht die Mängel in der Ausführung, die, wie wir wissen, durch das Verdienst Jesu bedeckt und ausgeglichen werden.

Bruder Russell schreibt im Mannakommentar vom 11. Juli wie folgt: „So lange wie das Herz (der Sinn, der Wille) heilig ist, in Übereinstimmung mit Gott und der Gerechtigkeit – das heißt: so lange als der Same unserer Zeugung, der Geist der Heiligkeit in uns bleibt – so lange kann der neue Sinn die Sünde nicht gut heißen und wird ihr Widersacher sein. Obschon viele der Schlachten, die gekämpft werden, sich gegen die Glieder unserer gefallenen und schwachen menschlichen Natur richten und wider ihre Wünsche und Begierden, so sind wir nichtsdestoweniger als „Neue Schöpfungen” abgesondert und getrennt vom Fleisch, und die Schwachheiten und Unvollkommenheiten des Fleisches werden der Neuen Schöpfung in Christo nicht zugerechnet, sondern werden angesehen als zugedeckt, als verborgen unter dem Verdienste des erlösenden Opfers unseres Herrn.”

Gott betrachtet alle unsere Unvollkommenheiten, die infolge unseres sündhaften und gefallenen Fleisches entstehen, vom Standpunkt der zugerechneten Gerechtigkeit, indem unser geliebter Herr diese ererbten Schwächen und Mängel mit seinem reinigenden Blut bedeckt. Es ist wahrhaft der Geist, der lebendig macht, denn das Fleisch ist zu nichts nütze, oder nützt dem Geistgezeugten gar nichts, weil er sein Recht auf menschliche Wiederherstellung mit seiner Weihung geopfert hat.

Sollten wir nun denken oder sagen: Ich bemühe mich ja ernsthaft Gottes Willen zu tun, und ich strebe danach Christus ähnlicher zu werden, aber Gott kennt meine Schwächen und wird sie nicht ansehen, und so ist es überflüssig, daß ich weiterhin auf meinen Wandel im Fleisch achte, es wird sich alles schon von selbst regeln. Nein, so zu denken wäre ein fataler Irrtum. Es würde bedeuten, daß wir nicht länger bereit sind, den „guten Kampf” zu kämpfen. Paulus ermahnt seine Mitbrüder nicht nachzulassen, den „guten Kampf” zu kämpfen, und er sagt, daß niemand gekrönt wird, es sei denn, daß er „gesetzmäßig gekämpft” habe. – 2. Timotheus 2:5

Ja, wir werden ermahnt und aufgefordert ohne Unterlaß den „guten Kampf” bis zu unserem Ende, bis in den Tod, zu kämpfen. Wir werden dazu aufgefordert unsere fleischlichen Unzulänglichkeiten und Mängel mit allem Eifer und aller Hingabe zu bekämpfen, täglich, stündlich, immer. Und was wir in dieser rechten Einstellung zu den Dingen nicht erreichen können, was mangelhaft bleibt, dies wir bedeckt und als vollkommen getan gerechnet, um des gerechtmachenden Blutes unseres Herrn.

Je länger wir auf dem „schmalen Weg” wandeln, umso mehr werden wir uns unserer fleischlichen Mängel und Unvollkommenheiten bewußt. Die Erkenntnis dessen, wer wir sein sollten, und wer wir sind, wird uns durch den Geist Gottes realistisch vor Augen geführt, der in uns wirkt. So sollte denn unser ernstes Verlangen danach ausgerichtet sein, mehr und mehr von unseren schlechten Gewohnheiten, sei es im Denken, im Reden oder im Handeln, abzulegen, um dem Bild unseres geliebten Herrn ähnlicher zu werden.

Der Apostel Paulus schreibt in seinem Brief an die Galater: „Wandelt im Geist und ihr werdet die Lust des Fleisches nicht volbringen.” – Galater 5:16

Und im gleichen Brief stellt der Aposteln wenige Verse weiter fest: „Die aber des Christus sind, haben das Fleisch gekreuzigt samt seinen Leidenschaften und Lüsten. Wenn wir durch den Geist leben, so laßt uns auch durch den Geist wandeln.” – Galater 5:24

Was könnte der Apostel mit dem Wort: „durch den Geist wandeln” gemeint haben? Die Antwort darauf scheint mit den Worten unseres Herrn in Übereinstimmung zu sein: „Glückselig seid ihr, wenn ihr es tut.”

