Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

„Denn das Leben ist für mich Christus, und das Sterben Gewinn” – Philipper 1:21

Lesedauer: 13 Minuten

Nur aus einem wahrhaft geheiligten Herzen konnten diese Worte niedergeschrieben werden. Für Paulus bedeutete das Leben in dieser Welt, ein Glied des Christus zu sein, das durch Selbstaufopferung einzig der Sache der Gerechtigkeit und der Wahrheit des Wortes Gottes dient. Gleichzeitig wäre es aber auch Gewinn für ihn gewesen, zu sterben, zu ruhen von seinen Mühen, um dann am Auferstehungsmorgen bei dem geliebten Herrn sein zu dürfen.

Die Entwicklung seines Charakters scheint zu jener Zeit vollendet gewesen zu sein. Er blieb durch Gottes Gnade noch eine Zeit am Leben, damit er der „Herde” des Herrn noch länger dienen konnte. Von diesem seinem Wirken empfingen und empfangen Ermutigung und Segen auch alle Gotteskinder, die seither gelebt haben. So schrieb er denn um das Jahr 60 an die Philipper die bekannten Worte in Kapitel 1 Verse 21 – 30, die so sehr den Inhalt seines dem Herrn geweihten Lebens beschreiben.

Vermutlich vier Jahre später, im Jahre 63 nach Christus, schrieb Paulus seinen letzten Brief an Timotheus, der damals Lehrer und Hirte der Ekklesia in Ephesus war.

Der Christenhasser Nero, Kaiser des Römischen Reiches, dessen teuflischen Einfällen Tausende Gläubiger zum Opfer fielen, zeigte zu jener Zeit seine Feindschaft gegen Christi Nachfolger heftiger denn je. Paulus muß gewußt haben, daß auch sein Lauf als Märtyrer enden sollte, denn er schreibt an Timotheus im 2. Brief Kapitel 4 Vers 6: „Denn ich werde schon als Trankopfer gesprengt, und die Zeit meines Abscheidens ist vorhanden.”

Aus den beiden Briefen an Timotheus spricht ein großes Vertrauen des Apostels in den jungen Bruder. Nicht von ungefähr nennt er ihn „mein Kind”, „mein echtes Kind im Glauben”, ja, „mein geliebtes Kind”, was besagt, daß Timotheus ein Teil und Erbe des geistigen Lebens des Apostels war. Ihm vertraute Paulus die Sorge für alle Ekklesien an; ihn ermahnte und belehrte er in besonders intensiver Weise durch Warnungen und Weissagungen, die auf die Zukunft der Kirche Christi hindeuteten.

Predige das Evangelium!

„Predige das Wort, halte darauf (oder: tritt dafür ein) in gelegener und ungelegener Zeit; überführe, strafe, ermahne mit aller Langmut und Lehre.” – 2. Timotheus 4:2 Paulus beschwört hier den Timotheus, indem er sich auf den himmlischen Richter beruft, standhaft und treu in seinem Amt zu bleiben. Zu „ungelegener Zeit” sollte nicht heißen, aufdringlich oder gar unbesonnen mit dem heiligen Wort zu verfahren, sondern unermüdlich das Evangelium zu verkündigen, ohne Rücksicht auf eigenes Wohlbefinden und ohne Sorge, ob Erfolg damit verbunden sei – oder nicht.

Wie wichtig es war, der jungen Kirche einen festen Grund gesunder Lehre zu hinterlassen, hatte der prophetische Blick des Apostels deutlich erkannt. „Denn es wird eine Zeit sein, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen”, schreibt er in 2. Timotheus 4:3 und 4, „sondern nach ihren eigenen Lüsten sich selbst Lehrer anhäufen werden, indem es ihnen in den Ohren kitzelt; und sie werden die Ohren von der Wahrheit abkehren und zu den Fabeln sich hinwenden.”

