Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Leben Nach dem Tode

Lesedauer: 21 Minuten

„Wenn ein Mensch stirbt, wird er wieder leben?“ – Hiob 14:14

Kein Thema findet größeres und allgemeineres Interesse als die Möglichkeit des Lebens nach dem Tode, und zwar weil der Tod so allgemein ist, und alle vernünftig denkenden Menschen zu leben wünschen. Unter normalen Verhältnissen wünscht niemand zu sterben, doch alle wissen, dass nach menschlicher Voraussicht der Tod jedes Glied des Menschengeschlechts erwartet. Deshalb ist in den Herzen aller und auf den Lippen vieler die Frage, ob es ein Leben nach dem Tode gibt oder nicht.

Während aller Zeitalter haben Männer und Frauen in ihrer Verzweiflung über den Tod ihrer Lieben und in der Gewissheit ihres eigenen schließlichen Verfalls allerlei Philosophien erdacht, um ihre Furcht zu beruhigen, und die Wirklichkeit zu leugnen von dem, was so tragische Wirklichkeit ist. Sie haben zu glauben versucht, dass der Tod nicht das ist, was er zu sein scheint, dass er kein Feind, sondern ein Freund ist, durch den die Menschen in einen anderen und erhabeneren Lebensbereich eingehen.

Immer wieder sind die Fragen gestellt worden, sowohl von Gelehrten als auch Ungebildeten: Wo sind die Toten? Was geschieht, wenn jemand stirbt? Sind die Toten lebendiger als die Lebenden? Vor Tausenden von Jahren fragte der Prophet Hiob: „Wenn ein Mensch stirbt, wird er wieder leben?“ (Hiob. 14:14) So sprach der Prophet Gottes für unzählige Millionen, die den Tod ihrer Lieben betrauert, und die sich selbst, ebenso wie die ganze Menschheit, vor dem Kommen des Todes gefürchtet haben.

Hiob hatte ein persönliches und großes Interesse an der Antwort auf seine Frage: „Wenn ein Mensch stirbt, wird er wieder leben?“ denn er hatte gerade Gott gebeten, ihn sterben zu lassen. Hiob war nicht lebensmüde, sondern so durch Leiden erschöpft, dass er sich fragte, ob ein Leben unter solchen Verhältnissen noch der Mühe wert wäre. Jakobus schrieb: „Von dem Ausharren Hiobs habt ihr gehört.“ (Jakobus 5:11) Hiob bedurfte des Ausharrens, denn Gott hatte für ihn außerordentlich schwere Trübsal zugelassen. Seine Herden und seine Familie wurden vernichtet. Er verlor seine Gesundheit und wurde von einer ekelhaften Hautkrankheit geplagt, die seinen Körper ergriffen hatte. Schließlich wandte auch sein Weib sich gegen ihn und sagte: „Sage dich los von Gott und stirb!“ – Hiob 2:9

Aber Hiob war nicht geneigt, sich von Gott loszusagen. Er vertraute auf Gott, wenn er auch nicht verstand, warum so schwere Leiden für ihn zugelassen wurden. Verständlicherweise suchte er Befreiung von den Leiden, wenn es Gottes Wille wäre, weshalb er betete: „O dass du in dem Scheol mich verstecktest, mich verbärgest, bis dein Zorn sich abwendete, mir eine Frist setztest und dann meiner gedächtest!“ – Hiob 14:13

Nachdem er Gott gebeten hatte, ihn sterben zu lassen, erwog er die Frage, was es bedeuten würde, wenn Gott sein Gebet erhörte und ihn sterben ließ. Deshalb fragte er: „Wenn ein Mensch stirbt [wenn ich sterbe, wie ich gebeten habe], wird er wieder leben [werde ich wieder leben]?“ Hiob sprach vom Standpunkt seiner eigenen Erfahrungen und Empfindungen aus, aber als ein Prophet Gottes sind seine Worte göttlich inspiriert, weshalb wir wissen, dass er die Frage über Leben nach dem Tode so ausdrückte, dass sie in Übereinstimmung mit der Wahrheit des Wortes Gottes über diesen Gegenstand ist.