Im Geist zu wandeln bedeutet somit, die Erkenntnisse der Wahrheit, die wir aus dem Wort Gottes schöpfen, in unserem täglichen Leben anzuwenden und unser Handeln mit den Erkenntnissen aus dem Wort Gottes in Übereinstimmung zu bringen. Die Dinge, die Gott von uns fordert, nur zu erkennen, entspricht der Theorie, sie in unserem täglichen Leben anzuwenden und uns danach auszurichten aber der Praxis.

Apostel Paulus zählt in seinem Brief an die Galater die Früchte des Geistes auf: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit. Sind dies Früchte der Theorie oder der Praxis?

In der Natur entstehen die Früchte als Endstufe eines langen Entwicklungsprozesses. Und so verhält es sich auch bei der Entwicklung der Früchte des Geistes, die nicht über Nacht entstehen, sondern als Endprodukt eines Entwicklungprozesses im Geist Christi. Erst dann, wenn wir im Geist Christi handeln, besitzen wir die Früchte des Geistes.

„Denk nie der Sieg ist dein, noch ruh’ zufrieden schon, dein Werk wird nicht vollendet sein, bis du erlangt die Kron’.”

Der „gute Kampf” endet erst mit unserem Tod und nicht einen Augenblick früher. Bruder Russell stellt in seinem Mannakommentar vom 2. Februar die Frage: „Was bedeutet es nach dem Fleisch zu leben?” Und er antwortet auf diese selbst gestellte Frage: „Es bedeutet, nach den Neigungen und Begierden der gefallenen menschlichen Natur zu leben, mit ihr zu harmonieren und sie zu befriedigen. Es ist so sehr leicht möglich, dies zu tun, denn wir brauchen uns nur sorglos dem Strom unserer alten Natur zu überlassen und aufhören, dagegen anzukämpfen. Sobald es dahin kommt, treiben wir stromabwärts, und bald werden wir finden, daß der Strom stärker treibt und ein Widerstand immer schwieriger wird.”

So sollten wir alle Anstrengungen unternehmen, unser Fleisch mit seinen verderblichen Neigungen gekreuzigt und unter Kontrolle zu halten, weil die Neigungen des Fleisches, wenn sie von uns ausgeübt und befriedigt werden, ins Verderben führen und uns den Tod bringen.

Wenn wir für das Fleisch säen, so werden wir keinen geistigen Lohn ernten können, denn „das Fleisch gelüstet wider den Geist” und ist ihm entgegengesetzt. Wiederum stellt Paulus im Brief an die Galater fest: „Denn wer für sein eigenes Fleisch sät, wird von dem Fleisch Verderben ernten; wer aber für den Geist sät, wird von dem Geist ewiges Leben ernten.” – Galater 6:8

Für die Neuen Schöpfungen bedeutet dies eine Entscheidung über Leben und Tod. Denn wie die Rebe, die vom Weinstock abgeschnitten wird, verdorrt und abstirbt, so werden auch wir sterben, wenn wir anstatt durch den Geist Christi geleitet zu werden unsere eigenen, vom Fleisch bestimmten Entscheidungen, treffen.

Wir haben bei unserer Weihung dem Herrn gelobt fortan nach dem Geist zu wandeln und nicht nach dem Fleisch. Wir wollen dieses Gelöbnis allezeit aufrechterhalten und bis in den Tod fortsetzen, damit wir den in Aussicht gestellten vollen geistigen Lohn ernten: das ewige Leben – die Unsterblichkeit.

Wir wollen diese Betrachtung mit dem aufmunternden Aufruf beenden, den der Apostel Paulus an seinen Mitbruder Timotheus richtet: „Kämpfe den guten Kampf des Glaubens, ergreife das ewige Leben, zu welchem du berufen worden bist und bekannt hast das gute Bekenntnis vor vielen Zeugen.” – 1. Timotheus 6:12