Dieser große Abfall von der ursprünglichen gesunden Lehre Jesu Christi und der Apostel ist eine Entwicklung, die Paulus mit großer Sorge voraussah; er spricht ja in verschiedenen seiner Briefe darüber. Wir brauchen nur eine Kirchengeschichte zur Hand zu nehmen, um bestätigt zu finden, wie bald nach dem Tode der Apostel das babylonische Gewirr der Meinungsverschiedenheiten über das Wort Gottes zu entstehen begann. Rechthaberei, Mangel an Glauben, an Demut, an Liebe und Streben nach Ansehen und Macht, alle diese menschlichen, aber so gar nicht christlichen Beweggründe sollten den Grund für den Abfall von dem reinen Evangelium Jesu Christi bilden.

Darum ermahnt Paulus sein „geliebtes Kind”: „Du aber sei nüchtern in allem, leide Trübsal, tue das Werk eines Evangelisten, vollführe deinen Dienst. Denn ich werde schon als Trankopfer gesprengt, und die Zeit meines Abscheidens ist vorhanden”. – 2. Timotheus 1:2, 4, 5 und 6

Nicht als Eigenlob, sondern zur Ermutigung des jungen Timotheus schrieb der Apostel jene von Glaubensüberzeugung durchdrungenen Worte, die wir nun in den Versen 7 und 8 lesen wollen: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt; fortan liegt mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, welche der Herr, der gerechte Richter, mir zur Vergeltung geben wird an jenem Tage; nicht allein aber mir, sondern auch allen, die seine Erscheinung liebhaben.”

Welch ein Zeugnis am Ende eines edlen Lebens!

Wieviel Paulus um Christi und um des Evangeliums willen gelitten hat – es ist nur ein beschränkter Bericht, den der Apostel in seinem 2. Brief an die Korinther Kapitel 11 Verse 24 – 27 darüber gibt. Sprach nicht der Herr zu Ananias: „Gehe hin, denn dieser (Saul von Tarsus) ist mir ein auserwähltes Gefäß, meinen Namen zu tragen sowohl vor Nationen als Könige und Söhne Israels. Denn ich werde ihm zeigen, wie vieles er für meinen Namen leiden muß?” – Apostelgeschichte 9:15 und 16

Paulus litt um Christi willen als ein Diener der Evangeliumsbotschaft. Er opferte sein Leben nach dem Beispiel des Herrn, der sein Leben für die Brüder niederlegte. Welch ein Zeugnis und welch ein Antrieb für alle, die den schmalen Weg zur Herrlichkeit mit Ihm zu wandeln suchen!

Die Gelegenheiten zum Opfern wie auch zum Dienen sind sicherlich für die meisten Nachfolger Christi geringer als die des Apostels; aber der Herr beurteilt einen jeden nach dem Wollen des Herzens, Ihm zu dienen. Wer im Geringsten treu ist, wird auch im Großen treu sein. Wer in kleinen Dingen untreu ist, gibt keinen Beweis dafür, daß er eine größere Gelegenheit recht gebrauchen würde.

Die geheime Triebkraft, die dem Apostel Paulus in seinem aufzehrenden Werk immer wieder neuen Mut gab, war der Wunsch, mehr noch, das ihn ganz und gar ausfüllende Sehnen nach dem göttlichen Wohlgefallen, das in der Verleihung eines Anteils an der ersten Auferstehung offenbar werden sollte, – siehe Philipper 3:10 – Vereinigung mit dem geliebten Herrn in seinem Reich in Herrlichkeit und Unsterblichkeit – was für eine große Gnade! Was für ein unvorstellbares Ziel!