Es ist daher wichtig, zu beachten, dass Hiob nicht fragte: „Wenn ein Mensch stirbt, ist er dann lebendiger als zuvor?“ Auch fragte er nicht: „Bedeutet der Tod für den Menschen, dass er sich nur an einen anderen Platz begeben hat, oder dass er in den Himmel oder an einen Ort der Qual gegangen ist?“ Hiob wusste, dass der Mensch tot ist, wenn er stirbt, deshalb lautete die Frage, die er stellte: „Wenn ein Mensch stirbt, wird er wieder leben?“

Hierdurch wird unsere Aufmerksamkeit auf die große grundlegende Wahrheit der Bibel gelenkt, dass Leben nach dem Tode von der Wiederbelebung, von der Auferweckung abhängt. Es gibt eine Hoffnung auf Leben nach dem Tode, nicht weil es keinen Tod gibt, sondern weil Gott verheißen hat, seine große Macht anzuwenden, um die Toten zum Leben zurückzubringen. Hiob wusste, dass, wenn er sterben dürfte, um weiteren Leiden zu entgehen, Gott ihn später zum Leben zurückbringen würde, denn er sagte weiter: „Alle Tage meiner Dienstzeit wollte ich harren [im Tode], bis meine Ablösung [vom Tode zum Leben] käme! Du würdest rufen, und ich würde dir antworten; du würdest dich sehnen nach dem Werke deiner Hände.“ – Hiob. 14:14, 15

Die Auferstehungs–Hoffnung

Hiobs Bestätigung, dass Gott ihn zu seiner bestimmten Zeit aus dem Tode hervorrufen würde, ist mit dem Zeugnis des ganzen Wortes Gottes über den Gegenstand des Lebens nach dem Tode in Übereinstimmung. Diese Hoffnung der Auferstehung wird im Neuen Testament ganz klar und mit so tröstender Zusicherung dargelegt.

Der Apostel Paulus schrieb: „Da ja durch einen Menschen der Tod kam, so auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten.“ (1. Kor. 15:21) Die in diesem Text erwähnten zwei Menschen sind Adam und Jesus. Adam übertrat das göttliche Gesetz und brachte die Todesstrafe auf sich und seine Nachkommenschaft. Jesus nahm im Tode die Stellung des Sünders ein und machte dadurch die Freilassung des adamischen Geschlechts aus dem Tode durch eine Auferstehung möglich. Dies meinte Paulus, als er schrieb: „Der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gnadengabe Gottes aber ewiges Leben in Christo Jesu, unserem Herrn.“ – Römer 6:23

Die Auferstehung der Toten ist von so grosser Bedeutung für die Gewissheit des Lebens nach dem Tode, dass der Apostel Paulus in seiner Bezugnahme auf Christen betonte, dass, wenn es keine Auferstehung gibt, dann „auch die, welche in Christo entschlafen sind, verloren“ gingen. (1. Kor. 15:18) Dies bedeutet, dass selbst solche, die jetzt an Christum glauben und in seinen Fußtapfen nachfolgen, verloren gegangen sind, wenn es keine Auferstehung gibt.

Warum die Verwirrung?

Da die Bibel so deutlich lehrt, dass die Hoffnung auf Leben nach dem Tode auf die Verheißungen Gottes gegründet ist, die Toten in der Auferstehung in das Leben zurückzurufen, taucht ganz natürlich die Frage auf: Warum sind so viele, die vorgeben, die Lehren der Bibel zu glauben, so verwirrt über diesen Gegenstand? Diese Verwirrung hatte ihren Ursprung im Garten Eden.

Gott sagte zu Adam: „Von dem Baume der Erkenntnis des Guten und Bösen, davon sollst du nicht essen; denn welches Tages du davon issest, wirst du gewisslich sterben.“ (1. Mose 2:17) Später wurde Eva hierüber von Satan gefragt, indem er durch die Schlange sprach: „Hat Gott wirklich gesagt : ,Ihr sollt nicht essen von jedem Baume des Gartens’?“ (1. Mose 3:1) Eva bestätigte, was Gott gesagt hatte, einschließlich seiner Erklärung, dass der Tod die Strafe für Ungehorsam sein würde. – Verse 2,3

Darauf antwortete Satan und sagte zu Eva: „Mit nichten werdet ihr sterben!“ (1. Mose 3:4) Das war eine Verneinung dessen, was der Schöpfer gesagt hatte. In Wirklichkeit beschuldigte Satan Gott der Lüge, als Gott sagte, dass der Tod die Strafe für Ungehorsam sein würde. Möglicherweise glaubte Satan, dass er irgendwie die göttliche Absicht, die Todesstrafe über den Menschen zu verhängen, verhindern könnte. Wenn er so dachte, dann entdeckte er bald, dass seine Bemühungen vergeblich waren, denn die Menschheit begann zu sterben.