Paulus kannte seine persönliche ungeteilte Hingabe an den Herrn, an den Dienst für Ihn, Seine Botschaft und für die Geschwister; er wußte, daß der Herr nicht ungerecht sein kann, seines, des Paulus Werk der Liebe, zu vergessen. Aber er erwartete die Belohnung nicht vor „jenem Tage”, nicht vor des Herrn zweiter Gegenwart. Dann aber würde der Herr „mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme eines Erzengels und mit der Posaune Gottes herniederkommen vom Himmel, und die Toten in Christo”, die bis dahin entschlafenen Heiligen, würden „zuerst auferstehen” – siehe 2. Thessalonicher 4:16. Der Erlöser würde, als Haupt seiner Kirche, jedem bis zum Tode getreuen Glied seines Leibes einen überschwenglich-herrlichen Lohn zuteilen – nicht dem Apostel Paulus allein, sondern allen jenen Getreuen, die in der Liebe und im Mit-Leiden zu und mit Ihm während des ganzen Zeitalters in den Tod gegangen waren.

Unser Kampf ist nicht wider Fleisch und Blut

Der Kampf des Christen in dieser Welt ist nicht ein Kampf wider Menschen; er wird auch nicht mit fleischlichen Waffen ausgetragen. Paulus sagt es ganz deutlich in seinem Brief an die Brüder in Ephesus, wer die Todfeinde eines Nachfolgers Christi sind. „Ziehet an die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr zu bestehen vermöget wider die Listen des Teufels.” – Epheser 6:12 Er erkannte Satan als den „Weltbeherrscher dieser Finsternis” und die von Gott abgefallenen Engel als dessen Helfer: „die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern”. Und er warnte und verwies auf die Praktiken und Verführungen, die von dieser widergöttlichen Macht ausgehen.

Ein ungläubiges Herz ist schnell mit Irrtum zu fangen, und ein ungläubiges „Auge” leicht mit Blindheit zu schlagen. Und so zeichnet Paulus ein stets aktuelles Bild der leichtgläubigen Masse Mensch, die alles als interessant, erforschenswert und „heilbringend” annimmt und mit viel Intensität vertritt und verteidigt, was nichts mit dem Worte Gottes zu tun hat. „Ihnen”, schreibt er an die Korinther, „hat der Gott dieser Weltzeit wegen ihres Unglaubens den Sinn verblendet, damit ihnen nicht leuchte der Glanz der Frohen Botschaft von der Herrlichkeit Christi, der da ist das Ebenbild Gottes.” – 2. Korinther 4:4 nach Albrecht

Paulus erkannte den Geist des Irrtums als den Geist dieser Welt. Er trat diesem Weltgeist, der so widersprüchlich dem Geist Gottes entgegensteht, mit der ganzen Kraft seines gläubigen Herzens und dem überragenden Scharfsinn seines begnadeten Geistes entgegen, wo immer er mit ihm konfrontiert wurde. Aus tiefer Liebe und in ständiger Sorge für die junge Kirche an den verschiedenen Orten galt sein guter Kampf, ihnen zu helfen, sie stark zu machen gegen verderbliche Einflüsse, Lehren und Aktivitäten listiger Widersacher.

„Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt … .”

Paulus steht vor dem Ende seines irdischen Lebens und blickt nun zurück auf die Jahre in der Schule Christi. Er hat erkannt, daß es, um Christ zu sein, gewisse Lektionen zu lernen gibt, ja, daß des Christen Leben eine einzige Schulung ist. Um Mitarbeiter des Christus in seinem Reich der Gerechtigkeit und Miterbe des verherrlichten Herrn zu werden, wie verheißen ist – siehe Römer 8:17 – wie vieles muß da gelernt werden!

Paulus lernte nicht nur Theorie von seinem geliebten Lehrer; er lernte auch Praxis von ihm, viel viel Praxis. Und während der Schüler litt, gleichwie der „Lehrer” gelitten hatte, wurde ihm die Gnade einer besonders tiefen Erkenntnis des „Geheimnisses” des Planes Gottes zuteil – eine Erkenntnis, die der Welt bis zu diesem Tage verborgen blieb.

Mögen die Erfahrungen in der Schule Christi für Paulus besonders gründlich und auch besonders hart gewesen sein, so darf doch nicht vergessen werden, zu welch hoher Verantwortung gerade dieser Mann von unserem Herrn ausersehen wurde. Er war ein „Gesandter für Christum” – 2. Korinther 5:20 -, ein Gesandter für das Geheimnis des Evangeliums – siehe Epheser 6:19 und 20 -, nicht allein, um vor Nationen und Königen und den Söhnen Israels Zeugnis abzulegen – siehe Apostelgeschichte 9:15 und 16 -; er war auch ein „auserwähltes Gefäß”, als Apostel das Evangelium in die Welt hinauszutragen, die Kirche Christi aufzubauen und ihr in besonderer Weise zu dienen. „Denn das Siegel meines Apostelamtes seid ihr im Herrn”, schreibt er an die Versammlung in Korinth. – 1. Korinther 9:2

Da war die ihm gegebene Erkenntnis, daß jeder Jünger Jesu, der ein Glied am Leibe Christi werden sollte, unter der direkten Überwaltung und Leitung Gottes steht, der über alle Angelegenheiten ihres Lebens – seien sie zeitlich oder geistig – wacht und ihre Zeiten fest in seinen gütigen Händen hält. Wie des Meisters Tod nicht eintreten konnte, „bis seine Stunde gekommen war”, so verhält es sich auch bei den geweihten Gliedern seines Leibes. „An euch aber sind selbst die Haare des Hauptes alle gezählt”, versichert Jesus den Seinen. -Markus 10:30 Diese Erkenntnis war eine der Herzensangelegenheiten des Apostels, die er mit großer Dringlichkeit den einzelnen Ekklesien ins Innere zu legen suchte.

Paulus hatte den Glauben bewahrt, und der Glaube hatte ihn bewahrt. Viele Gläubige erkennen nicht, wie wichtig Erkenntnis ist. Ohne Erkenntnis kein Glaube, und ohne rechte Erkenntnis kein rechter Glaube. „Mein Volk kommt um aus Mangel an Erkenntnis”, läßt Gott den Propheten Hosea ausrufen. – Hosea 4:6 Der Glaube muß einen festen Grund haben, und dieser Grund ist die Erkenntnis dessen, was ich glauben kann. Dieser Grund ist die Erkenntnis des Lösegeldes Jesu Christi, das der Mittelpunkt des gesamten Erlösungsratschlusses Gottes ist. „Denn ich hielt nicht dafür, etwas unter euch zu wissen, als nur Jesum Christum, und ihn als gekreuzigt.” – 1. Korinther 2:2

Warum wurden einst Menschen in teuflischer Weise auf dem Scheiterhaufen verbrannt? Weil die, die solcherlei Grausamkeiten veranlaßten, vom Irrtum beherrscht waren. Falsche Lehren, die der Apostel „Lehren der Dämonen” nennt – 1. Timotheus 4:1 -, waren ihnen eingepflanzt worden, und dieser Same des Widersachers ist in ihnen aufgegangen. Und die Auswirkungen jenes „Glaubens” war falsches Handeln. Sie glaubten an einen Gott, der seine Geschöpfe nach deren Tode im Fegefeuer oder einer ewigen Feuerhölle quälen läßt, und verwirklichten ihre gotteslästerlichen Vorstellungen an ihren Mitmenschen – zu unser aller Entsetzen.

Paulus aber hatte Glauben bewahrt, den wahren, „den einmal den Heiligen überlieferten Glauben” – Judas 3 -, den Glauben an das Loskaufopfer des Erlösers, Glauben an die Rechtfertigung durch den Himmlischen Vater aufgrund des Glaubens an das erlösende Blut Seines geliebten Sohnes; Glauben in den Herrn und Liebe zu den „Brüdern”, die seinen „Leib” bilden werden.