Satan gab aber nicht zu, dass er unrecht hatte. Statt dessen fing er an, mit menschlicher Hilfe die Lüge zu verbreiten, dass der Tod nicht das ist, was er zu sein scheint, dass es in Wirklichkeit keinen Tod gibt. In dem Grade, als er die Menschen zu diesem Glauben veranlassen konnte, wollte er beweisen, dass er die Wahrheit sprach, als er zu Mutter Eva sagte: „Mit nichten werdet ihr sterben!“ ihr werdet nur zu sterben scheinen, in Wirklichkeit aber lebendiger sein als zuvor.

Denen, die Vertrauen in Gottes Wort haben, sollte die Entscheidung nicht schwer fallen, welche von den beiden Aussagen angenommen werden sollte, die im Garten Eden gemacht wurden. Der Schöpfer erklärte: „Welches Tages du davon issest, wirst du gewisslich sterben.“ Wir wissen, dass Gott die Wahrheit sprach. Und Satan sagte: „Mit nichten werdet ihr sterben,“ und wir wissen, dass er nicht die Wahrheit sprach. Jesus sagte von Satan: „Er ist ein Lügner und der Vater derselben.“ – Johannes 8:44

Satan ist nicht nur ein Lügner, sondern auch „der Vater derselben,“ wie Jesus erklärte. Satan erzeugte die erste Lüge, und es war die verheerendste und weitreichendste Lüge, die je ausgesprochen wurde. Dieser Betrug im Garten Eden hat die Wahrheit über den Tod in den Sinnen der Menschen aller Nationen und Religionen verfälscht, indem die Wahrheit, wie sie von Gott ausgedrückt war: „Du wirst gewisslich sterben,“ nur von verhältnismäßig wenigen geglaubt worden ist.

Das getrennte Wesen ist Betrug

Es ist allen offenbar, dass der menschliche Körper stirbt. Satan wusste, dass er die Menschen in Bezug hierauf auf keine Weise betrügen könnte, weshalb er anfing, den Gedanken zu verbreiten, dass sich etwas im menschlichen Körper befindet, das vom Körper getrennt ist, ein Wesen, das aus dem Körper entflieht, wenn er stirbt, und weiterlebt, in bekennenden christlichen Kreisen wird dieses unbestimmbare Etwas „unsterbliche Seele“ bezeichnet.

Die alten Ägypter vertraten diese Ansicht. Sie wurde später von griechischen Philosophen angenommen und nach dem Tode der Apostel durch heidnische Philosophen in die christliche Kirche eingeführt. Wenn auch diese Theorie, dass im Menschen etwas ist, das nicht sterben kann, und dass es daher keinen Tod gibt, in verschiedener Weise dargestellt wird, so ist sie doch die allgemeine Ansicht aller heidnischen Gläubigen gewesen.

Die Bibel deutet an, dass sie auch in den Tagen des Königs Salomo unter den Heiden vorherrschte, denn er bekämpfte diesen Irrtum mit der Wahrheit. Er schrieb: „Denn was das Geschick der Menschenkinder und das Geschick der Tiere betrifft, so haben sie einerlei Geschick: wie diese sterben, so sterben jene, und einen Odem haben sie alle; und da ist kein Vorzug des Menschen vor dem Tiere, denn alles ist Eitelkeit. Alles geht an einen Ort; alles ist aus dem Staube geworden, und alles kehrt zum Staube zurück. Wer weiß (oder wer kann beweisen) von dem Odem der Menschenkinder, ob er aufwärts fährt, und von dem Odem der Tiere, ob er niederwärts zur Erde hinabfährt?“ – Pred. 3:19-21.

Wie klar sagt Salomo die Wahrheit Gottes und bestätigt, dass im Tode Mensch und Tier gleich sind, dass beide denselben Odem oder „Geist“ haben, wie dasselbe hebräische Wort oft übersetzt ist. Nachdem er so die Wahrheit feststellte, fragt er: Wer kann beweisen, dass es anders ist? Offenbar wusste er, dass die umliegenden heidnischen Nationen anders glaubten, dass sie an der Lüge des Teufels festhielten, dass es keinen Tod gibt, und dass es einen „Geist“ gibt, der „aufwärts“ fährt und weiterlebt, während der Körper stirbt. Aber Salomo sagt, dass dies nicht wahr ist. Er zeigt vielmehr, dass im Tode Mensch und Tier gleich sind. Der Vorrang des Menschen vor dem Tier besteht darin, dass Gott verheißen hat, toten Menschen in der Auferstehung das Leben wiederzugeben, während er dies für die Tiere nicht verheißen hat.

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