Viele sind der Ansicht, es wäre doch eine einfache Sache, im Glauben fest zu bleiben, wenn man einmal begriffen hat, um was es geht. Aber – ist es wirklich so leicht? Geht nicht der Widersacher umher „wie ein brüllender Löwe”, und sucht, den Glauben eines jeden Kindes Gottes zu zerstören, zu verfälschen, zu zersplittern oder den Glaubenden zu Lieblosigkeiten zu verführen? Was aber nutzt Glaube ohne Liebe?

„ … einander ertragend in Liebe … .” – Epheser 4:2

Paulus mußte viele Enttäuschungen hinnehmen von Menschen, die zuvor seine Weggenossen gewesen waren. Wir lesen einiges darüber in 2. Timotheus 4:10-16; aber wie wunderbar ist doch das bekannte dreizehnte Kapitel seines ersten Korintherbriefes! Nie ist „Liebe” schöner und richtiger definiert worden als durch diesen begnadeten Apostel des Herrn! „Denn das ganze Gesetz ist in einem Worte erfüllt, in dem: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Wenn ihr aber einander beißet und fresset, so sehet zu, daß ihr nicht voneinander verzehrt werdet.” – Galater 5:14 und 15

„Fressen und beißen” – gibt es so etwas wirklich unter Menschen gleichen anbetenden Glaubens? Unter Menschen, die „Kinder Gottes” sein möchten, die ihr Leben Gott und dem Herrn übergeben und der Welt den Rücken zugekehrt haben? Die Frage ist leider nicht mit einem Nein zu beantworten. Seit den Zeiten des Apostels Paulus hat es unter Gläubigen immer auch solche gegeben, die den Begriff „Gemeinschaft des Christus” und „liebe deinen Nächsten wie dich selbst” noch nicht erkannt, geschweige denn in die Tat umgesetzt haben. Mag das „Fressen und Beißen” in unseren Tagen feinere Formen angenommen haben; schon einem Bruder, einer Schwester in Christo Kränkung und Herzweh zuzufügen, ist ein Mangel an Liebe, die wir unserem Herrn schuldig sind. Denn es steht geschrieben: „Wahrlich, ich sage euch, insofern ihr es einem der Geringsten dieser meiner Brüder getan habt, habt ihr es mir getan.” – Matthäus 25:40 Und was dereinst im „Gericht” von der Menschheit erwartet wird – sollte es da nicht vielmehr auf die Herausgerufenen dieses Zeitalters zutreffen, die jetzt im Gericht stehen?

„Einander ertragend in Liebe” heißt: zu einander stehen in der Liebe des Christus, auch wenn da menschliche Eigenschaften stören wollen. Denken wir doch daran, was der Herr dazu sagen wird, wenn wir uneinig untereinander sind gar wegen kleinlicher, persönlicher Differenzen! Hören wir so wenig auf die mahnenden Worte des großen Apostels, daß uns immer wieder Dinge trennen, die in einer wahrhaftigen christlichen Gemeinschaft überhaupt nicht existent sein dürften?

Laßt uns in Liebe einander ertragen! Wie können wir jemals mit Gott versöhnt sein, wenn wir es nicht fertigbringen, untereinander in Frieden, in Freundlichkeit, in gegenseitiger Achtung und Rücksichtnahme zu leben? Wer will in den Himmel erhoben werden mit auch nur einem negativen Gedanken gegen den Mit-Weg-Genossen dieses schmalen Pfades?

Der Siegeskranz

Die Krone, oder – dem griechischen Text entsprechender übersetzt – „der Siegeskranz” der Gerechtigkeit, von dem Paulus in 2. Timotheus 4:8 spricht, war für den Apostel ein überaus begehrenswerter Teil der Verheißungen des Herrn. In absolutem Vertrauen auf das Wort, sah er mit den Augen des Glaubens hinter allen seinen Trübsalen und Leiden dieses herrliche Ziel wahrhaft als die „Krone des Lebens”, wie Jakobus es ausdrückt. – Jakobus 1:12 Auch in diesem Schriftwort ist es wieder der „Siegeskranz” des ewigen Lebens in Christo, der dem Sieger im „guten Kampf des Glaubens” winkt.

Dieser „Siegeskranz” war für Paulus durch all die Jahre seines Auftrages hindurch ein Grund des Frohlockens, nicht aus Ehrgeiz, sondern aus Liebe und Dankbarkeit. Er wollte lieben, um diesen Kranz zu erhalten. Liebe, so wußte er, ist der Prüfstein göttlicher Anerkennung und ein Zeichen seiner eigenen Treue. Liebe würde ihm in der Herrlichkeit von Christi Königreich unaussprechliche Gelegenheiten geben, zusammen mit dem Herrn und den verherrlichten „Mitstreitern” die Menschheit vom Tode aufzuerwecken und zu segnen.

Er hoffte auf diesen Siegeskranz, aber er erwartete nicht, ihn sofort nach seinem Tode zu empfangen. Er wußte und lehrte, daß eine „Auferstehung sein wird, sowohl der Gerechten als der Ungerechten” – Apostelgeschichte 24:15 -; und er wußte, daß es die „erste Auferstehung” war, in der Christi Kirche auferweckt und vollendet werden sollte.

Paulus wünschte so sehr, in die Herrlichkeit Christi aufgenommen zu werden und an dem überaus großartigen Werk der Wiederherstellung der Menschheit zu Gottes Ebenbildlichkeit mitwirken zu dürfen. Aber er wußte auch, daß dieser „Tag” nicht vor dem Ende des Zeitalters sein konnte, und zwar dann, wenn das letzte Glied des „Leibes” Christi seinen irdischen Lauf beendet haben würde.

In diesem Sinne schrieb er auch an die Ekklesia in Philippi: „Brüder, ich halte mich selbst nicht dafür, es (schon) ergriffen zu haben; eines aber tue ich: vergessend, was dahinten, und mich ausstreckend nach dem, was vorn ist, jage ich, das Ziel anschauend, hin zum Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christo Jesu”. – Philipper 3:13 und 14

Das letzte Zeugnis des Apostels

Der zweite Brief an Timotheus ist das letzte, uns erhaltene Sendschreiben des Apostels. Paulus übergibt hier seinem treuen Mitarbeiter im Angesicht des Todes sein Vermächtnis: „Was du von mir gehört, das halte fest als Vorbild für gesunde Lehre in jenem Glauben und in jener Liebe, die sich in Christus Jesus finden! Bewahre das dir anvertraute Gut durch die Kraft des Heiligen Geistes, der in uns wohnt!” – 2. Timotheus 1:13 und 14

„Du nun, mein Kind, erstarke in der Gnade, die in der Gemeinschaft mit Christus Jesus zu finden ist! Die Wahrheit, die du von mir vernommen hast, und die durch viele Zeugen bekräftigt wird, vertraue zuverlässigen Männern an, die tüchtig sind, auch andere zu belehren.” – Kapitel 2:1 und 2 „Gedenke daran, daß Jesus Christus, aus Davids Stamm entsprossen, von den Toten auferstanden ist! So lautet ja die Frohe Botschaft, die ich verkündige. Für diese Botschaft muß ich leiden, ja sogar in Fesseln liegen, als ob ich ein Verbrecher wäre – doch Gottes Wort liegt darum nicht in Ketten. Deswegen nehme ich alles auf mich um der Auserwählten willen, damit auch sie das Heil erlangen, das in der Gemeinschaft Christi Jesu zu finden ist: ein Heil, verbunden mit ewiger Herrlichkeit.”

„Das Wort ist gewiß; denn wenn wir mitgestorben sind, so werden wir auch mitleben; wenn wir ausharren, so werden wir auch mitherrschen; wenn wir verleugnen, so wird auch Er uns verleugnen; wenn wir untreu sind, – Er bleibt treu, denn Er kann sich selbst nicht verleugnen.” – 2. Timotheus 2:7 -13